solches Bild zu entwerfen, wie es uns bei Zeuxis, Apelles u. a. gestattet ist, denen er doch im Allgemeinen als ebenbürtig an die Seite gestellt wird.
Der Vollständigkeit wegen ist noch die Erzählung nach- zutragen, dass Nikomachos einen Idioten, welcher meinte, dass er an der Helena des Zeuxis keine besondere Schön- heit zu entdecken vermöge, antwortete: nimm meine Augen und sie wird dir eine Göttin scheinen. 1)
Da uns über zwei seiner Schüler, Koroebos und Aristo weitere Nachrichten mangeln, so wenden wir uns sogleich zu:
Philoxenos aus Eretria. Er scheint seinem Lehrer sehr ähnlich gewesen zu sein. Denn "er folgte ihm hinsichtlich der Schnelligkeit und soll sogar noch einige kürzere und compendiösere Ma- nieren der Malerei erfunden haben." 2) Worin diese bestanden, wird jedoch nicht angegeben. Von seinen Werken ist eins, die Schlacht Alexanders mit Darius, für Kassander gemalt, schon früher erwähnt worden. Plinius nennt es ein Gemälde, welches keinem anderen nachzusetzen sei: ein Prädicat, wel- ches niemand dem pompeianischen Mosaik der Alexander- schlacht wird absprechen wollen, ohne dass wir jedoch da- durch schon berechtigt wären, dasselbe für eine Copie nach Philoxenos zu erklären. Endlich nennt Plinius (a. a. O.) als von ihm gemalt noch: lasciviam in qua tres Sileni comis- santur: die Darstellung einer nächtlichen Schwärmerei dreier Silene in muthwillig ausgelassener Auffassung.
Weit bedeutender als seine Mitschüler und selbst als sein Lehrer erscheint für uns in der Entwickelungsgeschichte der Malerei:
Aristides.
Schon eine flüchtige Betrachtung seiner Werke muss uns begierig machen, seiner Eigenthümlichkeit weiter nach- zuforschen. Wir führen dieselben zunächst hier einzeln an, indem wir dabei uns ganz an Plinius 3) anschliessen:
1) Stobaeus serm. 61 und Aelian v. h. XIV, 47, wo nur der Name Nikomachos mit Nikostratos vertauscht ist.
2) Plin. 35, 110.
3) 35, 98 -- 100.
solches Bild zu entwerfen, wie es uns bei Zeuxis, Apelles u. a. gestattet ist, denen er doch im Allgemeinen als ebenbürtig an die Seite gestellt wird.
Der Vollständigkeit wegen ist noch die Erzählung nach- zutragen, dass Nikomachos einen Idioten, welcher meinte, dass er an der Helena des Zeuxis keine besondere Schön- heit zu entdecken vermöge, antwortete: nimm meine Augen und sie wird dir eine Göttin scheinen. 1)
Da uns über zwei seiner Schüler, Koroebos und Aristo weitere Nachrichten mangeln, so wenden wir uns sogleich zu:
Philoxenos aus Eretria. Er scheint seinem Lehrer sehr ähnlich gewesen zu sein. Denn „er folgte ihm hinsichtlich der Schnelligkeit und soll sogar noch einige kürzere und compendiösere Ma- nieren der Malerei erfunden haben.“ 2) Worin diese bestanden, wird jedoch nicht angegeben. Von seinen Werken ist eins, die Schlacht Alexanders mit Darius, für Kassander gemalt, schon früher erwähnt worden. Plinius nennt es ein Gemälde, welches keinem anderen nachzusetzen sei: ein Prädicat, wel- ches niemand dem pompeianischen Mosaik der Alexander- schlacht wird absprechen wollen, ohne dass wir jedoch da- durch schon berechtigt wären, dasselbe für eine Copie nach Philoxenos zu erklären. Endlich nennt Plinius (a. a. O.) als von ihm gemalt noch: lasciviam in qua tres Sileni comis- santur: die Darstellung einer nächtlichen Schwärmerei dreier Silene in muthwillig ausgelassener Auffassung.
Weit bedeutender als seine Mitschüler und selbst als sein Lehrer erscheint für uns in der Entwickelungsgeschichte der Malerei:
Aristides.
Schon eine flüchtige Betrachtung seiner Werke muss uns begierig machen, seiner Eigenthümlichkeit weiter nach- zuforschen. Wir führen dieselben zunächst hier einzeln an, indem wir dabei uns ganz an Plinius 3) anschliessen:
1) Stobaeus serm. 61 und Aelian v. h. XIV, 47, wo nur der Name Nikomachos mit Nikostratos vertauscht ist.
2) Plin. 35, 110.
3) 35, 98 — 100.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0179"n="171"/>
solches Bild zu entwerfen, wie es uns bei Zeuxis, Apelles u. a.<lb/>
gestattet ist, denen er doch im Allgemeinen als ebenbürtig<lb/>
an die Seite gestellt wird.</p><lb/><p>Der Vollständigkeit wegen ist noch die Erzählung nach-<lb/>
zutragen, dass Nikomachos einen Idioten, welcher meinte,<lb/>
dass er an der Helena des Zeuxis keine besondere Schön-<lb/>
heit zu entdecken vermöge, antwortete: nimm meine Augen<lb/>
und sie wird dir eine Göttin scheinen. <noteplace="foot"n="1)">Stobaeus serm. 61 und Aelian v. h. XIV, 47, wo nur der Name<lb/>
Nikomachos mit Nikostratos vertauscht ist.</note></p><lb/><p>Da uns über zwei seiner Schüler, <hirendition="#g">Koroebos</hi> und<lb/><hirendition="#g">Aristo</hi> weitere Nachrichten mangeln, so wenden wir uns<lb/>
sogleich zu:</p><lb/><p><hirendition="#g">Philoxenos</hi><lb/>
aus Eretria. Er scheint seinem Lehrer sehr ähnlich gewesen<lb/>
zu sein. Denn „er folgte ihm hinsichtlich der Schnelligkeit<lb/>
und soll sogar noch einige kürzere und compendiösere Ma-<lb/>
nieren der Malerei erfunden haben.“<noteplace="foot"n="2)">Plin. 35, 110.</note> Worin diese bestanden,<lb/>
wird jedoch nicht angegeben. Von seinen Werken ist eins,<lb/>
die Schlacht Alexanders mit Darius, für Kassander gemalt,<lb/>
schon früher erwähnt worden. Plinius nennt es ein Gemälde,<lb/>
welches keinem anderen nachzusetzen sei: ein Prädicat, wel-<lb/>
ches niemand dem pompeianischen Mosaik der Alexander-<lb/>
schlacht wird absprechen wollen, ohne dass wir jedoch da-<lb/>
durch schon berechtigt wären, dasselbe für eine Copie nach<lb/>
Philoxenos zu erklären. Endlich nennt Plinius (a. a. O.) als<lb/>
von ihm gemalt noch: lasciviam in qua tres Sileni comis-<lb/>
santur: die Darstellung einer nächtlichen Schwärmerei dreier<lb/>
Silene in muthwillig ausgelassener Auffassung.</p><lb/><p>Weit bedeutender als seine Mitschüler und selbst als<lb/>
sein Lehrer erscheint für uns in der Entwickelungsgeschichte<lb/>
der Malerei:</p></div><lb/><divn="4"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Aristides</hi>.</hi></head><lb/><p>Schon eine flüchtige Betrachtung seiner Werke muss<lb/>
uns begierig machen, seiner Eigenthümlichkeit weiter nach-<lb/>
zuforschen. Wir führen dieselben zunächst hier einzeln an,<lb/>
indem wir dabei uns ganz an Plinius <noteplace="foot"n="3)">35,<lb/>
98 — 100.</note> anschliessen:</p><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[171/0179]
solches Bild zu entwerfen, wie es uns bei Zeuxis, Apelles u. a.
gestattet ist, denen er doch im Allgemeinen als ebenbürtig
an die Seite gestellt wird.
Der Vollständigkeit wegen ist noch die Erzählung nach-
zutragen, dass Nikomachos einen Idioten, welcher meinte,
dass er an der Helena des Zeuxis keine besondere Schön-
heit zu entdecken vermöge, antwortete: nimm meine Augen
und sie wird dir eine Göttin scheinen. 1)
Da uns über zwei seiner Schüler, Koroebos und
Aristo weitere Nachrichten mangeln, so wenden wir uns
sogleich zu:
Philoxenos
aus Eretria. Er scheint seinem Lehrer sehr ähnlich gewesen
zu sein. Denn „er folgte ihm hinsichtlich der Schnelligkeit
und soll sogar noch einige kürzere und compendiösere Ma-
nieren der Malerei erfunden haben.“ 2) Worin diese bestanden,
wird jedoch nicht angegeben. Von seinen Werken ist eins,
die Schlacht Alexanders mit Darius, für Kassander gemalt,
schon früher erwähnt worden. Plinius nennt es ein Gemälde,
welches keinem anderen nachzusetzen sei: ein Prädicat, wel-
ches niemand dem pompeianischen Mosaik der Alexander-
schlacht wird absprechen wollen, ohne dass wir jedoch da-
durch schon berechtigt wären, dasselbe für eine Copie nach
Philoxenos zu erklären. Endlich nennt Plinius (a. a. O.) als
von ihm gemalt noch: lasciviam in qua tres Sileni comis-
santur: die Darstellung einer nächtlichen Schwärmerei dreier
Silene in muthwillig ausgelassener Auffassung.
Weit bedeutender als seine Mitschüler und selbst als
sein Lehrer erscheint für uns in der Entwickelungsgeschichte
der Malerei:
Aristides.
Schon eine flüchtige Betrachtung seiner Werke muss
uns begierig machen, seiner Eigenthümlichkeit weiter nach-
zuforschen. Wir führen dieselben zunächst hier einzeln an,
indem wir dabei uns ganz an Plinius 3) anschliessen:
1) Stobaeus serm. 61 und Aelian v. h. XIV, 47, wo nur der Name
Nikomachos mit Nikostratos vertauscht ist.
2) Plin. 35, 110.
3) 35,
98 — 100.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/179>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.