men Dasan, machte, als der älteste, Anspruch auf die Nachfolge, welches auch ein gültiges Recht war, ob seine Mutter gleich nur eine Concubine gewesen war; die zwey jüngsten, die Dunduambu und Batu hießen, waren mit der Gemahlinn erzeuget, und wurden von dem alten Cham ihrem Großvater, und von seinem zweyten Sohne, Schurundunduck, ihrem Vetter, ge- liebet, der den Prinzen Dasan und seine ganze Hor- de oder Clan, die aus 7000 Mann bestand, nieder- zumachen drohete, wenn er sich unterstünde, dem Prin- zen Dunduambu die Nachfolge streitig zu machen. Sie wurden damals von dem alten Cham abgehalten, als dieser aber starb, sagte der Prinz Schurundun- duck seinem Enkel, dem Dasan, wie er wolle, daß der Dunduambu seinem Großvater nachfolgen solle, und, wenn er dieses nicht im Friede zugeben wolle, er dazu würde gezwungen werden. Als sie aber sahen, daß ihre Drohungen keine Wirkungen bey dem Prin- zen thaten, so fiengen sie an, eine Armee von 20000 Mann zusammen zu ziehen, welches den Prinz Da- san und seine zwey Brüder nebst seiner ganzen Horde nöthigte, sich nahe nach Astrakan zu ziehen, wo er mit seinen Brüdern in die Stadt kam, und um Beystand wider ihren jüngern Bruder bat, sich auch erbot, seine Ansprüche der Entscheidung des Kaisers zu überlassen. Hierüber hielten der General und der Gouverneur nebst den übrigen Officieren von der Armee und der Besatzung einen Rath, worinn beschlossen wurde, ih- nen einige Truppen zur Bedeckung zu schicken; in- dem der Gouverneur gesonnen war, sich selbst dahin zu begeben, und die streitenden Partheyen, wo mög- lich, auszusöhnen.
Nach-
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men Daſan, machte, als der aͤlteſte, Anſpruch auf die Nachfolge, welches auch ein guͤltiges Recht war, ob ſeine Mutter gleich nur eine Concubine geweſen war; die zwey juͤngſten, die Dunduambu und Batu hießen, waren mit der Gemahlinn erzeuget, und wurden von dem alten Cham ihrem Großvater, und von ſeinem zweyten Sohne, Schurundunduck, ihrem Vetter, ge- liebet, der den Prinzen Daſan und ſeine ganze Hor- de oder Clan, die aus 7000 Mann beſtand, nieder- zumachen drohete, wenn er ſich unterſtuͤnde, dem Prin- zen Dunduambu die Nachfolge ſtreitig zu machen. Sie wurden damals von dem alten Cham abgehalten, als dieſer aber ſtarb, ſagte der Prinz Schurundun- duck ſeinem Enkel, dem Daſan, wie er wolle, daß der Dunduambu ſeinem Großvater nachfolgen ſolle, und, wenn er dieſes nicht im Friede zugeben wolle, er dazu wuͤrde gezwungen werden. Als ſie aber ſahen, daß ihre Drohungen keine Wirkungen bey dem Prin- zen thaten, ſo fiengen ſie an, eine Armee von 20000 Mann zuſammen zu ziehen, welches den Prinz Da- ſan und ſeine zwey Bruͤder nebſt ſeiner ganzen Horde noͤthigte, ſich nahe nach Aſtrakan zu ziehen, wo er mit ſeinen Bruͤdern in die Stadt kam, und um Beyſtand wider ihren juͤngern Bruder bat, ſich auch erbot, ſeine Anſpruͤche der Entſcheidung des Kaiſers zu uͤberlaſſen. Hieruͤber hielten der General und der Gouverneur nebſt den uͤbrigen Officieren von der Armee und der Beſatzung einen Rath, worinn beſchloſſen wurde, ih- nen einige Truppen zur Bedeckung zu ſchicken; in- dem der Gouverneur geſonnen war, ſich ſelbſt dahin zu begeben, und die ſtreitenden Partheyen, wo moͤg- lich, auszuſoͤhnen.
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men Daſan, machte, als der aͤlteſte, Anſpruch auf die
Nachfolge, welches auch ein guͤltiges Recht war, ob
ſeine Mutter gleich nur eine Concubine geweſen war;
die zwey juͤngſten, die Dunduambu und Batu hießen,
waren mit der Gemahlinn erzeuget, und wurden von
dem alten Cham ihrem Großvater, und von ſeinem
zweyten Sohne, Schurundunduck, ihrem Vetter, ge-
liebet, der den Prinzen Daſan und ſeine ganze Hor-
de oder Clan, die aus 7000 Mann beſtand, nieder-
zumachen drohete, wenn er ſich unterſtuͤnde, dem Prin-
zen Dunduambu die Nachfolge ſtreitig zu machen.
Sie wurden damals von dem alten Cham abgehalten,
als dieſer aber ſtarb, ſagte der Prinz Schurundun-
duck ſeinem Enkel, dem Daſan, wie er wolle, daß
der Dunduambu ſeinem Großvater nachfolgen ſolle,
und, wenn er dieſes nicht im Friede zugeben wolle, er
dazu wuͤrde gezwungen werden. Als ſie aber ſahen,
daß ihre Drohungen keine Wirkungen bey dem Prin-
zen thaten, ſo fiengen ſie an, eine Armee von 20000
Mann zuſammen zu ziehen, welches den Prinz Da-
ſan und ſeine zwey Bruͤder nebſt ſeiner ganzen Horde
noͤthigte, ſich nahe nach Aſtrakan zu ziehen, wo er mit
ſeinen Bruͤdern in die Stadt kam, und um Beyſtand
wider ihren juͤngern Bruder bat, ſich auch erbot, ſeine
Anſpruͤche der Entſcheidung des Kaiſers zu uͤberlaſſen.
Hieruͤber hielten der General und der Gouverneur
nebſt den uͤbrigen Officieren von der Armee und der
Beſatzung einen Rath, worinn beſchloſſen wurde, ih-
nen einige Truppen zur Bedeckung zu ſchicken; in-
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/395>, abgerufen am 24.11.2024.
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