stets in den Athenern ihre natürlichen Bundesgenossen sahen, so würde es sogar durchaus natürlich sein, wenn Damophon seine ganze künstlerische Ausbildung direkt von Athen aus erhalten hätte.
Ausser Damophon kennen wir nur noch einen einzigen messenischen Bildhauer:
Pyrilampes.
Unter den Siegern, welche Statuen in Olympia hatten, nennt Pausanias 1) "Xenophon, des Menephylos Sohn, einen Pankratiasten aus Aegion in Achaia, und Pyrilampes aus Ephesos, welcher im Dolichos gesiegt hatte. Das Bild des ersteren machte Olympos, das des Pyrilampes der gleichna- mige Bildhauer, welcher aber nicht aus Sikyon, sondern aus Messene unter Ithome stammte." Die Erwähnung von Sikyon hat nur dann einen Sinn, wenn wir sie auf Olympos als sikyo- nischen Künstler beziehen. Dass aber der messenische Künst- ler nicht mit Olympos, sondern mit Pyrilampes gleichnamig war, lehrt die Vergleichung von zwei anderen Stellen des Pau- sanias. Denn die Statuen des Xenon, Sohnes des Kalliteles, aus Lepreos in Triphylien, welcher im Wettlauf der Knaben gesiegt hatte 2), und des Faustkämpfers Asamon aus Elis 3) nennt er ausdrücklich Werke des Pyrilampes aus Messene. Keiner dieser Siege lässt sich der Zeit nach bestimmen. Doch muss Pyrilampes nach Ol. 102 gelebt haben, indem erst da- mals Messene durch Epaminondas hergestellt ward.
Theben.
In den früheren Abschnitten ist nur von sehr wenigen thebanischen Bildhauern, nemlich von Pythodoros, Askaros, Aristomedes und Sokrates die Rede gewesen. Von den übri- gen gehören diejenigen, deren Zeit sich einigermassen bestim- men lässt, in die vorliegende Periode, deren zweite Hälfte mit der Blüthe der politischen Macht Thebens zusammenfällt, wäh- rend welcher allein sich auch einige Maler aus dieser Stadt rühmlich auszeichnen. Es ist dadurch gerechtfertigt, dass wir hier vereinigen, was wir überhaupt noch von thebanischen Bildhauern wissen. Wir beginnen mit Anführung einer thebanischen Inschrift, welche aus den Papieren von Ulrichs
1) VI, 3, 5.
2) VI, 15, 1.
3) IV, 16, 4.
stets in den Athenern ihre natürlichen Bundesgenossen sahen, so würde es sogar durchaus natürlich sein, wenn Damophon seine ganze künstlerische Ausbildung direkt von Athen aus erhalten hätte.
Ausser Damophon kennen wir nur noch einen einzigen messenischen Bildhauer:
Pyrilampes.
Unter den Siegern, welche Statuen in Olympia hatten, nennt Pausanias 1) „Xenophon, des Menephylos Sohn, einen Pankratiasten aus Aegion in Achaia, und Pyrilampes aus Ephesos, welcher im Dolichos gesiegt hatte. Das Bild des ersteren machte Olympos, das des Pyrilampes der gleichna- mige Bildhauer, welcher aber nicht aus Sikyon, sondern aus Messene unter Ithome stammte.” Die Erwähnung von Sikyon hat nur dann einen Sinn, wenn wir sie auf Olympos als sikyo- nischen Künstler beziehen. Dass aber der messenische Künst- ler nicht mit Olympos, sondern mit Pyrilampes gleichnamig war, lehrt die Vergleichung von zwei anderen Stellen des Pau- sanias. Denn die Statuen des Xenon, Sohnes des Kalliteles, aus Lepreos in Triphylien, welcher im Wettlauf der Knaben gesiegt hatte 2), und des Faustkämpfers Asamon aus Elis 3) nennt er ausdrücklich Werke des Pyrilampes aus Messene. Keiner dieser Siege lässt sich der Zeit nach bestimmen. Doch muss Pyrilampes nach Ol. 102 gelebt haben, indem erst da- mals Messene durch Epaminondas hergestellt ward.
Theben.
In den früheren Abschnitten ist nur von sehr wenigen thebanischen Bildhauern, nemlich von Pythodoros, Askaros, Aristomedes und Sokrates die Rede gewesen. Von den übri- gen gehören diejenigen, deren Zeit sich einigermassen bestim- men lässt, in die vorliegende Periode, deren zweite Hälfte mit der Blüthe der politischen Macht Thebens zusammenfällt, wäh- rend welcher allein sich auch einige Maler aus dieser Stadt rühmlich auszeichnen. Es ist dadurch gerechtfertigt, dass wir hier vereinigen, was wir überhaupt noch von thebanischen Bildhauern wissen. Wir beginnen mit Anführung einer thebanischen Inschrift, welche aus den Papieren von Ulrichs
1) VI, 3, 5.
2) VI, 15, 1.
3) IV, 16, 4.
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stets in den Athenern ihre natürlichen Bundesgenossen sahen,
so würde es sogar durchaus natürlich sein, wenn Damophon
seine ganze künstlerische Ausbildung direkt von Athen aus
erhalten hätte.
Ausser Damophon kennen wir nur noch einen einzigen
messenischen Bildhauer:
Pyrilampes.
Unter den Siegern, welche Statuen in Olympia hatten,
nennt Pausanias 1) „Xenophon, des Menephylos Sohn, einen
Pankratiasten aus Aegion in Achaia, und Pyrilampes aus
Ephesos, welcher im Dolichos gesiegt hatte. Das Bild des
ersteren machte Olympos, das des Pyrilampes der gleichna-
mige Bildhauer, welcher aber nicht aus Sikyon, sondern aus
Messene unter Ithome stammte.” Die Erwähnung von Sikyon
hat nur dann einen Sinn, wenn wir sie auf Olympos als sikyo-
nischen Künstler beziehen. Dass aber der messenische Künst-
ler nicht mit Olympos, sondern mit Pyrilampes gleichnamig
war, lehrt die Vergleichung von zwei anderen Stellen des Pau-
sanias. Denn die Statuen des Xenon, Sohnes des Kalliteles,
aus Lepreos in Triphylien, welcher im Wettlauf der Knaben
gesiegt hatte 2), und des Faustkämpfers Asamon aus Elis 3)
nennt er ausdrücklich Werke des Pyrilampes aus Messene.
Keiner dieser Siege lässt sich der Zeit nach bestimmen. Doch
muss Pyrilampes nach Ol. 102 gelebt haben, indem erst da-
mals Messene durch Epaminondas hergestellt ward.
Theben.
In den früheren Abschnitten ist nur von sehr wenigen
thebanischen Bildhauern, nemlich von Pythodoros, Askaros,
Aristomedes und Sokrates die Rede gewesen. Von den übri-
gen gehören diejenigen, deren Zeit sich einigermassen bestim-
men lässt, in die vorliegende Periode, deren zweite Hälfte mit
der Blüthe der politischen Macht Thebens zusammenfällt, wäh-
rend welcher allein sich auch einige Maler aus dieser Stadt
rühmlich auszeichnen. Es ist dadurch gerechtfertigt, dass wir
hier vereinigen, was wir überhaupt noch von thebanischen
Bildhauern wissen. Wir beginnen mit Anführung einer
thebanischen Inschrift, welche aus den Papieren von Ulrichs
1) VI, 3, 5.
2) VI, 15, 1.
3) IV, 16, 4.
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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/305>, abgerufen am 22.11.2024.
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