Sappho: ib. Cicero (in Verr. IV, 57, 125), welcher dieses Bild mit hohen Lobsprüchen feiert, giebt an, dass Verres es aus dem Prytaneum zu Athen entführt habe.
Plato, von Mithridates den Musen in der Akademie zu Athen geweiht: Diog. Laert. III, 25. Vgl. Braun, Ann. dell' Inst. 1839, p. 213.
Der Bildhauer Apollodor: Plin. I. I.; s. unten.
Drei Statuen olympischer Sieger im Faustkampfe: des Sa- tyros, Sohnes des Lysianax aus Elis: Paus. VI, 4, 3; des Telestas aus Messene: 14, 1; des Damaretos ebendaher: 14, 5. Die beiden letzten siegten im Faustkampfe der Knaben.
Ein Aufseher, welcher Athleten einübt: Plin. l. l.
Plinius 1) bewundert an diesem Künstler, dass er ohne Lehrer berühmt geworden, dagegen selbst einen Schüler ge- habt habe. Wir finden hier also einen athenischen Autodidak- ten, gleichzeitig mit dem Sikyonier Lysipp; und es verlohnt sich daher wohl der Mühe, zu untersuchen, ob sich in seiner Entwickelung ähnliche Züge entdecken lassen, wie bei diesem.
Unter allen uns bekannten Werken des Silanion befindet sich kein einziges Götterbild, und die Darstellungen aus dem Kreise der Heroen werden wenigstens an Zahl von den blossen Portraits übertroffen. Eine auf hohe Idealität gerichtete Schö- pfungsgabe vermögen wir daher dem Silanion nicht zuzuerken- nen. Doch fragt es sich, ob wir darum das Verdienst nun in dem Gegensatze derselben, in einer ausschliesslichen Richtung auf die Vollendung der Form zu suchen haben. Es könnte dies richtig scheinen, wenn wir hören, dass Vitruv 2) einen Silanion (und warum nicht den bekannten Bildhauer dieses Namens?) unter den Schriftstellern über die Proportionen an- führt. Allein Vitruv selbst legt dieser Leistung keinen bedeu- tenden Werth bei; und unsere übrigen Nachrichten können uns nicht veranlassen, dieses Urtheil zu verwerfen. Vielmehr wird sich unsere Aufmerksamkeit auf die Lobsprüche richten müssen, welche zwei Werken vor allen anderen ertheilt wer- den: der sterbenden Iokaste und dem Bilde des Apollodor. Die erstere ist ein Gegenstand, welcher eine pathetische Auf- fassung fast mit Nothwendigkeit voraussetzt. Ueber Apollodor und sein Bild aber berichtet Plinius Folgendes: Dieser Künstler
1) 34, 51.
2) VII, praef. §. 12.
Sappho: ib. Cicero (in Verr. IV, 57, 125), welcher dieses Bild mit hohen Lobsprüchen feiert, giebt an, dass Verres es aus dem Prytaneum zu Athen entführt habe.
Plato, von Mithridates den Musen in der Akademie zu Athen geweiht: Diog. Laërt. III, 25. Vgl. Braun, Ann. dell’ Inst. 1839, p. 213.
Der Bildhauer Apollodor: Plin. I. I.; s. unten.
Drei Statuen olympischer Sieger im Faustkampfe: des Sa- tyros, Sohnes des Lysianax aus Elis: Paus. VI, 4, 3; des Telestas aus Messene: 14, 1; des Damaretos ebendaher: 14, 5. Die beiden letzten siegten im Faustkampfe der Knaben.
Ein Aufseher, welcher Athleten einübt: Plin. l. l.
Plinius 1) bewundert an diesem Künstler, dass er ohne Lehrer berühmt geworden, dagegen selbst einen Schüler ge- habt habe. Wir finden hier also einen athenischen Autodidak- ten, gleichzeitig mit dem Sikyonier Lysipp; und es verlohnt sich daher wohl der Mühe, zu untersuchen, ob sich in seiner Entwickelung ähnliche Züge entdecken lassen, wie bei diesem.
