Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 4. 6. Aufl. Leipzig, 1913.[Spaltenumbruch] Köf *Köferl, Josef, geb. am 20. Sept. S: Herbst- *Kögel, Fritz (Friedrich Karl Adolf), geb. am 2. August 1860 als Kög Dr. phil. und ging nach dem Staats-examen als Mitarbeiter an der Na- thusius'schen Real-Encyclopädie nach Rudolstadt (1886). Durch Familien- verhältnisse veranlaßt, sich der Jn- dustrie zuzuwenden, lebte K. seit 1887 als kaufmännischer Direktor eines Röhrenwalzwerks in Remscheid-Blie- dinghausen und nach Umwandlung dieses Werkes in eine Aktiengesell- schaft seit 1889 als Direktor des Zentralbureaus der neuen Gesellschaft in Berlin. Hier trat er in nahe per- sönliche Beziehungen zu einer Reihe der hervorragendsten deutschen Ge- lehrten, wie W. von Siemens, Helm- holtz, Dubois-Reymond. Sein 1891 erschienenes Buch "Vox humana" er- regte wegen seiner leidenschaftlichen Parteinahme für die heftig um- strittene Gestalt Friedrich Nietzsche's ein gewisses Aufsehen, infolgedessen er, nachdem er 1893 in Staßfurt, 1894 in Naumburg gelebt hatte, 1896 an das Nietzsche-Archiv in Weimar be- rufen ward. Jn rascher Aufeinander- folge gab K. zunächst die bereits ge- druckten Werke des Philosophen in neuer Bearbeitung heraus, denen er dann weitere Bände aus dem Nachlaß folgen ließ. Durch Verhältnisse von neuem in die industrielle Laufbahn gezogen, siedelte K. 1898 als Fabrik- direktor nach Düsseldorf über. Hier stand er als Vorsitzender der "Freien Literarischen Gesellschaft" und als Mitbegründer der Kunstzeitschrift "Die Rheinlande" in enger Fühlung mit dem literarischen und künst- lerischen Leben. Später redigierte er die Musikbeilage dieser Zeitschrift, wie denn überhaupt die vorherr- schende Neigung und Begabung K.'s der Tonkunst galt. Zeugnis von der Eigenart und dem Reichtum seines musikalischen Schaffens gaben seine "50 Lieder" und ein Bändchen "Kinderlieder." Mit der Aussicht, sich in einem höhern Maße als bisher seinem künstlerischen Schaffen widmen *
[Spaltenumbruch] Köf *Köferl, Joſef, geb. am 20. Sept. S: Herbſt- *Kögel, Fritz (Friedrich Karl Adolf), geb. am 2. Auguſt 1860 als Kög Dr. phil. und ging nach dem Staats-examen als Mitarbeiter an der Na- thuſius’ſchen Real-Encyclopädie nach Rudolſtadt (1886). Durch Familien- verhältniſſe veranlaßt, ſich der Jn- duſtrie zuzuwenden, lebte K. ſeit 1887 als kaufmänniſcher Direktor eines Röhrenwalzwerks in Remſcheid-Blie- dinghauſen und nach Umwandlung dieſes Werkes in eine Aktiengeſell- ſchaft ſeit 1889 als Direktor des Zentralbureaus der neuen Geſellſchaft in Berlin. Hier trat er in nahe per- ſönliche Beziehungen zu einer Reihe der hervorragendſten deutſchen Ge- lehrten, wie W. von Siemens, Helm- holtz, Dubois-Reymond. Sein 1891 erſchienenes Buch „Vox humana‟ er- regte wegen ſeiner leidenſchaftlichen Parteinahme für die heftig um- ſtrittene Geſtalt Friedrich Nietzſche’s ein gewiſſes Aufſehen, infolgedeſſen er, nachdem er 1893 in Staßfurt, 1894 in Naumburg gelebt hatte, 1896 an das Nietzſche-Archiv in Weimar be- rufen ward. Jn raſcher Aufeinander- folge gab K. zunächſt die bereits ge- druckten Werke des Philoſophen in neuer Bearbeitung heraus, denen er dann weitere Bände aus dem Nachlaß