Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 4. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite


[Spaltenumbruch]

Mad
Sprachen und klassische Philologie.
Nach Ablegung des theologischen
Examens pro introitu widmete er sich
in Göttingen gänzlich der Philologie,
promovierte in den orientalischen
Sprachen zum Dr. phil. und legte
darauf sein Oberlehrerexamen in den
klassischen Sprachen ab (1876). Nach-
dem er in Münster sein Probejahr
durchgemacht, ward er Lehrer an der
Rektoratschule in Xanten, 1878 erster
Lehrer am dortigen königl. Lehre-
rinnenseminar, im Kulturkampf aber
wegen seiner Weigerung, ohne missio
canonica
Religionsunterricht zu er-
teilen, abgesetzt (1879). Darauf war
er sieben Jahre lang als Lehrer am
fürstlich Löwensteinschen Hofe in
Deinheubach und auf Schloß Haid in
Böhmen tätig, wo er mit dem dort
in der Verbannung lebenden Bischof
Peter Joseph von Limburg viel ver-
kehrte, wurde 1886 erster Lehrer an
der höheren Stadtschule in Ahrweiler,
1892 Oberlehrer am Progymnasium
in Linz und Ostern 1895 Oberlehrer
am königl. Gymnasium in Siegburg,
an dem er noch jetzt, und zwar seit
1905 als Professor, wirkt.

S:

Hymnen
aus dem Zweiströmeland (Dn. des
heil. Ephrem, a. d. Syrischen metrisch
übers.), 1882. - Vom Nil zum Nebo
(Ein Wüstensang), 1894. - Aus sturm-
bewegter Heldenzeit (Vaterl. Schul-
Dr.), 1901. - Aus dunklen Tiefen,
1904. - Der Stromgeiger (Romant.
D.), 1905.

*Mader, Ernst Friedrich Wil-
helm,

pseud. Ernst Friedrich,
wurde am 1. Septbr. 1866 in Nizza
als Sohn des deutsch-evangelischen
Pfarrers Philipp Friedrich M. geb.,
besuchte bis zum 17. Lebensjahre das
französische Staatsgymnasium und
1883-84 das Gymnasium in Heil-
bronn. worauf er bis 1889 in Tübin-
gen Theologie studierte. Jn dieser
Zeit veröffentlichte er seine ersten
lyrischen Gedichte in verschiedenen
Zeitschriften, wie "Über Land und
[Spaltenumbruch]

Mad
Meer", "Münchener Fliegende Blät-
ter" und in den "Meggendorfer Blät-
tern", zu deren ältesten Mitarbeitern
er gehört. Seit 1897 ist M. Pfarrer
in Eschelbach (Württemberg).

S:


John Bull u. die Buren (Ein Helden-
G.), 1901. - Die Emanzipierten
(Dramat. Zukunftsphantasie), 1901.
- Ernstes u. Heiteres aus dem Buren-
kriege, 1901. - El Dorado (Reisen u.
Abenteuer zweier deutschen Knaben
in den Urwäldern Südamerikas),
1904.

Maderny, Helene Freifrau von,


bekannt unter ihrem Mädchennamen
Helene von Götzendorff-
Grabowski,
wurde am 19. April
1855 (n. a. 1860) als die einzige
Tochter eines höheren preußischen
Offiziers in Schlesien geboren u. ver-
lebte ihre Jugendzeit in der Provinz
Posen. Daher erklärt sich ihre genaue
Bekanntschaft mit dem Leben und
Fühlen der Polen, das sie uns in
ihren Sitten- und Charakterbildern
zeichnet. Jm Jahre 1877 trat der
Vater als Oberstleutnant in den
Ruhestand, u. seitdem lebte d. Familie
in Wiesbaden. Hier verheiratete sich
die Dichterin auch 1887 mit dem Frei-
herrn Adrian Maderny, einem frü-
heren bayerischen Offizier, der bei
Sedanschwer verwundet worden war.
Sie lebte mit ihm seit 1898 in Wien
und zog nach einigen Jahren nach
Berlin. Während eines Aufenthalts
in Venedig vergiftete sich der Gatte,
der von namenlosen Leiden gepeinigt
ward, am 26. Mai 1908; die Gattin,
nunmehr aller Existenzmittel beraubt,
folgte ihm, trotzdem ihr ihre Freun-
din Lodoiska von Blum (s. d.!) ein
Asyl bei sich angeboten hatte, am fol-
genden Tage freiwillig im Tode nach.
Am 29. Mai wurden beide auf dem
schönen Friedhof San Michele zur
letzten Ruhe bestattet.

S:

Schmetter-
linge (Nn. und Stimmungsbilder),
1886. - Heitere Geschichten, 1886. -
Ernst und Scherz fürs Mädchenherz

* 22*


[Spaltenumbruch]

Mad
Sprachen und klaſſiſche Philologie.
Nach Ablegung des theologiſchen
Examens pro introitu widmete er ſich
in Göttingen gänzlich der Philologie,
promovierte in den orientaliſchen
Sprachen zum Dr. phil. und legte
darauf ſein Oberlehrerexamen in den
klaſſiſchen Sprachen ab (1876). Nach-
dem er in Münſter ſein Probejahr
durchgemacht, ward er Lehrer an der
Rektoratſchule in Xanten, 1878 erſter
Lehrer am dortigen königl. Lehre-
rinnenſeminar, im Kulturkampf aber
wegen ſeiner Weigerung, ohne missio
canonica
Religionsunterricht zu er-
teilen, abgeſetzt (1879). Darauf war
er ſieben Jahre lang als Lehrer am
fürſtlich Löwenſteinſchen Hofe in
Deinheubach und auf Schloß Haid in
Böhmen tätig, wo er mit dem dort
in der Verbannung lebenden Biſchof
Peter Joſeph von Limburg viel ver-
kehrte, wurde 1886 erſter Lehrer an
der höheren Stadtſchule in Ahrweiler,
1892 Oberlehrer am Progymnaſium
in Linz und Oſtern 1895 Oberlehrer
am königl. Gymnaſium in Siegburg,
an dem er noch jetzt, und zwar ſeit
1905 als Profeſſor, wirkt.

S:

Hymnen
aus dem Zweiſtrömeland (Dn. des
heil. Ephrem, a. d. Syriſchen metriſch
überſ.), 1882. ‒ Vom Nil zum Nebo
(Ein Wüſtenſang), 1894. ‒ Aus ſturm-
bewegter Heldenzeit (Vaterl. Schul-
Dr.), 1901. ‒ Aus dunklen Tiefen,
1904. ‒ Der Stromgeiger (Romant.
D.), 1905.

*Mader, Ernſt Friedrich Wil-
helm,

pſeud. Ernſt Friedrich,
wurde am 1. Septbr. 1866 in Nizza
als Sohn des deutſch-evangeliſchen
Pfarrers Philipp Friedrich M. geb.,
beſuchte bis zum 17. Lebensjahre das
franzöſiſche Staatsgymnaſium und
1883‒84 das Gymnaſium in Heil-
bronn. worauf er bis 1889 in Tübin-
gen Theologie ſtudierte. Jn dieſer
Zeit veröffentlichte er ſeine erſten
lyriſchen Gedichte in verſchiedenen
Zeitſchriften, wie „Über Land und
[Spaltenumbruch]

Mad
Meer‟, „Münchener Fliegende Blät-
ter‟ und in den „Meggendorfer Blät-
tern‟, zu deren älteſten Mitarbeitern
er gehört. Seit 1897 iſt M. Pfarrer
in Eſchelbach (Württemberg).

S:


John Bull u. die Buren (Ein Helden-
G.), 1901. ‒ Die Emanzipierten
(Dramat. Zukunftsphantaſie), 1901.
‒ Ernſtes u. Heiteres aus dem Buren-
kriege, 1901. ‒ El Dorado (Reiſen u.
Abenteuer zweier deutſchen Knaben
in den Urwäldern Südamerikas),
1904.

Maderny, Helene Freifrau von,


bekannt unter ihrem Mädchennamen
Helene von Götzendorff-
Grabowski,
wurde am 19. April
1855 (n. a. 1860) als die einzige
Tochter eines höheren preußiſchen
Offiziers in Schleſien geboren u. ver-
lebte ihre Jugendzeit in der Provinz
Poſen. Daher erklärt ſich ihre genaue
Bekanntſchaft mit dem Leben und
Fühlen der Polen, das ſie uns in
ihren Sitten- und Charakterbildern
zeichnet. Jm Jahre 1877 trat der
Vater als Oberſtleutnant in den
Ruheſtand, u. ſeitdem lebte d. Familie
in Wiesbaden. Hier verheiratete ſich
die Dichterin auch 1887 mit dem Frei-
herrn Adrian Maderny, einem frü-
heren bayeriſchen Offizier, der bei
Sedanſchwer verwundet worden war.
Sie lebte mit ihm ſeit 1898 in Wien
und zog nach einigen Jahren nach
Berlin. Während eines Aufenthalts
in Venedig vergiftete ſich der Gatte,
der von namenloſen Leiden gepeinigt
ward, am 26. Mai 1908; die Gattin,
nunmehr aller Exiſtenzmittel beraubt,
folgte ihm, trotzdem ihr ihre Freun-
din Lodoiska von Blum (ſ. d.!) ein
Aſyl bei ſich angeboten hatte, am fol-
genden Tage freiwillig im Tode nach.
Am 29. Mai wurden beide auf dem
ſchönen Friedhof San Michele zur
letzten Ruhe beſtattet.

S:

Schmetter-
linge (Nn. und Stimmungsbilder),
1886. ‒ Heitere Geſchichten, 1886. ‒
Ernſt und Scherz fürs Mädchenherz

* 22*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="index" n="1">
        <p><pb facs="#f0343" n="339"/><lb/><cb/><lb/>
<fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Mad</hi></fw><lb/>
Sprachen und kla&#x017F;&#x017F;i&#x017F;che Philologie.<lb/>
Nach Ablegung des theologi&#x017F;chen<lb/>
Examens <hi rendition="#aq">pro introitu</hi> widmete er &#x017F;ich<lb/>
in Göttingen gänzlich der Philologie,<lb/>
promovierte in den orientali&#x017F;chen<lb/>
Sprachen zum <hi rendition="#aq">Dr. phil.</hi> und legte<lb/>
darauf &#x017F;ein Oberlehrerexamen in den<lb/>
kla&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen Sprachen ab (1876). Nach-<lb/>
dem er in Mün&#x017F;ter &#x017F;ein Probejahr<lb/>
durchgemacht, ward er Lehrer an der<lb/>
Rektorat&#x017F;chule in Xanten, 1878 er&#x017F;ter<lb/>
Lehrer am dortigen königl. Lehre-<lb/>
rinnen&#x017F;eminar, im Kulturkampf aber<lb/>
wegen &#x017F;einer Weigerung, ohne <hi rendition="#aq">missio<lb/>
canonica</hi> Religionsunterricht zu er-<lb/>
teilen, abge&#x017F;etzt (1879). Darauf war<lb/>
er &#x017F;ieben Jahre lang als Lehrer am<lb/>
für&#x017F;tlich Löwen&#x017F;tein&#x017F;chen Hofe in<lb/>
Deinheubach und auf Schloß Haid in<lb/>
Böhmen tätig, wo er mit dem dort<lb/>
in der Verbannung lebenden Bi&#x017F;chof<lb/>
Peter Jo&#x017F;eph von Limburg viel ver-<lb/>
kehrte, wurde 1886 er&#x017F;ter Lehrer an<lb/>
der höheren Stadt&#x017F;chule in Ahrweiler,<lb/>
1892 Oberlehrer am Progymna&#x017F;ium<lb/>
in Linz und O&#x017F;tern 1895 Oberlehrer<lb/>
am königl. Gymna&#x017F;ium in Siegburg,<lb/>
an dem er noch jetzt, und zwar &#x017F;eit<lb/>
1905 als Profe&#x017F;&#x017F;or, wirkt. </p>
      </div><lb/>
      <div type="bibliography" n="1">
        <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
        <p> Hymnen<lb/>
aus dem Zwei&#x017F;trömeland (Dn. des<lb/>
heil. Ephrem, a. d. Syri&#x017F;chen metri&#x017F;ch<lb/>
über&#x017F;.), 1882. &#x2012; Vom Nil zum Nebo<lb/>
(Ein Wü&#x017F;ten&#x017F;ang), 1894. &#x2012; Aus &#x017F;turm-<lb/>
bewegter Heldenzeit (Vaterl. Schul-<lb/>
Dr.), 1901. &#x2012; Aus dunklen Tiefen,<lb/>
1904. &#x2012; Der Stromgeiger (Romant.<lb/>
D.), 1905.</p><lb/>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head>*<hi rendition="#b">Mader,</hi> Ern&#x017F;t Friedrich <hi rendition="#g">Wil-<lb/>
helm,</hi></head>
        <p> p&#x017F;eud. <hi rendition="#g">Ern&#x017F;t Friedrich,</hi><lb/>
wurde am 1. Septbr. 1866 in Nizza<lb/>
als Sohn des deut&#x017F;ch-evangeli&#x017F;chen<lb/>
Pfarrers Philipp Friedrich M. geb.,<lb/>
be&#x017F;uchte bis zum 17. Lebensjahre das<lb/>
franzö&#x017F;i&#x017F;che Staatsgymna&#x017F;ium und<lb/>
1883&#x2012;84 das Gymna&#x017F;ium in Heil-<lb/>
bronn. worauf er bis 1889 in Tübin-<lb/>
gen Theologie &#x017F;tudierte. Jn die&#x017F;er<lb/>
Zeit veröffentlichte er &#x017F;eine er&#x017F;ten<lb/>
lyri&#x017F;chen Gedichte in ver&#x017F;chiedenen<lb/>
Zeit&#x017F;chriften, wie &#x201E;Über Land und<lb/><cb/><lb/>
<fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Mad</hi></fw><lb/>
Meer&#x201F;, &#x201E;Münchener Fliegende Blät-<lb/>
