Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 3. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Hay bewahrte allenthalben seinen gesun-den Humor. Er besorgte abwechselnd die verschiedensten Geschäfte eines Bauernknechts, Metzgers, Kellners, Hausknechts, Regenschirmmachers, Krämers und Gürtlers und ließ sich in letzterer Eigenschaft in Steyregg nieder. Da er aber nur Autodidakt war u. keinen Lehrbrief hatte, wurde ihm die Ausübung des Geschäftes untersagt. Er ging darauf nach Steyr und Wien, machte sein Meisterstück u. ließ sich endlich nach vielen Wander- schaften in Mauthausen nieder. Dort starb er am 4. Septbr. 1850. S: Ge- *Haymerle, Franz Ritter von,
S: Gedichte, 1877. Neue Heaton-Armstrong, B. L.,
Heb pseudon. B. L. Armstrong, wurdeam 8. Mai 1852 zu Jschl als die Toch- ter eines englischen Vaters und einer österreichischen Mutter geboren. Letz- tere starb, als die Tochter fünf Jahre alt war, und diese wurde nun ganz als Engländerin erzogen, durfte nicht einmal Deutsch lesen. Da indessen die verbotenen Früchte am süßesten schmecken, so wurde das Lesen des Deutschen u. das Erlernen der deut- schen Sprache heimlich betrieben. Während einer Krankheit, die sie viele Monate an das Bett fesselte, erwachte ihr poetisches Talent, und bald dar- auf erschienen in vielen Zeitschriften ihre kleinen deutschen Gedichte, die sie dann auf den Rat der Gräfin Balle- strem 1882 in einem Bändchen zur Ausgabe förderte. Die Dichterin, die lange Zeit in München lebte, wo sie mit Hermann Lingg, Karl Stieler u. anderen Dichtern in nähere Berüh- rung trat, hat jetzt ihren Wohnsitz in Görz. S: Gedichte, 1882. - Jm Spät- Hebbel, Christ. Friedrich, wur- *
Hay bewahrte allenthalben ſeinen geſun-den Humor. Er beſorgte abwechſelnd die verſchiedenſten Geſchäfte eines Bauernknechts, Metzgers, Kellners, Hausknechts, Regenſchirmmachers, Krämers und Gürtlers und ließ ſich in letzterer Eigenſchaft in Steyregg nieder. Da er aber nur Autodidakt war u. keinen Lehrbrief hatte, wurde ihm die Ausübung des Geſchäftes unterſagt. Er ging darauf nach Steyr und Wien, machte ſein Meiſterſtück u. ließ ſich endlich nach vielen Wander- ſchaften in Mauthauſen nieder. Dort ſtarb er am 4. Septbr. 1850. S: Ge- *Haymerle, Franz Ritter von,
S: Gedichte, 1877. Neue Heaton-Armſtrong, B. L.,
Heb pſeudon. B. L. Armſtrong, wurdeam 8. Mai 1852 zu Jſchl als die Toch- ter eines engliſchen Vaters und einer öſterreichiſchen Mutter geboren. Letz- tere ſtarb, als die Tochter fünf Jahre alt war, und dieſe wurde nun ganz als Engländerin erzogen, durfte nicht einmal Deutſch leſen. Da indeſſen die verbotenen Früchte am ſüßeſten ſchmecken, ſo wurde das Leſen des Deutſchen u. das Erlernen der deut- ſchen Sprache heimlich betrieben. Während einer Krankheit, die ſie viele Monate an das Bett feſſelte, erwachte ihr poetiſches Talent, und bald dar- auf erſchienen in vielen Zeitſchriften ihre kleinen deutſchen Gedichte, die ſie dann auf den Rat der Gräfin Balle- ſtrem 1882 in einem Bändchen zur Ausgabe förderte. Die Dichterin, die lange Zeit in München lebte, wo ſie mit Hermann Lingg, Karl Stieler u. anderen Dichtern in nähere Berüh- rung trat, hat jetzt ihren Wohnſitz in Görz. S: Gedichte, 1882. – Jm Spät- Hebbel, Chriſt. Friedrich, wur- *
