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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 5. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Wohltätigkeitssinn und stilles Wir-
ken in engeren und weiteren Kreisen
aus. Dem Drange dichterischer Ge-
staltung folgend, liebte sie es, was
immer sie anregte oder bewegte, in
Versen ausklingen zu lassen, und so
entstand eine Fülle von Gedichten,
von denen ihr Sohn nach ihrem Tode
nur eine kleine Auswahl dem Druck
übergab. Jm Jahre 1876 verlor die
Dichterin ihren Gatten durch den
Tod; sie selbst + am 13. Jan. 1883.

S:

Gedichte aus dem Nachlaß, 1885.

Orth, Otto,

geb. am 29. August
1867 in Greene (Braunschweig), lebt
(1904) als Hauptmann a. D. in Ber-
lin.

S:

Unheilbar! (R.), 1905.

Ortlepp, Ernst,

wurde am 1. Aug.
1800 in Droyßig bei Zeitz (Provinz
Sachsen) geboren, wo sein Vater
Pastor war, der später als Propst
nach Schkölen kam und hier verstarb.
Vom Vater vorgebildet, kam Ernst
mit 12 Jahren nach Schulpforta
und machte hier so überraschend
schnelle Fortschritte, daß er z. B.
wagen konnte, Goethes "Jphigenie"
ins Griechische zu übersetzen. 1819
bezog er die Universität Leipzig, um
Theologie zu studieren, mußte aber
diesem Studium wegen schwacher
Brust entsagen, und so wandte er
sich den schönen Wissenschaften zu,
bis er 1824 ins Vaterhaus nach
Schkölen zurückkehrte und sich nun
gänzlich literarischer Tätigkeit und
poetischen Studien widmete. Das
Jahr 1830 führte ihn nach Leipzig
zurück und in das Lager der politi-
schen Dichter, ja O. kann als einer
der ersten Dichter bezeichnet werden,
welche die Politik in den Kreis der
poetischen Behandlung zogen. Jm
Jahre 1836 wurde er angeblich "we-
gen mangelnder Subsistenzmittel",
in Wahrheit aber wegen mißfälliger
politischer Gesinnungen aus Leipzig
ausgewiesen. Er wendete sich nach
Stuttgart, geriet aber hier in so dürf-
tige Umstände, daß er 1854 wieder
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Ort
in die Heimat zurückkehren mußte
wo er nun seinen Wohnsitz zwischen
Schkölen, Kamburg und Naumburg
wechselte. Körperliche und geistige
Leiden brachen endlich seine mora-
lische Kraft; er ergab sich dem Trunke
und sank auf diese Weise immer tiefer
ins Elend. Am 14. Juni 1864 wurde
er in dem Mühlgraben (Kleine Saale)
bei dem Dorfe Almrich tot aufgefun-
den. Er befand sich auf dem Wege
von Naumburg nach Schulpforta zu
seinem unermüdlichen Wohltäter,
dem Professor Keil daselbst. Ob er
den Tod freiwillig gesucht hat, oder
ob er verunglückte, ist nicht aufge-
klärt worden.

S:

Der Cid (Romant.
Tr., z. Tl. n. spanischen Rz. gedichtet),
1828. - Gedichte, 1831. - Gedicht zum
Reformationsfest d. J. 1831. - Gu-
stav Adolf (Lyrische Phantasie), 1831.
- Allgemeines Neujahrsgedicht f. d.
deutsche Nation, 1831. - Osterlied für
Europa, 1831. - Pfingstgedicht für
Europa, 1831. - Polenlieder, 1831.-
Polens Sterbelied, 1831. - Toten-
kranz für Karl August und Goethe
(2 Ge.), 1832. - Der Traum (Lyr.
D.), 1832. - Washington, oder: Der
große Jubeltag der Freiheit (Lyr.
Phantasie), 1832. - Goethes Ver-
klärung, 1832. - Frankreich, Ruß-
land, Deutschland und Polen, oder:
Stimmen der Gegenwart (Politische
Ge.), 1832. - Deutschlands Erntefest
(Polit. D.), 1832. - Der 30. August
in Leipzig (G.), 1831. - Briefe eines
Unglücklichen (R.), 1833. - Die Cho-
lera (Ep.-lyr. G.), 1833. - Cölestine
(R.), 1833. - Landtagslieder für die
deutsche Nation, 1833. - Lob- und
Schmähschriften, 1833. - Das Sie-
bengestirn der Kriegshelden (Lebens-
und Totenkränze), 1833. - Belusti-
gungen und Reisen eines Toten (Hu-
moristisches Quodlibet. - Zickzackiana.
- Rheinreise), 1834. - Lyra der Zeit
(Sammlg. polit. und zeitgemäßer
Ge.), 1834. - Orlando und Maria,
oder: Das Buch der Liebe (Romant.

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Ort
Wohltätigkeitsſinn und ſtilles Wir-
ken in engeren und weiteren Kreiſen
aus. Dem Drange dichteriſcher Ge-
ſtaltung folgend, liebte ſie es, was
immer ſie anregte oder bewegte, in
Verſen ausklingen zu laſſen, und ſo
entſtand eine Fülle von Gedichten,
von denen ihr Sohn nach ihrem Tode
nur eine kleine Auswahl dem Druck
übergab. Jm Jahre 1876 verlor die
Dichterin ihren Gatten durch den
Tod; ſie ſelbſt † am 13. Jan. 1883.

S:

Gedichte aus dem Nachlaß, 1885.

Orth, Otto,

geb. am 29. Auguſt
1867 in Greene (Braunſchweig), lebt
(1904) als Hauptmann a. D. in Ber-
lin.

S:

Unheilbar! (R.), 1905.

Ortlepp, Ernſt,

wurde am 1. Aug.
1800 in Droyßig bei Zeitz (Provinz
Sachſen) geboren, wo ſein Vater
Paſtor war, der ſpäter als Propſt
nach Schkölen kam und hier verſtarb.
Vom Vater vorgebildet, kam Ernſt
mit 12 Jahren nach Schulpforta
und machte hier ſo überraſchend
ſchnelle Fortſchritte, daß er z. B.
wagen konnte, Goethes „Jphigenie“
ins Griechiſche zu überſetzen. 1819
bezog er die Univerſität Leipzig, um
Theologie zu ſtudieren, mußte aber
dieſem Studium wegen ſchwacher
Bruſt entſagen, und ſo wandte er
ſich den ſchönen Wiſſenſchaften zu,
bis er 1824 ins Vaterhaus nach
Schkölen zurückkehrte und ſich nun
gänzlich literariſcher Tätigkeit und
poetiſchen Studien widmete. Das
Jahr 1830 führte ihn nach Leipzig
zurück und in das Lager der politi-
ſchen Dichter, ja O. kann als einer
der erſten Dichter bezeichnet werden,
welche die Politik in den Kreis der
poetiſchen Behandlung zogen. Jm
Jahre 1836 wurde er angeblich „we-
gen mangelnder Subſiſtenzmittel“,
in Wahrheit aber wegen mißfälliger
politiſcher Geſinnungen aus Leipzig
ausgewieſen. Er wendete ſich nach
Stuttgart, geriet aber hier in ſo dürf-
tige Umſtände, daß er 1854 wieder
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Ort
in die Heimat zurückkehren mußte
wo er nun ſeinen Wohnſitz zwiſchen
Schkölen, Kamburg und Naumburg
wechſelte. Körperliche und geiſtige
Leiden brachen endlich ſeine mora-
liſche Kraft; er ergab ſich dem Trunke
und ſank auf dieſe Weiſe immer tiefer
ins Elend. Am 14. Juni 1864 wurde
er in dem Mühlgraben (Kleine Saale)
bei dem Dorfe Almrich tot aufgefun-
den. Er befand ſich auf dem Wege
von Naumburg nach Schulpforta zu
ſeinem unermüdlichen Wohltäter,
dem Profeſſor Keil daſelbſt. Ob er
den Tod freiwillig geſucht hat, oder
ob er verunglückte, iſt nicht aufge-
klärt worden.

S:

Der Cid (Romant.
Tr., z. Tl. n. ſpaniſchen Rz. gedichtet),
1828. ‒ Gedichte, 1831. ‒ Gedicht zum
Reformationsfeſt d. J. 1831. ‒ Gu-
ſtav Adolf (Lyriſche Phantaſie), 1831.
‒ Allgemeines Neujahrsgedicht f. d.
deutſche Nation, 1831. ‒ Oſterlied für
Europa, 1831. ‒ Pfingſtgedicht für
Europa, 1831. ‒ Polenlieder, 1831.‒
Polens Sterbelied, 1831. ‒ Toten-
kranz für Karl Auguſt und Goethe
(2 Ge.), 1832. ‒ Der Traum (Lyr.
D.), 1832. ‒ Waſhington, oder: Der
große Jubeltag der Freiheit (Lyr.
Phantaſie), 1832. ‒ Goethes Ver-
klärung, 1832. ‒ Frankreich, Ruß-
land, Deutſchland und Polen, oder:
Stimmen der Gegenwart (Politiſche
Ge.), 1832. ‒ Deutſchlands Erntefeſt
(Polit. D.), 1832. ‒ Der 30. Auguſt
in Leipzig (G.), 1831. ‒ Briefe eines
Unglücklichen (R.), 1833. ‒ Die Cho-
lera (Ep.-lyr. G.), 1833. ‒ Cöleſtine
(R.), 1833. ‒ Landtagslieder für die
deutſche Nation, 1833. ‒ Lob- und
Schmähſchriften, 1833. ‒ Das Sie-
bengeſtirn der Kriegshelden (Lebens-
und Totenkränze), 1833. ‒ Beluſti-
gungen und Reiſen eines Toten (Hu-
moriſtiſches Quodlibet. ‒ Zickzackiana.
‒ Rheinreiſe), 1834. ‒ Lyra der Zeit
(Sammlg. polit. und zeitgemäßer
Ge.), 1834. ‒ Orlando und Maria,
oder: Das Buch der Liebe (Romant.

