Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite


[Spaltenumbruch]

Sche
1898-99), 1909. - Das Perpetuum
mobile (Die Gesch. einer Erfindung),
1.-4. A. 1910.

Scheerenberg, Hans,

Pseud. für
Franz Scherer; s. d.!

Scheffel, Joseph Viktor von,


wurde am 16. Febr. 1826 zu Karls-
ruhe geboren, wo sein Vater die
Charge eines Majors und Oberbau-
rats bekleidete. Nachdem er das Ly-
ceum seiner Vaterstadt durchlaufen
hatte, hätte er sich gern der Kunst
oder der Philologie zugewandt; aber
der Vater wollte ihn durchaus zum
Juristen machen. So studierte Viktor
von 1843-47 in München, Heidelberg
und Berlin Rechtswissenschaft, wie
auch germanische Philologie u. Lite-
ratur, bestand die juristische Staats-
prüfung (1848) u. promovierte zum
Doktor der Rechte (1849). Jm Jahre
1848 nahm er einen kürzeren Auf-
enthalt in Frankfurt und begleitete
im Sommer desselben Jahres den
Reichskommissär Welcker als Sekretär
auf der bekannten Reise nach Skan-
dinavien; aber eine diplomatische
Stellung vermochte ihm bei der Lage
der Dinge aus dieser Verwendung
nicht zu erwachsen, selbst wenn er
auch mehr Neigung zum staatsmän-
nischen Berufe in sich getragen hätte.
So hielt er sich denn den Vorkomm-
nissen der Tagesgeschichte in freier
Unabhängigkeit gegenüber. Nachdem
mit dem Einmarsche der Preußen das
badische Staatsgefüge sich von neuem
geordnet hatte, arbeitete Sch. bei
mehreren großherzogl. Ämtern, 1850
bis 1851 als besoldeter Rechtsprakti-
kant in Säckingen, wo sein herrliches
Gedicht "Der Trompeter von Säckin-
gen" aufkeimte, 1852 im Sekretariat
des Hofgerichts zu Bruchsal, wurde
nach einer längeren Reise durch Jta-
lien zwar noch zum Referendar er-
nannt, entsagte jedoch bald gänzlich
der juristischen Laufbahn. Er berei-
tete sich jetzt für das akademische Lehr-
amt vor und nahm in dieser Absicht
[Spaltenumbruch]

Sche
wieder längeren Aufenthalt in Hei-
delberg; doch wurden seine Studien
mehrfach durch Augenleiden unter-
brochen, auch trieb es ihn stets von
neuem in die Ferne hinaus. Zunächst
schlug er sein Zelt am Bodensee auf:
im Kloster von St. Gallen studierte
er fleißig die alten Chroniken, und
auf dem Hohentwiel bei dem Flecken
Singen träumte er seinen "Ekkehard"
zurecht. Nach Veröffentlichung die-
ses geistesfrischen Romans bereiste
er das südliche Frankreich und ging
abermals nach Jtalien. Nach Jahr
und Tag von der Tiber und den La-
gunen Venedigs heimkehrend, ließ er
sich in München nieder, wo er den
Winter von 1856 auf 1857 litera-
risch tätig war. Ende 1857 folgte er
einem ehrenvollen Rufe nach Donau-
eschingen, wo ihn der Fürst Egon
von Fürstenberg mit der Ordnung
und Geschäftsführung seiner großen
Bibliothek betraute. Seit 1859 hatte
Sch., da sein Gesundheitszustand ihm
anhaltende anstrengende Arbeit nicht
gestattete, keine öffentliche Stellung
inne und lebte er, mit literarischen
Arbeiten beschäftigt, in Karlsruhe
oder Heidelberg. Kleine und größere
Ausflüge führten ihn 1863 nach
Oberbayern, zum Freiherrn v. Laß-
berg auf Schloß Meersburg, nach
Schloß Banth im Schwarzwalde,
nach der Wartburg, deren Besitzer,
der kunstsinnige Großherzog von
Sachsen-Weimar, ihn 1865 zum Hof-
rat ernannte, bis sich Sch. endlich im
Jahre 1872 in Radolfszell am un-
tern Bodensee ein Heimwesen grün-
dete, in welchem er ganz den Musen
zu leben gedachte. Die Stadt Säckin-
gen ernannte ihn 1875 zu ihrem Eh-
renbürger, und der Großherzog von
Baden erhob ihn gelegentlich seines
50. Geburtstages in den erblichen
Adelstand. Am 22. Aug. 1864 hatte
sich Sch. mit Karoline Fidelie von
Malzen-Tillburg, der Tochter des
bayerischen Gesandten in Karlsruhe,

*


[Spaltenumbruch]

Sche
1898–99), 1909. – Das Perpetuum
mobile (Die Geſch. einer Erfindung),
1.–4. A. 1910.

Scheerenberg, Hans,

Pſeud. für
Franz Scherer; ſ. d.!

Scheffel, Joſeph Viktor von,


wurde am 16. Febr. 1826 zu Karls-
ruhe geboren, wo ſein Vater die
Charge eines Majors und Oberbau-
rats bekleidete. Nachdem er das Ly-
ceum ſeiner Vaterſtadt durchlaufen
hatte, hätte er ſich gern der Kunſt
oder der Philologie zugewandt; aber
der Vater wollte ihn durchaus zum
Juriſten machen. So ſtudierte Viktor
von 1843–47 in München, Heidelberg
und Berlin Rechtswiſſenſchaft, wie
auch germaniſche Philologie u. Lite-
ratur, beſtand die juriſtiſche Staats-
prüfung (1848) u. promovierte zum
Doktor der Rechte (1849). Jm Jahre
1848 nahm er einen kürzeren Auf-
enthalt in Frankfurt und begleitete
im Sommer desſelben Jahres den
Reichskommiſſär Welcker als Sekretär
auf der bekannten Reiſe nach Skan-
dinavien; aber eine diplomatiſche
Stellung vermochte ihm bei der Lage
der Dinge aus dieſer Verwendung
nicht zu erwachſen, ſelbſt wenn er
auch mehr Neigung zum ſtaatsmän-
niſchen Berufe in ſich getragen hätte.
So hielt er ſich denn den Vorkomm-
niſſen der Tagesgeſchichte in freier
Unabhängigkeit gegenüber. Nachdem
mit dem Einmarſche der Preußen das
badiſche Staatsgefüge ſich von neuem
geordnet hatte, arbeitete Sch. bei
mehreren großherzogl. Ämtern, 1850
bis 1851 als beſoldeter Rechtsprakti-
kant in Säckingen, wo ſein herrliches
Gedicht „Der Trompeter von Säckin-
gen“ aufkeimte, 1852 im Sekretariat
des Hofgerichts zu Bruchſal, wurde
nach einer längeren Reiſe durch Jta-
lien zwar noch zum Referendar er-
nannt, entſagte jedoch bald gänzlich
der juriſtiſchen Laufbahn. Er berei-
tete ſich jetzt für das akademiſche Lehr-
amt vor und nahm in dieſer Abſicht
[Spaltenumbruch]

Sche
wieder längeren Aufenthalt in Hei-
delberg; doch wurden ſeine Studien
mehrfach durch Augenleiden unter-
brochen, auch trieb es ihn ſtets von
neuem in die Ferne hinaus. Zunächſt
ſchlug er ſein Zelt am Bodenſee auf:
im Kloſter von St. Gallen ſtudierte
er fleißig die alten Chroniken, und
auf dem Hohentwiel bei dem Flecken
Singen träumte er ſeinen „Ekkehard“
zurecht. Nach Veröffentlichung die-
ſes geiſtesfriſchen Romans bereiſte
er das ſüdliche Frankreich und ging
abermals nach Jtalien. Nach Jahr
und Tag von der Tiber und den La-
gunen Venedigs heimkehrend, ließ er
ſich in München nieder, wo er den
Winter von 1856 auf 1857 litera-
riſch tätig war. Ende 1857 folgte er
einem ehrenvollen Rufe nach Donau-
eſchingen, wo ihn der Fürſt Egon
von Fürſtenberg mit der Ordnung
und Geſchäftsführung ſeiner großen
Bibliothek betraute. Seit 1859 hatte
Sch., da ſein Geſundheitszuſtand ihm
anhaltende anſtrengende Arbeit nicht
geſtattete, keine öffentliche Stellung
inne und lebte er, mit literariſchen
Arbeiten beſchäftigt, in Karlsruhe
oder Heidelberg. Kleine und größere
Ausflüge führten ihn 1863 nach
Oberbayern, zum Freiherrn v. Laß-
berg auf Schloß Meersburg, nach
Schloß Banth im Schwarzwalde,
nach der Wartburg, deren Beſitzer,
der kunſtſinnige Großherzog von
Sachſen-Weimar, ihn 1865 zum Hof-
rat ernannte, bis ſich Sch. endlich im
Jahre 1872 in Radolfszell am un-
tern Bodenſee ein Heimweſen grün-
dete, in welchem er ganz den Muſen
zu leben gedachte. Die Stadt Säckin-
gen ernannte ihn 1875 zu ihrem Eh-
renbürger, und der Großherzog von
Baden erhob ihn gelegentlich ſeines
50. Geburtstages in den erblichen
Adelſtand. Am 22. Aug. 1864 hatte
ſich Sch. mit Karoline Fidelie von
Malzen-Tillburg, der Tochter des
bayeriſchen Geſandten in Karlsruhe,