ter&#x201F; und in den &#x201E;Meggendorfer Blät-<lb/>
tern&#x201F;, zu deren älte&#x017F;ten Mitarbeitern<lb/>
er gehört. Seit 1897 i&#x017F;t M. Pfarrer<lb/>
in E&#x017F;chelbach (Württemberg). </p>
      </div><lb/>
      <div type="bibliography" n="1">
        <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
        <p><lb/>
John Bull u. die Buren (Ein Helden-<lb/>
G.), 1901. &#x2012; Die Emanzipierten<lb/>
(Dramat. Zukunftsphanta&#x017F;ie), 1901.<lb/>
&#x2012; Ern&#x017F;tes u. Heiteres aus dem Buren-<lb/>
kriege, 1901. &#x2012; El Dorado (Rei&#x017F;en u.<lb/>
Abenteuer zweier deut&#x017F;chen Knaben<lb/>
in den Urwäldern Südamerikas),<lb/>
1904.</p><lb/>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head><hi rendition="#b">Maderny,</hi> Helene Freifrau von,</head>
        <p><lb/>
bekannt unter ihrem Mädchennamen<lb/><hi rendition="#g">Helene von Götzendorff-<lb/>
Grabowski,</hi> wurde am 19. April<lb/>
1855 (n. a. 1860) als die einzige<lb/>
Tochter eines höheren preußi&#x017F;chen<lb/>
Offiziers in Schle&#x017F;ien geboren u. ver-<lb/>
lebte ihre Jugendzeit in der Provinz<lb/>
Po&#x017F;en. Daher erklärt &#x017F;ich ihre genaue<lb/>
Bekannt&#x017F;chaft mit dem Leben und<lb/>
Fühlen der Polen, das &#x017F;ie uns in<lb/>
ihren Sitten- und Charakterbildern<lb/>
zeichnet. Jm Jahre 1877 trat der<lb/>
Vater als Ober&#x017F;tleutnant in den<lb/>
Ruhe&#x017F;tand, u. &#x017F;eitdem lebte d. Familie<lb/>
in Wiesbaden. Hier verheiratete &#x017F;ich<lb/>
die Dichterin auch 1887 mit dem Frei-<lb/>
herrn Adrian Maderny, einem frü-<lb/>
heren bayeri&#x017F;chen Offizier, der bei<lb/>
Sedan&#x017F;chwer verwundet worden war.<lb/>
Sie lebte mit ihm &#x017F;eit 1898 in Wien<lb/>
und zog nach einigen Jahren nach<lb/>
Berlin. Während eines Aufenthalts<lb/>
in Venedig vergiftete &#x017F;ich der Gatte,<lb/>
der von namenlo&#x017F;en Leiden gepeinigt<lb/>
ward, am 26. Mai 1908; die Gattin,<lb/>
nunmehr aller Exi&#x017F;tenzmittel beraubt,<lb/>
folgte ihm, trotzdem ihr ihre Freun-<lb/>
din Lodoiska von Blum (&#x017F;. d.!) ein<lb/>
A&#x017F;yl bei &#x017F;ich angeboten hatte, am fol-<lb/>
genden Tage freiwillig im Tode nach.<lb/>
Am 29. Mai wurden beide auf dem<lb/>
&#x017F;chönen Friedhof San Michele zur<lb/>
letzten Ruhe be&#x017F;tattet. </p>
      </div><lb/>
      <div type="bibliography" n="1">
        <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
        <p> Schmetter-<lb/>
linge (Nn. und Stimmungsbilder),<lb/>
1886. &#x2012; Heitere Ge&#x017F;chichten, 1886. &#x2012;<lb/>
Ern&#x017F;t und Scherz fürs Mädchenherz<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">* 22*</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[339/0343] Mad Mad Sprachen und klaſſiſche Philologie. Nach Ablegung des theologiſchen Examens pro introitu widmete er ſich in Göttingen gänzlich der Philologie, promovierte in den orientaliſchen Sprachen zum Dr. phil. und legte darauf ſein Oberlehrerexamen in den klaſſiſchen Sprachen ab (1876). Nach- dem er in Münſter ſein Probejahr durchgemacht, ward er Lehrer an der Rektoratſchule in Xanten, 1878 erſter Lehrer am dortigen königl. Lehre- rinnenſeminar, im Kulturkampf aber wegen ſeiner Weigerung, ohne missio canonica Religionsunterricht zu er- teilen, abgeſetzt (1879). Darauf war er ſieben Jahre lang als Lehrer am fürſtlich Löwenſteinſchen Hofe in Deinheubach und auf Schloß Haid in Böhmen tätig, wo er mit dem dort in der Verbannung lebenden Biſchof Peter Joſeph von Limburg viel ver- kehrte, wurde 1886 erſter Lehrer an der höheren Stadtſchule in Ahrweiler, 1892 Oberlehrer am Progymnaſium in Linz und Oſtern 1895 Oberlehrer am königl. Gymnaſium in Siegburg, an dem er noch jetzt, und zwar ſeit 1905 als Profeſſor, wirkt. S: Hymnen aus dem Zweiſtrömeland (Dn. des heil. Ephrem, a. d. Syriſchen metriſch überſ.), 1882. ‒ Vom Nil zum Nebo (Ein Wüſtenſang), 1894. ‒ Aus ſturm- bewegter Heldenzeit (Vaterl. Schul- Dr.), 1901. ‒ Aus dunklen Tiefen, 1904. ‒ Der Stromgeiger (Romant. D.), 1905. *Mader, Ernſt Friedrich Wil- helm, pſeud. Ernſt Friedrich, wurde am 1. Septbr. 1866 in Nizza als Sohn des deutſch-evangeliſchen Pfarrers Philipp Friedrich M. geb., beſuchte bis zum 17. Lebensjahre das franzöſiſche Staatsgymnaſium und 1883‒84 das Gymnaſium in Heil- bronn. worauf er bis 1889 in Tübin- gen Theologie ſtudierte. Jn dieſer Zeit veröffentlichte er ſeine erſten lyriſchen Gedichte in verſchiedenen Zeitſchriften, wie „Über Land und Meer‟, „Münchener Fliegende Blät- ter‟ und in den „Meggendorfer Blät- tern‟, zu deren älteſten Mitarbeitern er gehört. Seit 1897 iſt M. Pfarrer in Eſchelbach (Württemberg). S: John Bull u. die Buren (Ein Helden- G.), 1901. ‒ Die Emanzipierten (Dramat. Zukunftsphantaſie), 1901. ‒ Ernſtes u. Heiteres aus dem Buren- kriege, 1901. ‒ El Dorado (Reiſen u. Abenteuer zweier deutſchen Knaben in den Urwäldern Südamerikas), 1904. Maderny, Helene Freifrau von, bekannt unter ihrem Mädchennamen Helene von Götzendorff- Grabowski, wurde am 19. April 1855 (n. a. 1860) als die einzige Tochter eines höheren preußiſchen Offiziers in Schleſien geboren u. ver- lebte ihre Jugendzeit in der Provinz Poſen. Daher erklärt ſich ihre genaue Bekanntſchaft mit dem Leben und Fühlen der Polen, das ſie uns in ihren Sitten- und Charakterbildern zeichnet. Jm Jahre 1877 trat der Vater als Oberſtleutnant in den Ruheſtand, u. ſeitdem lebte d. Familie in Wiesbaden. Hier verheiratete ſich die Dichterin auch 1887 mit dem Frei- herrn Adrian Maderny, einem frü- heren bayeriſchen Offizier, der bei Sedanſchwer verwundet worden war. Sie lebte mit ihm ſeit 1898 in Wien und zog nach einigen Jahren nach Berlin. Während eines Aufenthalts in Venedig vergiftete ſich der Gatte, der von namenloſen Leiden gepeinigt ward, am 26. Mai 1908; die Gattin, nunmehr aller Exiſtenzmittel beraubt, folgte ihm, trotzdem ihr ihre Freun- din Lodoiska von Blum (ſ. d.!) ein Aſyl bei ſich angeboten hatte, am fol- genden Tage freiwillig im Tode nach. Am 29. Mai wurden beide auf dem ſchönen Friedhof San Michele zur letzten Ruhe beſtattet. S: Schmetter- linge (Nn. und Stimmungsbilder), 1886. ‒ Heitere Geſchichten, 1886. ‒ Ernſt und Scherz fürs Mädchenherz * 22*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon04_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon04_1913/343
Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 4. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon04_1913/343>, abgerufen am 21.11.2024.