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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853.

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Marmorne Werke im Kerameikos zu Athen nennt
Plinius (36, 20) ohne Bezeichnung des dargestellten Gegen-
standes. Vielleicht sind die aus Pausanias (I, 2, 4) bereits
angeführten Statuen der Demeter, Persephone und des Jakchos
gemeint.

Ebenso unzulänglich drückt sich Strabo (XIV, p. 641 B)
aus, wenn er von dem Altar der Artemis zu Ephesos sagt,
er sei erfüllt mit Werken des Praxiteles.

Erwähnt wurde bereits, dass nach Vitruv (VII, praef. §. 13)
Praxiteles auch am Mausoleum gearbeitet haben soll; sowie,
dass bei den Niobiden und einem Janus das Urtheil der
Alten schwankte, ob diese Werke dem Skopas oder Praxiteles
beizulegen seien: Plin. 36, 28. Dass ein Epigramm der An-
thologie (Anall. III, p. 214, n. 298) und ein anderes des Auso-
nius (epitaph. n. 28) die Niobiden dem Praxiteles ohne Weite-
res beilegen, genügt natürlich zur Beseitigung dieser Zweifel
keineswegs.

Wenn Theophrast in seinem Testamente die Vollendung
einer Statue des Nikomachos verfügt, für welche Praxiteles
seine Bezahlung schon erhalten habe (Diog. Laert. V, 2, 14),
so hindert die Zeit des Theophrast, welcher erst Ol. 123, 2
starb, hier an den bekannten Praxiteles zu denken.

Dass der eine der Kolosse auf Monte cavallo in Rom so
wenig ein Werk des Praxiteles, als der andere des Phidias
sein kann, ist jetzt als ausgemacht anzunehmen. -- Die Nach-
richt des Zygomalas über zwei Pferde des Praxiteles in Athen,
welche Sillig nicht einzusehen Gelegenheit hatte, findet sich
in einem Briefe dieses Griechen an Martin Crusius in dessen
Turcograecia, Basil. 1584, p. 430. Die nach Menschenfleisch
begierigen Pferde über der Thür des Pantheon aber, von wel-
chen dort gesprochen wird, sind offenbar nichts anderes, als
die Rosse des Poseidon in dem Giebel des Parthenon.

Endlich dürfen wir hier die Angabe des Plinius (35, 122)
nicht übergehen, dass nach der Meinung Einiger die enkausti-
sche Malerei von Aristides erfunden, von Praxiteles aber die
Erfindung vervollkommnet sein soll. Aus chronologischen Grün-
den dürfen wir dieselbe nicht verwerfen, da sich durch ge-
nauere Untersuchungen herausstellt, dass Aristides in der That
etwas früher, als Praxiteles gelebt haben muss. Ich glaube
aber auch ferner nicht, dass ihretwegen der Bildhauer Praxi-

Marmorne Werke im Kerameikos zu Athen nennt
Plinius (36, 20) ohne Bezeichnung des dargestellten Gegen-
standes. Vielleicht sind die aus Pausanias (I, 2, 4) bereits
angeführten Statuen der Demeter, Persephone und des Jakchos
gemeint.

Ebenso unzulänglich drückt sich Strabo (XIV, p. 641 B)
aus, wenn er von dem Altar der Artemis zu Ephesos sagt,
er sei erfüllt mit Werken des Praxiteles.

Erwähnt wurde bereits, dass nach Vitruv (VII, praef. §. 13)
Praxiteles auch am Mausoleum gearbeitet haben soll; sowie,
dass bei den Niobiden und einem Janus das Urtheil der
Alten schwankte, ob diese Werke dem Skopas oder Praxiteles
beizulegen seien: Plin. 36, 28. Dass ein Epigramm der An-
thologie (Anall. III, p. 214, n. 298) und ein anderes des Auso-
nius (epitaph. n. 28) die Niobiden dem Praxiteles ohne Weite-
res beilegen, genügt natürlich zur Beseitigung dieser Zweifel
keineswegs.

Wenn Theophrast in seinem Testamente die Vollendung
einer Statue des Nikomachos verfügt, für welche Praxiteles
seine Bezahlung schon erhalten habe (Diog. Laërt. V, 2, 14),
so hindert die Zeit des Theophrast, welcher erst Ol. 123, 2
starb, hier an den bekannten Praxiteles zu denken.

