Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853.(34, 91) der erste oder der zweite Timarchides unter den Erz- Athenische Künstler in Rom und Italien. Apollonios, Sohn des Nestor, der Künstler des berühm- [Abbildung]
C. I. Gr. n. 6136; Visconti PCl. II, p. 72, t. X. Mit derselbenInschrift soll sich noch ein anderes Werk des Künstlers im Palast Massimi zu Rom befunden haben, der Torso eines He- rakles oder eines Asklepios, welcher nach dem freilich immer verdächtigen Zeugnisse eines Manuscripts von Pirro Ligorio aus den Rainen der Thermen des Agrippa stammte1). Von einem dritten Werke will die Dionigi (Viaggio fol. 45, 6) die gleichlautende Inschrift zu Arce bei Arpinum gesehen haben. -- Für die Bestimmung der Zeit des Künstlers geben uns zu- erst die Buchstabenformen bestimmte Anhaltspunkte: A mit ge- brochenem Querstriche und das cursive O führen auf das letzte Jahrhundert der römischen Republik2). Diese Zeitbestimmung lässt sich aber durch wahrscheinliche Vermuthungen noch en- ger begrenzen. Der Torso ist bei Campo di fiore gefunden, wo bekanntlich das Theater des Pompeius (699 d. St. geweiht) und andere Bauten desselben standen. Die Schriftzüge, mit dieser Thatsache verbunden, führen daher auf den Schluss, dass der Künstler sein Werk ursprünglich zum Schmucke die- ser Bauten arbeitete. Daraus würden sich auch die Spuren antiker Restaurationen am besten erklären, indem namentlich das Theater mehrere Male durch Feuersbrünste litt3). Dass ein anderes Werk nach Arce durch Cicero, welcher dort ge- boren und begütert war, gekommen sei, wage ich nur deshalb nicht bestimmter auszusprechen, weil ebendaselbst auch die 1) Spon meisc. p. 122. Winck. W. VI. 1, 171. Beschreib. Roms II, 2, S. 120. 2) Vgl. Thiersch Ep. S. 113 Noten. Ich bemerke in Rücksicht auf seine Ausführung, dass das C lunatum auf dem Torso sich nicht findet; in der Inschrift von Arce aber es anzunehmen, ist die gedruckte, nicht facsimilirte Abschrift der Dionigi schwerlich zuverlässig genug. 3) S. Becker Topographie
S. 677. (34, 91) der erste oder der zweite Timarchides unter den Erz- Athenische Künstler in Rom und Italien. Apollonios, Sohn des Nestor, der Künstler des berühm- [Abbildung]
C. I. Gr. n. 6136; Visconti PCl. II, p. 72, t. X. Mit derselbenInschrift soll sich noch ein anderes Werk des Künstlers im Palast Massimi zu Rom befunden haben, der Torso eines He- rakles oder eines Asklepios, welcher nach dem freilich immer verdächtigen Zeugnisse eines Manuscripts von Pirro Ligorio aus den Rainen der Thermen des Agrippa stammte1). Von einem dritten Werke will die Dionigi (Viaggio fol. 45, 6) die gleichlautende Inschrift zu Arce bei Arpinum gesehen haben. — Für die Bestimmung der Zeit des Künstlers geben uns zu- erst die Buchstabenformen bestimmte Anhaltspunkte: Α mit ge- brochenem Querstriche und das cursive Ѡ führen auf das letzte Jahrhundert der römischen Republik2). Diese Zeitbestimmung lässt sich aber durch wahrscheinliche Vermuthungen noch en- ger begrenzen. Der Torso ist bei Campo di fiore gefunden, wo bekanntlich das Theater des Pompeius (699 d. St. geweiht) und andere Bauten desselben standen. Die Schriftzüge, mit dieser Thatsache verbunden, führen daher auf den Schluss, dass der Künstler sein Werk ursprünglich zum Schmucke die- ser Bauten arbeitete. Daraus würden sich auch die Spuren antiker Restaurationen am besten erklären, indem namentlich das Theater mehrere Male durch Feuersbrünste litt3). Dass ein anderes Werk nach Arce durch Cicero, welcher dort ge- boren und begütert war, gekommen sei, wage ich nur deshalb nicht bestimmter auszusprechen, weil ebendaselbst auch die 1) Spon mîsc. p. 122. Winck. W. VI. 1, 171. Beschreib. Roms II, 2, S. 120. 2) Vgl. Thiersch Ep. S. 113 Noten. Ich bemerke in Rücksicht auf seine Ausführung, dass das C lunatum auf dem Torso sich nicht findet; in der Inschrift von Arce aber es anzunehmen, ist die gedruckte, nicht facsimilirte Abschrift der Dionigi schwerlich zuverlässig genug. 3) S. Becker Topographie