Unter allen uns bekannten Werken des Silanion befindet sich kein einziges Götterbild, und die Darstellungen aus dem Kreise der Heroen werden wenigstens an Zahl von den blossen Portraits übertroffen. Eine auf hohe Idealität gerichtete Schö- pfungsgabe vermögen wir daher dem Silanion nicht zuzuerken- nen. Doch fragt es sich, ob wir darum das Verdienst nun in dem Gegensatze derselben, in einer ausschliesslichen Richtung auf die Vollendung der Form zu suchen haben. Es könnte dies richtig scheinen, wenn wir hören, dass Vitruv 2) einen Silanion (und warum nicht den bekannten Bildhauer dieses Namens?) unter den Schriftstellern über die Proportionen an- führt. Allein Vitruv selbst legt dieser Leistung keinen bedeu- tenden Werth bei; und unsere übrigen Nachrichten können uns nicht veranlassen, dieses Urtheil zu verwerfen. Vielmehr wird sich unsere Aufmerksamkeit auf die Lobsprüche richten müssen, welche zwei Werken vor allen anderen ertheilt wer- den: der sterbenden Iokaste und dem Bilde des Apollodor. Die erstere ist ein Gegenstand, welcher eine pathetische Auf- fassung fast mit Nothwendigkeit voraussetzt. Ueber Apollodor und sein Bild aber berichtet Plinius Folgendes: Dieser Künstler
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Sappho: ib. Cicero (in Verr. IV, 57, 125), welcher dieses
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aus dem Prytaneum zu Athen entführt habe.
Plato, von Mithridates den Musen in der Akademie zu
Athen geweiht: Diog. Laërt. III, 25. Vgl. Braun, Ann. dell’
Inst. 1839, p. 213.
Der Bildhauer Apollodor: Plin. I. I.; s. unten.
Drei Statuen olympischer Sieger im Faustkampfe: des Sa-
tyros, Sohnes des Lysianax aus Elis: Paus. VI, 4, 3; des
Telestas aus Messene: 14, 1; des Damaretos ebendaher:
14, 5. Die beiden letzten siegten im Faustkampfe der Knaben.
Ein Aufseher, welcher Athleten einübt: Plin. l. l.
Plinius 1) bewundert an diesem Künstler, dass er ohne
Lehrer berühmt geworden, dagegen selbst einen Schüler ge-
habt habe. Wir finden hier also einen athenischen Autodidak-
ten, gleichzeitig mit dem Sikyonier Lysipp; und es verlohnt
sich daher wohl der Mühe, zu untersuchen, ob sich in seiner
Entwickelung ähnliche Züge entdecken lassen, wie bei diesem.
Unter allen uns bekannten Werken des Silanion befindet
sich kein einziges Götterbild, und die Darstellungen aus dem
Kreise der Heroen werden wenigstens an Zahl von den blossen
Portraits übertroffen. Eine auf hohe Idealität gerichtete Schö-
pfungsgabe vermögen wir daher dem Silanion nicht zuzuerken-
nen. Doch fragt es sich, ob wir darum das Verdienst nun in
dem Gegensatze derselben, in einer ausschliesslichen Richtung
auf die Vollendung der Form zu suchen haben. Es könnte
dies richtig scheinen, wenn wir hören, dass Vitruv 2) einen
Silanion (und warum nicht den bekannten Bildhauer dieses
Namens?) unter den Schriftstellern über die Proportionen an-
führt. Allein Vitruv selbst legt dieser Leistung keinen bedeu-
tenden Werth bei; und unsere übrigen Nachrichten können
uns nicht veranlassen, dieses Urtheil zu verwerfen. Vielmehr
wird sich unsere Aufmerksamkeit auf die Lobsprüche richten
müssen, welche zwei Werken vor allen anderen ertheilt wer-
den: der sterbenden Iokaste und dem Bilde des Apollodor.
Die erstere ist ein Gegenstand, welcher eine pathetische Auf-
fassung fast mit Nothwendigkeit voraussetzt. Ueber Apollodor
und sein Bild aber berichtet Plinius Folgendes: Dieser Künstler
1) 34, 51.
2) VII, praef. §. 12.
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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/408>, abgerufen am 23.11.2024.
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