Dass der eine der Kolosse auf Monte cavallo in Rom so
wenig ein Werk des Praxiteles, als der andere des Phidias
sein kann, ist jetzt als ausgemacht anzunehmen. — Die Nach-
richt des Zygomalas über zwei Pferde des Praxiteles in Athen,
welche Sillig nicht einzusehen Gelegenheit hatte, findet sich
in einem Briefe dieses Griechen an Martin Crusius in dessen
Turcograecia, Basil. 1584, p. 430. Die nach Menschenfleisch
begierigen Pferde über der Thür des Pantheon aber, von wel-
chen dort gesprochen wird, sind offenbar nichts anderes, als
die Rosse des Poseidon in dem Giebel des Parthenon.

Endlich dürfen wir hier die Angabe des Plinius (35, 122)
nicht übergehen, dass nach der Meinung Einiger die enkausti-
sche Malerei von Aristides erfunden, von Praxiteles aber die
Erfindung vervollkommnet sein soll. Aus chronologischen Grün-
den dürfen wir dieselbe nicht verwerfen, da sich durch ge-
nauere Untersuchungen herausstellt, dass Aristides in der That
etwas früher, als Praxiteles gelebt haben muss. Ich glaube
aber auch ferner nicht, dass ihretwegen der Bildhauer Praxi-

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[344/0357] Marmorne Werke im Kerameikos zu Athen nennt Plinius (36, 20) ohne Bezeichnung des dargestellten Gegen- standes. Vielleicht sind die aus Pausanias (I, 2, 4) bereits angeführten Statuen der Demeter, Persephone und des Jakchos gemeint. Ebenso unzulänglich drückt sich Strabo (XIV, p. 641 B) aus, wenn er von dem Altar der Artemis zu Ephesos sagt, er sei erfüllt mit Werken des Praxiteles. Erwähnt wurde bereits, dass nach Vitruv (VII, praef. §. 13) Praxiteles auch am Mausoleum gearbeitet haben soll; sowie, dass bei den Niobiden und einem Janus das Urtheil der Alten schwankte, ob diese Werke dem Skopas oder Praxiteles beizulegen seien: Plin. 36, 28. Dass ein Epigramm der An- thologie (Anall. III, p. 214, n. 298) und ein anderes des Auso- nius (epitaph. n. 28) die Niobiden dem Praxiteles ohne Weite- res beilegen, genügt natürlich zur Beseitigung dieser Zweifel keineswegs. Wenn Theophrast in seinem Testamente die Vollendung einer Statue des Nikomachos verfügt, für welche Praxiteles seine Bezahlung schon erhalten habe (Diog. Laërt. V, 2, 14), so hindert die Zeit des Theophrast, welcher erst Ol. 123, 2 starb, hier an den bekannten Praxiteles zu denken. Dass der eine der Kolosse auf Monte cavallo in Rom so wenig ein Werk des Praxiteles, als der andere des Phidias sein kann, ist jetzt als ausgemacht anzunehmen. — Die Nach- richt des Zygomalas über zwei Pferde des Praxiteles in Athen, welche Sillig nicht einzusehen Gelegenheit hatte, findet sich in einem Briefe dieses Griechen an Martin Crusius in dessen Turcograecia, Basil. 1584, p. 430. Die nach Menschenfleisch begierigen Pferde über der Thür des Pantheon aber, von wel- chen dort gesprochen wird, sind offenbar nichts anderes, als die Rosse des Poseidon in dem Giebel des Parthenon. Endlich dürfen wir hier die Angabe des Plinius (35, 122) nicht übergehen, dass nach der Meinung Einiger die enkausti- sche Malerei von Aristides erfunden, von Praxiteles aber die Erfindung vervollkommnet sein soll. Aus chronologischen Grün- den dürfen wir dieselbe nicht verwerfen, da sich durch ge- nauere Untersuchungen herausstellt, dass Aristides in der That etwas früher, als Praxiteles gelebt haben muss. Ich glaube aber auch ferner nicht, dass ihretwegen der Bildhauer Praxi-

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/357>, abgerufen am 22.11.2024.