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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853.

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sein muss. Dieser bildete nemlich die Statue des Aegineten
Theognetos, der als Knabe im Ringen zu Olympia gesiegt
hatte1). Der Sohn seiner Schwester aber, Aristomenes, siegte
ebenfalls als Knabe in den pythischen Spielen unmittelbar vor
Aeginas Untergang, der in dem Siegesliede Pindars2) schon
als nahe bevorstehend und drohend erscheint3). Darin wird
auch der Oheim erwähnt, und sein Sieg muss daher vor Ol. 80,
jedoch nicht nothwendig vor Ol. 77--78 fallen. Auch konnte
die Statue erst mehrere Jahre nach dem Siege aufgestellt
werden. -- Mit Ptolichos bricht die direkte Fortsetzung der
Schule ab. Die weitere Folge liefert Pausanias4), indem er
den Sohn und Schüler des Sostratos, Pantias von Chios,
als den siebenten in der Folge der Schüler, von Aristokles
beginnend, anführt. Seine Zeit lässt sich annäherungsweise
bestimmen; denn er machte die Statue des Dolichosläufers
Aristeus aus Argos, dessen Vater Cheimon ebenfalls als olym-
pischer Sieger von Naukydes dargestellt war5). Sostratos
ist also etwa mit Naukydes (Ol. 90--95) gleichzeitig, konnte
aber auch noch mit Hypatodoros (w. m. s.) gegen Ol. 100 thätig
sein, zu welcher Zeit sein Sohn Pantias schon erwachsen
sein mochte.

Wir haben dadurch folgende Genealogie:

1) Aristokles ist um Ol. 70 Lehrer des
2) Synnoon, dessen Sohn
3) Ptolichos gegen Ol. 80 thätig ist.
4) und 5) zwischen Ol. 80 und 90 sind uns unbekannt.

Es folgen:

6) Sostratos nach Ol. 90 und
7) Pantias, sein Sohn, um Ol. 100.

Alles ist in dieser Folge so klar und einfach, dass die An-
sicht von Thiersch6), welcher Sostratos unmittelbar auf Pto-
lichos folgen lässt und den Anfang der Reihe in Widerspruch
mit Pausanias durch den Kydoniaten Aristokles und den Athe-
ner Kleoetas ergänzen will, keiner weiteren Widerlegung bedarf.

Während nun das lange Festhalten an dem Schulzusam-
menhange bestimmte Eigenthümlichkeiten der Schule voraus-
setzen lässt, sind wir dieselben nachzuweisen durchaus nicht

1) Paus. VI, 9, 1.
2) Pyth. VIII.
3) Vgl. Krause Pyth. S. 87.
4) VI, 3, 4.
5) Paus. VI, 9, 3.
6) Ep. Not. S. 82 flgd.
Brunn, Geschichte der griech. Künstler. 6

sein muss. Dieser bildete nemlich die Statue des Aegineten
Theognetos, der als Knabe im Ringen zu Olympia gesiegt
hatte1). Der Sohn seiner Schwester aber, Aristomenes, siegte
ebenfalls als Knabe in den pythischen Spielen unmittelbar vor
Aeginas Untergang, der in dem Siegesliede Pindars2) schon
als nahe bevorstehend und drohend erscheint3). Darin wird
auch der Oheim erwähnt, und sein Sieg muss daher vor Ol. 80,
jedoch nicht nothwendig vor Ol. 77—78 fallen. Auch konnte
die Statue erst mehrere Jahre nach dem Siege aufgestellt
werden. — Mit Ptolichos bricht die direkte Fortsetzung der
Schule ab. Die weitere Folge liefert Pausanias4), indem er
den Sohn und Schüler des Sostratos, Pantias von Chios,
als den siebenten in der Folge der Schüler, von Aristokles
beginnend, anführt. Seine Zeit lässt sich annäherungsweise
bestimmen; denn er machte die Statue des Dolichosläufers
Aristeus aus Argos, dessen Vater Cheimon ebenfalls als olym-
pischer Sieger von Naukydes dargestellt war5). Sostratos
ist also etwa mit Naukydes (Ol. 90—95) gleichzeitig, konnte
aber auch noch mit Hypatodoros (w. m. s.) gegen Ol. 100 thätig
sein, zu welcher Zeit sein Sohn Pantias schon erwachsen
sein mochte.

