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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

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und 14 Englische Meilen im Umfange. Die Häu-
ser sind fast insgesammt von Holz gebauet, und die
Straßen so enge, daß in den meisten zwey beladene
Pferde nicht neben einander gehen können. Die
Häuser ragen auch mit den obern Stockwerken so weit
vor, daß man an manchen Orten bequem aus dem
Fenster des einen Hauses in das Fenster des gegen
über liegenden steigen kann. Dieser große Fehler
rühret nicht von einem Mangel an Raum her, weil
die Stadt einen Ueberfluß an Gärten, großen freyen
Plätzen und geräumigen Höfen hat. Er ist indessen
Ursache, daß eine Feuersbrunst hier allemal so schreck-
liche Verwüstungen anrichtet, weil es jederzeit so lan-
ge fortbrennet, bis ein Garten oder freyer Platz dessen
Wuth Einhalt thut. Der regulärste Theil der Stadt
ist der Besestin, der mit Mauern und Thoren umge-
ben ist, wo die Kaufleute ihre Gewölber haben, die
nach einer so schönen Ordnung eingerichtet sind, daß
ein Käufer sein Geschäft in einer Viertelstunde voll-
bringen kann. Jede Art des Handels hat hier ihren
eigenen Platz, und Abends um zehn Uhr werden alle
Thore geschlossen. An einem andern Orte der Stadt
befindet sich der Hippodromus, ein längliches Viereck,
400 Schritte lang und 200 breit, wo die Uebungen
zu Pferde gehalten werden. Gegen das Ende, dem
Seraglio gegen über, befinden sich zwey Obelisken,
wovon der erste, der aus einem einigen Steine beste-
het, 70 Fuß hoch ist, und auf einem viereckigen
Fußgestelle von Marmor stehet, welches mit verschie-
denen erhabenen hieroglyphischen Figuren gezieret ist.
Der andere ist eine gewundene Pyramide, welche aus
Steinen zusammen gesetzt ist, aber weder Zierrathen

noch

und 14 Engliſche Meilen im Umfange. Die Haͤu-
ſer ſind faſt insgeſammt von Holz gebauet, und die
Straßen ſo enge, daß in den meiſten zwey beladene
Pferde nicht neben einander gehen koͤnnen. Die
Haͤuſer ragen auch mit den obern Stockwerken ſo weit
vor, daß man an manchen Orten bequem aus dem
Fenſter des einen Hauſes in das Fenſter des gegen
uͤber liegenden ſteigen kann. Dieſer große Fehler
ruͤhret nicht von einem Mangel an Raum her, weil
die Stadt einen Ueberfluß an Gaͤrten, großen freyen
Plaͤtzen und geraͤumigen Hoͤfen hat. Er iſt indeſſen
Urſache, daß eine Feuersbrunſt hier allemal ſo ſchreck-
liche Verwuͤſtungen anrichtet, weil es jederzeit ſo lan-
ge fortbrennet, bis ein Garten oder freyer Platz deſſen
Wuth Einhalt thut. Der regulaͤrſte Theil der Stadt
iſt der Beſeſtin, der mit Mauern und Thoren umge-
ben iſt, wo die Kaufleute ihre Gewoͤlber haben, die
nach einer ſo ſchoͤnen Ordnung eingerichtet ſind, daß
ein Kaͤufer ſein Geſchaͤft in einer Viertelſtunde voll-
bringen kann. Jede Art des Handels hat hier ihren
eigenen Platz, und Abends um zehn Uhr werden alle
Thore geſchloſſen. An einem andern Orte der Stadt
befindet ſich der Hippodromus, ein laͤngliches Viereck,
400 Schritte lang und 200 breit, wo die Uebungen
zu Pferde gehalten werden. Gegen das Ende, dem
Seraglio gegen uͤber, befinden ſich zwey Obelisken,
wovon der erſte, der aus einem einigen Steine beſte-
het, 70 Fuß hoch iſt, und auf einem viereckigen
Fußgeſtelle von Marmor ſtehet, welches mit verſchie-
denen erhabenen hieroglyphiſchen Figuren gezieret iſt.
Der andere iſt eine gewundene Pyramide, welche aus
Steinen zuſammen geſetzt iſt, aber weder Zierrathen

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[56/0066] und 14 Engliſche Meilen im Umfange. Die Haͤu- ſer ſind faſt insgeſammt von Holz gebauet, und die Straßen ſo enge, daß in den meiſten zwey beladene Pferde nicht neben einander gehen koͤnnen. Die Haͤuſer ragen auch mit den obern Stockwerken ſo weit vor, daß man an manchen Orten bequem aus dem Fenſter des einen Hauſes in das Fenſter des gegen uͤber liegenden ſteigen kann. Dieſer große Fehler ruͤhret nicht von einem Mangel an Raum her, weil die Stadt einen Ueberfluß an Gaͤrten, großen freyen Plaͤtzen und geraͤumigen Hoͤfen hat. Er iſt indeſſen Urſache, daß eine Feuersbrunſt hier allemal ſo ſchreck- liche Verwuͤſtungen anrichtet, weil es jederzeit ſo lan- ge fortbrennet, bis ein Garten oder freyer Platz deſſen Wuth Einhalt thut. Der regulaͤrſte Theil der Stadt iſt der Beſeſtin, der mit Mauern und Thoren umge- ben iſt, wo die Kaufleute ihre Gewoͤlber haben, die nach einer ſo ſchoͤnen Ordnung eingerichtet ſind, daß ein Kaͤufer ſein Geſchaͤft in einer Viertelſtunde voll- bringen kann. Jede Art des Handels hat hier ihren eigenen Platz, und Abends um zehn Uhr werden alle Thore geſchloſſen. An einem andern Orte der Stadt befindet ſich der Hippodromus, ein laͤngliches Viereck, 400 Schritte lang und 200 breit, wo die Uebungen zu Pferde gehalten werden. Gegen das Ende, dem Seraglio gegen uͤber, befinden ſich zwey Obelisken, wovon der erſte, der aus einem einigen Steine beſte- het, 70 Fuß hoch iſt, und auf einem viereckigen Fußgeſtelle von Marmor ſtehet, welches mit verſchie- denen erhabenen hieroglyphiſchen Figuren gezieret iſt. Der andere iſt eine gewundene Pyramide, welche aus Steinen zuſammen geſetzt iſt, aber weder Zierrathen noch

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Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/66>, abgerufen am 21.11.2024.