Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 2. 6. Aufl. Leipzig, 1913.[Spaltenumbruch] Grä *Gräfe, Julius, Sohn des S: Bremer Dichter des 19. *Graff, Wilhelm Paul, pseudon. Gra Rostock tätig, beschäftigte er sich vielmit dramatischen, kritischen u. feuille- tonistischen Arbeiten, nahm auch eine Zeitlang kritisch und dramaturgisch lebhaften Anteil an der von Direktor Deutschinger in Rostock anfangs mit Glück versuchten Hebung u. Belebung der dortigen Theaterverhältnisse und brachte hier sein Trauerspiel "Michael Kohlhaas" zur ersten Aufführung. Jm Frühjahr 1873 unternahm er eine mehrmonatige Reise nach Süd- deutschland, Tirol und Oberitalien u. ließ sich nach seiner Verheiratung mit einer jungen Russin, die er in Genf kennen gelernt, im September 1874 in Wiesbaden, im Frühjahr 1875 in Rostock und im Herbst d. J. auf seinem Landgute bei Güstrow nieder, um ganz seinem Berufe als Schriftsteller zu leben. Seit vielen Jahren war sein Wohnsitz zwischen Güstrow und Schwerin geteilt; auch war er hier mehrere Jahre als Hilfs- arbeiter in der Regierungsbibliothek tätig. Er starb in Schwerin am 23. August 1904. S: Die Babenberger Grandinger, Johannes, geb. am *
[Spaltenumbruch] Grä *Gräfe, Julius, Sohn des S: Bremer Dichter des 19. *Graff, Wilhelm Paul, pſeudon. Gra Roſtock tätig, beſchäftigte er ſich vielmit dramatiſchen, kritiſchen u. feuille- toniſtiſchen Arbeiten, nahm auch eine Zeitlang kritiſch und dramaturgiſch lebhaften Anteil an der von Direktor Deutſchinger in Roſtock anfangs mit Glück verſuchten Hebung u. Belebung der dortigen Theaterverhältniſſe und brachte hier ſein Trauerſpiel „Michael Kohlhaas“ zur erſten Aufführung. Jm Frühjahr 1873 unternahm er eine mehrmonatige Reiſe nach Süd- deutſchland, Tirol und Oberitalien u. ließ ſich nach ſeiner Verheiratung mit einer jungen Ruſſin, die er in Genf kennen gelernt, im September 1874 in Wiesbaden, im Frühjahr 1875 in Roſtock und im Herbſt d. J. auf ſeinem Landgute bei Güſtrow nieder, um ganz ſeinem Berufe als Schriftſteller zu leben. Seit vielen Jahren war ſein Wohnſitz zwiſchen Güſtrow und Schwerin geteilt; auch war er hier mehrere Jahre als Hilfs- arbeiter in der Regierungsbibliothek tätig. Er ſtarb in Schwerin am 23. Auguſt 1904. S: Die Babenberger Grandinger, Johannes, geb. am *
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Grä
Gra
*Gräfe, Julius, Sohn des
bekannten Pädagogen Heinrich G.,
wurde am 22. März 1852 in Kaſſel
geboren und erhielt ſeine Schulbil-
dung in Bremen, wohin der Vater
1855 als Realſchuldirektor berufen
worden war. Jm Jahre 1867 trat
er als Lehrling in ein kaufmänniſches
Geſchäft, erlernte 1868–70 in Olden-
burg die Apothekerkunſt, lebte von
1871–73 als Zögling des Seminars
in Bremen, hörte von 1875 ab in
Jena u. ſpäter in Leipzig Vorleſun-
gen an der Univerſität, war neben-
her als Hauslehrer und Literat tätig
und gründete dann ein Erziehungs-
inſtitut in Leipzig, das er 1886 nach
Dresden, 1895 nach Böhlau b. Dres-
den und 1896 nach Strieſen b. Dres-
den verlegte, und dem er als Direktor
bis zu ſeinem Tode am 10. April 1897
vorſtand.
S: Bremer Dichter des 19.
Jahrhunderts; hrsg., 1875. – Die
Wunder des Himmels (Mainachts-
phantaſie), 1876. – Meeresſtille und
wilde Wellen (Ge.), 1876. – Für Herz
und Geiſt (Ein Jugend- und Volks-
buch), 1880. – Wahrheit in Dichtung
(Ge.), 1883. – Der türkiſche Geſandte
(Schw.), 1884.
*Graff, Wilhelm Paul, pſeudon.
Wilhelm Paul, geb. am 10. März
1845 zu Dobberan in Mecklenburg,
beſuchte zuerſt ein vornehmes Erzie-
hungsinſtitut daſelbſt, dann das
Gymnaſium in Roſtock und verließ
dasſelbe in ſeinem 16. Jahre, um ſich
dem Handelsſtande zu widmen. Nach
anderthalb Jahren trat er indes wie-
der ins Gymnaſium ein und ſtudierte
ſeit Oſtern 1866 an den Univerſitäten
Roſtock, Berlin, Göttingen u. Mün-
chen die Rechte, hörte daneben auch
die Vorleſungen eines Ranke, Riehl,
Carrière, Bartſch u. a. Jm Jahre
1868 kehrte er nach Roſtock zurück u.
wendete ſich jetzt ganz dem Studium
der Geſchichte und Literatur zu. Von
1870–74 als Lektor und Hauslehrer
in der Rheinprovinz, in Berlin und
Roſtock tätig, beſchäftigte er ſich viel
mit dramatiſchen, kritiſchen u. feuille-
toniſtiſchen Arbeiten, nahm auch eine
Zeitlang kritiſch und dramaturgiſch
lebhaften Anteil an der von Direktor
Deutſchinger in Roſtock anfangs mit
Glück verſuchten Hebung u. Belebung
der dortigen Theaterverhältniſſe und
brachte hier ſein Trauerſpiel „Michael
Kohlhaas“ zur erſten Aufführung.
Jm Frühjahr 1873 unternahm er
eine mehrmonatige Reiſe nach Süd-
deutſchland, Tirol und Oberitalien
u. ließ ſich nach ſeiner Verheiratung
mit einer jungen Ruſſin, die er in
Genf kennen gelernt, im September
1874 in Wiesbaden, im Frühjahr
1875 in Roſtock und im Herbſt d. J.
auf ſeinem Landgute bei Güſtrow
nieder, um ganz ſeinem Berufe als
Schriftſteller zu leben. Seit vielen
Jahren war ſein Wohnſitz zwiſchen
Güſtrow und Schwerin geteilt; auch
war er hier mehrere Jahre als Hilfs-
arbeiter in der Regierungsbibliothek
tätig. Er ſtarb in Schwerin am 23.
Auguſt 1904.
S: Die Babenberger
(Hiſtor. Dr.), 1870. – Michael
Kohlhaas (Tr.), 1871. – Vermietet
(Schw.), 1873. – Odyſſeus (Lyr.-dra-
mat. D., Muſik v. Max Bruch), 1873.
– Ein Göttermärchen (Ep.), 1876. –
Der Student (Dr.), 1883. – Um eine
Krone (Dr.), 1885.
Grandinger, Johannes, geb. am
27. März 1869 in Nürnberg als der
Sohn eines Zugführers, beſuchte die
Volksſchule und das Gymnaſium da-
ſelbſt, ſpäter das Gymnaſium und
königl. Lyzeum in Bamberg u. wid-
mete ſich ſeit 1877 dem Studium der
katholiſchen Theologie. Jm Jahre
1891 zum Prieſter geweiht, wurde er
1892 Stadtkaplan in Bamberg und
übernahm hier auch die Redaktion
des „St. Heinrichsblattes“. 1897
kam er als Pfarrer nach Elbersberg
in der fränkiſchen Schweiz u. wurde
1900 nach Nordhalben in Oberfran-
ken verſetzt, wo er ſich durch Grün-
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