S. 677. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0555" n="542"/> (34, 91) der erste oder der zweite Timarchides unter den Erz-<lb/> bildnern genannt wird, welche Athleten, Bewaffnete, Jäger<lb/> und Opfernde darstellten.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Athenische Künstler in Rom und Italien.</hi> </hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#g">Apollonios,</hi> Sohn des Nestor, der Künstler des berühm-<lb/> ten Heraklestorso im Vatican, zufolge der Inschrift:<lb/><figure/><lb/> C. I. Gr. n. 6136; Visconti PCl. II, p. 72, t. X. Mit derselben<lb/> Inschrift soll sich noch ein anderes Werk des Künstlers im<lb/> Palast Massimi zu Rom befunden haben, der Torso eines He-<lb/> rakles oder eines Asklepios, welcher nach dem freilich immer<lb/> verdächtigen Zeugnisse eines Manuscripts von Pirro Ligorio<lb/> aus den Rainen der Thermen des Agrippa stammte<note place="foot" n="1)">Spon mîsc. p. 122. Winck. W. VI. 1, 171. Beschreib. Roms II, 2,<lb/> S. 120.</note>. Von<lb/> einem dritten Werke will die Dionigi (Viaggio fol. 45, 6) die<lb/> gleichlautende Inschrift zu Arce bei Arpinum gesehen haben.<lb/> — Für die Bestimmung der Zeit des Künstlers geben uns zu-<lb/> erst die Buchstabenformen bestimmte Anhaltspunkte: Α mit ge-<lb/> brochenem Querstriche und das cursive Ѡ führen auf das letzte<lb/> Jahrhundert der römischen Republik<note place="foot" n="2)">Vgl. Thiersch Ep. S. 113 Noten. Ich bemerke in Rücksicht auf<lb/> seine Ausführung, dass das C lunatum auf dem Torso sich nicht findet; in der<lb/> Inschrift von Arce aber es anzunehmen, ist die gedruckte, nicht facsimilirte<lb/> Abschrift der Dionigi schwerlich zuverlässig genug.</note>. Diese Zeitbestimmung<lb/> lässt sich aber durch wahrscheinliche Vermuthungen noch en-<lb/> ger begrenzen. Der Torso ist bei Campo di fiore gefunden,<lb/> wo bekanntlich das Theater des Pompeius (699 d. St. geweiht)<lb/> und andere Bauten desselben standen. Die Schriftzüge, mit<lb/> dieser Thatsache verbunden, führen daher auf den Schluss,<lb/> dass der Künstler sein Werk ursprünglich zum Schmucke die-<lb/> ser Bauten arbeitete. Daraus würden sich auch die Spuren<lb/> antiker Restaurationen am besten erklären, indem namentlich<lb/> das Theater mehrere Male durch Feuersbrünste litt<note place="foot" n="3)">S. Becker Topographie<lb/> S. 677.</note>. Dass<lb/> ein anderes Werk nach Arce durch Cicero, welcher dort ge-<lb/> boren und begütert war, gekommen sei, wage ich nur deshalb<lb/> nicht bestimmter auszusprechen, weil ebendaselbst auch die<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [542/0555]
(34, 91) der erste oder der zweite Timarchides unter den Erz-
bildnern genannt wird, welche Athleten, Bewaffnete, Jäger
und Opfernde darstellten.
Athenische Künstler in Rom und Italien.
Apollonios, Sohn des Nestor, der Künstler des berühm-
ten Heraklestorso im Vatican, zufolge der Inschrift:
[Abbildung]
C. I. Gr. n. 6136; Visconti PCl. II, p. 72, t. X. Mit derselben
Inschrift soll sich noch ein anderes Werk des Künstlers im
Palast Massimi zu Rom befunden haben, der Torso eines He-
rakles oder eines Asklepios, welcher nach dem freilich immer
verdächtigen Zeugnisse eines Manuscripts von Pirro Ligorio
aus den Rainen der Thermen des Agrippa stammte 1). Von
einem dritten Werke will die Dionigi (Viaggio fol. 45, 6) die
gleichlautende Inschrift zu Arce bei Arpinum gesehen haben.
— Für die Bestimmung der Zeit des Künstlers geben uns zu-
erst die Buchstabenformen bestimmte Anhaltspunkte: Α mit ge-
brochenem Querstriche und das cursive Ѡ führen auf das letzte
Jahrhundert der römischen Republik 2). Diese Zeitbestimmung
lässt sich aber durch wahrscheinliche Vermuthungen noch en-
ger begrenzen. Der Torso ist bei Campo di fiore gefunden,
wo bekanntlich das Theater des Pompeius (699 d. St. geweiht)
und andere Bauten desselben standen. Die Schriftzüge, mit
dieser Thatsache verbunden, führen daher auf den Schluss,
dass der Künstler sein Werk ursprünglich zum Schmucke die-
ser Bauten arbeitete. Daraus würden sich auch die Spuren
antiker Restaurationen am besten erklären, indem namentlich
das Theater mehrere Male durch Feuersbrünste litt 3). Dass
ein anderes Werk nach Arce durch Cicero, welcher dort ge-
boren und begütert war, gekommen sei, wage ich nur deshalb
nicht bestimmter auszusprechen, weil ebendaselbst auch die
1) Spon mîsc. p. 122. Winck. W. VI. 1, 171. Beschreib. Roms II, 2,
S. 120.
2) Vgl. Thiersch Ep. S. 113 Noten. Ich bemerke in Rücksicht auf
seine Ausführung, dass das C lunatum auf dem Torso sich nicht findet; in der
Inschrift von Arce aber es anzunehmen, ist die gedruckte, nicht facsimilirte
Abschrift der Dionigi schwerlich zuverlässig genug.
3) S. Becker Topographie
S. 677.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |