Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Ter men Laforet führte, und wurdein Dorfen, einem Flecken in Ober- bayern als der Sohn eines Gast- wirts geboren. Mit zwölf Jahren kam er zu einem Metzger in Rosen- heim in die Lehre, wo er trotz schwe- rer und harter Arbeit immer noch einige Muße fand, sich im Singen, Jodeln und Musizieren auf der Gi- tarre zu üben. Was er weiter bei den Vorstellungen in dem kleinen Rosenheimer Theater erlauscht und erlernt hatte, gab er dann in Hohen- aschau zum besten, wo er in einem Hotel Stellung als Metzger gefunden hatte. Dann genügte er drei Jahre seiner Militärpflicht beim 1. Jnfan- terieregiment "König" in München und brachte es bis zum Unteroffizier. Später warb ihn Konrad Dreher für das Schlierseer Bauerntheater (1892), bei welchem er noch jetzt als lustiger Komiker und tüchtiger Cha- rakterspieler wirkt. Seine Gedichte, die er als Einlagen im Schauspiel verwertet, erschienen gesammelt als S: Terofals Lieder, 1898. Terramare, Georg, Pseud. für Terzky, Karl August von, psd. An- Tes terniert. Dem Schicksal seines Ge-nossen Robert Blum entging er durch Zufall, indem er wenige Stunden vor der Exekution begnadigt wurde. Jm Jahre 1853 lebte er als Karl Graf Nadasy in Gmunden, wurde von hier aus wegen verschiedener Unterschleife steckbrieflich verfolgt, aber erst 1857 festgenommen und in Wien abgeurteilt. Jn der Folge ver- suchte es T. wieder mit der Schrift- stellerei; er arbeitete für das Feuille- ton verschiedener Wiener Blätter, be- teiligte sich an der Redaktion der "Donauzeitung" und gab schließlich ein politisches Blatt "Neu-Österreich" heraus, dessen weiteres Erscheinen aber durch die wegen einer Schuld erfolgte Verhaftung Terzkys (1867) eingestellt wurde. Nach seiner Frei- lassung konnte T. sich nicht mehr aufraffen; seine geistige Spannkraft war geschwunden, und am 4. Juni 1870 starb er zu Wien in den dürf- tigsten Umständen. S: Toni (Ge- *Teschen, Wilhelm, * am 16. Nov. S:
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Ter men Laforet führte, und wurdein Dorfen, einem Flecken in Ober- bayern als der Sohn eines Gaſt- wirts geboren. Mit zwölf Jahren kam er zu einem Metzger in Roſen- heim in die Lehre, wo er trotz ſchwe- rer und harter Arbeit immer noch einige Muße fand, ſich im Singen, Jodeln und Muſizieren auf der Gi- tarre zu üben. Was er weiter bei den Vorſtellungen in dem kleinen Roſenheimer Theater erlauſcht und erlernt hatte, gab er dann in Hohen- aſchau zum beſten, wo er in einem Hotel Stellung als Metzger gefunden hatte. Dann genügte er drei Jahre ſeiner Militärpflicht beim 1. Jnfan- terieregiment „König“ in München und brachte es bis zum Unteroffizier. Später warb ihn Konrad Dreher für das Schlierſeer Bauerntheater (1892), bei welchem er noch jetzt als luſtiger Komiker und tüchtiger Cha- rakterſpieler wirkt. Seine Gedichte, die er als Einlagen im Schauſpiel verwertet, erſchienen geſammelt als S: Terofals Lieder, 1898. Terramare, Georg, Pſeud. für Terzky, Karl Auguſt von, pſd. An- Teſ terniert. Dem Schickſal ſeines Ge-noſſen Robert Blum entging er durch Zufall, indem er wenige Stunden vor der Exekution begnadigt wurde. Jm Jahre 1853 lebte er als Karl Graf Nádaſy in Gmunden, wurde von hier aus wegen verſchiedener Unterſchleife ſteckbrieflich verfolgt, aber erſt 1857 feſtgenommen und in Wien abgeurteilt. Jn der Folge ver- ſuchte es T. wieder mit der Schrift- ſtellerei; er arbeitete für das Feuille- ton verſchiedener Wiener Blätter, be- teiligte ſich an der Redaktion der „Donauzeitung“ und gab ſchließlich ein politiſches Blatt „Neu-Öſterreich“ heraus, deſſen weiteres Erſcheinen aber durch die wegen einer Schuld erfolgte Verhaftung Terzkys (1867) eingeſtellt wurde. Nach ſeiner Frei- laſſung konnte T. ſich nicht mehr aufraffen; ſeine geiſtige Spannkraft war geſchwunden, und am 4. Juni 1870 ſtarb er zu Wien in den dürf- tigſten Umſtänden. S: Toni (Ge- *Teſchen, Wilhelm, * am 16. Nov. S:
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Ter
Teſ
men Laforet führte, und wurde
in Dorfen, einem Flecken in Ober-
bayern als der Sohn eines Gaſt-
wirts geboren. Mit zwölf Jahren
kam er zu einem Metzger in Roſen-
heim in die Lehre, wo er trotz ſchwe-
rer und harter Arbeit immer noch
einige Muße fand, ſich im Singen,
Jodeln und Muſizieren auf der Gi-
tarre zu üben. Was er weiter bei
den Vorſtellungen in dem kleinen
Roſenheimer Theater erlauſcht und
erlernt hatte, gab er dann in Hohen-
aſchau zum beſten, wo er in einem
Hotel Stellung als Metzger gefunden
hatte. Dann genügte er drei Jahre
ſeiner Militärpflicht beim 1. Jnfan-
terieregiment „König“ in München
und brachte es bis zum Unteroffizier.
Später warb ihn Konrad Dreher
für das Schlierſeer Bauerntheater
(1892), bei welchem er noch jetzt als
luſtiger Komiker und tüchtiger Cha-
rakterſpieler wirkt. Seine Gedichte,
die er als Einlagen im Schauſpiel
verwertet, erſchienen geſammelt als
S: Terofals Lieder, 1898.
Terramare, Georg, Pſeud. für
Georg v. Eisler-Terramare;
ſ. d. im Nachtrag!
Terzky, Karl Auguſt von, pſd. An-
ton Vilney, ein 1808 in Ungarn
geborner Schriftſteller, der ſeinen
wahren Namen Tersztyánski v.
Nádas gegen obigen Schriftſteller-
namen vertauſchte, ſtudierte in Wien
Medizin u. ſoll daſelbſt auch als prak-
tiſcher Arzt gewirkt haben. Jm Jahre
1844 machte er ſich als Romanſchrift-
ſteller und 1848 als Journaliſt be-
kannt. Jn Wien gründete er im Juni
1848 die „Wiener Gaſſenzeitung“,
eines der revolutionärſten und cy-
niſchſten Organe des Sturmjahres,
das aber ſchon Ende Oktober wieder
einging. Nach Niederwerfung des
Aufſtandes wurde er flüchtig, kam
ſpäter wieder nach Wien zurück,
wurde verhaftet und abwechſelnd in
Vöslau und in Bruck a. d. Mur in-
terniert. Dem Schickſal ſeines Ge-
noſſen Robert Blum entging er durch
Zufall, indem er wenige Stunden
vor der Exekution begnadigt wurde.
Jm Jahre 1853 lebte er als Karl
Graf Nádaſy in Gmunden, wurde
von hier aus wegen verſchiedener
Unterſchleife ſteckbrieflich verfolgt,
aber erſt 1857 feſtgenommen und in
Wien abgeurteilt. Jn der Folge ver-
ſuchte es T. wieder mit der Schrift-
ſtellerei; er arbeitete für das Feuille-
ton verſchiedener Wiener Blätter, be-
teiligte ſich an der Redaktion der
„Donauzeitung“ und gab ſchließlich
ein politiſches Blatt „Neu-Öſterreich“
heraus, deſſen weiteres Erſcheinen
aber durch die wegen einer Schuld
erfolgte Verhaftung Terzkys (1867)
eingeſtellt wurde. Nach ſeiner Frei-
laſſung konnte T. ſich nicht mehr
aufraffen; ſeine geiſtige Spannkraft
war geſchwunden, und am 4. Juni
1870 ſtarb er zu Wien in den dürf-
tigſten Umſtänden.
S: Toni (Ge-
mälde aus Ungarns Gegenwart),
1844. – Adalay (Gemälde aus Kau-
kaſiens Gegenwart), 1845. – Der
Zeitkrüppel (Wiener N.); II, 1846.
*Teſchen, Wilhelm, * am 16. Nov.
1848 zu Krefeld (Rheinprovinz) als
der Sohn eines Großkaufmanns, ab-
ſolvierte das dortige Gymnaſium u.
widmete ſich dann in Bonn, Heidel-
berg und Berlin dem Studium der
Medizin und Pharmazie. Später er-
warb er ſich die Würde eines Dr.
phil. Seit dem Jahre 1885 lebt er
als Privatmann in Berlin und iſt
ſeitdem als Schriftſteller tätig. Au-
ßer verſchiedenen populär-medizini-
ſchen Aufſätzen, die geſammelt als
„Diätetik des Körpers u. der Seele“
(1893) erſchienen, verfaßte er
S:
Gräfin Jſabella (Schſp.), 1886. – Ein
neuer Tannhäuſer (Lſtſp., mit Gre-
gor Samarow), 1887. – Schnupf-
tabak (Lſp.), 1888. – Die wilde Roſe
(Lſp.), 1888. – Auf Schloß Rhondorf
(Schſp.), 1889. – Herz (Schſp.), 1895.
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