<TEI> <text> <body> <div type="index" n="1"> <p><pb facs="#f0115" n="111"/><lb/><cb/><lb/> <fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Hay</hi></fw><lb/> bewahrte allenthalben ſeinen geſun-<lb/> den Humor. Er beſorgte abwechſelnd<lb/> die verſchiedenſten Geſchäfte eines<lb/> Bauernknechts, Metzgers, Kellners,<lb/> Hausknechts, Regenſchirmmachers,<lb/> Krämers und Gürtlers und ließ ſich<lb/> in letzterer Eigenſchaft in Steyregg<lb/> nieder. Da er aber nur Autodidakt<lb/> war u. keinen Lehrbrief hatte, wurde<lb/> ihm die Ausübung des Geſchäftes<lb/> unterſagt. Er ging darauf nach Steyr<lb/> und Wien, machte ſein Meiſterſtück u.<lb/> ließ ſich endlich nach vielen Wander-<lb/> ſchaften in Mauthauſen nieder. Dort<lb/> ſtarb er am 4. Septbr. 1850. </p><lb/> <div type="bibliography" n="2"> <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head> <p> Ge-<lb/> dichte im Jnnvierteler Dialekt; <hi rendition="#aq">II,</hi><lb/> 1845–47. – Volkslieder in obderenn-<lb/> ſiſcher Mundart an allö meinö Lands-<lb/> leut, 1847 (kam nicht in den Handel).</p><lb/> </div> </div><lb/> <div type="index" n="1"> <head>*<hi rendition="#b">Haymerle,</hi> Franz Ritter von,</head> <p><lb/> wurde am 3. Dezbr. 1850 in Preß-<lb/> burg geboren, abſolvierte ſeine juri-<lb/> ſtiſchen und ſtaatswiſſenſchaftlichen<lb/> Studien 1874 in Wien, wurde <hi rendition="#aq">Dr. jur.</hi><lb/> und 1877 Beamter im k. k. Miniſte-<lb/> rium für Kultus und Unterricht, in<lb/> welchem er jetzt die Stelle eines Sek-<lb/> tionschefs bekleidet. Seine haupt-<lb/> ſächlichſte Tätigkeit beſtand in der<lb/> anfangs mit von Dumreicher, Eitel-<lb/> berger u. a. durchgeführten Organi-<lb/> ſation des fachlichen Bildungsweſens<lb/> in Öſterreich; er redigierte ſeit 1881<lb/> das „Zentralblatt für das gewerb-<lb/> liche Unterrichtsweſen in Öſterreich“<lb/> bis zum 16. Bande und ſchrieb „Der<lb/> weibliche Fachunterricht und deſſen<lb/> Organiſierung mit Rückſicht auf die<lb/> Bedürfniſſe des praktiſchen Lebens“<lb/> (1901) und „Unſer Unterrichts- und<lb/> Wehrſyſtem und deſſen Rückwirkung<lb/> auf die Berufswahl“ (1901). Seine<lb/> Gedichte erregten die beſondere Auf-<lb/> merkſamkeit Em. Geibels, und ſind<lb/> viele derſelben (beſonders vom Hof-<lb/> kapellmeiſter Joſ. Sucher) komponiert<lb/> worden. </p><lb/> <div type="bibliography" n="2"> <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head> <p> Gedichte, 1877. Neue<lb/> Ausg. u. d. T.: Alte Lieder (Ausge-<lb/> wählte Dn.), 1904.