noch Muße, auf dem Gebiet der Dicht- kunst rüstig weiter zu schaffen.
S:
Zweierlei Tuch (Heiteres u. Ernstes a. d. Offiziersleben im Frieden), 1888.
Baroncz, Raphael,
geb. am 25. April 1847 in Suczawa in der Buko- wina, kam mit 12 Jahren in das Mechitharistenkloster zu Wien, wo er nach Absolvierung des Gymnasiums Philosophie und Theologie studierte. Er ist Mitglied des Mechitharisten- ordens u. redigierte längere Zeit die "Hantes amsorya", eine Monats- revue für Wissenschaft, Jndustrie und Belletristik in armenischer Sprache. Er lebt noch jetzt als Ordenspriester in Wien.
S:
Sinnsprüche u. Fabeln, 1892.
*Barre,Ernst,
wurde am 18. Januar 1843 zu Paderborn geboren, wo sein Vater Justizrat war, besuchte die Elementarschule und das Gym- nasium daselbst und ging 1861 auf die Universität Heidelberg, um die Rechte zu studieren. Nachdem er in Berlin seine Studien beendigt, trat er 1864 als Auskultator in Pader- born ein und siedelte 1867 nach dem Tode seiner Eltern nach Naumburg über. Kurz vor Ausbruch des fran- zösisch-deutschen Krieges absolvierte er sein Staatsexamen, trat dann als Gefreiter in das 2. Reserve-Husaren- regiment und machte unter General Werder den Feldzug mit. Als Offi- zier heimgekehrt, wurde er 1871 Frie- densrichter in Rappoltsweiler, 1872 in Colmar im Elsaß und kam 1876 als Landgerichtsassessor nach Düssel- dorf, wo er 1880 zum Landrichter be- fördert ward. Jm Jahre 1886 wurde er zum Direktor des Landgerichts in Trier, 1898 zum Präsidenten des Landgerichts in Torgau ernannt und Ende 1903 in gleicher Eigenschaft nach Bielefeld versetzt, wo ihm 1906 der Titel eines Geh. Oberjustizrates verliehen wurde. Jm April 1908 trat er in den Ruhestand.
S:
Gedichte, 1869. - Novellen, 1886.
[Spaltenumbruch]
Bar
*Barsch, Paul,
wurde am 16. März 1860 zu Nieder-Hermsdorf im Kreise Neiße (Schlesien) als der Sohn eines armen Tischlers geboren. Als schwächlicher, an Skrofeln leidender Knabe war sein Besuch der Dorfschule nur lückenhaft, während er daheim schon fleißig an der Hobelbank arbei- ten mußte. Kein Wunder, daß hier- durch Rücken u. Beine verkrümmten. Die Not u. das Elend in der Familie wurden noch erhöht durch den Tod des Vaters, der 1875 starb. Paul B. kam nun zu einem Tischler in die Lehre, u. als sein Meister nach drei Jahren bankerott wurde und nach Amerika entfloh, schnürte auch B. sein Bündel u. ging auf die Wanderschaft. Ohne Mittel schlug er sich fechtend durch Lothringen, Belgien, die Schweiz u. Österreich, bald hier, bald dort leichte Arbeit nehmend. Da kam ihm eines Tages ein Band von Schillers Ge- dichten in die Hände, und beim Lesen derselben erfaßte ihn eine große Be- geisterung: er fing an zu dichten und sandte dann auch einige seiner Ge- dichte an die Redaktion der "Bres- lauer Dichterschule" in Breslau. Diese berief ihn dorthin, um für ihn in ir- gendeiner Weise sorgen zu können. Aber noch durfte er nicht in den sichern Hafen einlaufen. Von 1881 bis 1884 arbeitete er in Breslau in einer Fabrik und suchte nebenher seine mangelhafte Schulbildung durch eisernen Fleiß zu ergänzen. Nach abermaliger kurzer Wanderschaft be- riefen ihn seine Freunde aus der "Breslauer Dichterschule" als Hilfs- redakteur an eine Zeitung, und seit 1885 gehörte er der Redaktion der "Breslauer Gerichtszeitung" an. Die Arbeit an derselben hatte ihn aber so mitgenommen, daß er 1900 aus der Redaktion ausschied u. sich nach dem Dorfe Grüneiche bei Breslau zurück- zog, wo er, nach Überwindung schwe- rer Existenzsorgen, in Ruhe seiner Dichtkunst lebte, bis er 1905 wieder
*
[Spaltenumbruch]
Bar
noch Muße, auf dem Gebiet der Dicht- kunſt rüſtig weiter zu ſchaffen.
