Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Sil Seitdem lebte er als Schriftsteller u.ständiger Mitarbeiter der "Neuen Freien Presse" in Wien, von wo er 1908 nach London übersiedelte. S:
*Silbermann, Peter Adalbert,
S: Zwischen 12 und 14 Uhr Silberstein, August, wurde am Sil stimmten den Sohn zum Kaufmann.S. trat nun zwar in ein Handlungs- haus zu Wien ein, allein anstatt sein Augenmerk auf das Komptoir zu richten, widmete er sich mit Eifer dem Studium der Literatur und wohnte in seinen Freistunden den Vorlesungen an der Universität bei. Als die Verwandten Kunde von sei- nem Tun und Treiben erhielten, entzogen sie ihm ihre Unterstützung; allein S. verlor den Mut nicht. Durch Erteilung von Privatunter- richt u. schriftstellerische Arbeiten für verschiedene Zeitungen erwarb er sich seinen Unterhalt. Bei Ausbruch der Revolution 1848 finden wir ihn als Herausgeber eines der vielen ephe- meren witzarmen Witzblätter jener Pe- riode, des "Satan", als Schriftfüh- rer des Studentenausschusses u. als Mitglied der akademischen Legion, deren Geschichte er noch in demselben Jahre in dem Buche "Geschichte der Aula. Die Wiener Universität und die akademische Legion vom März bis Ende Oktober 1848" veröffentlichte. Die Folge war, daß er in der Zeit der Reaktion verurteilt und dadurch gezwungen wurde, Österreich zu ver- lassen. Er lebte längere Zeit in ver- schieden. Universitätsstädten Deutsch- lands, als Journalist tätig, und erwarb sich in Freiburg die philoso- phische Doktorwürde. Die Sehnsucht nach der Heimat führte ihn zu An- fang d. J. 1854 nach Österreich zu- rück; aber kaum hatte man Kunde von seiner Ankunft, so wurde er verhaf- tet, vor ein Kriegsgericht gestellt u. zu fünf Jahren Kerkerhaft verur- teilt, welche er auf dem Spielberg bei Brünn verbüßen sollte. Jedoch schon im Jahre 1855 erhielt er infolge der nach der Geburt der Erzherzogin er- lassenen allgemeinen Amnestie seine Freiheit wieder und kehrte nun nach Wien zurück, wo er seitdem still und zurückgezogen als Schriftsteller und als Mitarbeiter der gelesensten Zeit- * 28*
Sil Seitdem lebte er als Schriftſteller u.ſtändiger Mitarbeiter der „Neuen Freien Preſſe“ in Wien, von wo er 1908 nach London überſiedelte. S:
*Silbermann, Peter Adalbert,
S: Zwiſchen 12 und 14 Uhr Silberſtein, Auguſt, wurde am Sil ſtimmten den Sohn zum Kaufmann.S. trat nun zwar in ein Handlungs- haus zu Wien ein, allein anſtatt ſein Augenmerk auf das Komptoir zu richten, widmete er ſich mit Eifer dem Studium der Literatur und wohnte in ſeinen Freiſtunden den Vorleſungen an der Univerſität bei. Als die Verwandten Kunde von ſei- nem Tun und Treiben erhielten, entzogen ſie ihm ihre Unterſtützung; allein S. verlor den Mut nicht. Durch Erteilung von Privatunter- richt u. ſchriftſtelleriſche Arbeiten für verſchiedene Zeitungen erwarb er ſich ſeinen Unterhalt. Bei Ausbruch der Revolution 1848 finden wir ihn als Herausgeber eines der vielen ephe- meren witzarmen Witzblätter jener Pe- riode, des „Satan“, als Schriftfüh- rer des Studentenausſchuſſes u. als Mitglied der akademiſchen Legion, deren Geſchichte er noch in demſelben Jahre in dem Buche „Geſchichte der Aula. Die Wiener Univerſität und die akademiſche Legion vom März bis Ende Oktober 1848“ veröffentlichte. Die Folge war, daß er in der Zeit der Reaktion verurteilt und dadurch gezwungen wurde, Öſterreich zu ver- laſſen. Er lebte längere Zeit in ver- ſchieden. Univerſitätsſtädten Deutſch- lands, als Journaliſt tätig, und erwarb ſich in Freiburg die philoſo- phiſche Doktorwürde. Die Sehnſucht nach der Heimat führte ihn zu An- fang d. J. 1854 nach Öſterreich zu- rück; aber kaum hatte man Kunde von ſeiner Ankunft, ſo wurde er verhaf- tet, vor ein Kriegsgericht geſtellt u. zu fünf Jahren Kerkerhaft verur- teilt, welche er auf dem Spielberg bei Brünn verbüßen ſollte. Jedoch ſchon im Jahre 1855 erhielt er infolge der nach der Geburt der Erzherzogin er- laſſenen allgemeinen Amneſtie ſeine Freiheit wieder und kehrte nun nach Wien zurück, wo er ſeitdem ſtill und zurückgezogen als Schriftſteller und als Mitarbeiter der geleſenſten Zeit- * 28*
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Sil
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Seitdem lebte er als Schriftſteller u.