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[194/0198] Ort Ort Wohltätigkeitsſinn und ſtilles Wir- ken in engeren und weiteren Kreiſen aus. Dem Drange dichteriſcher Ge- ſtaltung folgend, liebte ſie es, was immer ſie anregte oder bewegte, in Verſen ausklingen zu laſſen, und ſo entſtand eine Fülle von Gedichten, von denen ihr Sohn nach ihrem Tode nur eine kleine Auswahl dem Druck übergab. Jm Jahre 1876 verlor die Dichterin ihren Gatten durch den Tod; ſie ſelbſt † am 13. Jan. 1883. S: Gedichte aus dem Nachlaß, 1885. Orth, Otto, geb. am 29. Auguſt 1867 in Greene (Braunſchweig), lebt (1904) als Hauptmann a. D. in Ber- lin. S: Unheilbar! (R.), 1905. Ortlepp, Ernſt, wurde am 1. Aug. 1800 in Droyßig bei Zeitz (Provinz Sachſen) geboren, wo ſein Vater Paſtor war, der ſpäter als Propſt nach Schkölen kam und hier verſtarb. Vom Vater vorgebildet, kam Ernſt mit 12 Jahren nach Schulpforta und machte hier ſo überraſchend ſchnelle Fortſchritte, daß er z. B. wagen konnte, Goethes „Jphigenie“ ins Griechiſche zu überſetzen. 1819 bezog er die Univerſität Leipzig, um Theologie zu ſtudieren, mußte aber dieſem Studium wegen ſchwacher Bruſt entſagen, und ſo wandte er ſich den ſchönen Wiſſenſchaften zu, bis er 1824 ins Vaterhaus nach Schkölen zurückkehrte und ſich nun gänzlich literariſcher Tätigkeit und poetiſchen Studien widmete. Das Jahr 1830 führte ihn nach Leipzig zurück und in das Lager der politi- ſchen Dichter, ja O. kann als einer der erſten Dichter bezeichnet werden, welche die Politik in den Kreis der poetiſchen Behandlung zogen. Jm Jahre 1836 wurde er angeblich „we- gen mangelnder Subſiſtenzmittel“, in Wahrheit aber wegen mißfälliger politiſcher Geſinnungen aus Leipzig ausgewieſen. Er wendete ſich nach Stuttgart, geriet aber hier in ſo dürf- tige Umſtände, daß er 1854 wieder in die Heimat zurückkehren mußte wo er nun ſeinen Wohnſitz zwiſchen Schkölen, Kamburg und Naumburg wechſelte. Körperliche und geiſtige Leiden brachen endlich ſeine mora- liſche Kraft; er ergab ſich dem Trunke und ſank auf dieſe Weiſe immer tiefer ins Elend. Am 14. Juni 1864 wurde er in dem Mühlgraben (Kleine Saale) bei dem Dorfe Almrich tot aufgefun- den. Er befand ſich auf dem Wege von Naumburg nach Schulpforta zu ſeinem unermüdlichen Wohltäter, dem Profeſſor Keil daſelbſt. Ob er den Tod freiwillig geſucht hat, oder ob er verunglückte, iſt nicht aufge- klärt worden. S: Der Cid (Romant. Tr., z. Tl. n. ſpaniſchen Rz. gedichtet), 1828. ‒ Gedichte, 1831. ‒ Gedicht zum Reformationsfeſt d. J. 1831. ‒ Gu- ſtav Adolf (Lyriſche Phantaſie), 1831. ‒ Allgemeines Neujahrsgedicht f. d. deutſche Nation, 1831. ‒ Oſterlied für Europa, 1831. ‒ Pfingſtgedicht für Europa, 1831. ‒ Polenlieder, 1831.‒ Polens Sterbelied, 1831. ‒ Toten- kranz für Karl Auguſt und Goethe (2 Ge.), 1832. ‒ Der Traum (Lyr. D.), 1832. ‒ Waſhington, oder: Der große Jubeltag der Freiheit (Lyr. Phantaſie), 1832. ‒ Goethes Ver- klärung, 1832. ‒ Frankreich, Ruß- land, Deutſchland und Polen, oder: Stimmen der Gegenwart (Politiſche Ge.), 1832. ‒ Deutſchlands Erntefeſt (Polit. D.), 1832. ‒ Der 30. Auguſt in Leipzig (G.), 1831. ‒ Briefe eines Unglücklichen (R.), 1833. ‒ Die Cho- lera (Ep.-lyr. G.), 1833. ‒ Cöleſtine (R.), 1833. ‒ Landtagslieder für die deutſche Nation, 1833. ‒ Lob- und Schmähſchriften, 1833. ‒ Das Sie- bengeſtirn der Kriegshelden (Lebens- und Totenkränze), 1833. ‒ Beluſti- gungen und Reiſen eines Toten (Hu- moriſtiſches Quodlibet. ‒ Zickzackiana. ‒ Rheinreiſe), 1834. ‒ Lyra der Zeit (Sammlg. polit. und zeitgemäßer Ge.), 1834. ‒ Orlando und Maria, oder: Das Buch der Liebe (Romant. *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 5. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon05_1913/198>, abgerufen am 28.11.2024.