der mit zwey großen bedeckten Gängen umgeben ist. Zur Rechten befinden sich die Küchen und zur Linken Ställe für 100 Pferde. Weiter durften wir nicht gehen. Das Seraglio ist mit seinen Gärten u. s. f. mit einer hohen Mauer von grauen Steinen umgeben, welche oben ein Parapet und Zinnen hat, wie die Stadtmauer. Sie schließet das alte und neue Sera- glio ein. Jn dem alten schließet der regierende Sul- tan die Weiber seines Vorgängers ein, welche bey ihrem Eintritte den Vergnügungen des Lebens auf immer entsagen. Das neue Seraglio stößet an sei- nen eigenen Pallast. Die großen Staatsbeamten wohnen sehr schlecht, und ihre meisten Häuser sind in eine Art von Park eingeschlossen, der einen Garten, und einen großen Hof enthält, an dessen einen Seite sich allemal die Küchen, an der andern aber die Stäl- le befinden. Die vielen vergoldeten Kuppeln, Ku- geln und Spitzen, welche man in allen Theilen der Stadt siehet, tragen viel dazu bey, der Stadt ein großes Ansehn zu geben, besonders in einiger Ent- fernung.
Scutari. Schöne Aus- sicht.
Dem Seraglio gegen über anderthalb Englische Meilen über dem Wasser, auf der Asiatischen Seite liegt Scutari, welches eine große Stadt mit einer Königlichen Moschee und einem Lusthause des Groß- herrn ist. Der Gipfel eines Hügels bey Scutari giebt eine der größten und schönsten Aussichten, wel- che vielleicht in der Welt ist. Hier übersiehet man mit einem Blicke die Städte Constantinopel, Galata und Pera, den Bosphorus und Propontis und die Küsten der umliegenden Länder.
Der
der mit zwey großen bedeckten Gaͤngen umgeben iſt. Zur Rechten befinden ſich die Kuͤchen und zur Linken Staͤlle fuͤr 100 Pferde. Weiter durften wir nicht gehen. Das Seraglio iſt mit ſeinen Gaͤrten u. ſ. f. mit einer hohen Mauer von grauen Steinen umgeben, welche oben ein Parapet und Zinnen hat, wie die Stadtmauer. Sie ſchließet das alte und neue Sera- glio ein. Jn dem alten ſchließet der regierende Sul- tan die Weiber ſeines Vorgaͤngers ein, welche bey ihrem Eintritte den Vergnuͤgungen des Lebens auf immer entſagen. Das neue Seraglio ſtoͤßet an ſei- nen eigenen Pallaſt. Die großen Staatsbeamten wohnen ſehr ſchlecht, und ihre meiſten Haͤuſer ſind in eine Art von Park eingeſchloſſen, der einen Garten, und einen großen Hof enthaͤlt, an deſſen einen Seite ſich allemal die Kuͤchen, an der andern aber die Staͤl- le befinden. Die vielen vergoldeten Kuppeln, Ku- geln und Spitzen, welche man in allen Theilen der Stadt ſiehet, tragen viel dazu bey, der Stadt ein großes Anſehn zu geben, beſonders in einiger Ent- fernung.
Scutari. Schoͤne Aus- ſicht.
Dem Seraglio gegen uͤber anderthalb Engliſche Meilen uͤber dem Waſſer, auf der Aſiatiſchen Seite liegt Scutari, welches eine große Stadt mit einer Koͤniglichen Moſchee und einem Luſthauſe des Groß- herrn iſt. Der Gipfel eines Huͤgels bey Scutari giebt eine der groͤßten und ſchoͤnſten Ausſichten, wel- che vielleicht in der Welt iſt. Hier uͤberſiehet man mit einem Blicke die Staͤdte Conſtantinopel, Galata und Pera, den Bosphorus und Propontis und die Kuͤſten der umliegenden Laͤnder.
Der
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0070"n="60"/>
der mit zwey großen bedeckten Gaͤngen umgeben iſt.<lb/>
Zur Rechten befinden ſich die Kuͤchen und zur Linken<lb/>
Staͤlle fuͤr 100 Pferde. Weiter durften wir nicht<lb/>
gehen. Das Seraglio iſt mit ſeinen Gaͤrten u. ſ. f.<lb/>
mit einer hohen Mauer von grauen Steinen umgeben,<lb/>
welche oben ein Parapet und Zinnen hat, wie die<lb/>
Stadtmauer. Sie ſchließet das alte und neue Sera-<lb/>
glio ein. Jn dem alten ſchließet der regierende Sul-<lb/>
tan die Weiber ſeines Vorgaͤngers ein, welche bey<lb/>
ihrem Eintritte den Vergnuͤgungen des Lebens auf<lb/>
immer entſagen. Das neue Seraglio ſtoͤßet an ſei-<lb/>
nen eigenen Pallaſt. Die großen Staatsbeamten<lb/>
wohnen ſehr ſchlecht, und ihre meiſten Haͤuſer ſind<lb/>
in eine Art von Park eingeſchloſſen, der einen Garten,<lb/>
und einen großen Hof enthaͤlt, an deſſen einen Seite<lb/>ſich allemal die Kuͤchen, an der andern aber die Staͤl-<lb/>
le befinden. Die vielen vergoldeten Kuppeln, Ku-<lb/>
geln und Spitzen, welche man in allen Theilen der<lb/>
Stadt ſiehet, tragen viel dazu bey, der Stadt ein<lb/>
großes Anſehn zu geben, beſonders in einiger Ent-<lb/>
fernung.</p><lb/><noteplace="left">Scutari.<lb/>
Schoͤne Aus-<lb/>ſicht.</note><p>Dem Seraglio gegen uͤber anderthalb Engliſche<lb/>
Meilen uͤber dem Waſſer, auf der Aſiatiſchen Seite<lb/>
liegt Scutari, welches eine große Stadt mit einer<lb/>
Koͤniglichen Moſchee und einem Luſthauſe des Groß-<lb/>
herrn iſt. Der Gipfel eines Huͤgels bey Scutari<lb/>
giebt eine der groͤßten und ſchoͤnſten Ausſichten, wel-<lb/>
che vielleicht in der Welt iſt. Hier uͤberſiehet man<lb/>
mit einem Blicke die Staͤdte Conſtantinopel, Galata<lb/>
und Pera, den Bosphorus und Propontis und die<lb/>
Kuͤſten der umliegenden Laͤnder.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Der</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[60/0070]
der mit zwey großen bedeckten Gaͤngen umgeben iſt.
Zur Rechten befinden ſich die Kuͤchen und zur Linken
Staͤlle fuͤr 100 Pferde. Weiter durften wir nicht
gehen. Das Seraglio iſt mit ſeinen Gaͤrten u. ſ. f.
mit einer hohen Mauer von grauen Steinen umgeben,
welche oben ein Parapet und Zinnen hat, wie die
Stadtmauer. Sie ſchließet das alte und neue Sera-
glio ein. Jn dem alten ſchließet der regierende Sul-
tan die Weiber ſeines Vorgaͤngers ein, welche bey
ihrem Eintritte den Vergnuͤgungen des Lebens auf
immer entſagen. Das neue Seraglio ſtoͤßet an ſei-
nen eigenen Pallaſt. Die großen Staatsbeamten
wohnen ſehr ſchlecht, und ihre meiſten Haͤuſer ſind
in eine Art von Park eingeſchloſſen, der einen Garten,
und einen großen Hof enthaͤlt, an deſſen einen Seite
ſich allemal die Kuͤchen, an der andern aber die Staͤl-
le befinden. Die vielen vergoldeten Kuppeln, Ku-
geln und Spitzen, welche man in allen Theilen der
Stadt ſiehet, tragen viel dazu bey, der Stadt ein
großes Anſehn zu geben, beſonders in einiger Ent-
fernung.
Dem Seraglio gegen uͤber anderthalb Engliſche
Meilen uͤber dem Waſſer, auf der Aſiatiſchen Seite
liegt Scutari, welches eine große Stadt mit einer
Koͤniglichen Moſchee und einem Luſthauſe des Groß-
herrn iſt. Der Gipfel eines Huͤgels bey Scutari
giebt eine der groͤßten und ſchoͤnſten Ausſichten, wel-
che vielleicht in der Welt iſt. Hier uͤberſiehet man
mit einem Blicke die Staͤdte Conſtantinopel, Galata
und Pera, den Bosphorus und Propontis und die
Kuͤſten der umliegenden Laͤnder.
Der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/70>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.