*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="index" n="1">
        <div type="bibliography" n="2">
          <p><pb facs="#f0158" n="154"/><lb/><cb/><lb/>
<fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Sche</hi></fw><lb/>
1898&#x2013;99), 1909. &#x2013; Das Perpetuum<lb/>
mobile (Die Ge&#x017F;ch. einer Erfindung),<lb/>
1.&#x2013;4. A. 1910.</p><lb/>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head>
          <persName><hi rendition="#b">Scheerenberg,</hi> Hans,</persName>
        </head>
        <p> P&#x017F;eud. für<lb/><hi rendition="#g">Franz Scherer;</hi> &#x017F;. d.!</p><lb/>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head>
          <persName><hi rendition="#b">Scheffel,</hi> Jo&#x017F;eph Viktor von,</persName>
        </head>
        <p><lb/>
wurde am 16. Febr. 1826 zu Karls-<lb/>
ruhe geboren, wo &#x017F;ein Vater die<lb/>
Charge eines Majors und Oberbau-<lb/>
rats bekleidete. Nachdem er das Ly-<lb/>
ceum &#x017F;einer Vater&#x017F;tadt durchlaufen<lb/>
hatte, hätte er &#x017F;ich gern der Kun&#x017F;t<lb/>
oder der Philologie zugewandt; aber<lb/>
der Vater wollte ihn durchaus zum<lb/>
Juri&#x017F;ten machen. So &#x017F;tudierte Viktor<lb/>
von 1843&#x2013;47 in München, Heidelberg<lb/>
und Berlin Rechtswi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft, wie<lb/>
auch germani&#x017F;che Philologie u. Lite-<lb/>
ratur, be&#x017F;tand die juri&#x017F;ti&#x017F;che Staats-<lb/>
prüfung (1848) u. promovierte zum<lb/>
Doktor der Rechte (1849). Jm Jahre<lb/>
1848 nahm er einen kürzeren Auf-<lb/>
enthalt in Frankfurt und begleitete<lb/>
im Sommer des&#x017F;elben Jahres den<lb/>
Reichskommi&#x017F;&#x017F;är Welcker als Sekretär<lb/>
auf der bekannten Rei&#x017F;e nach Skan-<lb/>
dinavien; aber eine diplomati&#x017F;che<lb/>
Stellung vermochte ihm bei der Lage<lb/>
der Dinge aus die&#x017F;er Verwendung<lb/>
nicht zu erwach&#x017F;en, &#x017F;elb&#x017F;t wenn er<lb/>
auch mehr Neigung zum &#x017F;taatsmän-<lb/>
ni&#x017F;chen Berufe in &#x017F;ich getragen hätte.<lb/>
So hielt er &#x017F;ich denn den Vorkomm-<lb/>
ni&#x017F;&#x017F;en der Tagesge&#x017F;chichte in freier<lb/>
Unabhängigkeit gegenüber. Nachdem<lb/>
mit dem Einmar&#x017F;che der Preußen das<lb/>
badi&#x017F;che Staatsgefüge &#x017F;ich von neuem<lb/>
geordnet hatte, arbeitete Sch. bei<lb/>
mehreren großherzogl. Ämtern, 1850<lb/>
bis 1851 als be&#x017F;oldeter Rechtsprakti-<lb/>
kant in Säckingen, wo &#x017F;ein herrliches<lb/>
Gedicht &#x201E;Der Trompeter von Säckin-<lb/>
gen&#x201C; aufkeimte, 1852 im Sekretariat<lb/>
des Hofgerichts zu Bruch&#x017F;al, wurde<lb/>
nach einer längeren Rei&#x017F;e durch Jta-<lb/>
lien zwar noch zum Referendar er-<lb/>
nannt, ent&#x017F;agte jedoch bald gänzlich<lb/>
der juri&#x017F;ti&#x017F;chen Laufbahn. Er berei-<lb/>
tete &#x017F;ich jetzt für das akademi&#x017F;che Lehr-<lb/>
amt vor und nahm in die&#x017F;er Ab&#x017F;icht<lb/><cb/><lb/>
<fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Sche</hi></fw><lb/>
wieder längeren Aufenthalt in Hei-<lb/>
delberg; doch wurden &#x017F;eine Studien<lb/>
mehrfach durch Augenleiden unter-<lb/>
brochen, auch trieb es ihn &#x017F;tets von<lb/>
neuem in die Ferne hinaus. Zunäch&#x017F;t<lb/>
&#x017F;chlug er &#x017F;ein Zelt am Boden&#x017F;ee auf:<lb/>
im Klo&#x017F;ter von St. Gallen &#x017F;tudierte<lb/>
er fleißig die alten Chroniken, und<lb/>
auf dem Hohentwiel bei dem Flecken<lb/>
Singen träumte er &#x017F;einen &#x201E;Ekkehard&#x201C;<lb/>
zurecht. Nach Veröffentlichung die-<lb/>
&#x017F;es gei&#x017F;tesfri&#x017F;chen Romans berei&#x017F;te<lb/>
er das &#x017F;üdliche Frankreich und ging<lb/>
abermals nach Jtalien. Nach Jahr<lb/>
und Tag von der Tiber und den La-<lb/>
gunen Venedigs heimkehrend, ließ er<lb/>
&#x017F;ich in München nieder, wo er den<lb/>
Winter von 1856 auf 1857 litera-<lb/>
ri&#x017F;ch tätig war. Ende 1857 folgte er<lb/>
einem ehrenvollen Rufe nach Donau-<lb/>
e&#x017F;chingen, wo ihn der Für&#x017F;t Egon<lb/>
von Für&#x017F;tenberg mit der Ordnung<lb/>
und Ge&#x017F;chäftsführung &#x017F;einer großen<lb/>
Bibliothek betraute. Seit 1859 hatte<lb/>
Sch., da &#x017F;ein Ge&#x017F;undheitszu&#x017F;tand ihm<lb/>
anhaltende an&#x017F;trengende Arbeit nicht<lb/>
ge&#x017F;tattete, keine öffentliche Stellung<lb/>
inne und lebte er, mit literari&#x017F;chen<lb/>
Arbeiten be&#x017F;chäftigt, in Karlsruhe<lb/>
oder Heidelberg. Kleine und größere<lb/>
Ausflüge führten ihn 1863 nach<lb/>
Oberbayern, zum Freiherrn v. Laß-<lb/>
berg auf Schloß Meersburg, nach<lb/>
Schloß Banth im Schwarzwalde,<lb/>
nach der Wartburg, deren Be&#x017F;itzer,<lb/>
der kun&#x017F;t&#x017F;innige Großherzog von<lb/>
Sach&#x017F;en-Weimar, ihn 1865 zum Hof-<lb/>
rat ernannte, bis &#x017F;ich Sch. endlich im<lb/>
Jahre 1872 in Radolfszell am un-<lb/>
tern Boden&#x017F;ee ein Heimwe&#x017F;en grün-<lb/>
dete, in welchem er ganz den Mu&#x017F;en<lb/>
zu leben gedachte. Die Stadt Säckin-<lb/>
gen ernannte ihn 1875 zu ihrem Eh-<lb/>
renbürger, und der Großherzog von<lb/>
Baden erhob ihn gelegentlich &#x017F;eines<lb/>
50. Geburtstages in den erblichen<lb/>
Adel&#x017F;tand. Am 22. Aug. 1864 hatte<lb/>
&#x017F;ich Sch. mit Karoline Fidelie von<lb/>
Malzen-Tillburg, der Tochter des<lb/>
bayeri&#x017F;chen Ge&#x017F;andten in Karlsruhe,<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">*</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[154/0158] Sche Sche 1898–99), 1909. – Das Perpetuum mobile (Die Geſch. einer Erfindung), 1.–4. A. 1910. Scheerenberg, Hans, Pſeud. für Franz Scherer; ſ. d.! Scheffel, Joſeph Viktor von, wurde am 16. Febr. 1826 zu Karls- ruhe geboren, wo ſein Vater die Charge eines Majors und Oberbau- rats bekleidete. Nachdem er das Ly- ceum ſeiner Vaterſtadt durchlaufen hatte, hätte er ſich gern der Kunſt oder der Philologie zugewandt; aber der Vater wollte ihn durchaus zum Juriſten machen. So ſtudierte Viktor von 1843–47 in München, Heidelberg und Berlin Rechtswiſſenſchaft, wie auch germaniſche Philologie u. Lite- ratur, beſtand die juriſtiſche Staats- prüfung (1848) u. promovierte zum Doktor der Rechte (1849). Jm Jahre 1848 nahm er einen kürzeren Auf- enthalt in Frankfurt und begleitete im Sommer desſelben Jahres den Reichskommiſſär Welcker als Sekretär auf der bekannten Reiſe nach Skan- dinavien; aber eine diplomatiſche Stellung vermochte ihm bei der Lage der Dinge aus dieſer Verwendung nicht zu erwachſen, ſelbſt wenn er auch mehr Neigung zum ſtaatsmän- niſchen Berufe in ſich getragen hätte. So hielt er ſich denn den Vorkomm- niſſen der Tagesgeſchichte in freier Unabhängigkeit gegenüber. Nachdem mit dem Einmarſche der Preußen das badiſche Staatsgefüge ſich von neuem geordnet hatte, arbeitete Sch. bei mehreren großherzogl. Ämtern, 1850 bis 1851 als beſoldeter Rechtsprakti- kant in Säckingen, wo ſein herrliches Gedicht „Der Trompeter von Säckin- gen“ aufkeimte, 1852 im Sekretariat des Hofgerichts zu Bruchſal, wurde nach einer längeren Reiſe durch Jta- lien zwar noch zum Referendar er- nannt, entſagte jedoch bald gänzlich der juriſtiſchen Laufbahn. Er berei- tete ſich jetzt für das akademiſche Lehr- amt vor und nahm in dieſer Abſicht wieder längeren Aufenthalt in Hei- delberg; doch wurden ſeine Studien mehrfach durch Augenleiden unter- brochen, auch trieb es ihn ſtets von neuem in die Ferne hinaus. Zunächſt ſchlug er ſein Zelt am Bodenſee auf: im Kloſter von St. Gallen ſtudierte er fleißig die alten Chroniken, und auf dem Hohentwiel bei dem Flecken Singen träumte er ſeinen „Ekkehard“ zurecht. Nach Veröffentlichung die- ſes geiſtesfriſchen Romans bereiſte er das ſüdliche Frankreich und ging abermals nach Jtalien. Nach Jahr und Tag von der Tiber und den La- gunen Venedigs heimkehrend, ließ er ſich in München nieder, wo er den Winter von 1856 auf 1857 litera- riſch tätig war. Ende 1857 folgte er einem ehrenvollen Rufe nach Donau- eſchingen, wo ihn der Fürſt Egon von Fürſtenberg mit der Ordnung und Geſchäftsführung ſeiner großen Bibliothek betraute. Seit 1859 hatte Sch., da ſein Geſundheitszuſtand ihm anhaltende anſtrengende Arbeit nicht geſtattete, keine öffentliche Stellung inne und lebte er, mit literariſchen Arbeiten beſchäftigt, in Karlsruhe oder Heidelberg. Kleine und größere Ausflüge führten ihn 1863 nach Oberbayern, zum Freiherrn v. Laß- berg auf Schloß Meersburg, nach Schloß Banth im Schwarzwalde, nach der Wartburg, deren Beſitzer, der kunſtſinnige Großherzog von Sachſen-Weimar, ihn 1865 zum Hof- rat ernannte, bis ſich Sch. endlich im Jahre 1872 in Radolfszell am un- tern Bodenſee ein Heimweſen grün- dete, in welchem er ganz den Muſen zu leben gedachte. Die Stadt Säckin- gen ernannte ihn 1875 zu ihrem Eh- renbürger, und der Großherzog von Baden erhob ihn gelegentlich ſeines 50. Geburtstages in den erblichen Adelſtand. Am 22. Aug. 1864 hatte ſich Sch. mit Karoline Fidelie von Malzen-Tillburg, der Tochter des bayeriſchen Geſandten in Karlsruhe, *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon06_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon06_1913/158
Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon06_1913/158>, abgerufen am 23.11.2024.