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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 5. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Müller, Hubert,

geb. am 27. März
1859 zu Bohnsdorf bei Köpenick als
der Sohn eines Gutsbesitzers, wurde
Zögling des Seminars in Oranien-
burg, um sich zum Lehrer auszubil-
den, aber durch Krankheit verhindert,
den vollständigen Kursus zu absol-
vieren. Er übernahm später (1880)
eine Lehrerstelle zu Bornstedt bei
Magdeburg und wanderte 1882 nach
Amerika aus, wo er ein Jahr lang in
verschiedenen Stellungen eine harte
Schule durchzumachen hatte. Ein
deutscher Geistlicher, ein früherer
Offizier, der auf das poetische Talent
M.s aufmerksam geworden war, ver-
schaffte ihm darauf die Möglichkeit,
als Leichtmatrose des Dampfers
"Frisia" nach Deutschland zurückzu-
kehren. Hier fand er Stellung als
Stationsgehilfe bei der königl. Eisen-
bahnverwaltung, die er über drei
Jahre innehatte, dann aber aufgeben
mußte, weil alle derartige Stellen
mit Militäranwärtern besetzt werden
sollten. Zwar eröffnete sich ihm die
Aussicht, eine Verwendung als Zeich-
ner in einer großen Fabrik zu finden,
allein da brach bei ihm jener Verfol-
gungswahn aus, der seine Überfüh-
rung in die königliche Neue Charite
nötig erscheinen ließ.

S:

Lieder eines
ausgewanderten Kurmärkers, 1888.
2. A. u. d. T.: Gedichte, 1892.

Müller, Hugo,

geb. am 30. Oktbr.
1831 zu Posen als der Sohn eines
dortigen Schulrats und Professors,
erhielt daselbst seine Gymnasialbil-
dung und entwickelte sich so schnell,
daß er schon mit 16 Jahren zur Uni-
versität übergehen konnte. Jn Ber-
lin, Jena und Breslau studierte er
die Rechte, trat auch nach abgelegtem
Examen in den Staatsdienst, folgte
aber schließlich seiner Neigung und
ging zur Bühne. Er spielte in Bres-
lau, Hannover, 1856-59 in Pest, am
Viktoriatheater in Berlin, gastierte
dann an verschiedenen österreichischen
Bühnen, lebte einen Winter hindurch
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in Würzburg, wirkte 1862-63 am
Münchener Hoftheater u. wurde nach
einem halbjährigen Aufenthalt in
Jtalien Regisseur am Rigaer Stadt-
theater, das er nach Lebruns Abgang
eine Zeitlang selbst leitete. 1869 folgte
er Lebrun nach Berlin und wirkte
unter ihm als Dramaturg u. Regis-
seur des Wallnertheaters bis 1873,
worauf er das Dresdener Stadt-
theater übernahm. Seit dem 1. No-
vember 1875 führte M. gleichzeitig
auch die Direktion des Stadttheaters
in Berlin, gab dieselbe aber nach sechs
Wochen wieder auf, um sich ausschließ-
lich der Dresdener Bühne zu wid-
men. Die Leitung derselben brachte
ihm zwar Erfolge, aber auch den Ver-
lust seines Vermögens. Er legte die-
selbe daher 1878 nieder, lebte darauf
kurze Zeit als Dramaturg und Ober-
regisseur am Viktoria-Theater in
Frankfurt a. M. und siedelte dann
nach Wiesbaden über, während seine
Frau an der Frankfurter Bühne be-
schäftigt blieb. Er starb am 20./21.
Juli 1881 zu Niederwalluf, wo er sich
zur Kur aufhielt.

S:

Jm Wartesalon
erster Klasse (Lsp.), 1865. 21. A. 1881.
- Der Diplomat der alten Schule
(Lsp.), 1867. Neue A. 1873. - Anno 66
(Volksft.), 1867. - Fürst Emil (Schau-
spiel.), 1868. - Adelaide (Genrebild),
1869. - Bei Stadtrats (Schw.), 1869.
- An der Spree und am Rhein (Zeit-
bild), 1870. - Die Arbeiter (Dr., frei
n. d. Franz.), 1870. - Berliner in
Kairo (Burleske), 1870. - Christkin-
chen (Weihnachtsbild), 1870. - Ver-
nagelt (P. mit Gesang), 1870. - Mein
Wechsel (P. n. d. Franz.), 1871. -
Die Duellfrage (Charakterbild n. d.
Jtalien.), 1871. - Welcher? (Lsp.),
1871. - Onkel Moses (Charakterbild),
1872. - Jm Stubenarrest (Lsp.), 1872.
- Die Spitzenkönigin (Lebensbild, m.
Ad. L'Arronge), 1872. - Duft (Lsp.),
1872. - Der König von Rom (Hist.
Dr. n. d. Jtalien.), 1873. - Gewon-
nene Herzen (Volksst.), 1875. - An

