von Sammet- und Atlasstoffen angewendet wird. Dass sie aber der ganzen Weise des Pausias nicht fremd war, dafür möchte ich eine weitere Bestätigung in dem finden, was Pausanias von der gläsernen Schale der Methe erzählt: dass man nemlich nicht nur den Stoff selbst, sondern durch das Glas auch das Gesicht der Methe erkenne. Wir haben zwar schon von den Trauben, nach welchen die Vögel flogen, von dem gemalten Vorhange, welcher einen Maler täuschte, er- zählen hören und daraus abnehmen müssen, wie weit man im Stande war, Illusion hervorzubringen. Die Aufgabe, welche sich Pausias gestellt, war aber von den genannten doch wegen des darzustellenden Stoffes wesentlich verschie- den, da dieser durchsichtig ist, und deshalb die Lichtstrahlen nicht in sich aufnimmt, sondern entweder durchlässt oder bricht. Auch hier hatte also Pausias nicht Licht und Schat- ten, sondern einen noch dazu farblosen Körper und die Reflexe und Glanzlichter in demselben, also ebenfalls wie- der splendor darzustellen; und dieses noch dazu geson- dert von dem darunter erscheinenden Körper, dem Gesicht der Methe.
Uns werden freilich vom Standpunkte der heutigen Technik aus die hier erwähnten Erfolge des Pausias nicht mehr als etwas Ausserordentliches erscheinen. Pausias jedoch würde sie mit den bescheidenen Mitteln der Fresco- oder Temperamalerei schwerlich erreicht haben; ja es würde ihm wahrscheinlich der Gedanke fern geblieben sein, mit ihnen nach solchen Effecten zu streben. Dass er es that, erklärt sich dagegen einfach aus der Anwendung der Enkaustik, deren erster namhafter Vertreter er ist.
Ueber die Anfänge dieser Kunstgattung sind wir sehr mangelhaft unterrichtet. Die Hauptstelle darüber bei Pli- nius 1) lautet so: "Wer es zuerst erdacht, mit Wachsfarben zu malen und die Malerei einzubrennen, ist nicht ausge- macht. Einige halten es für eine Erfindung des Aristides, die nachher von Praxiteles ausgebildet sei. Aber es gab um etwas ältere enkaustische Gemälde, wie von Polygnot, von Nikanor und Arkesilaos aus Paros; auch Elasippos schrieb auf sein Bild der Aegina enekaen: er brannte es ein,
1) 35, 122.
von Sammet- und Atlasstoffen angewendet wird. Dass sie aber der ganzen Weise des Pausias nicht fremd war, dafür möchte ich eine weitere Bestätigung in dem finden, was Pausanias von der gläsernen Schale der Methe erzählt: dass man nemlich nicht nur den Stoff selbst, sondern durch das Glas auch das Gesicht der Methe erkenne. Wir haben zwar schon von den Trauben, nach welchen die Vögel flogen, von dem gemalten Vorhange, welcher einen Maler täuschte, er- zählen hören und daraus abnehmen müssen, wie weit man im Stande war, Illusion hervorzubringen. Die Aufgabe, welche sich Pausias gestellt, war aber von den genannten doch wegen des darzustellenden Stoffes wesentlich verschie- den, da dieser durchsichtig ist, und deshalb die Lichtstrahlen nicht in sich aufnimmt, sondern entweder durchlässt oder bricht. Auch hier hatte also Pausias nicht Licht und Schat- ten, sondern einen noch dazu farblosen Körper und die Reflexe und Glanzlichter in demselben, also ebenfalls wie- der splendor darzustellen; und dieses noch dazu geson- dert von dem darunter erscheinenden Körper, dem Gesicht der Methe.
Uns werden freilich vom Standpunkte der heutigen Technik aus die hier erwähnten Erfolge des Pausias nicht mehr als etwas Ausserordentliches erscheinen. Pausias jedoch würde sie mit den bescheidenen Mitteln der Fresco- oder Temperamalerei schwerlich erreicht haben; ja es würde ihm wahrscheinlich der Gedanke fern geblieben sein, mit ihnen nach solchen Effecten zu streben. Dass er es that, erklärt sich dagegen einfach aus der Anwendung der Enkaustik, deren erster namhafter Vertreter er ist.
Ueber die Anfänge dieser Kunstgattung sind wir sehr mangelhaft unterrichtet. Die Hauptstelle darüber bei Pli- nius 1) lautet so: „Wer es zuerst erdacht, mit Wachsfarben zu malen und die Malerei einzubrennen, ist nicht ausge- macht. Einige halten es für eine Erfindung des Aristides, die nachher von Praxiteles ausgebildet sei. Aber es gab um etwas ältere enkaustische Gemälde, wie von Polygnot, von Nikanor und Arkesilaos aus Paros; auch Elasippos schrieb auf sein Bild der Aegina ἐνέκαεν: er brannte es ein,
1) 35, 122.
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von Sammet- und Atlasstoffen angewendet wird. Dass sie
aber der ganzen Weise des Pausias nicht fremd war, dafür
möchte ich eine weitere Bestätigung in dem finden, was
Pausanias von der gläsernen Schale der Methe erzählt: dass
man nemlich nicht nur den Stoff selbst, sondern durch das
Glas auch das Gesicht der Methe erkenne. Wir haben zwar
schon von den Trauben, nach welchen die Vögel flogen, von
dem gemalten Vorhange, welcher einen Maler täuschte, er-
zählen hören und daraus abnehmen müssen, wie weit man
im Stande war, Illusion hervorzubringen. Die Aufgabe,
welche sich Pausias gestellt, war aber von den genannten
doch wegen des darzustellenden Stoffes wesentlich verschie-
den, da dieser durchsichtig ist, und deshalb die Lichtstrahlen
nicht in sich aufnimmt, sondern entweder durchlässt oder
bricht. Auch hier hatte also Pausias nicht Licht und Schat-
ten, sondern einen noch dazu farblosen Körper und die
Reflexe und Glanzlichter in demselben, also ebenfalls wie-
der splendor darzustellen; und dieses noch dazu geson-
dert von dem darunter erscheinenden Körper, dem Gesicht
der Methe.
Uns werden freilich vom Standpunkte der heutigen Technik
aus die hier erwähnten Erfolge des Pausias nicht mehr als etwas
Ausserordentliches erscheinen. Pausias jedoch würde sie mit
den bescheidenen Mitteln der Fresco- oder Temperamalerei
schwerlich erreicht haben; ja es würde ihm wahrscheinlich
der Gedanke fern geblieben sein, mit ihnen nach solchen
Effecten zu streben. Dass er es that, erklärt sich dagegen
einfach aus der Anwendung der Enkaustik, deren erster
namhafter Vertreter er ist.
Ueber die Anfänge dieser Kunstgattung sind wir sehr
mangelhaft unterrichtet. Die Hauptstelle darüber bei Pli-
nius 1) lautet so: „Wer es zuerst erdacht, mit Wachsfarben
zu malen und die Malerei einzubrennen, ist nicht ausge-
macht. Einige halten es für eine Erfindung des Aristides,
die nachher von Praxiteles ausgebildet sei. Aber es gab
um etwas ältere enkaustische Gemälde, wie von Polygnot,
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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/158>, abgerufen am 21.11.2024.
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