Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 2. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Dor wo er Gelegenheit fand, sich mit derSprache und Literatur dieses Landes bekannt zu machen, und nahm nach dem Tode des Vaters (1864) seinen Wohnsitz in der Heimat, da er bei der langdauernden Krankheit der Mutter die Leitung der Familienangelegen- heiten führen mußte. Nach dem Tode der Mutter (1870) wandte sich D. nach Dresden, doch zwang ihn er- neute Krankheit, in die Schweiz zu- rückzukehren, wo er zuerst am Genfer See, dann in Küßnacht am Züricher See seinen Wohnsitz aufschlug. Jm Jahre 1881 erhielt er für sein Ge- dicht zum Totengedächtnis Calderons den für Deutsche bestimmten Preis. Seit 1883 lebte D. wieder in Dres- den und starb daselbst am 5. Mai 1890. S: Sonette, 2 Hefte, 1857. - *Dorieux-Brotbeck, Betty
Dör verheiratete sie sich mit einem Geist-lichen; doch war sie bei dieser Ver- bindung wohl mehr dem Jmpulse eines mächtig angeregten Geistesle- bens als dem Zuge des Herzens ge- folgt, u. deshalb wurde dieses Band auch später wieder gelöst. Jm Jahre 1868 ging sie eine neue Ehe ein mit dem Chevalier Gustav Dorieux, der zuerst ihr poetisches Talent anregte u. später ihre Poesies Lyriques (1878) in französische Prosa übersetzte. We- gen ihrer Übersetzung von Minstrals provenzalischem Epos "Mireio" wur- de sie 1880 in den provenzalischen Dichterbund "Felibrige" aufgenom- men. Die Dichterin lebt jetzt in Nizza. S: Lyrische Gedichte, 1877. - Adolf *Döring, E., pseudonym Chr. S: König Philipp (Dr.), 1881. - Dich *
Dor wo er Gelegenheit fand, ſich mit derSprache und Literatur dieſes Landes bekannt zu machen, und nahm nach dem Tode des Vaters (1864) ſeinen Wohnſitz in der Heimat, da er bei der langdauernden Krankheit der Mutter die Leitung der Familienangelegen- heiten führen mußte. Nach dem Tode der Mutter (1870) wandte ſich D. nach Dresden, doch zwang ihn er- neute Krankheit, in die Schweiz zu- rückzukehren, wo er zuerſt am Genfer See, dann in Küßnacht am Züricher See ſeinen Wohnſitz aufſchlug. Jm Jahre 1881 erhielt er für ſein Ge- dicht zum Totengedächtnis Calderons den für Deutſche beſtimmten Preis. Seit 1883 lebte D. wieder in Dres- den und ſtarb daſelbſt am 5. Mai 1890. S: Sonette, 2 Hefte, 1857. – *Dorieux-Brotbeck, Betty
Dör verheiratete ſie ſich mit einem Geiſt-lichen; doch war ſie bei dieſer Ver- bindung wohl mehr dem Jmpulſe eines mächtig angeregten Geiſtesle- bens als dem Zuge des Herzens ge- folgt, u. deshalb wurde dieſes Band auch ſpäter wieder gelöſt. Jm Jahre 1868 ging ſie eine neue Ehe ein mit dem Chevalier Guſtav Dorieux, der zuerſt ihr poetiſches Talent anregte u. ſpäter ihre Poesies Lyriques (1878) in franzöſiſche Proſa überſetzte. We- gen ihrer Überſetzung von Minſtrals provenzaliſchem Epos „Mireio“ wur- de ſie 1880 in den provenzaliſchen Dichterbund „Felibrige“ aufgenom- men. Die Dichterin lebt jetzt in Nizza. S: Lyriſche Gedichte, 1877. – Adolf *Döring, E., pſeudonym Chr. S: König Philipp (Dr.), 1881. – Dich *