S:
Zweierlei Tuch (Heiteres u. Ernſtes a. d. Offiziersleben im Frieden), 1888.
Baroncz, Raphael,
geb. am 25. April 1847 in Suczawa in der Buko- wina, kam mit 12 Jahren in das Mechithariſtenkloſter zu Wien, wo er nach Abſolvierung des Gymnaſiums Philoſophie und Theologie ſtudierte. Er iſt Mitglied des Mechithariſten- ordens u. redigierte längere Zeit die „Hantes amsorya“, eine Monats- revue für Wiſſenſchaft, Jnduſtrie und Belletriſtik in armeniſcher Sprache. Er lebt noch jetzt als Ordensprieſter in Wien.
S:
Sinnſprüche u. Fabeln, 1892.
*Barre,Ernſt,
wurde am 18. Januar 1843 zu Paderborn geboren, wo ſein Vater Juſtizrat war, beſuchte die Elementarſchule und das Gym- naſium daſelbſt und ging 1861 auf die Univerſität Heidelberg, um die Rechte zu ſtudieren. Nachdem er in Berlin ſeine Studien beendigt, trat er 1864 als Auskultator in Pader- born ein und ſiedelte 1867 nach dem Tode ſeiner Eltern nach Naumburg über. Kurz vor Ausbruch des fran- zöſiſch-deutſchen Krieges abſolvierte er ſein Staatsexamen, trat dann als Gefreiter in das 2. Reſerve-Huſaren- regiment und machte unter General Werder den Feldzug mit. Als Offi- zier heimgekehrt, wurde er 1871 Frie- densrichter in Rappoltsweiler, 1872 in Colmar im Elſaß und kam 1876 als Landgerichtsaſſeſſor nach Düſſel- dorf, wo er 1880 zum Landrichter be- fördert ward. Jm Jahre 1886 wurde er zum Direktor des Landgerichts in Trier, 1898 zum Präſidenten des Landgerichts in Torgau ernannt und Ende 1903 in gleicher Eigenſchaft nach Bielefeld verſetzt, wo ihm 1906 der Titel eines Geh. Oberjuſtizrates verliehen wurde. Jm April 1908 trat er in den Ruheſtand.
S:
Gedichte, 1869. – Novellen, 1886.
[Spaltenumbruch]
Bar
*Barſch, Paul,
wurde am 16. März 1860 zu Nieder-Hermsdorf im Kreiſe Neiße (Schleſien) als der Sohn eines armen Tiſchlers geboren. Als ſchwächlicher, an Skrofeln leidender Knabe war ſein Beſuch der Dorfſchule nur lückenhaft, während er daheim ſchon fleißig an der Hobelbank arbei- ten mußte. Kein Wunder, daß hier- durch Rücken u. Beine verkrümmten. Die Not u. das Elend in der Familie wurden noch erhöht durch den Tod des Vaters, der 1875 ſtarb. Paul B. kam nun zu einem Tiſchler in die Lehre, u. als ſein Meiſter nach drei Jahren bankerott wurde und nach Amerika entfloh, ſchnürte auch B. ſein Bündel u. ging auf die Wanderſchaft. Ohne Mittel ſchlug er ſich fechtend durch Lothringen, Belgien, die Schweiz u. Öſterreich, bald hier, bald dort leichte Arbeit nehmend. Da kam ihm eines Tages ein Band von Schillers Ge- dichten in die Hände, und beim Leſen derſelben erfaßte ihn eine große Be- geiſterung: er fing an zu dichten und ſandte dann auch einige ſeiner Ge- dichte an die Redaktion der „Bres- lauer Dichterſchule“ in Breslau. Dieſe berief ihn dorthin, um für ihn in ir- gendeiner Weiſe ſorgen zu können. Aber noch durfte er nicht in den ſichern Hafen einlaufen. Von 1881 bis 1884 arbeitete er in Breslau in einer Fabrik und ſuchte nebenher ſeine mangelhafte