ſtändiger Mitarbeiter der „Neuen
Freien Preſſe“ in Wien, von wo er
1908 nach London überſiedelte.
S:
Baby’s Liebesgeſchichte (En.), 1904.
– Pierrots Drama (3 Einakter), 1905.
– Blick vom Kahlenberg (Wiener En.),
1907. – Goldene Jugend (Schſp.),
1907.
*Silbermann, Peter Adalbert,
geb. am 8. Dezbr. 1878 in Görlitz
von jüdiſchen Eltern, beſuchte das
Franzöſiſche Gymnaſium in Berlin,
das er 1897 abſolvierte und ſtudierte
dann in Berlin und Leipzig Philo-
ſophie und beſonders deutſche Litera-
tur. Nachdem er im Sommer 1902
in Berlin zum Dr. phil. promoviert
worden, wirkte er zwei Jahre als
Profeſſor an der k. k. Handelsakade-
mie in Brünn (Mähren) und kehrte
darauf nach Berlin zurück, wo er nach
Ablauf ſeiner lehramtlichen Vorbe-
reitung, am 1. Oktbr. 1907 als Ober-
lehrer an der 14. Realſchule Anſtel-
lung fand. Seit 1911 gibt er die
Monatsſchrift „Wiſſen iſt Macht“
heraus.
S: Zwiſchen 12 und 14 Uhr
(R.), 1903. – Der ſchwarze Fleck (R.),
1905. N. A. 1911. – Die tote Ratte
(Schauſp.), 1909. – Miß Hamiltons
Zweifel (Lſp.), 1910. – Die Unmora-
liſchen (Schſp.), 1911. – Ein Jrrweg
der Liebe (Kom., mit Heinrich Lauten-
ſack), 1911.
Silberſtein, Auguſt, wurde am
5. (nicht 1.) Juli 1827 in Alt-Ofen
geboren und ſollte nach dem Wunſche
ſeines Vaters, eines wohlhabenden
jüdiſchen Kaufmanns, die wiſſen-
ſchaftliche Laufbahn betreten. Als in-
des im Jahre 1839 bei einer großen
Überſchwemmung das väterliche Haus
einſtürzte, Hab und Gut dabei verlo-
ren ging, u. der Vater ſelbſt bei den
Rettungsverſuchen ſich eine Krank-
heit zuzog und bald darauf ſtarb, ſo
waren die Hinterbliebenen auf die
Unterſtützung ihrer reichen Ver-
wandten angewieſen, und dieſe be-
ſtimmten den Sohn zum Kaufmann.
S. trat nun zwar in ein Handlungs-
haus zu Wien ein, allein anſtatt ſein
Augenmerk auf das Komptoir zu
richten, widmete er ſich mit Eifer
dem Studium der Literatur und
wohnte in ſeinen Freiſtunden den
Vorleſungen an der Univerſität bei.
Als die Verwandten Kunde von ſei-
nem Tun und Treiben erhielten,
entzogen ſie ihm ihre Unterſtützung;
allein S. verlor den Mut nicht.
Durch Erteilung von Privatunter-
richt u. ſchriftſtelleriſche Arbeiten für
verſchiedene Zeitungen erwarb er
ſich ſeinen Unterhalt. Bei Ausbruch
der Revolution 1848 finden wir ihn
als Herausgeber eines der vielen ephe-
meren witzarmen Witzblätter jener Pe-
riode, des „Satan“, als Schriftfüh-
rer des Studentenausſchuſſes u. als
Mitglied der akademiſchen Legion,
deren Geſchichte er noch in demſelben
Jahre in dem Buche „Geſchichte der
Aula. Die Wiener Univerſität und
die akademiſche Legion vom März bis
Ende Oktober 1848“ veröffentlichte.
Die Folge war, daß er in der Zeit
der Reaktion verurteilt und dadurch
gezwungen wurde, Öſterreich zu ver-
laſſen. Er lebte längere Zeit in ver-
ſchieden. Univerſitätsſtädten Deutſch-
lands, als Journaliſt tätig, und
erwarb ſich in Freiburg die philoſo-
phiſche Doktorwürde. Die Sehnſucht
nach der Heimat führte ihn zu An-
fang d. J. 1854 nach Öſterreich zu-
rück; aber kaum hatte man Kunde von
ſeiner Ankunft, ſo wurde er verhaf-
tet, vor ein Kriegsgericht geſtellt u.
zu fünf Jahren Kerkerhaft verur-
teilt, welche er auf dem Spielberg bei
Brünn verbüßen ſollte. Jedoch ſchon
im Jahre 1855 erhielt er infolge der
nach der Geburt der Erzherzogin er-
laſſenen allgemeinen Amneſtie ſeine
Freiheit wieder und kehrte nun nach
Wien zurück, wo er ſeitdem ſtill und
zurückgezogen als Schriftſteller und
als Mitarbeiter der geleſenſten Zeit-
* 28*
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