</p><lb/> </div> </div><lb/> <div type="index" n="1"> <head><hi rendition="#b">Heaton-Armſtrong,</hi> B. L.,</head> <p><lb/><cb/><lb/> <fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Heb</hi></fw><lb/> pſeudon. B. L. <hi rendition="#g">Armſtrong,</hi> wurde<lb/> am 8. Mai 1852 zu Jſchl als die Toch-<lb/> ter eines engliſchen Vaters und einer<lb/> öſterreichiſchen Mutter geboren. Letz-<lb/> tere ſtarb, als die Tochter fünf Jahre<lb/> alt war, und dieſe wurde nun ganz<lb/> als Engländerin erzogen, durfte nicht<lb/> einmal Deutſch leſen. Da indeſſen<lb/> die verbotenen Früchte am ſüßeſten<lb/> ſchmecken, ſo wurde das Leſen des<lb/> Deutſchen u. das Erlernen der deut-<lb/> ſchen Sprache heimlich betrieben.<lb/> Während einer Krankheit, die ſie viele<lb/> Monate an das Bett feſſelte, erwachte<lb/> ihr poetiſches Talent, und bald dar-<lb/> auf erſchienen in vielen Zeitſchriften<lb/> ihre kleinen deutſchen Gedichte, die ſie<lb/> dann auf den Rat der Gräfin Balle-<lb/> ſtrem 1882 in einem Bändchen zur<lb/> Ausgabe förderte. Die Dichterin, die<lb/> lange Zeit in München lebte, wo ſie<lb/> mit Hermann Lingg, Karl Stieler u.<lb/> anderen Dichtern in nähere Berüh-<lb/> rung trat, hat jetzt ihren Wohnſitz in<lb/> Görz. </p><lb/> <div type="bibliography" n="2"> <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head> <p> Gedichte, 1882. – Jm Spät-<lb/> ſommer (Ge.), 1888. – Gedichte und<lb/> Aphorismen, 1904.</p><lb/> </div> </div><lb/> <div type="index" n="1"> <head><hi rendition="#b">Hebbel,</hi> Chriſt. <hi rendition="#g">Friedrich,</hi></head> <p> wur-<lb/> de am 18. März 1813 zu Weſſelburen<lb/> in Dithmarſchen als der Sohn eines<lb/> wenig bemittelten Maurers geboren.<lb/> Seine Jugend verbrachte H. unter<lb/> ſtrenger Erziehung und bei faſt gänz-<lb/> lichem Mangel an geiſtiger Anregung<lb/> in ſeinem abgeſchloſſenen und an be-<lb/> deutenden Volkserinnerungen ſo rei-<lb/> chen Heimatlande. 14 Jahre alt,<lb/> wurde er Schreiber beim Kirchſpiel-<lb/> vogt ſeines Geburtsortes, u. in dieſer<lb/> Stellung mußte er, trotz vieler oft<lb/> ſelbſt abenteuerlichen Pläne, ſich aus<lb/> ihr loszureißen, bis zu ſeinem 22.<lb/> Jahre verbleiben. Da vermittelten<lb/> einige Gedichte, welche das „Ham-<lb/> burger Modenblatt“ von ihm brachte,<lb/> ſeine Bekanntſchaft mit der Heraus-<lb/> geberin desſelben, der Schriftſtellerin<lb/> Amalie Schoppe, die den jungen<lb/> Dichter einlud, nach Hamburg zu kom-<lb/> men. Mit ihrer und anderer Gönner<lb/> <fw type="sig" place="bottom">*</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [111/0115]
Hay
Heb
bewahrte allenthalben ſeinen geſun-
den Humor. Er beſorgte abwechſelnd
die verſchiedenſten Geſchäfte eines
Bauernknechts, Metzgers, Kellners,
Hausknechts, Regenſchirmmachers,
Krämers und Gürtlers und ließ ſich
in letzterer Eigenſchaft in Steyregg
nieder. Da er aber nur Autodidakt
war u. keinen Lehrbrief hatte, wurde
ihm die Ausübung des Geſchäftes
unterſagt. Er ging darauf nach Steyr
und Wien, machte ſein Meiſterſtück u.
ließ ſich endlich nach vielen Wander-
ſchaften in Mauthauſen nieder. Dort
ſtarb er am 4. Septbr. 1850.
S: Ge-
dichte im Jnnvierteler Dialekt; II,
1845–47. – Volkslieder in obderenn-
ſiſcher Mundart an allö meinö Lands-
leut, 1847 (kam nicht in den Handel).
*Haymerle, Franz Ritter von,
wurde am 3. Dezbr. 1850 in Preß-
burg geboren, abſolvierte ſeine juri-
ſtiſchen und ſtaatswiſſenſchaftlichen
Studien 1874 in Wien, wurde Dr. jur.
und 1877 Beamter im k. k. Miniſte-
rium für Kultus und Unterricht, in
welchem er jetzt die Stelle eines Sek-
tionschefs bekleidet. Seine haupt-
ſächlichſte Tätigkeit beſtand in der
anfangs mit von Dumreicher, Eitel-
berger u. a. durchgeführten Organi-
ſation des fachlichen Bildungsweſens
in Öſterreich; er redigierte ſeit 1881
das „Zentralblatt für das gewerb-
liche Unterrichtsweſen in Öſterreich“
bis zum 16. Bande und ſchrieb „Der
weibliche Fachunterricht und deſſen
Organiſierung mit Rückſicht auf die
Bedürfniſſe des praktiſchen Lebens“
(1901) und „Unſer Unterrichts- und
Wehrſyſtem und deſſen Rückwirkung
auf die Berufswahl“ (1901). Seine
Gedichte erregten die beſondere Auf-
merkſamkeit Em. Geibels, und ſind
viele derſelben (beſonders vom Hof-
kapellmeiſter Joſ. Sucher) komponiert
worden.
S: Gedichte, 1877. Neue
Ausg. u. d. T.: Alte Lieder (Ausge-
wählte Dn.), 1904.
Heaton-Armſtrong, B. L.,
pſeudon. B. L. Armſtrong, wurde
am 8. Mai 1852 zu Jſchl als die Toch-
ter eines engliſchen Vaters und einer
öſterreichiſchen Mutter geboren. Letz-
tere ſtarb, als die Tochter fünf Jahre
alt war, und dieſe wurde nun ganz
als Engländerin erzogen, durfte nicht
einmal Deutſch leſen. Da indeſſen
die verbotenen Früchte am ſüßeſten
ſchmecken, ſo wurde das Leſen des
Deutſchen u. das Erlernen der deut-
ſchen Sprache heimlich betrieben.
Während einer Krankheit, die ſie viele
Monate an das Bett feſſelte, erwachte
ihr poetiſches Talent, und bald dar-
auf erſchienen in vielen Zeitſchriften
ihre kleinen deutſchen Gedichte, die ſie
dann auf den Rat der Gräfin Balle-
ſtrem 1882 in einem Bändchen zur
Ausgabe förderte. Die Dichterin, die
lange Zeit in München lebte, wo ſie
mit Hermann Lingg, Karl Stieler u.
anderen Dichtern in nähere Berüh-
rung trat, hat jetzt ihren Wohnſitz in
Görz.
S: Gedichte, 1882. – Jm Spät-
ſommer (Ge.), 1888. – Gedichte und
Aphorismen, 1904.
Hebbel, Chriſt. Friedrich, wur-
de am 18. März 1813 zu Weſſelburen
in Dithmarſchen als der Sohn eines
wenig bemittelten Maurers geboren.
Seine Jugend verbrachte H. unter
ſtrenger Erziehung und bei faſt gänz-
lichem Mangel an geiſtiger Anregung
in ſeinem abgeſchloſſenen und an be-
deutenden Volkserinnerungen ſo rei-
chen Heimatlande. 14 Jahre alt,
wurde er Schreiber beim Kirchſpiel-
vogt ſeines Geburtsortes, u. in dieſer
Stellung mußte er, trotz vieler oft
ſelbſt abenteuerlichen Pläne, ſich aus
ihr loszureißen, bis zu ſeinem 22.
Jahre verbleiben. Da vermittelten
einige Gedichte, welche das „Ham-
burger Modenblatt“ von ihm brachte,
ſeine Bekanntſchaft mit der Heraus-
geberin desſelben, der Schriftſtellerin
Amalie Schoppe, die den jungen
Dichter einlud, nach Hamburg zu kom-
men. Mit ihrer und anderer Gönner
*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |