Bagage-Wagen, damit sie dem Feinde nicht in die Hände fallen möchten. Es war zu verwundern, daß der Feind aus den vielen Feuern, welche wir in der Nacht machten, unsere Verwirrung nicht merkte, welche ihm die beste Gelegenheit würde gegeben ha- ben, unsere ganze Armee zu Grunde zu richten, wel- ches er mit einem kleinen Theil der seinigen hätte be- werkstelligen können. Allein zu unserm Glücke schie- nen die Türken mehr auf ihre eigene Sicherheit, als auf unsern Untergang bedacht zu seyn, denn sie waren so geschäftig, sich zu verschanzen, daß sie darüber auf uns keine Acht hatten. Bey Anbruch des Tages wurden unsere zerstreuten Truppen wieder in Ordnung gebracht, und unsere Armee stellte sich in ein geschlos- senes Viereck, wobey der Fluß die vierte Seite aus- machte, welches den Vortheil brachte, daß wir un- ser Viereck länger ausdehnen konnten. Unsere Wa- gen wurden zur Bedeckung der Damen in die Mitte genommen.
Auf der andern Seite des Flusses und uns gegen über standen die Crimmischen Tartarn, unter welchen der König von Schweden sein Lager aufgeschlagen hatte, die Bewegungen unserer Armee zu beobachten. Die Tartarn fielen uns, so oft wir zu Wasser giengen, sehr beschwerlich; allein so bald wir nur einige Kano- nen gegen sie spielen ließen, hielten sie sich in einiger Entfernung. Unsere Armee ward mit Spanischen Reitern umgeben, welches die einige Schutzwehr war, welche wir hatten.
Die Türkische Armee umgab uns auf allen Sei-Wir fechten drey Tage mit den Tür- ken. ten, in der Absicht, uns durch Hunger zur Uebergabe zu bringen, und dieß würden sie gewiß in kurzer Zeit
bewerk-
D
Bagage-Wagen, damit ſie dem Feinde nicht in die Haͤnde fallen moͤchten. Es war zu verwundern, daß der Feind aus den vielen Feuern, welche wir in der Nacht machten, unſere Verwirrung nicht merkte, welche ihm die beſte Gelegenheit wuͤrde gegeben ha- ben, unſere ganze Armee zu Grunde zu richten, wel- ches er mit einem kleinen Theil der ſeinigen haͤtte be- werkſtelligen koͤnnen. Allein zu unſerm Gluͤcke ſchie- nen die Tuͤrken mehr auf ihre eigene Sicherheit, als auf unſern Untergang bedacht zu ſeyn, denn ſie waren ſo geſchaͤftig, ſich zu verſchanzen, daß ſie daruͤber auf uns keine Acht hatten. Bey Anbruch des Tages wurden unſere zerſtreuten Truppen wieder in Ordnung gebracht, und unſere Armee ſtellte ſich in ein geſchloſ- ſenes Viereck, wobey der Fluß die vierte Seite aus- machte, welches den Vortheil brachte, daß wir un- ſer Viereck laͤnger ausdehnen konnten. Unſere Wa- gen wurden zur Bedeckung der Damen in die Mitte genommen.
Auf der andern Seite des Fluſſes und uns gegen uͤber ſtanden die Crimmiſchen Tartarn, unter welchen der Koͤnig von Schweden ſein Lager aufgeſchlagen hatte, die Bewegungen unſerer Armee zu beobachten. Die Tartarn fielen uns, ſo oft wir zu Waſſer giengen, ſehr beſchwerlich; allein ſo bald wir nur einige Kano- nen gegen ſie ſpielen ließen, hielten ſie ſich in einiger Entfernung. Unſere Armee ward mit Spaniſchen Reitern umgeben, welches die einige Schutzwehr war, welche wir hatten.
Die Tuͤrkiſche Armee umgab uns auf allen Sei-Wir fechten drey Tage mit den Tuͤr- ken. ten, in der Abſicht, uns durch Hunger zur Uebergabe zu bringen, und dieß wuͤrden ſie gewiß in kurzer Zeit
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Bagage-Wagen, damit ſie dem Feinde nicht in die
Haͤnde fallen moͤchten. Es war zu verwundern, daß
der Feind aus den vielen Feuern, welche wir in der
Nacht machten, unſere Verwirrung nicht merkte,
welche ihm die beſte Gelegenheit wuͤrde gegeben ha-
ben, unſere ganze Armee zu Grunde zu richten, wel-
ches er mit einem kleinen Theil der ſeinigen haͤtte be-
werkſtelligen koͤnnen. Allein zu unſerm Gluͤcke ſchie-
nen die Tuͤrken mehr auf ihre eigene Sicherheit, als
auf unſern Untergang bedacht zu ſeyn, denn ſie waren
ſo geſchaͤftig, ſich zu verſchanzen, daß ſie daruͤber auf
uns keine Acht hatten. Bey Anbruch des Tages
wurden unſere zerſtreuten Truppen wieder in Ordnung
gebracht, und unſere Armee ſtellte ſich in ein geſchloſ-
ſenes Viereck, wobey der Fluß die vierte Seite aus-
machte, welches den Vortheil brachte, daß wir un-
ſer Viereck laͤnger ausdehnen konnten. Unſere Wa-
gen wurden zur Bedeckung der Damen in die Mitte
genommen.
Auf der andern Seite des Fluſſes und uns gegen
uͤber ſtanden die Crimmiſchen Tartarn, unter welchen
der Koͤnig von Schweden ſein Lager aufgeſchlagen
hatte, die Bewegungen unſerer Armee zu beobachten.
Die Tartarn fielen uns, ſo oft wir zu Waſſer giengen,
ſehr beſchwerlich; allein ſo bald wir nur einige Kano-
nen gegen ſie ſpielen ließen, hielten ſie ſich in einiger
Entfernung. Unſere Armee ward mit Spaniſchen
Reitern umgeben, welches die einige Schutzwehr
war, welche wir hatten.
Die Tuͤrkiſche Armee umgab uns auf allen Sei-
ten, in der Abſicht, uns durch Hunger zur Uebergabe
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mit den Tuͤr-
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/59>, abgerufen am 16.02.2025.
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