wirklichen historischen Verhältnissen seinen Grund hat, wird die Geschichte des nächsten Zeitraumes lehren. Es zeigt sich uns hier zunächst die auffällige Erscheinung, dass wir fast nie an das Frühere anknüpfen können, sondern überall neue Ausgangspunkte suchen müssen.
Zweiter Abschnitt. Grössere Ausbreitung und Streben nach freier Entwickelung, von Olymp. 60--80.
Argos.
Dass die Kunst schon in älterer Zeit in Argos einheimisch war, lehrt die Sage von Epeios, der an dem Zuge gegen Troja Theil genommen haben soll. Aber es fehlt ihm gänzlich an namhaften Nachfolgern. Die ersten Künstler nach ihm, von deren Thätigkeit in Argos wir etwas erfahren, sind Dipoenos und Skyllis, Fremde, welche nur eine Zeit lang dort ihren Wohnsitz genommen haben können. Neben ihnen scheint in- dessen auch eine einheimische Kunstschule vorhanden gewesen zu sein. Wir schliessen dies daraus, dass Eutelidas und Chrysothemis in der Inschrift ihres einzigen uns bekann- ten Werkes von sich aussagen, die Kunst sei ihnen ek prote- ron, von ihren Vorfahren, überliefert: Paus. VI, 10, 2. Sie legen damit auf die Schulmässigkeit ihrer Kunst einen gewis- sen Werth, und stellen sich, etwa wie bei den Handwerkern die Innungsgenossen, den Pfuschern oder Neuerern gegenüber. Ihr Werk waren die Statuen des Demaratos und seines Sohnes Theopompos aus Heraea in Arkadien. Ersterer hatte im Lau- fe der Schwerbewaffneten, Ol. 65 und 66, letzterer zweimal im Pentathlon, gewiss erst einige Olympiaden später, gesiegt. Die Künstler mochten also etwa Ol. 70 thätig sein. Ueber die Darstellung bemerkt Pausanias nur, dass Demaratos einen
wirklichen historischen Verhältnissen seinen Grund hat, wird die Geschichte des nächsten Zeitraumes lehren. Es zeigt sich uns hier zunächst die auffällige Erscheinung, dass wir fast nie an das Frühere anknüpfen können, sondern überall neue Ausgangspunkte suchen müssen.
Zweiter Abschnitt. Grössere Ausbreitung und Streben nach freier Entwickelung, von Olymp. 60—80.
Argos.
Dass die Kunst schon in älterer Zeit in Argos einheimisch war, lehrt die Sage von Epeios, der an dem Zuge gegen Troja Theil genommen haben soll. Aber es fehlt ihm gänzlich an namhaften Nachfolgern. Die ersten Künstler nach ihm, von deren Thätigkeit in Argos wir etwas erfahren, sind Dipoenos und Skyllis, Fremde, welche nur eine Zeit lang dort ihren Wohnsitz genommen haben können. Neben ihnen scheint in- dessen auch eine einheimische Kunstschule vorhanden gewesen zu sein. Wir schliessen dies daraus, dass Eutelidas und Chrysothemis in der Inschrift ihres einzigen uns bekann- ten Werkes von sich aussagen, die Kunst sei ihnen ἐκ προτέ- ρων, von ihren Vorfahren, überliefert: Paus. VI, 10, 2. Sie legen damit auf die Schulmässigkeit ihrer Kunst einen gewis- sen Werth, und stellen sich, etwa wie bei den Handwerkern die Innungsgenossen, den Pfuschern oder Neuerern gegenüber. Ihr Werk waren die Statuen des Demaratos und seines Sohnes Theopompos aus Heraea in Arkadien. Ersterer hatte im Lau- fe der Schwerbewaffneten, Ol. 65 und 66, letzterer zweimal im Pentathlon, gewiss erst einige Olympiaden später, gesiegt. Die Künstler mochten also etwa Ol. 70 thätig sein. Ueber die Darstellung bemerkt Pausanias nur, dass Demaratos einen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0074"n="61"/>
wirklichen historischen Verhältnissen seinen Grund hat, wird<lb/>
die Geschichte des nächsten Zeitraumes lehren. Es zeigt sich<lb/>
uns hier zunächst die auffällige Erscheinung, dass wir fast<lb/>
nie an das Frühere anknüpfen können, sondern überall neue<lb/>
Ausgangspunkte suchen müssen.</p></div></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Zweiter Abschnitt.</hi><lb/>
Grössere Ausbreitung und Streben nach freier Entwickelung,<lb/>
von Olymp. 60—80.</head><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Argos.</hi></hi></head><lb/><p>Dass die Kunst schon in älterer Zeit in Argos einheimisch<lb/>
war, lehrt die Sage von Epeios, der an dem Zuge gegen Troja<lb/>
Theil genommen haben soll. Aber es fehlt ihm gänzlich an<lb/>
namhaften Nachfolgern. Die ersten Künstler nach ihm, von<lb/>
deren Thätigkeit in Argos wir etwas erfahren, sind Dipoenos<lb/>
und Skyllis, Fremde, welche nur eine Zeit lang dort ihren<lb/>
Wohnsitz genommen haben können. Neben ihnen scheint in-<lb/>
dessen auch eine einheimische Kunstschule vorhanden gewesen<lb/>
zu sein. Wir schliessen dies daraus, dass <hirendition="#g">Eutelidas</hi> und<lb/><hirendition="#g">Chrysothemis</hi> in der Inschrift ihres einzigen uns bekann-<lb/>
ten Werkes von sich aussagen, die Kunst sei ihnen ἐκπροτέ-<lb/>ρων, von ihren Vorfahren, überliefert: Paus. VI, 10, 2. Sie<lb/>
legen damit auf die Schulmässigkeit ihrer Kunst einen gewis-<lb/>
sen Werth, und stellen sich, etwa wie bei den Handwerkern<lb/>
die Innungsgenossen, den Pfuschern oder Neuerern gegenüber.<lb/>
Ihr Werk waren die Statuen des Demaratos und seines Sohnes<lb/>
Theopompos aus Heraea in Arkadien. Ersterer hatte im Lau-<lb/>
fe der Schwerbewaffneten, Ol. 65 und 66, letzterer zweimal im<lb/>
Pentathlon, gewiss erst einige Olympiaden später, gesiegt.<lb/>
Die Künstler mochten also etwa Ol. 70 thätig sein. Ueber die<lb/>
Darstellung bemerkt Pausanias nur, dass Demaratos einen<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[61/0074]
wirklichen historischen Verhältnissen seinen Grund hat, wird
die Geschichte des nächsten Zeitraumes lehren. Es zeigt sich
uns hier zunächst die auffällige Erscheinung, dass wir fast
nie an das Frühere anknüpfen können, sondern überall neue
Ausgangspunkte suchen müssen.
Zweiter Abschnitt.
Grössere Ausbreitung und Streben nach freier Entwickelung,
von Olymp. 60—80.
Argos.
Dass die Kunst schon in älterer Zeit in Argos einheimisch
war, lehrt die Sage von Epeios, der an dem Zuge gegen Troja
Theil genommen haben soll. Aber es fehlt ihm gänzlich an
namhaften Nachfolgern. Die ersten Künstler nach ihm, von
deren Thätigkeit in Argos wir etwas erfahren, sind Dipoenos
und Skyllis, Fremde, welche nur eine Zeit lang dort ihren
Wohnsitz genommen haben können. Neben ihnen scheint in-
dessen auch eine einheimische Kunstschule vorhanden gewesen
zu sein. Wir schliessen dies daraus, dass Eutelidas und
Chrysothemis in der Inschrift ihres einzigen uns bekann-
ten Werkes von sich aussagen, die Kunst sei ihnen ἐκ προτέ-
ρων, von ihren Vorfahren, überliefert: Paus. VI, 10, 2. Sie
legen damit auf die Schulmässigkeit ihrer Kunst einen gewis-
sen Werth, und stellen sich, etwa wie bei den Handwerkern
die Innungsgenossen, den Pfuschern oder Neuerern gegenüber.
Ihr Werk waren die Statuen des Demaratos und seines Sohnes
Theopompos aus Heraea in Arkadien. Ersterer hatte im Lau-
fe der Schwerbewaffneten, Ol. 65 und 66, letzterer zweimal im
Pentathlon, gewiss erst einige Olympiaden später, gesiegt.
Die Künstler mochten also etwa Ol. 70 thätig sein. Ueber die
Darstellung bemerkt Pausanias nur, dass Demaratos einen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/74>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.