folgen ließ. Durch Verhältniſſe von neuem in die induſtrielle Laufbahn gezogen, ſiedelte K. 1898 als Fabrik- direktor nach Düſſeldorf über. Hier ſtand er als Vorſitzender der „Freien Literariſchen Geſellſchaft‟ und als Mitbegründer der Kunſtzeitſchrift „Die Rheinlande‟ in enger Fühlung mit dem literariſchen und künſt- leriſchen Leben. Später redigierte er die Muſikbeilage dieſer Zeitſchrift, wie denn überhaupt die vorherr- ſchende Neigung und Begabung K.’s der Tonkunſt galt. Zeugnis von der Eigenart und dem Reichtum ſeines muſikaliſchen Schaffens gaben ſeine „50 Lieder‟ und ein Bändchen „Kinderlieder.‟ Mit der Ausſicht, ſich in einem höhern Maße als bisher ſeinem künſtleriſchen Schaffen widmen *
<TEI> <text> <body> <div type="bibliography" n="1"> <pb facs="#f0050" n="46"/><lb/> <cb/> <fw type="header" place="top"> <hi rendition="#g">Köf</hi> </fw><lb/> </div><lb/> <div type="index" n="1"> <head>*<hi rendition="#b">Köferl,</hi> Joſef,</head> <p> geb. am 20. Sept.<lb/> 1845 in der Stadt Lauterbach (Bez.<lb/> Falkenau in Böhmen) als das ſechſte<lb/> von zehn Kindern eines Schmiedes,<lb/> machte eine an Entbehrungen reiche<lb/> Kinderzeit durch und war auch, als<lb/> er nach Beſuch der Unterrealſchule in<lb/> Elbogen in die Lehrerbildungsanſtalt<lb/> in Prag eintrat, vielfach auf die<lb/> Unterſtützung guter Menſchen und<lb/> auf Privaterwerb durch Stunden-<lb/> geben angewieſen. Am 1. Oktbr. 1865<lb/> kam er als Unterlehrer nach Tachau<lb/> in Böhmen. Bei kärglichem Einkom-<lb/> men mußte er nach des Vaters Tode<lb/> (1868) noch ſeine Mutter und Ge-<lb/> ſchwiſter unterſtützen und war deshalb<lb/> genötigt, noch anderweitigen Ver-<lb/> dienſt zu ſuchen. Durch ſolche Über-<lb/> anſtrengung, die auch noch andauerte,<lb/> nachdem er 1870 devinitiver Lehrer<lb/> geworden war, mußte ſeine Geſund-<lb/> heit empfindlich leiden, und ſo war<lb/> er denn ſchon im Herbſt 1897 ge-<lb/> zwungen, ſich in den Ruheſtand ver-<lb/> ſetzen zu laſſen. Als Vertreter der<lb/> Jntereſſen der Lehrerſchaft nahm K.<lb/> in ganz Böhmen eine rühmliche Stel-<lb/> lung ein; er war durch viele Jahre<lb/> Obmann des Tachau-Pfrauenberger<lb/> Lehrervereins, 17 Jahre Vertreter<lb/> der Lehrerſchaft im k. k. Bezirksſchul-<lb/> rate und zweimal Vertreter der Be-<lb/> zirkslehrerſchaft für die Landeslehrer-<lb/> konferenzen in Prag. Seine lite-<lb/> rariſchen Arbeiten verſchiedenſter Art<lb/> ſind in den geleſenſten Blättern zer-<lb/> ſtreut. Hervorzuheben iſt ſeine „Hei-<lb/> matkunde des politiſchen Bezirks<lb/> Tachau‟ (<hi rendition="#aq">II</hi>, 1890‒95). </p> </div><lb/> <div type="bibliography" n="1"> <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head> <p> Herbſt-<lb/> blumen (Patriot., lyr., ep., mundartl.<lb/> Ge. u. Denkſpr.), 1901.</p><lb/> </div><lb/> <div type="index" n="1"> <head>*<hi rendition="#b">Kögel,</hi> Fritz (Friedrich Karl<lb/> Adolf),</head> <p> geb. am 2. Auguſt 1860 als<lb/> älteſter Sohn des Pfarrers Adolf K.<lb/> in Haſſerode am Harz, beſuchte die<lb/> Latina in Halle, ſtudierte Philoſophie,<lb/> Äſthetik und Germaniſtik auf den<lb/> Univerſitäten München, Halle und<lb/> Göttingen, promovierte 1885 zum<lb/><cb/> <fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Kög</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">Dr. phil.</hi> und ging nach dem Staats-<lb/> examen als Mitarbeiter an der Na-<lb/> thuſius’ſchen Real-Encyclopädie nach<lb/> Rudolſtadt (1886). Durch Familien-<lb/> verhältniſſe veranlaßt, ſich der Jn-<lb/> duſtrie zuzuwenden, lebte K. ſeit 1887<lb/> als kaufmänniſcher Direktor eines<lb/> Röhrenwalzwerks in Remſcheid-Blie-<lb/> dinghauſen und nach Umwandlung<lb/> dieſes Werkes in eine Aktiengeſell-<lb/> ſchaft ſeit 1889 als Direktor des<lb/> Zentralbureaus der neuen Geſellſchaft<lb/> in Berlin. Hier trat er in nahe per-<lb/> ſönliche Beziehungen zu einer Reihe<lb/> der hervorragendſten deutſchen Ge-<lb/> lehrten, wie W. von Siemens, Helm-<lb/> holtz, Dubois-Reymond. Sein 1891<lb/> erſchienenes Buch „<hi rendition="#aq">Vox humana</hi>‟ er-<lb/> regte wegen ſeiner leidenſchaftlichen<lb/> Parteinahme für die heftig um-<lb/> ſtrittene Geſtalt Friedrich Nietzſche’s<lb/> ein gewiſſes Aufſehen, infolgedeſſen<lb/> er, nachdem er 1893 in Staßfurt, 1894<lb/> in Naumburg gelebt hatte, 1896 an<lb/> das Nietzſche-Archiv in Weimar be-<lb/> rufen ward. Jn raſcher Aufeinander-<lb/> folge gab K. zunächſt die bereits ge-<lb/> druckten Werke des Philoſophen in<lb/> neuer Bearbeitung heraus, denen er<lb/> dann weitere Bände aus dem Nachlaß<lb/> folgen ließ. Durch Verhältniſſe von<lb/> neuem in die induſtrielle Laufbahn<lb/> gezogen, ſiedelte K. 1898 als Fabrik-<lb/> direktor nach Düſſeldorf über. Hier<lb/> ſtand er als Vorſitzender der „Freien<lb/> Literariſchen Geſellſchaft‟ und als<lb/> Mitbegründer der Kunſtzeitſchrift<lb/> „Die Rheinlande‟ in enger Fühlung<lb/> mit dem literariſchen und künſt-<lb/> leriſchen Leben. Später redigierte er<lb/> die Muſikbeilage dieſer Zeitſchrift,<lb/> wie denn überhaupt die vorherr-<lb/> ſchende Neigung und Begabung K.’s<lb/> der Tonkunſt galt. Zeugnis von der<lb/> Eigenart und dem Reichtum ſeines<lb/> muſikaliſchen Schaffens gaben ſeine<lb/> „50 Lieder‟ und ein Bändchen<lb/> „Kinderlieder.‟ Mit der Ausſicht,<lb/> ſich in einem höhern Maße als bisher<lb/> ſeinem künſtleriſchen Schaffen widmen<lb/> <fw type="sig" place="bottom">*</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [46/0050]
Köf
Kög
*Köferl, Joſef, geb. am 20. Sept.
1845 in der Stadt Lauterbach (Bez.
Falkenau in Böhmen) als das ſechſte
von zehn Kindern eines Schmiedes,
machte eine an Entbehrungen reiche
Kinderzeit durch und war auch, als
er nach Beſuch der Unterrealſchule in
Elbogen in die Lehrerbildungsanſtalt
in Prag eintrat, vielfach auf die
Unterſtützung guter Menſchen und
auf Privaterwerb durch Stunden-
geben angewieſen. Am 1. Oktbr. 1865
kam er als Unterlehrer nach Tachau
in Böhmen. Bei kärglichem Einkom-
men mußte er nach des Vaters Tode
(1868) noch ſeine Mutter und Ge-
ſchwiſter unterſtützen und war deshalb
genötigt, noch anderweitigen Ver-
dienſt zu ſuchen. Durch ſolche Über-
anſtrengung, die auch noch andauerte,
nachdem er 1870 devinitiver Lehrer
geworden war, mußte ſeine Geſund-
heit empfindlich leiden, und ſo war
er denn ſchon im Herbſt 1897 ge-
zwungen, ſich in den Ruheſtand ver-
ſetzen zu laſſen. Als Vertreter der
Jntereſſen der Lehrerſchaft nahm K.