Schulbildung durch eiſernen Fleiß zu ergänzen. Nach abermaliger kurzer Wanderſchaft be- riefen ihn ſeine Freunde aus der „Breslauer Dichterſchule“ als Hilfs- redakteur an eine Zeitung, und ſeit 1885 gehörte er der Redaktion der „Breslauer Gerichtszeitung“ an. Die Arbeit an derſelben hatte ihn aber ſo mitgenommen, daß er 1900 aus der Redaktion ausſchied u. ſich nach dem Dorfe Grüneiche bei Breslau zurück- zog, wo er, nach Überwindung ſchwe- rer Exiſtenzſorgen, in Ruhe ſeiner Dichtkunſt lebte, bis er 1905 wieder
*
<TEI><text><body><divtype="index"n="1"><p><pbfacs="#f0126"n="122"/><lb/><cb/><lb/><fwtype="header"place="top"><hirendition="#g">Bar</hi></fw><lb/>
noch Muße, auf dem Gebiet der Dicht-<lb/>
kunſt rüſtig weiter zu ſchaffen. </p><lb/><divtype="bibliography"n="2"><head><hirendition="#i">S:</hi></head><p><lb/>
Zweierlei Tuch (Heiteres u. Ernſtes<lb/>
a. d. Offiziersleben im Frieden), 1888.</p><lb/></div></div><lb/><divtype="index"n="1"><head><hirendition="#b">Baroncz,</hi> Raphael,</head><p> geb. am 25.<lb/>
April 1847 in Suczawa in der Buko-<lb/>
wina, kam mit 12 Jahren in das<lb/>
Mechithariſtenkloſter zu Wien, wo er<lb/>
nach Abſolvierung des Gymnaſiums<lb/>
Philoſophie und Theologie ſtudierte.<lb/>
Er iſt Mitglied des Mechithariſten-<lb/>
ordens u. redigierte längere Zeit die<lb/><hirendition="#aq">„Hantes amsorya“,</hi> eine Monats-<lb/>
revue für Wiſſenſchaft, Jnduſtrie und<lb/>
Belletriſtik in armeniſcher Sprache.<lb/>
Er lebt noch jetzt als Ordensprieſter<lb/>
in Wien. </p><lb/><divtype="bibliography"n="2"><head><hirendition="#i">S:</hi></head><p> Sinnſprüche u. Fabeln,<lb/>
1892.</p><lb/></div></div><lb/><divtype="index"n="1"><head>*<hirendition="#b">Barre,</hi><hirendition="#g">Ernſt,</hi></head><p> wurde am 18.<lb/>
Januar 1843 zu Paderborn geboren,<lb/>
wo ſein Vater Juſtizrat war, beſuchte<lb/>
die Elementarſchule und das Gym-<lb/>
naſium daſelbſt und ging 1861 auf<lb/>
die Univerſität Heidelberg, um die<lb/>
Rechte zu ſtudieren. Nachdem er in<lb/>
Berlin ſeine Studien beendigt, trat<lb/>
er 1864 als Auskultator in Pader-<lb/>
born ein und ſiedelte 1867 nach dem<lb/>
Tode ſeiner Eltern nach Naumburg<lb/>
über. Kurz vor Ausbruch des fran-<lb/>
zöſiſch-deutſchen Krieges abſolvierte<lb/>
er ſein Staatsexamen, trat dann als<lb/>
Gefreiter in das 2. Reſerve-Huſaren-<lb/>
regiment und machte unter General<lb/>
Werder den Feldzug mit. Als Offi-<lb/>
zier heimgekehrt, wurde er 1871 Frie-<lb/>
densrichter in Rappoltsweiler, 1872<lb/>
in Colmar im Elſaß und kam 1876<lb/>
als Landgerichtsaſſeſſor nach Düſſel-<lb/>
dorf, wo er 1880 zum Landrichter be-<lb/>
fördert ward. Jm Jahre 1886 wurde<lb/>
er zum Direktor des Landgerichts in<lb/>
Trier, 1898 zum Präſidenten des<lb/>
Landgerichts in Torgau ernannt und<lb/>
Ende 1903 in gleicher Eigenſchaft<lb/>
nach Bielefeld verſetzt, wo ihm 1906<lb/>
der Titel eines Geh. Oberjuſtizrates<lb/>
verliehen wurde. Jm April 1908 trat<lb/>