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Mül
Müller, Hubert,

geb. am 27. März
1859 zu Bohnsdorf bei Köpenick als
der Sohn eines Gutsbeſitzers, wurde
Zögling des Seminars in Oranien-
burg, um ſich zum Lehrer auszubil-
den, aber durch Krankheit verhindert,
den vollſtändigen Kurſus zu abſol-
vieren. Er übernahm ſpäter (1880)
eine Lehrerſtelle zu Bornſtedt bei
Magdeburg und wanderte 1882 nach
Amerika aus, wo er ein Jahr lang in
verſchiedenen Stellungen eine harte
Schule durchzumachen hatte. Ein
deutſcher Geiſtlicher, ein früherer
Offizier, der auf das poetiſche Talent
M.s aufmerkſam geworden war, ver-
ſchaffte ihm darauf die Möglichkeit,
als Leichtmatroſe des Dampfers
„Friſia“ nach Deutſchland zurückzu-
kehren. Hier fand er Stellung als
Stationsgehilfe bei der königl. Eiſen-
bahnverwaltung, die er über drei
Jahre innehatte, dann aber aufgeben
mußte, weil alle derartige Stellen
mit Militäranwärtern beſetzt werden
ſollten. Zwar eröffnete ſich ihm die
Ausſicht, eine Verwendung als Zeich-
ner in einer großen Fabrik zu finden,
allein da brach bei ihm jener Verfol-
gungswahn aus, der ſeine Überfüh-
rung in die königliche Neue Charité
nötig erſcheinen ließ.

S:

Lieder eines
ausgewanderten Kurmärkers, 1888.
2. A. u. d. T.: Gedichte, 1892.

Müller, Hugo,

geb. am 30. Oktbr.
1831 zu Poſen als der Sohn eines
dortigen Schulrats und Profeſſors,
erhielt daſelbſt ſeine Gymnaſialbil-
dung und entwickelte ſich ſo ſchnell,
daß er ſchon mit 16 Jahren zur Uni-
verſität übergehen konnte. Jn Ber-
lin, Jena und Breslau ſtudierte er
die Rechte, trat auch nach abgelegtem
Examen in den Staatsdienſt, folgte
aber ſchließlich ſeiner Neigung und
ging zur Bühne. Er ſpielte in Bres-
lau, Hannover, 1856‒59 in Peſt, am
Viktoriatheater in Berlin, gaſtierte
dann an verſchiedenen öſterreichiſchen
Bühnen, lebte einen Winter hindurch
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Mül
in Würzburg, wirkte 1862‒63 am
Münchener Hoftheater u. wurde nach
einem halbjährigen Aufenthalt in
Jtalien Regiſſeur am Rigaer Stadt-
theater, das er nach Lebruns Abgang
eine Zeitlang ſelbſt leitete. 1869 folgte
er Lebrun nach Berlin und wirkte
unter ihm als Dramaturg u. Regiſ-
ſeur des Wallnertheaters bis 1873,
worauf er das Dresdener Stadt-
theater übernahm. Seit dem 1. No-
vember 1875 führte M. gleichzeitig
auch die Direktion des Stadttheaters
in Berlin, gab dieſelbe aber nach ſechs
Wochen wieder auf, um ſich ausſchließ-
lich der Dresdener Bühne zu wid-
men. Die Leitung derſelben brachte
ihm zwar Erfolge, aber auch den Ver-
luſt ſeines Vermögens. Er legte die-
ſelbe daher 1878 nieder, lebte darauf
kurze Zeit als Dramaturg und Ober-
regiſſeur am Viktoria-Theater in
Frankfurt a. M. und ſiedelte dann
nach Wiesbaden über, während ſeine
Frau an der Frankfurter Bühne be-
ſchäftigt blieb. Er ſtarb am 20./21.
Juli 1881 zu Niederwalluf, wo er ſich
zur Kur aufhielt.

S:

Jm Warteſalon
erſter Klaſſe (Lſp.), 1865. 21. A. 1881.
‒ Der Diplomat der alten Schule
(Lſp.), 1867. Neue A. 1873. ‒ Anno 66
(Volksft.), 1867. ‒ Fürſt Emil (Schau-
ſpiel.), 1868. ‒ Adelaide (Genrebild),
1869. ‒ Bei Stadtrats (Schw.), 1869.
‒ An der Spree und am Rhein (Zeit-
bild), 1870. ‒ Die Arbeiter (Dr., frei
n. d. Franz.), 1870. ‒ Berliner in
Kairo (Burleske), 1870. ‒ Chriſtkin-
chen (Weihnachtsbild), 1870. ‒ Ver-
nagelt (P. mit Geſang), 1870. ‒ Mein
Wechſel (P. n. d. Franz.), 1871. ‒
Die Duellfrage (Charakterbild n. d.
Jtalien.), 1871. ‒ Welcher? (Lſp.),
1871. ‒ Onkel Moſes (Charakterbild),
1872. ‒ Jm Stubenarreſt (Lſp.), 1872.
‒ Die Spitzenkönigin (Lebensbild, m.
Ad. L’Arronge), 1872. ‒ Duft (Lſp.),
1872. ‒ Der König von Rom (Hiſt.
Dr. n. d. Jtalien.), 1873. ‒ Gewon-
nene Herzen (Volksſt.), 1875. ‒ An

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[61/0065] Mül Mül Müller, Hubert, geb. am 27. März 1859 zu Bohnsdorf bei Köpenick als der Sohn eines Gutsbeſitzers, wurde Zögling des Seminars in Oranien- burg, um ſich zum Lehrer auszubil- den, aber durch Krankheit verhindert, den vollſtändigen Kurſus zu abſol- vieren. Er übernahm ſpäter (1880) eine Lehrerſtelle zu Bornſtedt bei Magdeburg und wanderte 1882 nach Amerika aus, wo er ein Jahr lang in verſchiedenen Stellungen eine harte Schule durchzumachen hatte. Ein deutſcher Geiſtlicher, ein früherer Offizier, der auf das poetiſche Talent M.s aufmerkſam geworden war, ver- ſchaffte ihm darauf die Möglichkeit, als Leichtmatroſe des Dampfers „Friſia“ nach Deutſchland zurückzu- kehren. Hier fand er Stellung als Stationsgehilfe bei der königl. Eiſen- bahnverwaltung, die er über drei Jahre innehatte, dann aber aufgeben mußte, weil alle derartige Stellen mit Militäranwärtern beſetzt werden ſollten. Zwar eröffnete ſich ihm die Ausſicht, eine Verwendung als Zeich- ner in einer großen Fabrik zu finden, allein da brach bei ihm jener Verfol- gungswahn aus, der ſeine Überfüh- rung in die königliche Neue Charité nötig erſcheinen ließ. S: Lieder eines ausgewanderten Kurmärkers, 1888. 2. A. u. d. T.: Gedichte, 1892. Müller, Hugo, geb. am 30. Oktbr. 1831 zu Poſen als der Sohn eines dortigen Schulrats und Profeſſors, erhielt daſelbſt ſeine Gymnaſialbil- dung und entwickelte ſich ſo ſchnell, daß er ſchon mit 16 Jahren zur Uni- verſität übergehen konnte. Jn Ber- lin, Jena und Breslau ſtudierte er die Rechte, trat auch nach abgelegtem Examen in den Staatsdienſt, folgte aber ſchließlich ſeiner Neigung und ging zur Bühne. Er ſpielte in Bres- lau, Hannover, 1856‒59 in Peſt, am Viktoriatheater in Berlin, gaſtierte dann an verſchiedenen öſterreichiſchen Bühnen, lebte einen Winter hindurch in Würzburg, wirkte 1862‒63 am Münchener Hoftheater u. wurde nach einem halbjährigen Aufenthalt in Jtalien Regiſſeur am Rigaer Stadt- theater, das er nach Lebruns Abgang eine Zeitlang ſelbſt leitete. 1869 folgte er Lebrun nach Berlin und wirkte unter ihm als Dramaturg u. Regiſ- ſeur des Wallnertheaters bis 1873, worauf er das Dresdener Stadt- theater übernahm. Seit dem 1. No- vember 1875 führte M. gleichzeitig auch die Direktion des Stadttheaters in Berlin, gab dieſelbe aber nach ſechs Wochen wieder auf, um ſich ausſchließ- lich der Dresdener Bühne zu wid- men. Die Leitung derſelben brachte ihm zwar Erfolge, aber auch den Ver- luſt ſeines Vermögens. Er legte die- ſelbe daher 1878 nieder, lebte darauf kurze Zeit als Dramaturg und Ober- regiſſeur am Viktoria-Theater in Frankfurt a. M. und ſiedelte dann nach Wiesbaden über, während ſeine Frau an der Frankfurter Bühne be- ſchäftigt blieb. Er ſtarb am 20./21. Juli 1881 zu Niederwalluf, wo er ſich zur Kur aufhielt. S: Jm Warteſalon erſter Klaſſe (Lſp.), 1865. 21. A. 1881. ‒ Der Diplomat der alten Schule (Lſp.), 1867. Neue A. 1873. ‒ Anno 66 (Volksft.), 1867. ‒ Fürſt Emil (Schau- ſpiel.), 1868. ‒ Adelaide (Genrebild), 1869. ‒ Bei Stadtrats (Schw.), 1869. ‒ An der Spree und am Rhein (Zeit- bild), 1870. ‒ Die Arbeiter (Dr., frei n. d. Franz.), 1870. ‒ Berliner in Kairo (Burleske), 1870. ‒ Chriſtkin- chen (Weihnachtsbild), 1870. ‒ Ver- nagelt (P. mit Geſang), 1870. ‒ Mein Wechſel (P. n. d. Franz.), 1871. ‒ Die Duellfrage (Charakterbild n. d. Jtalien.), 1871. ‒ Welcher? (Lſp.), 1871. ‒ Onkel Moſes (Charakterbild), 1872. ‒ Jm Stubenarreſt (Lſp.), 1872. ‒ Die Spitzenkönigin (Lebensbild, m. Ad. L’Arronge), 1872. ‒ Duft (Lſp.), 1872. ‒ Der König von Rom (Hiſt. Dr. n. d. Jtalien.), 1873. ‒ Gewon- nene Herzen (Volksſt.), 1875. ‒ An *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 5. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon05_1913/65>, abgerufen am 27.11.2024.