chos wiederholt Athener genannt werden; so wie, dass sein Name als der eines Atheners in der folgenden thespischen In- schrift an einer Stelle vorkommt, wo es trotz des Wegfalls von epoiesen keinem Zweifel unterworfen ist, dass der Künst- ler gemeint sei 1):
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Knidos als Vaterland anzugeben, wurde Cedren 2) wahrschein- lich nur durch die berühmte Aphrodite des Künstlers veran- lasst; und eben so findet die Hindeutung auf Paros bei Pro- perz 3) ihre Erklärung in dem Ruhme, welchen sich Praxiteles durch Werke in parischem Marmor erworben hatte. Ein Andrier in einem Epigramme 4) hat mit dem Künstler nichts als den Namen gemein.
Schon früher haben wir die Vermuthung ausgesprochen, dass Praxiteles der Sohn des älteren Kephisodot gewesen sei. Wenn nun Pausanias 5) angiebt, er habe im dritten Geschlechte nach Alkamenes gelebt, so liesse sich diese Angabe recht wohl dadurch veranlasst denken, dass die Kunst sich von Al- kamenes durch Kephisodot auf Praxiteles vererbt habe. Eine festere Zeitbestimmung giebt Plinius 6), welcher Praxiteles in die 104te Olympiade setzt. Doch scheint dieselbe mehr den Anfang, als das Ende seiner Thätigkeit zu bezeichnen. Denn nach Vitruv 7) soll er auch an den Arbeiten des Mauso- leum Theil gehabt haben, welches um Ol. 107 begonnen wurde. Ja, vielleicht lebte er sogar noch bis zur Zeit Alexanders. Von Phryne wenigstens, welche besonders durch ihr Verhält- niss zu Praxiteles berühmt geworden ist, wird berichtet, dass sie sich erboten habe, die Mauern des von Alexander (Ol. 111, 2) zerstörten Theben für die Ehre ihrer Namensaufschrift wieder aufzubauen 8). Wenn aber Praxiteles selbst für den ephesi- schen Tempel arbeitete 9), so haben wir diesen gewiss nicht für den älteren, sondern für den jüngeren zu halten, an wel- chem noch zu Alexanders Zeit gebaut wurde. Endlich stimmt
1) C. I. Gr. n. 1604; vgl. Stephani im Rh. Mus. N. F. IV, S. 18.
2) Ann. p. 322.
3) III, 7, 16.
4) Anall. II, p. 40, n. 12.
5) VIII, 9, 1.
6) 34, 50.
7) VII, praef.
8) Athen. XIII, p. 591.
9) Strabo XIV, p. 641 B.
chos wiederholt Athener genannt werden; so wie, dass sein Name als der eines Atheners in der folgenden thespischen In- schrift an einer Stelle vorkommt, wo es trotz des Wegfalls von ἐποίησεν keinem Zweifel unterworfen ist, dass der Künst- ler gemeint sei 1):
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Knidos als Vaterland anzugeben, wurde Cedren 2) wahrschein- lich nur durch die berühmte Aphrodite des Künstlers veran- lasst; und eben so findet die Hindeutung auf Paros bei Pro- perz 3) ihre Erklärung in dem Ruhme, welchen sich Praxiteles durch Werke in parischem Marmor erworben hatte. Ein Andrier in einem Epigramme 4) hat mit dem Künstler nichts als den Namen gemein.
Schon früher haben wir die Vermuthung ausgesprochen, dass Praxiteles der Sohn des älteren Kephisodot gewesen sei. Wenn nun Pausanias 5) angiebt, er habe im dritten Geschlechte nach Alkamenes gelebt, so liesse sich diese Angabe recht wohl dadurch veranlasst denken, dass die Kunst sich von Al- kamenes durch Kephisodot auf Praxiteles vererbt habe. Eine festere Zeitbestimmung giebt Plinius 6), welcher Praxiteles in die 104te Olympiade setzt. Doch scheint dieselbe mehr den Anfang, als das Ende seiner Thätigkeit zu bezeichnen. Denn nach Vitruv 7) soll er auch an den Arbeiten des Mauso- leum Theil gehabt haben, welches um Ol. 107 begonnen wurde. Ja, vielleicht lebte er sogar noch bis zur Zeit Alexanders. Von Phryne wenigstens, welche besonders durch ihr Verhält- niss zu Praxiteles berühmt geworden ist, wird berichtet, dass sie sich erboten habe, die Mauern des von Alexander (Ol. 111, 2) zerstörten Theben für die Ehre ihrer Namensaufschrift wieder aufzubauen 8). Wenn aber Praxiteles selbst für den ephesi- schen Tempel arbeitete 9), so haben wir diesen gewiss nicht für den älteren, sondern für den jüngeren zu halten, an wel- chem noch zu Alexanders Zeit gebaut wurde. Endlich stimmt
1) C. I. Gr. n. 1604; vgl. Stephani im Rh. Mus. N. F. IV, S. 18.
2) Ann. p. 322.
3) III, 7, 16.
4) Anall. II, p. 40, n. 12.
5) VIII, 9, 1.
6) 34, 50.
7) VII, praef.
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chos wiederholt Athener genannt werden; so wie, dass sein
Name als der eines Atheners in der folgenden thespischen In-
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von ἐποίησεν keinem Zweifel unterworfen ist, dass der Künst-
ler gemeint sei 1):
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Knidos als Vaterland anzugeben, wurde Cedren 2) wahrschein-
lich nur durch die berühmte Aphrodite des Künstlers veran-
lasst; und eben so findet die Hindeutung auf Paros bei Pro-
perz 3) ihre Erklärung in dem Ruhme, welchen sich Praxiteles
durch Werke in parischem Marmor erworben hatte. Ein
Andrier in einem Epigramme 4) hat mit dem Künstler nichts
als den Namen gemein.
Schon früher haben wir die Vermuthung ausgesprochen,
dass Praxiteles der Sohn des älteren Kephisodot gewesen sei.
Wenn nun Pausanias 5) angiebt, er habe im dritten Geschlechte
nach Alkamenes gelebt, so liesse sich diese Angabe recht
wohl dadurch veranlasst denken, dass die Kunst sich von Al-
kamenes durch Kephisodot auf Praxiteles vererbt habe. Eine
festere Zeitbestimmung giebt Plinius 6), welcher Praxiteles in
die 104te Olympiade setzt. Doch scheint dieselbe mehr den
Anfang, als das Ende seiner Thätigkeit zu bezeichnen.
Denn nach Vitruv 7) soll er auch an den Arbeiten des Mauso-
leum Theil gehabt haben, welches um Ol. 107 begonnen wurde.
Ja, vielleicht lebte er sogar noch bis zur Zeit Alexanders.
Von Phryne wenigstens, welche besonders durch ihr Verhält-
niss zu Praxiteles berühmt geworden ist, wird berichtet, dass
sie sich erboten habe, die Mauern des von Alexander (Ol. 111, 2)
zerstörten Theben für die Ehre ihrer Namensaufschrift wieder
aufzubauen 8). Wenn aber Praxiteles selbst für den ephesi-
schen Tempel arbeitete 9), so haben wir diesen gewiss nicht
für den älteren, sondern für den jüngeren zu halten, an wel-
chem noch zu Alexanders Zeit gebaut wurde. Endlich stimmt
1) C. I. Gr. n. 1604; vgl. Stephani im Rh. Mus. N. F. IV, S. 18.
2) Ann. p. 322.
3) III, 7, 16.
4) Anall. II, p. 40, n. 12.
5) VIII, 9, 1.
6) 34, 50.
7) VII, praef.
8) Athen. XIII, p. 591.
9) Strabo XIV,
p. 641 B.
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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/349>, abgerufen am 22.11.2024.
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