argurous enepoiesen o Kleoitas. Der Sinn kann für den unbe- fangenen Leser nur folgender sein: wer kunstreichen Arbeiten den Vorzug giebt vor alterthümlichen, der sehe die Statue des Kleoetas an. Wenn daher Thiersch1) übersetzen will: "wer bei alten Werken mehr auf die Kunst, mit der sie ausgeführt sind, als auf ihre Alterthümlichkeit sieht, der sehe u. s. w.", so vermag ich dieser Deutung nicht beizustimmen. Das Ein- setzen der Nägel aus Silber, wodurch Pausanias seinen Vor- dersatz begründet, ist allerdings ein Zeichen nicht gewöhnli- cher Sorgfalt, beruht aber auf einem Gebrauch, der in weiterer oder engerer Anwendung durch die griechische Kunst aller Zeiten hindurchgeht. Eine Zeitbestimmung für das Werk des Kleoetas giebt Pausanias durch seine Bemerkung also auf keine Weise.
Hiermit sind unsere Nachrichten über Kleoetas erschöpft, und auch über den jüngeren Aristokles, welcher die Basis der Athene Parthenos restaurirte, ist nur nachzutragen, dass er nach Pausanias2) Bilder des Zeus und Ganymedes machte, welche der Thessalier Gnothis nach Olympia weihte. Dagegen haben wir bis jetzt die Betrachtung der noch erhaltenen Grab- säule aufgespart, welche den Namen des Aristokles trägt, in- dem wir damit diesen Abschnitt der attischen Künstlergeschichte passend abzuschliessen und dabei auch einen Seitenblick auf die gleichzeitige aeginetische Kunst zu werfen gedenken. Frei- lich kann uns eine einzelne Figur in flachem Relief über alt-atti- sche Kunst nicht so reiche Aufschlüsse gewähren, wie die noch erhaltene Giebelgruppe über die aeginetische; und dieses um so weniger, wenn wir nicht im Angesicht des Originals, sondern nach Abbildungen3) urtheilen sollen, indem dieselben fast nie die Eigenthümlichkeiten des Originals vollkommen treu wiedergeben. Es kann sich daher einzig um einen Versuch handeln, einige Gesichtspunkte für eine bestimmte Charakteri- stik aufzustellen, deren Umgestaltung ich mir selbst vorbehalte, sofern die Anschauung des Originals mich später eines Besseren belehren sollte.
Das Relief zeigt uns einen Krieger in strenger Haltung. Der linke Fuss ist etwas vor den rechten vorgesetzt, steht
1) Ep. Not. S. 83.
2) V, 24, 1.
3) Die besten finden sich bei Schöll und in der Ephemeris arkh.
ἀργυροῦς ἐνεποίησεν ὁ Κλεοίτας. Der Sinn kann für den unbe- fangenen Leser nur folgender sein: wer kunstreichen Arbeiten den Vorzug giebt vor alterthümlichen, der sehe die Statue des Kleoetas an. Wenn daher Thiersch1) übersetzen will: „wer bei alten Werken mehr auf die Kunst, mit der sie ausgeführt sind, als auf ihre Alterthümlichkeit sieht, der sehe u. s. w.”, so vermag ich dieser Deutung nicht beizustimmen. Das Ein- setzen der Nägel aus Silber, wodurch Pausanias seinen Vor- dersatz begründet, ist allerdings ein Zeichen nicht gewöhnli- cher Sorgfalt, beruht aber auf einem Gebrauch, der in weiterer oder engerer Anwendung durch die griechische Kunst aller Zeiten hindurchgeht. Eine Zeitbestimmung für das Werk des Kleoetas giebt Pausanias durch seine Bemerkung also auf keine Weise.
Hiermit sind unsere Nachrichten über Kleoetas erschöpft, und auch über den jüngeren Aristokles, welcher die Basis der Athene Parthenos restaurirte, ist nur nachzutragen, dass er nach Pausanias2) Bilder des Zeus und Ganymedes machte, welche der Thessalier Gnothis nach Olympia weihte. Dagegen haben wir bis jetzt die Betrachtung der noch erhaltenen Grab- säule aufgespart, welche den Namen des Aristokles trägt, in- dem wir damit diesen Abschnitt der attischen Künstlergeschichte passend abzuschliessen und dabei auch einen Seitenblick auf die gleichzeitige aeginetische Kunst zu werfen gedenken. Frei- lich kann uns eine einzelne Figur in flachem Relief über alt-atti- sche Kunst nicht so reiche Aufschlüsse gewähren, wie die noch erhaltene Giebelgruppe über die aeginetische; und dieses um so weniger, wenn wir nicht im Angesicht des Originals, sondern nach Abbildungen3) urtheilen sollen, indem dieselben fast nie die Eigenthümlichkeiten des Originals vollkommen treu wiedergeben. Es kann sich daher einzig um einen Versuch handeln, einige Gesichtspunkte für eine bestimmte Charakteri- stik aufzustellen, deren Umgestaltung ich mir selbst vorbehalte, sofern die Anschauung des Originals mich später eines Besseren belehren sollte.
Das Relief zeigt uns einen Krieger in strenger Haltung. Der linke Fuss ist etwas vor den rechten vorgesetzt, steht
1) Ep. Not. S. 83.
2) V, 24, 1.
3) Die besten finden sich bei Schöll und in der Ἐφημερίς ἀρχ.
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ἀργυροῦς ἐνεποίησεν ὁ Κλεοίτας. Der Sinn kann für den unbe-
fangenen Leser nur folgender sein: wer kunstreichen Arbeiten
den Vorzug giebt vor alterthümlichen, der sehe die Statue des
Kleoetas an. Wenn daher Thiersch 1) übersetzen will: „wer
bei alten Werken mehr auf die Kunst, mit der sie ausgeführt
sind, als auf ihre Alterthümlichkeit sieht, der sehe u. s. w.”,
so vermag ich dieser Deutung nicht beizustimmen. Das Ein-
setzen der Nägel aus Silber, wodurch Pausanias seinen Vor-
dersatz begründet, ist allerdings ein Zeichen nicht gewöhnli-
cher Sorgfalt, beruht aber auf einem Gebrauch, der in weiterer
oder engerer Anwendung durch die griechische Kunst aller
Zeiten hindurchgeht. Eine Zeitbestimmung für das Werk des
Kleoetas giebt Pausanias durch seine Bemerkung also auf keine
Weise.
Hiermit sind unsere Nachrichten über Kleoetas erschöpft,
und auch über den jüngeren Aristokles, welcher die Basis der
Athene Parthenos restaurirte, ist nur nachzutragen, dass er
nach Pausanias 2) Bilder des Zeus und Ganymedes machte,
welche der Thessalier Gnothis nach Olympia weihte. Dagegen
haben wir bis jetzt die Betrachtung der noch erhaltenen Grab-
säule aufgespart, welche den Namen des Aristokles trägt, in-
dem wir damit diesen Abschnitt der attischen Künstlergeschichte
passend abzuschliessen und dabei auch einen Seitenblick auf
die gleichzeitige aeginetische Kunst zu werfen gedenken. Frei-
lich kann uns eine einzelne Figur in flachem Relief über alt-atti-
sche Kunst nicht so reiche Aufschlüsse gewähren, wie die
noch erhaltene Giebelgruppe über die aeginetische; und dieses
um so weniger, wenn wir nicht im Angesicht des Originals,
sondern nach Abbildungen 3) urtheilen sollen, indem dieselben
fast nie die Eigenthümlichkeiten des Originals vollkommen treu
wiedergeben. Es kann sich daher einzig um einen Versuch
handeln, einige Gesichtspunkte für eine bestimmte Charakteri-
stik aufzustellen, deren Umgestaltung ich mir selbst vorbehalte,
sofern die Anschauung des Originals mich später eines Besseren
belehren sollte.
Das Relief zeigt uns einen Krieger in strenger Haltung.
Der linke Fuss ist etwas vor den rechten vorgesetzt, steht
1) Ep. Not. S. 83.
2) V, 24, 1.
3) Die besten finden sich bei Schöll
und in der Ἐφημερίς ἀρχ.
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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/121>, abgerufen am 21.11.2024.
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