und schloß endlich damit, daß er beyden Majestä- ten im Nahmen der Reichsstände Glück wünschte.
Nach Endigung dieser Ceremonien, gieng derProceßion zur St. Mi- chaeliskirche. Herzog von Holstein die Kaiserinn in die St. Michae- liskirche zu begleiten, wohin sie sich fast in eben der Ordnung begab, in welcher sie aus dem Schlosse ge- kommen war, ausgenommen, daß sie den Mantel um- und die Krone auf dem Haupte hatte, und unter ei- nem reichen Himmel gieng, welchen vier Generalma- jors auf filbernen Stangen trugen, an deren jeder sich acht vergoldete silberne Adler mit Kronen und Quasten von Gold, die an goldenen Schnuren hiengen, be- fanden. Der Scepter und der Reichsapfel wurden vor ihr her, und die Schleppe wie vorher getragen; der Fürst Menzikof gieng hinter der Kaiserinn, und hinter ihm Prinzenstein, der Kanzler von der Schatz- kammer, und Pleskof, der Präsident von der Fi- nanzkammer, die jeder einen rothsammetnen mit Gold gestickten Beutel hatten, worinn goldene und silberne Medaillen waren, die der Fürst auf dem We- ge nach der Kirche unter das Volk warf. Sobald sich die Kaiserinn der Thüre genähert hatte, kam ihr ein Erzbischof mit einem Crucifix entgegen und gieng vor ihr her. Während der Zeit, da gesungen wurde, gieng die Kaiserinn zu den Begräbnissen der glorrei- chen Vorfahren des Kaisers und verrichtete daselbst ihre Andacht. Als sie aus dieser Kirche heraus gieng, wurden die Kanonen zum dritten Mahle gelöset und die Glocken geläutet, wozu Trompeten und Pauken giengen, und ein freudenvolles Geschrey des Volks ertönte.
Von
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und ſchloß endlich damit, daß er beyden Majeſtaͤ- ten im Nahmen der Reichsſtaͤnde Gluͤck wuͤnſchte.
Nach Endigung dieſer Ceremonien, gieng derProceßion zur St. Mi- chaeliskirche. Herzog von Holſtein die Kaiſerinn in die St. Michae- liskirche zu begleiten, wohin ſie ſich faſt in eben der Ordnung begab, in welcher ſie aus dem Schloſſe ge- kommen war, ausgenommen, daß ſie den Mantel um- und die Krone auf dem Haupte hatte, und unter ei- nem reichen Himmel gieng, welchen vier Generalma- jors auf filbernen Stangen trugen, an deren jeder ſich acht vergoldete ſilberne Adler mit Kronen und Quaſten von Gold, die an goldenen Schnuren hiengen, be- fanden. Der Scepter und der Reichsapfel wurden vor ihr her, und die Schleppe wie vorher getragen; der Fuͤrſt Menzikof gieng hinter der Kaiſerinn, und hinter ihm Prinzenſtein, der Kanzler von der Schatz- kammer, und Pleskof, der Praͤſident von der Fi- nanzkammer, die jeder einen rothſammetnen mit Gold geſtickten Beutel hatten, worinn goldene und ſilberne Medaillen waren, die der Fuͤrſt auf dem We- ge nach der Kirche unter das Volk warf. Sobald ſich die Kaiſerinn der Thuͤre genaͤhert hatte, kam ihr ein Erzbiſchof mit einem Crucifix entgegen und gieng vor ihr her. Waͤhrend der Zeit, da geſungen wurde, gieng die Kaiſerinn zu den Begraͤbniſſen der glorrei- chen Vorfahren des Kaiſers und verrichtete daſelbſt ihre Andacht. Als ſie aus dieſer Kirche heraus gieng, wurden die Kanonen zum dritten Mahle geloͤſet und die Glocken gelaͤutet, wozu Trompeten und Pauken giengen, und ein freudenvolles Geſchrey des Volks ertoͤnte.
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und ſchloß endlich damit, daß er beyden Majeſtaͤ-
ten im Nahmen der Reichsſtaͤnde Gluͤck wuͤnſchte.
Nach Endigung dieſer Ceremonien, gieng der
Herzog von Holſtein die Kaiſerinn in die St. Michae-
liskirche zu begleiten, wohin ſie ſich faſt in eben der
Ordnung begab, in welcher ſie aus dem Schloſſe ge-
kommen war, ausgenommen, daß ſie den Mantel um-
und die Krone auf dem Haupte hatte, und unter ei-
nem reichen Himmel gieng, welchen vier Generalma-
jors auf filbernen Stangen trugen, an deren jeder ſich
acht vergoldete ſilberne Adler mit Kronen und Quaſten
von Gold, die an goldenen Schnuren hiengen, be-
fanden. Der Scepter und der Reichsapfel wurden
vor ihr her, und die Schleppe wie vorher getragen;
der Fuͤrſt Menzikof gieng hinter der Kaiſerinn, und
hinter ihm Prinzenſtein, der Kanzler von der Schatz-
kammer, und Pleskof, der Praͤſident von der Fi-
nanzkammer, die jeder einen rothſammetnen mit
Gold geſtickten Beutel hatten, worinn goldene und
ſilberne Medaillen waren, die der Fuͤrſt auf dem We-
ge nach der Kirche unter das Volk warf. Sobald
ſich die Kaiſerinn der Thuͤre genaͤhert hatte, kam ihr
ein Erzbiſchof mit einem Crucifix entgegen und gieng
vor ihr her. Waͤhrend der Zeit, da geſungen wurde,
gieng die Kaiſerinn zu den Begraͤbniſſen der glorrei-
chen Vorfahren des Kaiſers und verrichtete daſelbſt
ihre Andacht. Als ſie aus dieſer Kirche heraus gieng,
wurden die Kanonen zum dritten Mahle geloͤſet und
die Glocken gelaͤutet, wozu Trompeten und Pauken
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Proceßion
zur St. Mi-
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/431>, abgerufen am 21.11.2024.
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