Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Wag lor seine Mutter kurz nach der Ge-burt und kam nun zu seinen Groß- eltern mütterlicherseits nach Lauter- bach (Oberhessen), wo er vom 5. Jahre ab eine Volksschule und ein Privat- institut besuchte, um dann Ostern 1883 in die Obertertia des Gymna- siums zu Fulda einzutreten. Hier äußerte sich bereits seine Vorliebe zu poetischer Gestaltung. Ostern 1884 ging er zum Gymnasium in Gießen über, wurde hier wegen Angehörig- keit zu einer Schülerverbindung 1885 relegiert, und versuchte nun sein Heil auf dem Gymnasium in Büdingen. Hier bestand er 1888 die Maturitäts- prüfung, mußte aber wegen finan- zieller Schwierigkeiten auf das Stu- dium verzichten und trat nun am 1. Januar 1889 als Posteleve in den höheren Postdienst. Als solcher ward er in fast sämtlichen Städten des Großherz. Hessen beschäftigt, kam dann als Postpraktikant nach Kon- stanz, 1894 als Postsekretär nach Düsseldorf und bald darauf auf sein Ersuchen nach Darmstadt. Seit 1896 in Alzey tätig, legte er 1897 in Ber- lin die höhere Verwaltungsprüfung ab u. fand nunmehr Muße für seine poetischen und literarischen Bestre- bungen. Ende 1898 kam er als Ober- Postdirektionssekretär nach Kassel, wo er seine philosophische Schrift "Äther und Wille, oder: Häckel und Schopenhauer" (1901) verfaßte, und 1901 nach Hanau. Jn einer neuen Schrift "Der Monismus als Welt- religion der Zukunft" bekannte er sich offen zur Sozialdemokratie und trat im Juni 1903 öffentlich zu der- selben über. Die Folge war im Sep- tember d. J. seine Dienstentlassung. Er wurde nun Redakteur der sozial- demokrat. "Volkszeitung" in Leipzig, 1905 Redakteur des "Norddeutschen Volksblattes" in Bant (Oldenburg) und 1908 Redakteur des "Volks- freund" in Braunschweig. S: Traum Wag gelium der Verachtung (Soziale Sa-tire), 1900. Wagner, Sylvester, * am 31. Dez. S: Salzburga Bauern-Gsanga Wagner, Wilhelm, * am 24. Mai S: Eine Brautfahrt (Stenograph. *
Wag lor ſeine Mutter kurz nach der Ge-burt und kam nun zu ſeinen Groß- eltern mütterlicherſeits nach Lauter- bach (Oberheſſen), wo er vom 5. Jahre ab eine Volksſchule und ein Privat- inſtitut beſuchte, um dann Oſtern 1883 in die Obertertia des Gymna- ſiums zu Fulda einzutreten. Hier äußerte ſich bereits ſeine Vorliebe zu poetiſcher Geſtaltung. Oſtern 1884 ging er zum Gymnaſium in Gießen über, wurde hier wegen Angehörig- keit zu einer Schülerverbindung 1885 relegiert, und verſuchte nun ſein Heil auf dem Gymnaſium in Büdingen. Hier beſtand er 1888 die Maturitäts- prüfung, mußte aber wegen finan- zieller Schwierigkeiten auf das Stu- dium verzichten und trat nun am 1. Januar 1889 als Poſteleve in den höheren Poſtdienſt. Als ſolcher ward er in faſt ſämtlichen Städten des Großherz. Heſſen beſchäftigt, kam dann als Poſtpraktikant nach Kon- ſtanz, 1894 als Poſtſekretär nach Düſſeldorf und bald darauf auf ſein Erſuchen nach Darmſtadt. Seit 1896 in Alzey tätig, legte er 1897 in Ber- lin die höhere Verwaltungsprüfung ab u. fand nunmehr Muße für ſeine poetiſchen und literariſchen Beſtre- bungen. Ende 1898 kam er als Ober- Poſtdirektionsſekretär nach Kaſſel, wo er ſeine philoſophiſche Schrift „Äther und Wille, oder: Häckel und Schopenhauer“ (1901) verfaßte, und 1901 nach Hanau. Jn einer neuen Schrift „Der Monismus als Welt- religion der Zukunft“ bekannte er ſich offen zur Sozialdemokratie und trat im Juni 1903 öffentlich zu der- ſelben über. Die Folge war im Sep- tember d. J. ſeine Dienſtentlaſſung. Er wurde nun Redakteur der ſozial- demokrat. „Volkszeitung“ in Leipzig, 1905 Redakteur des „Norddeutſchen Volksblattes“ in Bant (Oldenburg) und 1908 Redakteur des „Volks- freund“ in Braunſchweig. S: Traum Wag gelium der Verachtung (Soziale Sa-tire), 1900. Wagner, Sylveſter, * am 31. Dez. S: Salzburgá Bauern-Gſángá Wagner, Wilhelm, * am 24. Mai S: Eine Brautfahrt (Stenograph. *
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Wag
Wag
lor ſeine Mutter kurz nach der Ge-
burt und kam nun zu ſeinen Groß-
eltern mütterlicherſeits nach Lauter-
bach (Oberheſſen), wo er vom 5. Jahre
ab eine Volksſchule und ein Privat-
inſtitut beſuchte, um dann Oſtern
1883 in die Obertertia des Gymna-
ſiums zu Fulda einzutreten. Hier
äußerte ſich bereits ſeine Vorliebe zu
poetiſcher Geſtaltung. Oſtern 1884
ging er zum Gymnaſium in Gießen
über, wurde hier wegen Angehörig-
keit zu einer Schülerverbindung 1885
relegiert, und verſuchte nun ſein Heil
auf dem Gymnaſium in Büdingen.
Hier beſtand er 1888 die Maturitäts-
prüfung, mußte aber wegen finan-
zieller Schwierigkeiten auf das Stu-
dium verzichten und trat nun am 1.
Januar 1889 als Poſteleve in den
höheren Poſtdienſt. Als ſolcher ward
er in faſt ſämtlichen Städten des
Großherz. Heſſen beſchäftigt, kam
dann als Poſtpraktikant nach Kon-
ſtanz, 1894 als Poſtſekretär nach
Düſſeldorf und bald darauf auf ſein
Erſuchen nach Darmſtadt. Seit 1896
in Alzey tätig, legte er 1897 in Ber-
lin die höhere Verwaltungsprüfung
ab u. fand nunmehr Muße für ſeine
poetiſchen und literariſchen Beſtre-
bungen. Ende 1898 kam er als Ober-
Poſtdirektionsſekretär nach Kaſſel,
wo er ſeine philoſophiſche Schrift
„Äther und Wille, oder: Häckel und
Schopenhauer“ (1901) verfaßte, und
1901 nach Hanau. Jn einer neuen
Schrift „Der Monismus als Welt-
religion der Zukunft“ bekannte er
ſich offen zur Sozialdemokratie und
trat im Juni 1903 öffentlich zu der-
ſelben über. Die Folge war im Sep-
tember d. J. ſeine Dienſtentlaſſung.
Er wurde nun Redakteur der ſozial-
demokrat. „Volkszeitung“ in Leipzig,
1905 Redakteur des „Norddeutſchen
Volksblattes“ in Bant (Oldenburg)
und 1908 Redakteur des „Volks-
freund“ in Braunſchweig.
S: Traum
u. Rauſch (Ge.), 1898. – Das Evan-
gelium der Verachtung (Soziale Sa-
tire), 1900.
Wagner, Sylveſter, * am 31. Dez.
1807 zu Hendorf als der Sohn eines
Zimmermeiſters, trat nach Abſolvie-
rung des Salzburger Gymnaſiums
beſonders auf Wunſch ſeiner Mutter
in das Prieſterſeminar daſelbſt, ver-
ließ dasſelbe aber bereits nach Jah-
resfriſt und ſtudierte in Wien unter
den größten Entbehrungen anfäng-
lich Chirurgie, ſpäter aber unter För-
derung von ſeiten Littrows Aſtrono-
mie, fand auf deſſen Empfehlung auch
Verwendung an der Wiener Stern-
warte. Die Ereigniſſe des Jahres
1848, an denen W. lebhaften Anteil
nahm, zwangen ihn zur Flucht. Er
lebte anfänglich in Hendorf in Ver-
borgenheit und erhielt nach erfolgter
Amneſtie daſelbſt die Stelle eines Ge-
meindeſchreibers, die bei ihrem mehr
als kärglichen Ertrage ihm keine hei-
teren Tage brachte. Der Beſuch frü-
herer Freunde, darunter Stelzha-
mer, u. die werktätige Unterſtützung
einiger Gönner brachten hier und
da einen Lichtblick in ſein trauriges
Daſein. Er ſtarb am 10. Oktober
1865.
S: Salzburgá Bauern-Gſángá
(Mundartl. Geſ.), 1847. 2. A. u. d. T.:
Salzburgá Gſángá, um den Nachlaß
vermehrt und hrsg. von Hermann F.
Wagner, 1901.
Wagner, Wilhelm, * am 24. Mai
1862 zu Bad Nauheim in Oberheſ-
ſen, widmete ſich nach genoſſener
Realſchulbildung dem Kaufmanns-
ſtande, war dann längere Zeit als
Stenograph tätig und lebte ſeit 1887
als Berufsſchriftſteller in ſeinem Ge-
burtsorte, wo er durch einige Jahre
auch die „Badezeitung“ herausgab.
Er ſtarb dort am 1. Januar 1903.
S: Eine Brautfahrt (Stenograph.
Luſtſp.), 1885. – Hinterm Vorhang
(Stenogr. Luſtſp.), 1886. – Der Herr
Präſident außer Dienſt (Lſp.), 1886.
– Verirrte Liebe (Schauſp.), 1890. –
Der Herzfehler (Lſp.), 1892. – Hier
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