<TEI> <text> <body> <div type="index" n="1"> <p><pb facs="#f0052" n="48"/><lb/><cb/><lb/> <fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Dor</hi></fw><lb/> wo er Gelegenheit fand, ſich mit der<lb/> Sprache und Literatur dieſes Landes<lb/> bekannt zu machen, und nahm nach<lb/> dem Tode des Vaters (1864) ſeinen<lb/> Wohnſitz in der Heimat, da er bei der<lb/> langdauernden Krankheit der Mutter<lb/> die Leitung der Familienangelegen-<lb/> heiten führen mußte. Nach dem Tode<lb/> der Mutter (1870) wandte ſich D.<lb/> nach Dresden, doch zwang ihn er-<lb/> neute Krankheit, in die Schweiz zu-<lb/> rückzukehren, wo er zuerſt am Genfer<lb/> See, dann in Küßnacht am Züricher<lb/> See ſeinen Wohnſitz aufſchlug. Jm<lb/> Jahre 1881 erhielt er für ſein Ge-<lb/> dicht zum Totengedächtnis Calderons<lb/> den für Deutſche beſtimmten Preis.<lb/> Seit 1883 lebte D. wieder in Dres-<lb/> den und ſtarb daſelbſt am 5. Mai<lb/> 1890. </p><lb/> <div type="bibliography" n="2"> <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head> <p> Sonette, 2 Hefte, 1857. –<lb/> Roswitha, die Nonne von Ganders-<lb/> heim, 1859. – Die Cervantes-Lite-<lb/> ratur in Deutſchland, 1877. – Wahr-<lb/> heit und Sage (Ge.), 1878. – Bunte<lb/> Blätter (Ge.), 1878. – Albrecht Hal-<lb/> ler (Feſtged.), 1877. – Cancionero<lb/> (Spaniſche Ge., überſ.), 1879. – An<lb/> Calderon (G.), 1881. – Goethe und<lb/> Calderon, 1881. – Cervantes u. ſeine<lb/> Werke nach deutſchen Urteilen, 1881.<lb/> – Luiz de Camoens (G.), 1885. –<lb/> Beiträge zur Calderon-Literatur;<lb/><hi rendition="#aq">II,</hi> 1885. – Die Lope-de-Vega-Lite-<lb/> ratur in Deutſchland, 1885. – Faſt-<lb/> nachtsſpiele. Nr. 1–14, 1884. – Ru-<lb/> dolf von Habsburg. Jn Chronik u.<lb/> Dichtung, 1886. – Zwei Schweſtern<lb/> (Schſp. n. d. Spaniſchen), 1887. –<lb/> Nachgelaſſene Schriften; hrsg. von<lb/> Adf. Frd. Graf von Schack; <hi rendition="#aq">III,</hi><lb/> 1893.</p><lb/> </div> </div><lb/> <div type="index" n="1"> <head>*<hi rendition="#b">Dorieux-Brotbeck,</hi> <hi rendition="#g">Betty</hi></head> <p><lb/> Magdalene, geborne <hi rendition="#g">Gnehm,</hi> geb.<lb/> am 17. April 1837 zu Baſel, erhielt<lb/> ihre Bildung im elterlichen Hauſe,<lb/> ſeit dem 10. Lebensjahre in den öffent-<lb/> lichen Lehranſtalten Baſels, ſpäter<lb/> durch Privatlehrer und beſuchte auch<lb/> kurze Zeit ein Penſionat in der fran-<lb/> zöſiſchen Schweiz. Jm Jahre 1856<lb/><cb/><lb/> <fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Dör</hi></fw><lb/> verheiratete ſie ſich mit einem Geiſt-<lb/> lichen; doch war ſie bei dieſer Ver-<lb/> bindung wohl mehr dem Jmpulſe<lb/> eines mächtig angeregten Geiſtesle-<lb/> bens als dem Zuge des Herzens ge-<lb/> folgt, u. deshalb wurde dieſes Band<lb/> auch ſpäter wieder gelöſt. Jm Jahre<lb/> 1868 ging ſie eine neue Ehe ein mit<lb/> dem Chevalier Guſtav Dorieux, der<lb/> zuerſt ihr poetiſches Talent anregte u.<lb/> ſpäter ihre <hi rendition="#aq">Poesies Lyriques</hi> (1878)<lb/> in franzöſiſche Proſa überſetzte. We-<lb/> gen ihrer Überſetzung von Minſtrals<lb/> provenzaliſchem Epos „Mireio“ wur-<lb/> de ſie 1880 in den provenzaliſchen<lb/> Dichterbund „Felibrige“ aufgenom-<lb/> men. Die Dichterin lebt jetzt in Nizza.<lb/></p><lb/> <div type="bibliography" n="2"> <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head> <p> Lyriſche Gedichte, 1877. – Adolf<lb/> Hellberg (Schſp.), 1886.</p><lb/> </div> </div><lb/> <div type="index" n="1"> <head>*<hi rendition="#b">Döring,</hi> E.,</head> <p> pſeudonym <hi rendition="#g">Chr.<lb/> Schloſſer,</hi> wurde in Mannheim<lb/> als die Tochter eines Kaufmanns ge-<lb/> boren; ihre Mutter war eine geborene<lb/> Schloſſer und durch ſie war E. eine<lb/> Großnichte des bekannten Geſchichts-<lb/> forſchers F. K. Schloſſer. Schon früh-<lb/> zeitig gab ſie ſich ernſten Studien in<lb/> alten und neuen Sprachen, Geſchichte<lb/> uſw. hin und erhielt im Städelſchen<lb/> Kunſtinſtitut in Frankfurt a. M. eine<lb/> künſtleriſche Ausbildung als Male-<lb/> rin. Jhre Geſchichtswerke „Hellas,<lb/> Mythologie, Geſchichte und Kultur-<lb/> geſchichte von Griechenland“ (1876)<lb/> und „Lehrbuch der Geſchichte der<lb/> alten Welt“ (<hi rendition="#aq">II,</hi> 1880–81) erfuhren<lb/> von bedeutenden Hiſtorikern u. Fach-<lb/> ſchulmännern aufrichtige Anerken-<lb/> nung. Größere Reiſen führten E. D.<lb/> nach England, Frankreich, durch den<lb/> Norden und Süden von Deutſchland.<lb/> Seit vielen Jahren lebte ſie in Frank-<lb/> furt a. M. und war dort Vorſtands-<lb/> mitglied der Ortsgruppe des deut-<lb/> ſchen Schriftſtellerverbandes. Am<lb/> 8. März 1907 iſt ſie daſelbſt geſtorben.<lb/></p><lb/> <div type="bibliography" n="2"> <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head> <p> König Philipp (Dr.), 1881. – Dich<lb/> grüß’ ich, mein Frankfurt! (Balladen<lb/> aus Frankfurts Vergangenh.), 1893.<lb/> – Jdealiſten (Schſp.), Frkf. o. J. –<lb/> <fw type="sig" place="bottom">*</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [48/0052]
Dor
Dör
wo er Gelegenheit fand, ſich mit der
Sprache und Literatur dieſes Landes
bekannt zu machen, und nahm nach
dem Tode des Vaters (1864) ſeinen
Wohnſitz in der Heimat, da er bei der
langdauernden Krankheit der Mutter
die Leitung der Familienangelegen-
heiten führen mußte. Nach dem Tode
der Mutter (1870) wandte ſich D.
nach Dresden, doch zwang ihn er-
neute Krankheit, in die Schweiz zu-
rückzukehren, wo er zuerſt am Genfer
See, dann in Küßnacht am Züricher
See ſeinen Wohnſitz aufſchlug. Jm
Jahre 1881 erhielt er für ſein Ge-
dicht zum Totengedächtnis Calderons
den für Deutſche beſtimmten Preis.
Seit 1883 lebte D. wieder in Dres-
den und ſtarb daſelbſt am 5. Mai
1890.
S: Sonette, 2 Hefte, 1857. –
Roswitha, die Nonne von Ganders-
heim, 1859. – Die Cervantes-Lite-
ratur in Deutſchland, 1877. – Wahr-
heit und Sage (Ge.), 1878. – Bunte
Blätter (Ge.), 1878. – Albrecht Hal-
ler (Feſtged.), 1877. – Cancionero
(Spaniſche Ge., überſ.), 1879. – An
Calderon (G.), 1881. – Goethe und
Calderon, 1881. – Cervantes u. ſeine
Werke nach deutſchen Urteilen, 1881.
– Luiz de Camoens (G.), 1885. –
Beiträge zur Calderon-Literatur;
II, 1885. – Die Lope-de-Vega-Lite-
ratur in Deutſchland, 1885. – Faſt-
nachtsſpiele. Nr. 1–14, 1884. – Ru-
dolf von Habsburg. Jn Chronik u.
Dichtung, 1886. – Zwei Schweſtern
(Schſp. n. d. Spaniſchen), 1887. –
Nachgelaſſene Schriften; hrsg. von
Adf. Frd. Graf von Schack; III,
1893.
*Dorieux-Brotbeck, Betty
Magdalene, geborne Gnehm, geb.
am 17. April 1837 zu Baſel, erhielt
ihre Bildung im elterlichen Hauſe,
ſeit dem 10. Lebensjahre in den öffent-
lichen Lehranſtalten Baſels, ſpäter
durch Privatlehrer und beſuchte auch
kurze Zeit ein Penſionat in der fran-
zöſiſchen Schweiz. Jm Jahre 1856
verheiratete ſie ſich mit einem Geiſt-
lichen; doch war ſie bei dieſer Ver-
bindung wohl mehr dem Jmpulſe
eines mächtig angeregten Geiſtesle-
bens als dem Zuge des Herzens ge-
folgt, u. deshalb wurde dieſes Band
auch ſpäter wieder gelöſt. Jm Jahre
1868 ging ſie eine neue Ehe ein mit
dem Chevalier Guſtav Dorieux, der
zuerſt ihr poetiſches Talent anregte u.
ſpäter ihre Poesies Lyriques (1878)
in franzöſiſche Proſa überſetzte. We-
gen ihrer Überſetzung von Minſtrals
provenzaliſchem Epos „Mireio“ wur-
de ſie 1880 in den provenzaliſchen
Dichterbund „Felibrige“ aufgenom-
men. Die Dichterin lebt jetzt in Nizza.
S: Lyriſche Gedichte, 1877. – Adolf
Hellberg (Schſp.), 1886.
*Döring, E., pſeudonym Chr.
Schloſſer, wurde in Mannheim
als die Tochter eines Kaufmanns ge-
boren; ihre Mutter war eine geborene
Schloſſer und durch ſie war E. eine
Großnichte des bekannten Geſchichts-
forſchers F. K. Schloſſer. Schon früh-
zeitig gab ſie ſich ernſten Studien in
alten und neuen Sprachen, Geſchichte
uſw. hin und erhielt im Städelſchen
Kunſtinſtitut in Frankfurt a. M. eine
künſtleriſche Ausbildung als Male-
rin. Jhre Geſchichtswerke „Hellas,
Mythologie, Geſchichte und Kultur-
geſchichte von Griechenland“ (1876)
und „Lehrbuch der Geſchichte der
alten Welt“ (II, 1880–81) erfuhren
von bedeutenden Hiſtorikern u. Fach-
ſchulmännern aufrichtige Anerken-
nung. Größere Reiſen führten E. D.
nach England, Frankreich, durch den
Norden und Süden von Deutſchland.
Seit vielen Jahren lebte ſie in Frank-
furt a. M. und war dort Vorſtands-
mitglied der Ortsgruppe des deut-
ſchen Schriftſtellerverbandes. Am
8. März 1907 iſt ſie daſelbſt geſtorben.
S: König Philipp (Dr.), 1881. – Dich
grüß’ ich, mein Frankfurt! (Balladen
aus Frankfurts Vergangenh.), 1893.
– Jdealiſten (Schſp.), Frkf. o. J. –
*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |