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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 3. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Hay
bewahrte allenthalben seinen gesun-
den Humor. Er besorgte abwechselnd
die verschiedensten Geschäfte eines
Bauernknechts, Metzgers, Kellners,
Hausknechts, Regenschirmmachers,
Krämers und Gürtlers und ließ sich
in letzterer Eigenschaft in Steyregg
nieder. Da er aber nur Autodidakt
war u. keinen Lehrbrief hatte, wurde
ihm die Ausübung des Geschäftes
untersagt. Er ging darauf nach Steyr
und Wien, machte sein Meisterstück u.
ließ sich endlich nach vielen Wander-
schaften in Mauthausen nieder. Dort
starb er am 4. Septbr. 1850.

S:

Ge-
dichte im Jnnvierteler Dialekt; II,
1845-47. - Volkslieder in obderenn-
sischer Mundart an allö meinö Lands-
leut, 1847 (kam nicht in den Handel).

*Haymerle, Franz Ritter von,


wurde am 3. Dezbr. 1850 in Preß-
burg geboren, absolvierte seine juri-
stischen und staatswissenschaftlichen
Studien 1874 in Wien, wurde Dr. jur.
und 1877 Beamter im k. k. Ministe-
rium für Kultus und Unterricht, in
welchem er jetzt die Stelle eines Sek-
tionschefs bekleidet. Seine haupt-
sächlichste Tätigkeit bestand in der
anfangs mit von Dumreicher, Eitel-
berger u. a. durchgeführten Organi-
sation des fachlichen Bildungswesens
in Österreich; er redigierte seit 1881
das "Zentralblatt für das gewerb-
liche Unterrichtswesen in Österreich"
bis zum 16. Bande und schrieb "Der
weibliche Fachunterricht und dessen
Organisierung mit Rücksicht auf die
Bedürfnisse des praktischen Lebens"
(1901) und "Unser Unterrichts- und
Wehrsystem und dessen Rückwirkung
auf die Berufswahl" (1901). Seine
Gedichte erregten die besondere Auf-
merksamkeit Em. Geibels, und sind
viele derselben (besonders vom Hof-
kapellmeister Jos. Sucher) komponiert
worden.

S:

Gedichte, 1877. Neue
Ausg. u. d. T.: Alte Lieder (Ausge-
wählte Dn.), 1904.

Heaton-Armstrong, B. L.,


[Spaltenumbruch]

Heb
pseudon. B. L. Armstrong, wurde
am 8. Mai 1852 zu Jschl als die Toch-
ter eines englischen Vaters und einer
österreichischen Mutter geboren. Letz-
tere starb, als die Tochter fünf Jahre
alt war, und diese wurde nun ganz
als Engländerin erzogen, durfte nicht
einmal Deutsch lesen. Da indessen
die verbotenen Früchte am süßesten
schmecken, so wurde das Lesen des
Deutschen u. das Erlernen der deut-
schen Sprache heimlich betrieben.
Während einer Krankheit, die sie viele
Monate an das Bett fesselte, erwachte
ihr poetisches Talent, und bald dar-
auf erschienen in vielen Zeitschriften
ihre kleinen deutschen Gedichte, die sie
dann auf den Rat der Gräfin Balle-
strem 1882 in einem Bändchen zur
Ausgabe förderte. Die Dichterin, die
lange Zeit in München lebte, wo sie
mit Hermann Lingg, Karl Stieler u.
anderen Dichtern in nähere Berüh-
rung trat, hat jetzt ihren Wohnsitz in
Görz.

S:

Gedichte, 1882. - Jm Spät-
sommer (Ge.), 1888. - Gedichte und
Aphorismen, 1904.

Hebbel, Christ. Friedrich,

wur-
de am 18. März 1813 zu Wesselburen
in Dithmarschen als der Sohn eines
wenig bemittelten Maurers geboren.
Seine Jugend verbrachte H. unter
strenger Erziehung und bei fast gänz-
lichem Mangel an geistiger Anregung
in seinem abgeschlossenen und an be-
deutenden Volkserinnerungen so rei-
chen Heimatlande. 14 Jahre alt,
wurde er Schreiber beim Kirchspiel-
vogt seines Geburtsortes, u. in dieser
Stellung mußte er, trotz vieler oft
selbst abenteuerlichen Pläne, sich aus
ihr loszureißen, bis zu seinem 22.
Jahre verbleiben. Da vermittelten
einige Gedichte, welche das "Ham-
burger Modenblatt" von ihm brachte,
seine Bekanntschaft mit der Heraus-
geberin desselben, der Schriftstellerin
Amalie Schoppe, die den jungen
Dichter einlud, nach Hamburg zu kom-
men. Mit ihrer und anderer Gönner

*


[Spaltenumbruch]

Hay
bewahrte allenthalben ſeinen geſun-
den Humor. Er beſorgte abwechſelnd
die verſchiedenſten Geſchäfte eines
Bauernknechts, Metzgers, Kellners,
Hausknechts, Regenſchirmmachers,
Krämers und Gürtlers und ließ ſich
in letzterer Eigenſchaft in Steyregg
nieder. Da er aber nur Autodidakt
war u. keinen Lehrbrief hatte, wurde
ihm die Ausübung des Geſchäftes
unterſagt. Er ging darauf nach Steyr
und Wien, machte ſein Meiſterſtück u.
ließ ſich endlich nach vielen Wander-
ſchaften in Mauthauſen nieder. Dort
ſtarb er am 4. Septbr. 1850.

S:

Ge-
dichte im Jnnvierteler Dialekt; II,
1845–47. – Volkslieder in obderenn-
ſiſcher Mundart an allö meinö Lands-
leut, 1847 (kam nicht in den Handel).

*Haymerle, Franz Ritter von,


wurde am 3. Dezbr. 1850 in Preß-
burg geboren, abſolvierte ſeine juri-
ſtiſchen und ſtaatswiſſenſchaftlichen
Studien 1874 in Wien, wurde Dr. jur.
und 1877 Beamter im k. k. Miniſte-
rium für Kultus und Unterricht, in
welchem er jetzt die Stelle eines Sek-
tionschefs bekleidet. Seine haupt-
ſächlichſte Tätigkeit beſtand in der
anfangs mit von Dumreicher, Eitel-
berger u. a. durchgeführten Organi-
ſation des fachlichen Bildungsweſens
in Öſterreich; er redigierte ſeit 1881
das „Zentralblatt für das gewerb-
liche Unterrichtsweſen in Öſterreich“
bis zum 16. Bande und ſchrieb „Der
weibliche Fachunterricht und deſſen
Organiſierung mit Rückſicht auf die
Bedürfniſſe des praktiſchen Lebens“
(1901) und „Unſer Unterrichts- und
Wehrſyſtem und deſſen Rückwirkung
auf die Berufswahl“ (1901). Seine
Gedichte erregten die beſondere Auf-
merkſamkeit Em. Geibels, und ſind
viele derſelben (beſonders vom Hof-
kapellmeiſter Joſ. Sucher) komponiert
worden.

S:

Gedichte, 1877. Neue
Ausg. u. d. T.: Alte Lieder (Ausge-
wählte Dn.), 1904.

Heaton-Armſtrong, B. L.,


[Spaltenumbruch]

Heb
pſeudon. B. L. Armſtrong, wurde
am 8. Mai 1852 zu Jſchl als die Toch-
ter eines engliſchen Vaters und einer
öſterreichiſchen Mutter geboren. Letz-
tere ſtarb, als die Tochter fünf Jahre
alt war, und dieſe wurde nun ganz
als Engländerin erzogen, durfte nicht
einmal Deutſch leſen. Da indeſſen
die verbotenen Früchte am ſüßeſten
ſchmecken, ſo wurde das Leſen des
Deutſchen u. das Erlernen der deut-
ſchen Sprache heimlich betrieben.
Während einer Krankheit, die ſie viele
Monate an das Bett feſſelte, erwachte
ihr poetiſches Talent, und bald dar-
auf erſchienen in vielen Zeitſchriften
ihre kleinen deutſchen Gedichte, die ſie
dann auf den Rat der Gräfin Balle-
ſtrem 1882 in einem Bändchen zur
Ausgabe förderte. Die Dichterin, die
lange Zeit in München lebte, wo ſie
mit Hermann Lingg, Karl Stieler u.
anderen Dichtern in nähere Berüh-
rung trat, hat jetzt ihren Wohnſitz in
Görz.

S:

Gedichte, 1882. – Jm Spät-
ſommer (Ge.), 1888. – Gedichte und
Aphorismen, 1904.

Hebbel, Chriſt. Friedrich,

wur-
de am 18. März 1813 zu Weſſelburen
in Dithmarſchen als der Sohn eines
wenig bemittelten Maurers geboren.
Seine Jugend verbrachte H. unter
ſtrenger Erziehung und bei faſt gänz-
lichem Mangel an geiſtiger Anregung
in ſeinem abgeſchloſſenen und an be-
deutenden Volkserinnerungen ſo rei-
chen Heimatlande. 14 Jahre alt,
wurde er Schreiber beim Kirchſpiel-
vogt ſeines Geburtsortes, u. in dieſer
Stellung mußte er, trotz vieler oft
ſelbſt abenteuerlichen Pläne, ſich aus
ihr loszureißen, bis zu ſeinem 22.
Jahre verbleiben. Da vermittelten
einige Gedichte, welche das „Ham-
burger Modenblatt“ von ihm brachte,
ſeine Bekanntſchaft mit der Heraus-
geberin desſelben, der Schriftſtellerin
Amalie Schoppe, die den jungen
Dichter einlud, nach Hamburg zu kom-
men. Mit ihrer und anderer Gönner

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[111/0115] Hay Heb bewahrte allenthalben ſeinen geſun- den Humor. Er beſorgte abwechſelnd die verſchiedenſten Geſchäfte eines Bauernknechts, Metzgers, Kellners, Hausknechts, Regenſchirmmachers, Krämers und Gürtlers und ließ ſich in letzterer Eigenſchaft in Steyregg nieder. Da er aber nur Autodidakt war u. keinen Lehrbrief hatte, wurde ihm die Ausübung des Geſchäftes unterſagt. Er ging darauf nach Steyr und Wien, machte ſein Meiſterſtück u. ließ ſich endlich nach vielen Wander- ſchaften in Mauthauſen nieder. Dort ſtarb er am 4. Septbr. 1850. S: Ge- dichte im Jnnvierteler Dialekt; II, 1845–47. – Volkslieder in obderenn- ſiſcher Mundart an allö meinö Lands- leut, 1847 (kam nicht in den Handel). *Haymerle, Franz Ritter von, wurde am 3. Dezbr. 1850 in Preß- burg geboren, abſolvierte ſeine juri- ſtiſchen und ſtaatswiſſenſchaftlichen Studien 1874 in Wien, wurde Dr. jur. und 1877 Beamter im k. k. Miniſte- rium für Kultus und Unterricht, in welchem er jetzt die Stelle eines Sek- tionschefs bekleidet. Seine haupt- ſächlichſte Tätigkeit beſtand in der anfangs mit von Dumreicher, Eitel- berger u. a. durchgeführten Organi- ſation des fachlichen Bildungsweſens in Öſterreich; er redigierte ſeit 1881 das „Zentralblatt für das gewerb- liche Unterrichtsweſen in Öſterreich“ bis zum 16. Bande und ſchrieb „Der weibliche Fachunterricht und deſſen Organiſierung mit Rückſicht auf die Bedürfniſſe des praktiſchen Lebens“ (1901) und „Unſer Unterrichts- und Wehrſyſtem und deſſen Rückwirkung auf die Berufswahl“ (1901). Seine Gedichte erregten die beſondere Auf- merkſamkeit Em. Geibels, und ſind viele derſelben (beſonders vom Hof- kapellmeiſter Joſ. Sucher) komponiert worden. S: Gedichte, 1877. Neue Ausg. u. d. T.: Alte Lieder (Ausge- wählte Dn.), 1904. Heaton-Armſtrong, B. L., pſeudon. B. L. Armſtrong, wurde am 8. Mai 1852 zu Jſchl als die Toch- ter eines engliſchen Vaters und einer öſterreichiſchen Mutter geboren. Letz- tere ſtarb, als die Tochter fünf Jahre alt war, und dieſe wurde nun ganz als Engländerin erzogen, durfte nicht einmal Deutſch leſen. Da indeſſen die verbotenen Früchte am ſüßeſten ſchmecken, ſo wurde das Leſen des Deutſchen u. das Erlernen der deut- ſchen Sprache heimlich betrieben. Während einer Krankheit, die ſie viele Monate an das Bett feſſelte, erwachte ihr poetiſches Talent, und bald dar- auf erſchienen in vielen Zeitſchriften ihre kleinen deutſchen Gedichte, die ſie dann auf den Rat der Gräfin Balle- ſtrem 1882 in einem Bändchen zur Ausgabe förderte. Die Dichterin, die lange Zeit in München lebte, wo ſie mit Hermann Lingg, Karl Stieler u. anderen Dichtern in nähere Berüh- rung trat, hat jetzt ihren Wohnſitz in Görz. S: Gedichte, 1882. – Jm Spät- ſommer (Ge.), 1888. – Gedichte und Aphorismen, 1904. Hebbel, Chriſt. Friedrich, wur- de am 18. März 1813 zu Weſſelburen in Dithmarſchen als der Sohn eines wenig bemittelten Maurers geboren. Seine Jugend verbrachte H. unter ſtrenger Erziehung und bei faſt gänz- lichem Mangel an geiſtiger Anregung in ſeinem abgeſchloſſenen und an be- deutenden Volkserinnerungen ſo rei- chen Heimatlande. 14 Jahre alt, wurde er Schreiber beim Kirchſpiel- vogt ſeines Geburtsortes, u. in dieſer Stellung mußte er, trotz vieler oft ſelbſt abenteuerlichen Pläne, ſich aus ihr loszureißen, bis zu ſeinem 22. Jahre verbleiben. Da vermittelten einige Gedichte, welche das „Ham- burger Modenblatt“ von ihm brachte, ſeine Bekanntſchaft mit der Heraus- geberin desſelben, der Schriftſtellerin Amalie Schoppe, die den jungen Dichter einlud, nach Hamburg zu kom- men. Mit ihrer und anderer Gönner *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 3. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon03_1913/115>, abgerufen am 21.11.2024.