Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

Marschallsstab, und der Vice-Admiral Kruys saß
auf dem Schlitten und hatte den Czar zur Rechten.
Das Gastmahl war sehr prächtig. Des Abends
machte ein Ball und Feuerwerk den Beschluß. Die
Stadt war die ganze Nacht erleuchtet, und hier-
mit endigte sich die alte Hochzeit.

Kurz darnach wurde der Fürst Menzikof nach
Pommern geschickt, das Commando über die Russi-
sche Armee, die aus 36000 Mann bestand, zu über-
nehmen, zu welcher alsdenn die Dänen und Sachsen
stießen. Der Czar folgte in kurzem nach, nahm sei-
nen Weg über Berlin, und hielt eine Unterredung
mit dem Könige von Preussen; von da gieng er über
Hamburg nach Holstein, wo er mit dem Könige von
Dännemark Friedrichstadt wegnahm. Er nahm
hierauf von dem Könige von Dännemark Abschied
und gieng nach Schönhausen, wo er zum zweyten
Mahle mit dem Könige von Preußen zusammen kam.
Die in Holstein gelassenen Truppen standen den Dä-
nen bey der Einnahme von Tönningen bey, und mach-
ten den General Steinbock und seine Armee zu Kriegs-
gefangenen, und die Truppen in Pommern nahmen
Stettin weg, und bloquirten Stralsund. Der Fürst
Menzikof ließ sich damals von der Stadt Hamburg
250000, von Lübeck 100000, und von Danzig
150000 Kronen Contribution bezahlen.

General
Bauer ent-
deckt sich.

Während der Zeit, da unsere Truppen in Hol-
stein waren, nahm der General Bauer, der die Ca-
vallerie commandirte, und sein Glück von unten auf
gemacht hatte, dessen Familie und Vaterland aber
bisher jedermann ein Geheimniß gewesen war, Gele-
genheit, sich zu entdecken, worüber sich diejenigen, die

um

Marſchallsſtab, und der Vice-Admiral Kruys ſaß
auf dem Schlitten und hatte den Czar zur Rechten.
Das Gaſtmahl war ſehr praͤchtig. Des Abends
machte ein Ball und Feuerwerk den Beſchluß. Die
Stadt war die ganze Nacht erleuchtet, und hier-
mit endigte ſich die alte Hochzeit.

Kurz darnach wurde der Fuͤrſt Menzikof nach
Pommern geſchickt, das Commando uͤber die Ruſſi-
ſche Armee, die aus 36000 Mann beſtand, zu uͤber-
nehmen, zu welcher alsdenn die Daͤnen und Sachſen
ſtießen. Der Czar folgte in kurzem nach, nahm ſei-
nen Weg uͤber Berlin, und hielt eine Unterredung
mit dem Koͤnige von Preuſſen; von da gieng er uͤber
Hamburg nach Holſtein, wo er mit dem Koͤnige von
Daͤnnemark Friedrichſtadt wegnahm. Er nahm
hierauf von dem Koͤnige von Daͤnnemark Abſchied
und gieng nach Schoͤnhauſen, wo er zum zweyten
Mahle mit dem Koͤnige von Preußen zuſammen kam.
Die in Holſtein gelaſſenen Truppen ſtanden den Daͤ-
nen bey der Einnahme von Toͤnningen bey, und mach-
ten den General Steinbock und ſeine Armee zu Kriegs-
gefangenen, und die Truppen in Pommern nahmen
Stettin weg, und bloquirten Stralſund. Der Fuͤrſt
Menzikof ließ ſich damals von der Stadt Hamburg
250000, von Luͤbeck 100000, und von Danzig
150000 Kronen Contribution bezahlen.

General
Bauer ent-
deckt ſich.

Waͤhrend der Zeit, da unſere Truppen in Hol-
ſtein waren, nahm der General Bauer, der die Ca-
vallerie commandirte, und ſein Gluͤck von unten auf
gemacht hatte, deſſen Familie und Vaterland aber
bisher jedermann ein Geheimniß geweſen war, Gele-
genheit, ſich zu entdecken, woruͤber ſich diejenigen, die

um
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0092" n="82"/>
Mar&#x017F;challs&#x017F;tab, und der Vice-Admiral Kruys &#x017F;<lb/>
auf dem Schlitten und hatte den Czar zur Rechten.<lb/>
Das Ga&#x017F;tmahl war &#x017F;ehr pra&#x0364;chtig. Des Abends<lb/>
machte ein Ball und Feuerwerk den Be&#x017F;chluß. Die<lb/>
Stadt war die ganze Nacht erleuchtet, und hier-<lb/>
mit endigte &#x017F;ich die <hi rendition="#fr">alte Hochzeit.</hi></p><lb/>
        <p>Kurz darnach wurde der Fu&#x0364;r&#x017F;t Menzikof nach<lb/>
Pommern ge&#x017F;chickt, das Commando u&#x0364;ber die Ru&#x017F;&#x017F;i-<lb/>
&#x017F;che Armee, die aus 36000 Mann be&#x017F;tand, zu u&#x0364;ber-<lb/>
nehmen, zu welcher alsdenn die Da&#x0364;nen und Sach&#x017F;en<lb/>
&#x017F;tießen. Der Czar folgte in kurzem nach, nahm &#x017F;ei-<lb/>
nen Weg u&#x0364;ber Berlin, und hielt eine Unterredung<lb/>
mit dem Ko&#x0364;nige von Preu&#x017F;&#x017F;en; von da gieng er u&#x0364;ber<lb/>
Hamburg nach Hol&#x017F;tein, wo er mit dem Ko&#x0364;nige von<lb/>
Da&#x0364;nnemark Friedrich&#x017F;tadt wegnahm. Er nahm<lb/>
hierauf von dem Ko&#x0364;nige von Da&#x0364;nnemark Ab&#x017F;chied<lb/>
und gieng nach Scho&#x0364;nhau&#x017F;en, wo er zum zweyten<lb/>
Mahle mit dem Ko&#x0364;nige von Preußen zu&#x017F;ammen kam.<lb/>
Die in Hol&#x017F;tein gela&#x017F;&#x017F;enen Truppen &#x017F;tanden den Da&#x0364;-<lb/>
nen bey der Einnahme von To&#x0364;nningen bey, und mach-<lb/>
ten den General Steinbock und &#x017F;eine Armee zu Kriegs-<lb/>
gefangenen, und die Truppen in Pommern nahmen<lb/>
Stettin weg, und bloquirten Stral&#x017F;und. Der Fu&#x0364;r&#x017F;t<lb/>
Menzikof ließ &#x017F;ich damals von der Stadt Hamburg<lb/>
250000, von Lu&#x0364;beck 100000, und von Danzig<lb/>
150000 Kronen Contribution bezahlen.</p><lb/>
        <note place="left">General<lb/>
Bauer ent-<lb/>
deckt &#x017F;ich.</note>
        <p>Wa&#x0364;hrend der Zeit, da un&#x017F;ere Truppen in Hol-<lb/>
&#x017F;tein waren, nahm der General Bauer, der die Ca-<lb/>
vallerie commandirte, und &#x017F;ein Glu&#x0364;ck von unten auf<lb/>
gemacht hatte, de&#x017F;&#x017F;en Familie und Vaterland aber<lb/>
bisher jedermann ein Geheimniß gewe&#x017F;en war, Gele-<lb/>
genheit, &#x017F;ich zu entdecken, woru&#x0364;ber &#x017F;ich diejenigen, die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">um</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[82/0092] Marſchallsſtab, und der Vice-Admiral Kruys ſaß auf dem Schlitten und hatte den Czar zur Rechten. Das Gaſtmahl war ſehr praͤchtig. Des Abends machte ein Ball und Feuerwerk den Beſchluß. Die Stadt war die ganze Nacht erleuchtet, und hier- mit endigte ſich die alte Hochzeit. Kurz darnach wurde der Fuͤrſt Menzikof nach Pommern geſchickt, das Commando uͤber die Ruſſi- ſche Armee, die aus 36000 Mann beſtand, zu uͤber- nehmen, zu welcher alsdenn die Daͤnen und Sachſen ſtießen. Der Czar folgte in kurzem nach, nahm ſei- nen Weg uͤber Berlin, und hielt eine Unterredung mit dem Koͤnige von Preuſſen; von da gieng er uͤber Hamburg nach Holſtein, wo er mit dem Koͤnige von Daͤnnemark Friedrichſtadt wegnahm. Er nahm hierauf von dem Koͤnige von Daͤnnemark Abſchied und gieng nach Schoͤnhauſen, wo er zum zweyten Mahle mit dem Koͤnige von Preußen zuſammen kam. Die in Holſtein gelaſſenen Truppen ſtanden den Daͤ- nen bey der Einnahme von Toͤnningen bey, und mach- ten den General Steinbock und ſeine Armee zu Kriegs- gefangenen, und die Truppen in Pommern nahmen Stettin weg, und bloquirten Stralſund. Der Fuͤrſt Menzikof ließ ſich damals von der Stadt Hamburg 250000, von Luͤbeck 100000, und von Danzig 150000 Kronen Contribution bezahlen. Waͤhrend der Zeit, da unſere Truppen in Hol- ſtein waren, nahm der General Bauer, der die Ca- vallerie commandirte, und ſein Gluͤck von unten auf gemacht hatte, deſſen Familie und Vaterland aber bisher jedermann ein Geheimniß geweſen war, Gele- genheit, ſich zu entdecken, woruͤber ſich diejenigen, die um

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/92
Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/92>, abgerufen am 21.11.2024.