er in den Ruheſtand. </p><lb/><divtype="bibliography"n="2"><head><hirendition="#i">S:</hi></head><p> Gedichte,<lb/>
1869. – Novellen, 1886.</p><lb/><cb/><lb/><fwtype="header"place="top"><hirendition="#g">Bar</hi></fw><lb/></div></div><lb/><divtype="index"n="1"><head>*<hirendition="#b">Barſch,</hi> Paul,</head><p> wurde am 16.<lb/>
März 1860 zu Nieder-Hermsdorf im<lb/>
Kreiſe Neiße (Schleſien) als der Sohn<lb/>
eines armen Tiſchlers geboren. Als<lb/>ſchwächlicher, an Skrofeln leidender<lb/>
Knabe war ſein Beſuch der Dorfſchule<lb/>
nur lückenhaft, während er daheim<lb/>ſchon fleißig an der Hobelbank arbei-<lb/>
ten mußte. Kein Wunder, daß hier-<lb/>
durch Rücken u. Beine verkrümmten.<lb/>
Die Not u. das Elend in der Familie<lb/>
wurden noch erhöht durch den Tod<lb/>
des Vaters, der 1875 ſtarb. Paul B.<lb/>
kam nun zu einem Tiſchler in die Lehre,<lb/>
u. als ſein Meiſter nach drei Jahren<lb/>
bankerott wurde und nach Amerika<lb/>
entfloh, ſchnürte auch B. ſein Bündel<lb/>
u. ging auf die Wanderſchaft. Ohne<lb/>
Mittel ſchlug er ſich fechtend durch<lb/>
Lothringen, Belgien, die Schweiz u.<lb/>
Öſterreich, bald hier, bald dort leichte<lb/>
Arbeit nehmend. Da kam ihm eines<lb/>
Tages ein Band von Schillers Ge-<lb/>
dichten in die Hände, und beim Leſen<lb/>
derſelben erfaßte ihn eine große Be-<lb/>
geiſterung: er fing an zu dichten und<lb/>ſandte dann auch einige ſeiner Ge-<lb/>
dichte an die Redaktion der „Bres-<lb/>
lauer Dichterſchule“ in Breslau. Dieſe<lb/>
berief ihn dorthin, um für ihn in ir-<lb/>
gendeiner Weiſe ſorgen zu können.<lb/>
Aber noch durfte er nicht in den<lb/>ſichern Hafen einlaufen. Von 1881<lb/>
bis 1884 arbeitete er in Breslau in<lb/>
einer Fabrik und ſuchte nebenher<lb/>ſeine mangelhafte Schulbildung durch<lb/>
eiſernen Fleiß zu ergänzen. Nach<lb/>
abermaliger kurzer Wanderſchaft be-<lb/>
riefen ihn ſeine Freunde aus der<lb/>„Breslauer Dichterſchule“ als Hilfs-<lb/>
redakteur an eine Zeitung, und ſeit<lb/>
1885 gehörte er der Redaktion der<lb/>„Breslauer Gerichtszeitung“ an. Die<lb/>
Arbeit an derſelben hatte ihn aber ſo<lb/>
mitgenommen, daß er 1900 aus der<lb/>
Redaktion ausſchied u. ſich nach dem<lb/>
Dorfe Grüneiche bei Breslau zurück-<lb/>
zog, wo er, nach Überwindung ſchwe-<lb/>
rer Exiſtenzſorgen, in Ruhe ſeiner<lb/>
Dichtkunſt lebte, bis er 1905 wieder<lb/><fwtype="sig"place="bottom">*</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[122/0126]
Bar
Bar
noch Muße, auf dem Gebiet der Dicht-
kunſt rüſtig weiter zu ſchaffen.
S:
Zweierlei Tuch (Heiteres u. Ernſtes
a. d. Offiziersleben im Frieden), 1888.
Baroncz, Raphael, geb. am 25.
April 1847 in Suczawa in der Buko-
wina, kam mit 12 Jahren in das
Mechithariſtenkloſter zu Wien, wo er
nach Abſolvierung des Gymnaſiums
Philoſophie und Theologie ſtudierte.
Er iſt Mitglied des Mechithariſten-
ordens u. redigierte längere Zeit die
„Hantes amsorya“, eine Monats-
revue für Wiſſenſchaft, Jnduſtrie und
Belletriſtik in armeniſcher Sprache.
Er lebt noch jetzt als Ordensprieſter
in Wien.
S: Sinnſprüche u. Fabeln,
1892.
*Barre, Ernſt, wurde am 18.
Januar 1843 zu Paderborn geboren,
wo ſein Vater Juſtizrat war, beſuchte
die Elementarſchule und das Gym-
naſium daſelbſt und ging 1861 auf
die Univerſität Heidelberg, um die
Rechte zu ſtudieren. Nachdem er in
Berlin ſeine Studien beendigt, trat
er 1864 als Auskultator in Pader-
born ein und ſiedelte 1867 nach dem
Tode ſeiner Eltern nach Naumburg
über. Kurz vor Ausbruch des fran-
zöſiſch-deutſchen Krieges abſolvierte
er ſein Staatsexamen, trat dann als
Gefreiter in das 2. Reſerve-Huſaren-
regiment und machte unter General
Werder den Feldzug mit. Als Offi-
zier heimgekehrt, wurde er 1871 Frie-
densrichter in Rappoltsweiler, 1872
in Colmar im Elſaß und kam 1876
als Landgerichtsaſſeſſor nach Düſſel-
dorf, wo er 1880 zum Landrichter be-
fördert ward. Jm Jahre 1886 wurde
er zum Direktor des Landgerichts in
Trier, 1898 zum Präſidenten des
Landgerichts in Torgau ernannt und
Ende 1903 in gleicher Eigenſchaft
nach Bielefeld verſetzt, wo ihm 1906
der Titel eines Geh. Oberjuſtizrates
verliehen wurde. Jm April 1908 trat
er in den Ruheſtand.
S: Gedichte,
1869. – Novellen, 1886.
*Barſch, Paul, wurde am 16.
März 1860 zu Nieder-Hermsdorf im
Kreiſe Neiße (Schleſien) als der Sohn
eines armen Tiſchlers geboren. Als
ſchwächlicher, an Skrofeln leidender
Knabe war ſein Beſuch der Dorfſchule
nur lückenhaft, während er daheim
ſchon fleißig an der Hobelbank arbei-
ten mußte. Kein Wunder, daß hier-
durch Rücken u. Beine verkrümmten.
Die Not u. das Elend in der Familie
wurden noch erhöht durch den Tod
des Vaters, der 1875 ſtarb. Paul B.
kam nun zu einem Tiſchler in die Lehre,
u. als ſein Meiſter nach drei Jahren
bankerott wurde und nach Amerika
entfloh, ſchnürte auch B. ſein Bündel
u. ging auf die Wanderſchaft. Ohne
Mittel ſchlug er ſich fechtend durch
Lothringen, Belgien, die Schweiz u.
Öſterreich, bald hier, bald dort leichte
Arbeit nehmend. Da kam ihm eines
Tages ein Band von Schillers Ge-
dichten in die Hände, und beim Leſen
derſelben erfaßte ihn eine große Be-
geiſterung: er fing an zu dichten und
ſandte dann auch einige ſeiner Ge-
dichte an die Redaktion der „Bres-
lauer Dichterſchule“ in Breslau. Dieſe
berief ihn dorthin, um für ihn in ir-
gendeiner Weiſe ſorgen zu können.
Aber noch durfte er nicht in den
ſichern Hafen einlaufen. Von 1881
bis 1884 arbeitete er in Breslau in
einer Fabrik und ſuchte nebenher
ſeine mangelhafte Schulbildung durch
eiſernen Fleiß zu ergänzen. Nach
abermaliger kurzer Wanderſchaft be-
riefen ihn ſeine Freunde aus der
„Breslauer Dichterſchule“ als Hilfs-
redakteur an eine Zeitung, und ſeit
1885 gehörte er der Redaktion der
„Breslauer Gerichtszeitung“ an. Die
Arbeit an derſelben hatte ihn aber ſo
mitgenommen, daß er 1900 aus der
Redaktion ausſchied u. ſich nach dem
Dorfe Grüneiche bei Breslau zurück-
zog, wo er, nach Überwindung ſchwe-
rer Exiſtenzſorgen, in Ruhe ſeiner
Dichtkunſt lebte, bis er 1905 wieder
*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 1. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon01_1913/126>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.