Haag gieng, und den 1sten April zu Amsterstam an- kam, wo ich mit einem Holländischen Schiffe nach Königsberg segelte. Wir segelten den 13ten aus dem Texel, liefen den 2ten May in den Sund ein, und ankerten den 7ten zu Pillau, welches ein Fort und Hafen ist, der dem Könige von Preussen gehöret. Jch machte sogleich dem Gouverneur meine Aufwar- tung, welcher mir sagte, daß General Bruce an ihn geschrieben und ihn gebethen habe, mich, wenn ich an- kommen sollte, nach Elbingen zu befördern. Weil nun der Gouverneur glaubte, daß der General nicht so bald von Elbingen abreisen würde, so bath er mich, ein Paar Tage bey ihm zu bleiben, und ihm einige Nachricht von dem letzten Feldzuge zu ertheilen. Nach dem Essen trat ein Officier herein, welcher dem Gou- verneur meldete, wie er von einem Herrn, der eben von Elbingen gekommen sey, erfahren habe, daß der General denselben Tag habe von Elbingen abreisen wollen. Jch beschloß daher, sogleich abzureisen, ließ mich in einem Bothe an das andere Ufer setzen, nahm ein Pferd nach Elbingen, und kam noch denselben Abend daselbst an. Hier erfuhr ich, daß der General den Nachmittag abge- reiset sey, nachdem er einen Expressen von dem Czar er- halten hatte, so geschwinde als möglich zu ihm zu kommen.
Der General-Major Balk, Gouverneur zuEr hohlt den General Bruce ein. Elbingen, sagte mir, der General Bruce habe ihn gebethen, mich, so bald ich ankommen würde, ihm so gleich nachzuschicken. Jch nahm also so gleich ein Pferd, ritt die ganze finstere Nacht durch, und hohlte ihn den folgenden Morgen, den 9ten May, in Preussisch-Holland ein, eben da er seine Reise fort- setzen wollte. Er empfieng mich sehr gütig, und da
er
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Haag gieng, und den 1ſten April zu Amſterſtam an- kam, wo ich mit einem Hollaͤndiſchen Schiffe nach Koͤnigsberg ſegelte. Wir ſegelten den 13ten aus dem Texel, liefen den 2ten May in den Sund ein, und ankerten den 7ten zu Pillau, welches ein Fort und Hafen iſt, der dem Koͤnige von Preuſſen gehoͤret. Jch machte ſogleich dem Gouverneur meine Aufwar- tung, welcher mir ſagte, daß General Bruce an ihn geſchrieben und ihn gebethen habe, mich, wenn ich an- kommen ſollte, nach Elbingen zu befoͤrdern. Weil nun der Gouverneur glaubte, daß der General nicht ſo bald von Elbingen abreiſen wuͤrde, ſo bath er mich, ein Paar Tage bey ihm zu bleiben, und ihm einige Nachricht von dem letzten Feldzuge zu ertheilen. Nach dem Eſſen trat ein Officier herein, welcher dem Gou- verneur meldete, wie er von einem Herrn, der eben von Elbingen gekommen ſey, erfahren habe, daß der General denſelben Tag habe von Elbingen abreiſen wollen. Jch beſchloß daher, ſogleich abzureiſen, ließ mich in einem Bothe an das andere Ufer ſetzen, nahm ein Pferd nach Elbingen, und kam noch denſelben Abend daſelbſt an. Hier erfuhr ich, daß der General den Nachmittag abge- reiſet ſey, nachdem er einen Expreſſen von dem Czar er- halten hatte, ſo geſchwinde als moͤglich zu ihm zu kommen.
Der General-Major Balk, Gouverneur zuEr hohlt den General Bruce ein. Elbingen, ſagte mir, der General Bruce habe ihn gebethen, mich, ſo bald ich ankommen wuͤrde, ihm ſo gleich nachzuſchicken. Jch nahm alſo ſo gleich ein Pferd, ritt die ganze finſtere Nacht durch, und hohlte ihn den folgenden Morgen, den 9ten May, in Preuſſiſch-Holland ein, eben da er ſeine Reiſe fort- ſetzen wollte. Er empfieng mich ſehr guͤtig, und da
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Haag gieng, und den 1ſten April zu Amſterſtam an-
kam, wo ich mit einem Hollaͤndiſchen Schiffe nach
Koͤnigsberg ſegelte. Wir ſegelten den 13ten aus
dem Texel, liefen den 2ten May in den Sund ein,
und ankerten den 7ten zu Pillau, welches ein Fort
und Hafen iſt, der dem Koͤnige von Preuſſen gehoͤret.
Jch machte ſogleich dem Gouverneur meine Aufwar-
tung, welcher mir ſagte, daß General Bruce an ihn
geſchrieben und ihn gebethen habe, mich, wenn ich an-
kommen ſollte, nach Elbingen zu befoͤrdern. Weil
nun der Gouverneur glaubte, daß der General nicht
ſo bald von Elbingen abreiſen wuͤrde, ſo bath er mich,
ein Paar Tage bey ihm zu bleiben, und ihm einige
Nachricht von dem letzten Feldzuge zu ertheilen. Nach
dem Eſſen trat ein Officier herein, welcher dem Gou-
verneur meldete, wie er von einem Herrn, der eben von
Elbingen gekommen ſey, erfahren habe, daß der General
denſelben Tag habe von Elbingen abreiſen wollen. Jch
beſchloß daher, ſogleich abzureiſen, ließ mich in einem
Bothe an das andere Ufer ſetzen, nahm ein Pferd nach
Elbingen, und kam noch denſelben Abend daſelbſt an.
Hier erfuhr ich, daß der General den Nachmittag abge-
reiſet ſey, nachdem er einen Expreſſen von dem Czar er-
halten hatte, ſo geſchwinde als moͤglich zu ihm zu kommen.
Der General-Major Balk, Gouverneur zu
Elbingen, ſagte mir, der General Bruce habe ihn
gebethen, mich, ſo bald ich ankommen wuͤrde, ihm
ſo gleich nachzuſchicken. Jch nahm alſo ſo gleich
ein Pferd, ritt die ganze finſtere Nacht durch, und
hohlte ihn den folgenden Morgen, den 9ten May,
in Preuſſiſch-Holland ein, eben da er ſeine Reiſe fort-
ſetzen wollte. Er empfieng mich ſehr guͤtig, und da
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/49>, abgerufen am 21.11.2024.
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