liche Sinn verloren gegangen war. Ueberall aber, wo die neue Zeit neue Ansprüche geltend macht, befriedigt dieselben die Kunst in durchaus originaler, selbstständiger Weise; und je höher der Reichthum und der Glanz des Lebens steigen, um so höher spannt auch die Kunst alle ihre Kräfte, um durch dieselben Eigenschaften auch auf dem Felde ihrer Thätigkeit alles Frühere zu überbieten. So gelangte man in der That an das Ziel, bis zu welchem vorzudringen der berechnenden Schärfe des menschlichen Geistes überhaupt möglich war, ohne in willkürliche Manier und barocke Phantasterei zu verfallen. Ob die Kunst im Stande gewesen sein würde, sich lange auf dieser Grenzlinie zu erhalten, wird niemand leicht zu entschei- den wagen. Die Geschichte selbst giebt uns keine Antwort darüber. Denn am Ende dieser Periode verliert Griechenland seine Unabhängigkeit vollständig, und eben so fallen nach und nach die Königreiche, in welchen griechisches Leben Eingang gefunden hatte, durch ein unabänderliches Geschick der erobern- den Weltmacht Rom zum Opfer. Zwar fand nun die Kunst an dem Sieger einen neuen Beschützer. Aber auf einen frem- den Boden verpflanzt, konnte sie natürlich in ihrer weiteren Entwickelung nicht ununterbrochen fortschreiten, sondern musste zunächst den besonderen Verhältnissen ihrer neuen Um- gebung gerecht zu werden sich bestreben.
Anhang.
Der Untergang der politischen Selbstständigkeit Griechen- lands bildet in der Geschichte der Kunst hauptsächlich darum einen scharfen Abschnitt, weil mit ihm der hervorragendste Theil der Kunstübung aus dem Heimathlande der Künstler nach Italien übersiedelt. In Griechenland selbst finden wir aus der nachfolgenden Zeit fast nur einige Inschriften wenig be- kannter Künstler. Die dürftigen Nachrichten in der Litteratur beziehen sich ziemlich ohne Ausnahme auf Künstler, welche in Rom thätig waren. Aber auch hier bilden erhaltene Monu- mente mit Inschriften die Hauptquellen unserer Kenntniss. Wir können daraus folgern, dass, was bei verschiedenen Schriftstellern ohne bestimmte Zeitangabe erwähnt wird, ziem- lich allgemein der Zeit vor der Zerstörung Korinths angehört, und werden in dieser Annahme meist auch durch andere
liche Sinn verloren gegangen war. Ueberall aber, wo die neue Zeit neue Ansprüche geltend macht, befriedigt dieselben die Kunst in durchaus originaler, selbstständiger Weise; und je höher der Reichthum und der Glanz des Lebens steigen, um so höher spannt auch die Kunst alle ihre Kräfte, um durch dieselben Eigenschaften auch auf dem Felde ihrer Thätigkeit alles Frühere zu überbieten. So gelangte man in der That an das Ziel, bis zu welchem vorzudringen der berechnenden Schärfe des menschlichen Geistes überhaupt möglich war, ohne in willkürliche Manier und barocke Phantasterei zu verfallen. Ob die Kunst im Stande gewesen sein würde, sich lange auf dieser Grenzlinie zu erhalten, wird niemand leicht zu entschei- den wagen. Die Geschichte selbst giebt uns keine Antwort darüber. Denn am Ende dieser Periode verliert Griechenland seine Unabhängigkeit vollständig, und eben so fallen nach und nach die Königreiche, in welchen griechisches Leben Eingang gefunden hatte, durch ein unabänderliches Geschick der erobern- den Weltmacht Rom zum Opfer. Zwar fand nun die Kunst an dem Sieger einen neuen Beschützer. Aber auf einen frem- den Boden verpflanzt, konnte sie natürlich in ihrer weiteren Entwickelung nicht ununterbrochen fortschreiten, sondern musste zunächst den besonderen Verhältnissen ihrer neuen Um- gebung gerecht zu werden sich bestreben.
Anhang.
Der Untergang der politischen Selbstständigkeit Griechen- lands bildet in der Geschichte der Kunst hauptsächlich darum einen scharfen Abschnitt, weil mit ihm der hervorragendste Theil der Kunstübung aus dem Heimathlande der Künstler nach Italien übersiedelt. In Griechenland selbst finden wir aus der nachfolgenden Zeit fast nur einige Inschriften wenig be- kannter Künstler. Die dürftigen Nachrichten in der Litteratur beziehen sich ziemlich ohne Ausnahme auf Künstler, welche in Rom thätig waren. Aber auch hier bilden erhaltene Monu- mente mit Inschriften die Hauptquellen unserer Kenntniss. Wir können daraus folgern, dass, was bei verschiedenen Schriftstellern ohne bestimmte Zeitangabe erwähnt wird, ziem- lich allgemein der Zeit vor der Zerstörung Korinths angehört, und werden in dieser Annahme meist auch durch andere
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liche Sinn verloren gegangen war. Ueberall aber, wo die neue
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Kunst in durchaus originaler, selbstständiger Weise; und je
höher der Reichthum und der Glanz des Lebens steigen, um
so höher spannt auch die Kunst alle ihre Kräfte, um durch
dieselben Eigenschaften auch auf dem Felde ihrer Thätigkeit
alles Frühere zu überbieten. So gelangte man in der That an
das Ziel, bis zu welchem vorzudringen der berechnenden
Schärfe des menschlichen Geistes überhaupt möglich war, ohne
in willkürliche Manier und barocke Phantasterei zu verfallen.
Ob die Kunst im Stande gewesen sein würde, sich lange auf
dieser Grenzlinie zu erhalten, wird niemand leicht zu entschei-
den wagen. Die Geschichte selbst giebt uns keine Antwort
darüber. Denn am Ende dieser Periode verliert Griechenland
seine Unabhängigkeit vollständig, und eben so fallen nach und
nach die Königreiche, in welchen griechisches Leben Eingang
gefunden hatte, durch ein unabänderliches Geschick der erobern-
den Weltmacht Rom zum Opfer. Zwar fand nun die Kunst
an dem Sieger einen neuen Beschützer. Aber auf einen frem-
den Boden verpflanzt, konnte sie natürlich in ihrer weiteren
Entwickelung nicht ununterbrochen fortschreiten, sondern
musste zunächst den besonderen Verhältnissen ihrer neuen Um-
gebung gerecht zu werden sich bestreben.
Anhang.
Der Untergang der politischen Selbstständigkeit Griechen-
lands bildet in der Geschichte der Kunst hauptsächlich darum
einen scharfen Abschnitt, weil mit ihm der hervorragendste
Theil der Kunstübung aus dem Heimathlande der Künstler
nach Italien übersiedelt. In Griechenland selbst finden wir aus
der nachfolgenden Zeit fast nur einige Inschriften wenig be-
kannter Künstler. Die dürftigen Nachrichten in der Litteratur
beziehen sich ziemlich ohne Ausnahme auf Künstler, welche
in Rom thätig waren. Aber auch hier bilden erhaltene Monu-
mente mit Inschriften die Hauptquellen unserer Kenntniss.
Wir können daraus folgern, dass, was bei verschiedenen
Schriftstellern ohne bestimmte Zeitangabe erwähnt wird, ziem-
lich allgemein der Zeit vor der Zerstörung Korinths angehört,
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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 519. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/532>, abgerufen am 24.11.2024.
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