einrückten. Der Feind hatte diesen Morgenbesuch so wenig erwartet, daß er sogar war fouragiren gegan- gen. Unsere Ankunft verbreitete so viele Unruhe un- ter seinen Truppen bey Lens, daß sie sich in aller Eil zurück zogen, und wir in ihrem Lager auf den Ebe- nen bey Lens Posto faßten.
Den 22sten schlugen wir des Morgens unsereBelagerung von Douay. Brücken über die Scarpe; die Armee gieng die fol- gende Nacht darüber und berennete den nächsten Morgen die Stadt Douay. Den 25sten fiengen wir unsere Linien an; der Fürst von Anhalt-Dessau, der dem Grafen Lottum in dem Commando der Preussi- schen Truppen folgte, kam an diesem Tage bey uns an, und führte den einen Angriff auf die Stadt, der Prinz von Nassau aber den andern. Den 29sten waren unsere Linien fertig, und die Reiterey hatte eine große Menge Faschinen und Schanzkörbe zur Bela- gerung herbey geschaffet. Den 1sten May besetzten unsere Truppen das Schloß Pignonville, und den 3ten Chateaux-Loway, wo sich 340 Mann gefan- gen gaben. Den 4ten wurden unsere Laufgräben auf beyden Angriffen geöffnet, und unsere Leute gru- ben sich ohne Verlust ein, weil man sie aus der Stadt nicht war gewahr geworden. Den 9ten Abends um 10 Uhr that der Feind einen lebhaften Ausfall auf des Prinzen von Nassau Angriff, welches die Arbei- ter in große Unordnung brachte. Sie schleiften eini- ge Theile unserer Parallele, wurden aber endlich mit beträchtlichem Verluste zurück getrieben, und bis an die Contrescarpe verfolgt. Das Gefecht war so leb- haft, daß wir 300 Mann Todte und Verwundete hatten, und vermuthlich war der feindliche Verlust
nicht
einruͤckten. Der Feind hatte dieſen Morgenbeſuch ſo wenig erwartet, daß er ſogar war fouragiren gegan- gen. Unſere Ankunft verbreitete ſo viele Unruhe un- ter ſeinen Truppen bey Lens, daß ſie ſich in aller Eil zuruͤck zogen, und wir in ihrem Lager auf den Ebe- nen bey Lens Poſto faßten.
Den 22ſten ſchlugen wir des Morgens unſereBelagerung von Douay. Bruͤcken uͤber die Scarpe; die Armee gieng die fol- gende Nacht daruͤber und berennete den naͤchſten Morgen die Stadt Douay. Den 25ſten fiengen wir unſere Linien an; der Fuͤrſt von Anhalt-Deſſau, der dem Grafen Lottum in dem Commando der Preuſſi- ſchen Truppen folgte, kam an dieſem Tage bey uns an, und fuͤhrte den einen Angriff auf die Stadt, der Prinz von Naſſau aber den andern. Den 29ſten waren unſere Linien fertig, und die Reiterey hatte eine große Menge Faſchinen und Schanzkoͤrbe zur Bela- gerung herbey geſchaffet. Den 1ſten May beſetzten unſere Truppen das Schloß Pignonville, und den 3ten Chateaux-Loway, wo ſich 340 Mann gefan- gen gaben. Den 4ten wurden unſere Laufgraͤben auf beyden Angriffen geoͤffnet, und unſere Leute gru- ben ſich ohne Verluſt ein, weil man ſie aus der Stadt nicht war gewahr geworden. Den 9ten Abends um 10 Uhr that der Feind einen lebhaften Ausfall auf des Prinzen von Naſſau Angriff, welches die Arbei- ter in große Unordnung brachte. Sie ſchleiften eini- ge Theile unſerer Parallele, wurden aber endlich mit betraͤchtlichem Verluſte zuruͤck getrieben, und bis an die Contreſcarpe verfolgt. Das Gefecht war ſo leb- haft, daß wir 300 Mann Todte und Verwundete hatten, und vermuthlich war der feindliche Verluſt
nicht
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einruͤckten. Der Feind hatte dieſen Morgenbeſuch ſo
wenig erwartet, daß er ſogar war fouragiren gegan-
gen. Unſere Ankunft verbreitete ſo viele Unruhe un-
ter ſeinen Truppen bey Lens, daß ſie ſich in aller Eil
zuruͤck zogen, und wir in ihrem Lager auf den Ebe-
nen bey Lens Poſto faßten.
Den 22ſten ſchlugen wir des Morgens unſere
Bruͤcken uͤber die Scarpe; die Armee gieng die fol-
gende Nacht daruͤber und berennete den naͤchſten
Morgen die Stadt Douay. Den 25ſten fiengen wir
unſere Linien an; der Fuͤrſt von Anhalt-Deſſau, der
dem Grafen Lottum in dem Commando der Preuſſi-
ſchen Truppen folgte, kam an dieſem Tage bey uns
an, und fuͤhrte den einen Angriff auf die Stadt, der
Prinz von Naſſau aber den andern. Den 29ſten
waren unſere Linien fertig, und die Reiterey hatte eine
große Menge Faſchinen und Schanzkoͤrbe zur Bela-
gerung herbey geſchaffet. Den 1ſten May beſetzten
unſere Truppen das Schloß Pignonville, und den
3ten Chateaux-Loway, wo ſich 340 Mann gefan-
gen gaben. Den 4ten wurden unſere Laufgraͤben
auf beyden Angriffen geoͤffnet, und unſere Leute gru-
ben ſich ohne Verluſt ein, weil man ſie aus der Stadt
nicht war gewahr geworden. Den 9ten Abends um
10 Uhr that der Feind einen lebhaften Ausfall auf
des Prinzen von Naſſau Angriff, welches die Arbei-
ter in große Unordnung brachte. Sie ſchleiften eini-
ge Theile unſerer Parallele, wurden aber endlich mit
betraͤchtlichem Verluſte zuruͤck getrieben, und bis an
die Contreſcarpe verfolgt. Das Gefecht war ſo leb-
haft, daß wir 300 Mann Todte und Verwundete
hatten, und vermuthlich war der feindliche Verluſt
nicht
Belagerung
von Douay.
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/39>, abgerufen am 21.11.2024.
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