in ganz Böhmen eine rühmliche Stel-
lung ein; er war durch viele Jahre
Obmann des Tachau-Pfrauenberger
Lehrervereins, 17 Jahre Vertreter
der Lehrerſchaft im k. k. Bezirksſchul-
rate und zweimal Vertreter der Be-
zirkslehrerſchaft für die Landeslehrer-
konferenzen in Prag. Seine lite-
rariſchen Arbeiten verſchiedenſter Art
ſind in den geleſenſten Blättern zer-
ſtreut. Hervorzuheben iſt ſeine „Hei-
matkunde des politiſchen Bezirks
Tachau‟ (II, 1890‒95).
S: Herbſt-
blumen (Patriot., lyr., ep., mundartl.
Ge. u. Denkſpr.), 1901.
*Kögel, Fritz (Friedrich Karl
Adolf), geb. am 2. Auguſt 1860 als
älteſter Sohn des Pfarrers Adolf K.
in Haſſerode am Harz, beſuchte die
Latina in Halle, ſtudierte Philoſophie,
Äſthetik und Germaniſtik auf den
Univerſitäten München, Halle und
Göttingen, promovierte 1885 zum
Dr. phil. und ging nach dem Staats-
examen als Mitarbeiter an der Na-
thuſius’ſchen Real-Encyclopädie nach
Rudolſtadt (1886). Durch Familien-
verhältniſſe veranlaßt, ſich der Jn-
duſtrie zuzuwenden, lebte K. ſeit 1887
als kaufmänniſcher Direktor eines
Röhrenwalzwerks in Remſcheid-Blie-
dinghauſen und nach Umwandlung
dieſes Werkes in eine Aktiengeſell-
ſchaft ſeit 1889 als Direktor des
Zentralbureaus der neuen Geſellſchaft
in Berlin. Hier trat er in nahe per-
ſönliche Beziehungen zu einer Reihe
der hervorragendſten deutſchen Ge-
lehrten, wie W. von Siemens, Helm-
holtz, Dubois-Reymond. Sein 1891
erſchienenes Buch „Vox humana‟ er-
regte wegen ſeiner leidenſchaftlichen
Parteinahme für die heftig um-
ſtrittene Geſtalt Friedrich Nietzſche’s
ein gewiſſes Aufſehen, infolgedeſſen
er, nachdem er 1893 in Staßfurt, 1894
in Naumburg gelebt hatte, 1896 an
das Nietzſche-Archiv in Weimar be-
rufen ward. Jn raſcher Aufeinander-
folge gab K. zunächſt die bereits ge-
druckten Werke des Philoſophen in
neuer Bearbeitung heraus, denen er
dann weitere Bände aus dem Nachlaß
folgen ließ. Durch Verhältniſſe von
neuem in die induſtrielle Laufbahn
gezogen, ſiedelte K. 1898 als Fabrik-
direktor nach Düſſeldorf über. Hier
ſtand er als Vorſitzender der „Freien
Literariſchen Geſellſchaft‟ und als
Mitbegründer der Kunſtzeitſchrift
„Die Rheinlande‟ in enger Fühlung
mit dem literariſchen und künſt-
leriſchen Leben. Später redigierte er
die Muſikbeilage dieſer Zeitſchrift,
wie denn überhaupt die vorherr-
ſchende Neigung und Begabung K.’s
der Tonkunſt galt. Zeugnis von der
Eigenart und dem Reichtum ſeines
muſikaliſchen Schaffens gaben ſeine
„50 Lieder‟ und ein Bändchen
„Kinderlieder.‟ Mit der Ausſicht,
ſich in einem höhern Maße als bisher
ſeinem künſtleriſchen Schaffen widmen
*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |