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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 4. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Köf
*Köferl, Josef,

geb. am 20. Sept.
1845 in der Stadt Lauterbach (Bez.
Falkenau in Böhmen) als das sechste
von zehn Kindern eines Schmiedes,
machte eine an Entbehrungen reiche
Kinderzeit durch und war auch, als
er nach Besuch der Unterrealschule in
Elbogen in die Lehrerbildungsanstalt
in Prag eintrat, vielfach auf die
Unterstützung guter Menschen und
auf Privaterwerb durch Stunden-
geben angewiesen. Am 1. Oktbr. 1865
kam er als Unterlehrer nach Tachau
in Böhmen. Bei kärglichem Einkom-
men mußte er nach des Vaters Tode
(1868) noch seine Mutter und Ge-
schwister unterstützen und war deshalb
genötigt, noch anderweitigen Ver-
dienst zu suchen. Durch solche Über-
anstrengung, die auch noch andauerte,
nachdem er 1870 devinitiver Lehrer
geworden war, mußte seine Gesund-
heit empfindlich leiden, und so war
er denn schon im Herbst 1897 ge-
zwungen, sich in den Ruhestand ver-
setzen zu lassen. Als Vertreter der
Jnteressen der Lehrerschaft nahm K.
in ganz Böhmen eine rühmliche Stel-
lung ein; er war durch viele Jahre
Obmann des Tachau-Pfrauenberger
Lehrervereins, 17 Jahre Vertreter
der Lehrerschaft im k. k. Bezirksschul-
rate und zweimal Vertreter der Be-
zirkslehrerschaft für die Landeslehrer-
konferenzen in Prag. Seine lite-
rarischen Arbeiten verschiedenster Art
sind in den gelesensten Blättern zer-
streut. Hervorzuheben ist seine "Hei-
matkunde des politischen Bezirks
Tachau" (II, 1890-95).

S:

Herbst-
blumen (Patriot., lyr., ep., mundartl.
Ge. u. Denkspr.), 1901.

*Kögel, Fritz (Friedrich Karl
Adolf),

geb. am 2. August 1860 als
ältester Sohn des Pfarrers Adolf K.
in Hasserode am Harz, besuchte die
Latina in Halle, studierte Philosophie,
Ästhetik und Germanistik auf den
Universitäten München, Halle und
Göttingen, promovierte 1885 zum
[Spaltenumbruch]

Kög
Dr. phil. und ging nach dem Staats-
examen als Mitarbeiter an der Na-
thusius'schen Real-Encyclopädie nach
Rudolstadt (1886). Durch Familien-
verhältnisse veranlaßt, sich der Jn-
dustrie zuzuwenden, lebte K. seit 1887
als kaufmännischer Direktor eines
Röhrenwalzwerks in Remscheid-Blie-
dinghausen und nach Umwandlung
dieses Werkes in eine Aktiengesell-
schaft seit 1889 als Direktor des
Zentralbureaus der neuen Gesellschaft
in Berlin. Hier trat er in nahe per-
sönliche Beziehungen zu einer Reihe
der hervorragendsten deutschen Ge-
lehrten, wie W. von Siemens, Helm-
holtz, Dubois-Reymond. Sein 1891
erschienenes Buch "Vox humana" er-
regte wegen seiner leidenschaftlichen
Parteinahme für die heftig um-
strittene Gestalt Friedrich Nietzsche's
ein gewisses Aufsehen, infolgedessen
er, nachdem er 1893 in Staßfurt, 1894
in Naumburg gelebt hatte, 1896 an
das Nietzsche-Archiv in Weimar be-
rufen ward. Jn rascher Aufeinander-
folge gab K. zunächst die bereits ge-
druckten Werke des Philosophen in
neuer Bearbeitung heraus, denen er
dann weitere Bände aus dem Nachlaß
folgen ließ. Durch Verhältnisse von
neuem in die industrielle Laufbahn
gezogen, siedelte K. 1898 als Fabrik-
direktor nach Düsseldorf über. Hier
stand er als Vorsitzender der "Freien
Literarischen Gesellschaft" und als
Mitbegründer der Kunstzeitschrift
"Die Rheinlande" in enger Fühlung
mit dem literarischen und künst-
lerischen Leben. Später redigierte er
die Musikbeilage dieser Zeitschrift,
wie denn überhaupt die vorherr-
schende Neigung und Begabung K.'s
der Tonkunst galt. Zeugnis von der
Eigenart und dem Reichtum seines
musikalischen Schaffens gaben seine
"50 Lieder" und ein Bändchen
"Kinderlieder." Mit der Aussicht,
sich in einem höhern Maße als bisher
seinem künstlerischen Schaffen widmen

*

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Köf
*Köferl, Joſef,

geb. am 20. Sept.
1845 in der Stadt Lauterbach (Bez.
Falkenau in Böhmen) als das ſechſte
von zehn Kindern eines Schmiedes,
machte eine an Entbehrungen reiche
Kinderzeit durch und war auch, als
er nach Beſuch der Unterrealſchule in
Elbogen in die Lehrerbildungsanſtalt
in Prag eintrat, vielfach auf die
Unterſtützung guter Menſchen und
auf Privaterwerb durch Stunden-
geben angewieſen. Am 1. Oktbr. 1865
kam er als Unterlehrer nach Tachau
in Böhmen. Bei kärglichem Einkom-
men mußte er nach des Vaters Tode
(1868) noch ſeine Mutter und Ge-
ſchwiſter unterſtützen und war deshalb
genötigt, noch anderweitigen Ver-
dienſt zu ſuchen. Durch ſolche Über-
anſtrengung, die auch noch andauerte,
nachdem er 1870 devinitiver Lehrer
geworden war, mußte ſeine Geſund-
heit empfindlich leiden, und ſo war
er denn ſchon im Herbſt 1897 ge-
zwungen, ſich in den Ruheſtand ver-
ſetzen zu laſſen. Als Vertreter der
Jntereſſen der Lehrerſchaft nahm K.
in ganz Böhmen eine rühmliche Stel-
lung ein; er war durch viele Jahre
Obmann des Tachau-Pfrauenberger
Lehrervereins, 17 Jahre Vertreter
der Lehrerſchaft im k. k. Bezirksſchul-
rate und zweimal Vertreter der Be-
zirkslehrerſchaft für die Landeslehrer-
konferenzen in Prag. Seine lite-
rariſchen Arbeiten verſchiedenſter Art
ſind in den geleſenſten Blättern zer-
ſtreut. Hervorzuheben iſt ſeine „Hei-
matkunde des politiſchen Bezirks
Tachau‟ (II, 1890‒95).

S:

Herbſt-
blumen (Patriot., lyr., ep., mundartl.
Ge. u. Denkſpr.), 1901.

*Kögel, Fritz (Friedrich Karl
Adolf),

geb. am 2. Auguſt 1860 als
älteſter Sohn des Pfarrers Adolf K.
in Haſſerode am Harz, beſuchte die
Latina in Halle, ſtudierte Philoſophie,
Äſthetik und Germaniſtik auf den
Univerſitäten München, Halle und
Göttingen, promovierte 1885 zum
[Spaltenumbruch]

Kög
Dr. phil. und ging nach dem Staats-
examen als Mitarbeiter an der Na-
thuſius’ſchen Real-Encyclopädie nach
Rudolſtadt (1886). Durch Familien-
verhältniſſe veranlaßt, ſich der Jn-
duſtrie zuzuwenden, lebte K. ſeit 1887
als kaufmänniſcher Direktor eines
Röhrenwalzwerks in Remſcheid-Blie-
dinghauſen und nach Umwandlung
dieſes Werkes in eine Aktiengeſell-
ſchaft ſeit 1889 als Direktor des
Zentralbureaus der neuen Geſellſchaft
in Berlin. Hier trat er in nahe per-
ſönliche Beziehungen zu einer Reihe
der hervorragendſten deutſchen Ge-
lehrten, wie W. von Siemens, Helm-
holtz, Dubois-Reymond. Sein 1891
erſchienenes Buch „Vox humana‟ er-
regte wegen ſeiner leidenſchaftlichen
Parteinahme für die heftig um-
ſtrittene Geſtalt Friedrich Nietzſche’s
ein gewiſſes Aufſehen, infolgedeſſen
er, nachdem er 1893 in Staßfurt, 1894
in Naumburg gelebt hatte, 1896 an
das Nietzſche-Archiv in Weimar be-
rufen ward. Jn raſcher Aufeinander-
folge gab K. zunächſt die bereits ge-
druckten Werke des Philoſophen in
neuer Bearbeitung heraus, denen er
dann weitere Bände aus dem Nachlaß
folgen ließ. Durch Verhältniſſe von
neuem in die induſtrielle Laufbahn
gezogen, ſiedelte K. 1898 als Fabrik-
direktor nach Düſſeldorf über. Hier
ſtand er als Vorſitzender der „Freien
Literariſchen Geſellſchaft‟ und als
Mitbegründer der Kunſtzeitſchrift
„Die Rheinlande‟ in enger Fühlung
mit dem literariſchen und künſt-
leriſchen Leben. Später redigierte er
die Muſikbeilage dieſer Zeitſchrift,
wie denn überhaupt die vorherr-
ſchende Neigung und Begabung K.’s
der Tonkunſt galt. Zeugnis von der
Eigenart und dem Reichtum ſeines
muſikaliſchen Schaffens gaben ſeine
„50 Lieder‟ und ein Bändchen
„Kinderlieder.‟ Mit der Ausſicht,
ſich in einem höhern Maße als bisher
ſeinem künſtleriſchen Schaffen widmen

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[46/0050] Köf Kög *Köferl, Joſef, geb. am 20. Sept. 1845 in der Stadt Lauterbach (Bez. Falkenau in Böhmen) als das ſechſte von zehn Kindern eines Schmiedes, machte eine an Entbehrungen reiche Kinderzeit durch und war auch, als er nach Beſuch der Unterrealſchule in Elbogen in die Lehrerbildungsanſtalt in Prag eintrat, vielfach auf die Unterſtützung guter Menſchen und auf Privaterwerb durch Stunden- geben angewieſen. Am 1. Oktbr. 1865 kam er als Unterlehrer nach Tachau in Böhmen. Bei kärglichem Einkom- men mußte er nach des Vaters Tode (1868) noch ſeine Mutter und Ge- ſchwiſter unterſtützen und war deshalb genötigt, noch anderweitigen Ver- dienſt zu ſuchen. Durch ſolche Über- anſtrengung, die auch noch andauerte, nachdem er 1870 devinitiver Lehrer geworden war, mußte ſeine Geſund- heit empfindlich leiden, und ſo war er denn ſchon im Herbſt 1897 ge- zwungen, ſich in den Ruheſtand ver- ſetzen zu laſſen. Als Vertreter der Jntereſſen der Lehrerſchaft nahm K. in ganz Böhmen eine rühmliche Stel- lung ein; er war durch viele Jahre Obmann des Tachau-Pfrauenberger Lehrervereins, 17 Jahre Vertreter der Lehrerſchaft im k. k. Bezirksſchul- rate und zweimal Vertreter der Be- zirkslehrerſchaft für die Landeslehrer- konferenzen in Prag. Seine lite- rariſchen Arbeiten verſchiedenſter Art ſind in den geleſenſten Blättern zer- ſtreut. Hervorzuheben iſt ſeine „Hei- matkunde des politiſchen Bezirks Tachau‟ (II, 1890‒95). S: Herbſt- blumen (Patriot., lyr., ep., mundartl. Ge. u. Denkſpr.), 1901. *Kögel, Fritz (Friedrich Karl Adolf), geb. am 2. Auguſt 1860 als älteſter Sohn des Pfarrers Adolf K. in Haſſerode am Harz, beſuchte die Latina in Halle, ſtudierte Philoſophie, Äſthetik und Germaniſtik auf den Univerſitäten München, Halle und Göttingen, promovierte 1885 zum Dr. phil. und ging nach dem Staats- examen als Mitarbeiter an der Na- thuſius’ſchen Real-Encyclopädie nach Rudolſtadt (1886). Durch Familien- verhältniſſe veranlaßt, ſich der Jn- duſtrie zuzuwenden, lebte K. ſeit 1887 als kaufmänniſcher Direktor eines Röhrenwalzwerks in Remſcheid-Blie- dinghauſen und nach Umwandlung dieſes Werkes in eine Aktiengeſell- ſchaft ſeit 1889 als Direktor des Zentralbureaus der neuen Geſellſchaft in Berlin. Hier trat er in nahe per- ſönliche Beziehungen zu einer Reihe der hervorragendſten deutſchen Ge- lehrten, wie W. von Siemens, Helm- holtz, Dubois-Reymond. Sein 1891 erſchienenes Buch „Vox humana‟ er- regte wegen ſeiner leidenſchaftlichen Parteinahme für die heftig um- ſtrittene Geſtalt Friedrich Nietzſche’s ein gewiſſes Aufſehen, infolgedeſſen er, nachdem er 1893 in Staßfurt, 1894 in Naumburg gelebt hatte, 1896 an das Nietzſche-Archiv in Weimar be- rufen ward. Jn raſcher Aufeinander- folge gab K. zunächſt die bereits ge- druckten Werke des Philoſophen in neuer Bearbeitung heraus, denen er dann weitere Bände aus dem Nachlaß folgen ließ. Durch Verhältniſſe von neuem in die induſtrielle Laufbahn gezogen, ſiedelte K. 1898 als Fabrik- direktor nach Düſſeldorf über. Hier ſtand er als Vorſitzender der „Freien Literariſchen Geſellſchaft‟ und als Mitbegründer der Kunſtzeitſchrift „Die Rheinlande‟ in enger Fühlung mit dem literariſchen und künſt- leriſchen Leben. Später redigierte er die Muſikbeilage dieſer Zeitſchrift, wie denn überhaupt die vorherr- ſchende Neigung und Begabung K.’s der Tonkunſt galt. Zeugnis von der Eigenart und dem Reichtum ſeines muſikaliſchen Schaffens gaben ſeine „50 Lieder‟ und ein Bändchen „Kinderlieder.‟ Mit der Ausſicht, ſich in einem höhern Maße als bisher ſeinem künſtleriſchen Schaffen widmen *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 4. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon04_1913/50>, abgerufen am 21.11.2024.