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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853.

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Athene Ergane als ihrer Schutzpatronin opferten 1), ausserdem
auch ein Neffe 2) des Phidias, Panaenos, Künstler war, so hat
man geschlossen, dass die Kunst in seiner Familie erblich ge-
wesen sei, und er durch dieselbe im Zusammenhange mit den
alt-attischen Daedaliden gestanden habe. Doch wird er nicht,
wie es wohl bei andern Künstlern vorkommt, Schüler seines
Vaters genannt. Seine Lehrer waren vielmehr Hegias und
Ageladas. Denn Hegias, den Zeitgenossen des Kritios und
Nesiotes, können wir jetzt mit ziemlicher Sicherheit an die
Stelle des unbekannten Hippias setzen, nachdem aus den
Handschriften des Dio Chrysostomus 3) neben ippou, ippou
auch die Lesart epou bekannt geworden ist, welche deutlich
auf Egiou (EPOU, EGIOU) hinweist. Die Schule dieses sei-
nes Landsmannes mochte Phidias früh verlassen haben, ange-
lockt durch den grösseren Ruhm des Argivers Ageladas, dem
ja auch die ausgezeichnetsten unter seinen Zeitgenossen, My-
ron und Polyklet, ihre Bilduug verdankten 4).

Ueber das Leben des Phidias haben wir mannigfache
Nachrichten: doch lassen uns dieselben über den Beginn sei-
ner Laufbahn fast ganz im Dunkeln, und beziehen sich meist
nur auf die Zeit seiner höchsten Blüthe und seines Endes, so
dass sich erst von da aus ein Rückschluss auf den Anfang
machen lässt.

Plinius 5) setzt den Phidias in die 83ste Olympiade,
also in die Zeit unmittelbar nach Kimons Tode, in welcher
Perikles die Geschicke des athenischen Staates ausschliesslich
zu lenken begann. Mit ihm und durch ihn erhielt Phidias eine
ähnliche bevorzugte Stellung auf dem Gebiete der attischen
Kunst 6). Damals mochte man an den Bau des Parthenon
Hand anlegen, über welchen Phidias die Aufsicht führte. An
dem Bilde für diesen Tempel arbeitete er Ol. 85, 2 7); in dem
folgenden Jahre, vielleicht am Feste der Panathenaeen, ward
es geweiht 8). Später noch fällt die Vollendung des berühm-

1) Paus. V, 14, 5; vgl. VI, 26, 2.
2) adelphidous, wofür auch adelphos
gesetzt wird; vgl. Preller S. 165.
3) or. LV, tom. II, p. 282 Reiske; vgl.
die Ausgabe von Emperius.
4) Schol. Arist. ran. v. 504. Suid. s. v. Geladas.
Tzetzes Chil. VII, 154; VIII, 192.
5) 34, 49.
6) Plut. Per. 13.
7) Euseb.
h. a. vgl. Syncell. p. 198 A.
8) Schol. Arist. pac. 604 aus Philochorus,
vgl. fragm. p. 54. ed. Lenz et Siebelis. Die Verbesserung epi Theodorou arkhon-
tos anstatt Puthodorou ist besonders durch Müller §. 17 vertheidigt worden.

Athene Ergane als ihrer Schutzpatronin opferten 1), ausserdem
auch ein Neffe 2) des Phidias, Panaenos, Künstler war, so hat
man geschlossen, dass die Kunst in seiner Familie erblich ge-
wesen sei, und er durch dieselbe im Zusammenhange mit den
alt-attischen Daedaliden gestanden habe. Doch wird er nicht,
wie es wohl bei andern Künstlern vorkommt, Schüler seines
Vaters genannt. Seine Lehrer waren vielmehr Hegias und
Ageladas. Denn Hegias, den Zeitgenossen des Kritios und
Nesiotes, können wir jetzt mit ziemlicher Sicherheit an die
Stelle des unbekannten Hippias setzen, nachdem aus den
Handschriften des Dio Chrysostomus 3) neben ἴππου, ἵππου
auch die Lesart ἤπου bekannt geworden ist, welche deutlich
auf Ἡγίου (ΗΠΟΥ, ΗΓΙΟΥ) hinweist. Die Schule dieses sei-
nes Landsmannes mochte Phidias früh verlassen haben, ange-
lockt durch den grösseren Ruhm des Argivers Ageladas, dem
ja auch die ausgezeichnetsten unter seinen Zeitgenossen, My-
ron und Polyklet, ihre Bilduug verdankten 4).

Ueber das Leben des Phidias haben wir mannigfache
Nachrichten: doch lassen uns dieselben über den Beginn sei-
ner Laufbahn fast ganz im Dunkeln, und beziehen sich meist
nur auf die Zeit seiner höchsten Blüthe und seines Endes, so
dass sich erst von da aus ein Rückschluss auf den Anfang
machen lässt.

Plinius 5) setzt den Phidias in die 83ste Olympiade,
also in die Zeit unmittelbar nach Kimons Tode, in welcher
Perikles die Geschicke des athenischen Staates ausschliesslich
zu lenken begann. Mit ihm und durch ihn erhielt Phidias eine
ähnliche bevorzugte Stellung auf dem Gebiete der attischen
Kunst 6). Damals mochte man an den Bau des Parthenon
Hand anlegen, über welchen Phidias die Aufsicht führte. An
dem Bilde für diesen Tempel arbeitete er Ol. 85, 2 7); in dem
folgenden Jahre, vielleicht am Feste der Panathenaeen, ward
es geweiht 8). Später noch fällt die Vollendung des berühm-

1) Paus. V, 14, 5; vgl. VI, 26, 2.
2) ἀδελφιδοῦς, wofür auch ἀδελφὸς
gesetzt wird; vgl. Preller S. 165.
3) or. LV, tom. II, p. 282 Reiske; vgl.
die Ausgabe von Emperius.
4) Schol. Arist. ran. v. 504. Suid. s. v. Γελάδας.
Tzetzes Chil. VII, 154; VIII, 192.
5) 34, 49.
6) Plut. Per. 13.
7) Euseb.
h. a. vgl. Syncell. p. 198 A.
8) Schol. Arist. pac. 604 aus Philochorus,
vgl. fragm. p. 54. ed. Lenz et Siebelis. Die Verbesserung ἐπὶ Θεοδώρου ἄρχον-
τος anstatt Πυϑοδώρου ist besonders durch Müller §. 17 vertheidigt worden.
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[158/0171] Athene Ergane als ihrer Schutzpatronin opferten 1), ausserdem auch ein Neffe 2) des Phidias, Panaenos, Künstler war, so hat man geschlossen, dass die Kunst in seiner Familie erblich ge- wesen sei, und er durch dieselbe im Zusammenhange mit den alt-attischen Daedaliden gestanden habe. Doch wird er nicht, wie es wohl bei andern Künstlern vorkommt, Schüler seines Vaters genannt. Seine Lehrer waren vielmehr Hegias und Ageladas. Denn Hegias, den Zeitgenossen des Kritios und Nesiotes, können wir jetzt mit ziemlicher Sicherheit an die Stelle des unbekannten Hippias setzen, nachdem aus den Handschriften des Dio Chrysostomus 3) neben ἴππου, ἵππου auch die Lesart ἤπου bekannt geworden ist, welche deutlich auf Ἡγίου (ΗΠΟΥ, ΗΓΙΟΥ) hinweist. Die Schule dieses sei- nes Landsmannes mochte Phidias früh verlassen haben, ange- lockt durch den grösseren Ruhm des Argivers Ageladas, dem ja auch die ausgezeichnetsten unter seinen Zeitgenossen, My- ron und Polyklet, ihre Bilduug verdankten 4). Ueber das Leben des Phidias haben wir mannigfache Nachrichten: doch lassen uns dieselben über den Beginn sei- ner Laufbahn fast ganz im Dunkeln, und beziehen sich meist nur auf die Zeit seiner höchsten Blüthe und seines Endes, so dass sich erst von da aus ein Rückschluss auf den Anfang machen lässt. Plinius 5) setzt den Phidias in die 83ste Olympiade, also in die Zeit unmittelbar nach Kimons Tode, in welcher Perikles die Geschicke des athenischen Staates ausschliesslich zu lenken begann. Mit ihm und durch ihn erhielt Phidias eine ähnliche bevorzugte Stellung auf dem Gebiete der attischen Kunst 6). Damals mochte man an den Bau des Parthenon Hand anlegen, über welchen Phidias die Aufsicht führte. An dem Bilde für diesen Tempel arbeitete er Ol. 85, 2 7); in dem folgenden Jahre, vielleicht am Feste der Panathenaeen, ward es geweiht 8). Später noch fällt die Vollendung des berühm- 1) Paus. V, 14, 5; vgl. VI, 26, 2. 2) ἀδελφιδοῦς, wofür auch ἀδελφὸς gesetzt wird; vgl. Preller S. 165. 3) or. LV, tom. II, p. 282 Reiske; vgl. die Ausgabe von Emperius. 4) Schol. Arist. ran. v. 504. Suid. s. v. Γελάδας. Tzetzes Chil. VII, 154; VIII, 192. 5) 34, 49. 6) Plut. Per. 13. 7) Euseb. h. a. vgl. Syncell. p. 198 A. 8) Schol. Arist. pac. 604 aus Philochorus, vgl. fragm. p. 54. ed. Lenz et Siebelis. Die Verbesserung ἐπὶ Θεοδώρου ἄρχον- τος anstatt Πυϑοδώρου ist besonders durch Müller §. 17 vertheidigt worden.

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/171>, abgerufen am 21.11.2024.