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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

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gen, und müßte gewiß im Kriege geblieben seyn.
Als der General merkte, daß sich die Gesellschaft sehr
über sein Verhalten gegen diese Leute wunderte, weil
sie glaubte, daß er dieses bloß zum Vergnügen thue,
so sagte er: Meine Herren, sie sind beständig neugie-
rig gewesen, zu wissen, wer und woher ich sey; ich
sage ihnen also, dieses ist mein Geburtsort; und sie
haben von meinem ältesten Bruder jetzt gehört, was
meine Familie ist. Hierauf wandte er sich zu dem
Müller und dessen Frau, umarmte sie zärtlich, und
sagte ihnen, daß er ihr Bruder sey, den sie für todt
gehalten hätten, und um sie hierinn zu bestätigen, er-
zählte er alles, was in der Familie, ehe er sie verlas-
sen hatte, vorgegangen war. Der General lud hier-
auf die ganze Gesellschaft ein, den folgenden Tag in
des Müllers Hause mit ihm zu essen, wo ein herrli-
ches Gastgebot veranstaltet war, wobey er ihnen sagte,
daß dieses das Haus sey, worinn er sey gebohren wor-
den. Der General Bauer beschenkte hierauf alle sei-
ne Verwandten reichlich, und schickte des Müllers
einzigen Sohn nach Berlin zur Erziehung, aus wel-
chem hernach ein vollkommen geschickter Mensch
wurde.

Da der General Bauer die Person war, durch
deren Vermittelung die Kaiserinn Catharina hernach
z[u] so großem Ansehen gelangte, so bringt mich dieses
daauf, ihre Geschichte zu erzählen, wie ich sie von de-
nen gehöret habe, die sie von ihrer Kindheit an ge-
kannt haben.

Herkunft der
Kaiserinn
Catharina.

Sie war zu Runghen, einem kleinen Dorfe in
Liefland, von sehr armen Aeltern, die bloße Bauern
oder Vasallen waren, gebohren worden. Jhre Ael-

tern,

gen, und muͤßte gewiß im Kriege geblieben ſeyn.
Als der General merkte, daß ſich die Geſellſchaft ſehr
uͤber ſein Verhalten gegen dieſe Leute wunderte, weil
ſie glaubte, daß er dieſes bloß zum Vergnuͤgen thue,
ſo ſagte er: Meine Herren, ſie ſind beſtaͤndig neugie-
rig geweſen, zu wiſſen, wer und woher ich ſey; ich
ſage ihnen alſo, dieſes iſt mein Geburtsort; und ſie
haben von meinem aͤlteſten Bruder jetzt gehoͤrt, was
meine Familie iſt. Hierauf wandte er ſich zu dem
Muͤller und deſſen Frau, umarmte ſie zaͤrtlich, und
ſagte ihnen, daß er ihr Bruder ſey, den ſie fuͤr todt
gehalten haͤtten, und um ſie hierinn zu beſtaͤtigen, er-
zaͤhlte er alles, was in der Familie, ehe er ſie verlaſ-
ſen hatte, vorgegangen war. Der General lud hier-
auf die ganze Geſellſchaft ein, den folgenden Tag in
des Muͤllers Hauſe mit ihm zu eſſen, wo ein herrli-
ches Gaſtgebot veranſtaltet war, wobey er ihnen ſagte,
daß dieſes das Haus ſey, worinn er ſey gebohren wor-
den. Der General Bauer beſchenkte hierauf alle ſei-
ne Verwandten reichlich, und ſchickte des Muͤllers
einzigen Sohn nach Berlin zur Erziehung, aus wel-
chem hernach ein vollkommen geſchickter Menſch
wurde.

Da der General Bauer die Perſon war, durch
deren Vermittelung die Kaiſerinn Catharina hernach
z[u] ſo großem Anſehen gelangte, ſo bringt mich dieſes
daauf, ihre Geſchichte zu erzaͤhlen, wie ich ſie von de-
nen gehoͤret habe, die ſie von ihrer Kindheit an ge-
kannt haben.

Herkunft der
Kaiſerinn
Catharina.

Sie war zu Runghen, einem kleinen Dorfe in
Liefland, von ſehr armen Aeltern, die bloße Bauern
oder Vaſallen waren, gebohren worden. Jhre Ael-

tern,
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[84/0094] gen, und muͤßte gewiß im Kriege geblieben ſeyn. Als der General merkte, daß ſich die Geſellſchaft ſehr uͤber ſein Verhalten gegen dieſe Leute wunderte, weil ſie glaubte, daß er dieſes bloß zum Vergnuͤgen thue, ſo ſagte er: Meine Herren, ſie ſind beſtaͤndig neugie- rig geweſen, zu wiſſen, wer und woher ich ſey; ich ſage ihnen alſo, dieſes iſt mein Geburtsort; und ſie haben von meinem aͤlteſten Bruder jetzt gehoͤrt, was meine Familie iſt. Hierauf wandte er ſich zu dem Muͤller und deſſen Frau, umarmte ſie zaͤrtlich, und ſagte ihnen, daß er ihr Bruder ſey, den ſie fuͤr todt gehalten haͤtten, und um ſie hierinn zu beſtaͤtigen, er- zaͤhlte er alles, was in der Familie, ehe er ſie verlaſ- ſen hatte, vorgegangen war. Der General lud hier- auf die ganze Geſellſchaft ein, den folgenden Tag in des Muͤllers Hauſe mit ihm zu eſſen, wo ein herrli- ches Gaſtgebot veranſtaltet war, wobey er ihnen ſagte, daß dieſes das Haus ſey, worinn er ſey gebohren wor- den. Der General Bauer beſchenkte hierauf alle ſei- ne Verwandten reichlich, und ſchickte des Muͤllers einzigen Sohn nach Berlin zur Erziehung, aus wel- chem hernach ein vollkommen geſchickter Menſch wurde. Da der General Bauer die Perſon war, durch deren Vermittelung die Kaiſerinn Catharina hernach zu ſo großem Anſehen gelangte, ſo bringt mich dieſes daauf, ihre Geſchichte zu erzaͤhlen, wie ich ſie von de- nen gehoͤret habe, die ſie von ihrer Kindheit an ge- kannt haben. Sie war zu Runghen, einem kleinen Dorfe in Liefland, von ſehr armen Aeltern, die bloße Bauern oder Vaſallen waren, gebohren worden. Jhre Ael- tern,

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Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/94>, abgerufen am 21.11.2024.