Wir haben dadurch folgende Genealogie:

1) Aristokles ist um Ol. 70 Lehrer des
2) Synnoon, dessen Sohn
3) Ptolichos gegen Ol. 80 thätig ist.
4) und 5) zwischen Ol. 80 und 90 sind uns unbekannt.

Es folgen:

6) Sostratos nach Ol. 90 und
7) Pantias, sein Sohn, um Ol. 100.

Alles ist in dieser Folge so klar und einfach, dass die An-
sicht von Thiersch6), welcher Sostratos unmittelbar auf Pto-
lichos folgen lässt und den Anfang der Reihe in Widerspruch
mit Pausanias durch den Kydoniaten Aristokles und den Athe-
ner Kleoetas ergänzen will, keiner weiteren Widerlegung bedarf.

Während nun das lange Festhalten an dem Schulzusam-
menhange bestimmte Eigenthümlichkeiten der Schule voraus-
setzen lässt, sind wir dieselben nachzuweisen durchaus nicht

1) Paus. VI, 9, 1.
2) Pyth. VIII.
3) Vgl. Krause Pyth. S. 87.
4) VI, 3, 4.
5) Paus. VI, 9, 3.
6) Ep. Not. S. 82 flgd.
Brunn, Geschichte der griech. Künstler. 6
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[81/0094] sein muss. Dieser bildete nemlich die Statue des Aegineten Theognetos, der als Knabe im Ringen zu Olympia gesiegt hatte 1). Der Sohn seiner Schwester aber, Aristomenes, siegte ebenfalls als Knabe in den pythischen Spielen unmittelbar vor Aeginas Untergang, der in dem Siegesliede Pindars 2) schon als nahe bevorstehend und drohend erscheint 3). Darin wird auch der Oheim erwähnt, und sein Sieg muss daher vor Ol. 80, jedoch nicht nothwendig vor Ol. 77—78 fallen. Auch konnte die Statue erst mehrere Jahre nach dem Siege aufgestellt werden. — Mit Ptolichos bricht die direkte Fortsetzung der Schule ab. Die weitere Folge liefert Pausanias 4), indem er den Sohn und Schüler des Sostratos, Pantias von Chios, als den siebenten in der Folge der Schüler, von Aristokles beginnend, anführt. Seine Zeit lässt sich annäherungsweise bestimmen; denn er machte die Statue des Dolichosläufers Aristeus aus Argos, dessen Vater Cheimon ebenfalls als olym- pischer Sieger von Naukydes dargestellt war 5). Sostratos ist also etwa mit Naukydes (Ol. 90—95) gleichzeitig, konnte aber auch noch mit Hypatodoros (w. m. s.) gegen Ol. 100 thätig sein, zu welcher Zeit sein Sohn Pantias schon erwachsen sein mochte. Wir haben dadurch folgende Genealogie: 1) Aristokles ist um Ol. 70 Lehrer des 2) Synnoon, dessen Sohn 3) Ptolichos gegen Ol. 80 thätig ist. 4) und 5) zwischen Ol. 80 und 90 sind uns unbekannt. Es folgen: 6) Sostratos nach Ol. 90 und 7) Pantias, sein Sohn, um Ol. 100. Alles ist in dieser Folge so klar und einfach, dass die An- sicht von Thiersch 6), welcher Sostratos unmittelbar auf Pto- lichos folgen lässt und den Anfang der Reihe in Widerspruch mit Pausanias durch den Kydoniaten Aristokles und den Athe- ner Kleoetas ergänzen will, keiner weiteren Widerlegung bedarf. Während nun das lange Festhalten an dem Schulzusam- menhange bestimmte Eigenthümlichkeiten der Schule voraus- setzen lässt, sind wir dieselben nachzuweisen durchaus nicht 1) Paus. VI, 9, 1. 2) Pyth. VIII. 3) Vgl. Krause Pyth. S. 87. 4) VI, 3, 4. 5) Paus. VI, 9, 3. 6) Ep. Not. S. 82 flgd. Brunn, Geschichte der griech. Künstler. 6

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/94>, abgerufen am 21.11.2024.