scheiden, ob beide Figuren sich auf einem oder auf zwei Gemälden befanden. Gewiss aber war der Dionysos eines der berühmtesten Werke des Aristides und besonders auch durch seine späteren Schicksale interessant. Strabo (VIII, p. 381), der ihn noch im Tempel der Ceres sah, aber hinzu- fügt, dass er bald darauf bei dem Brande desselben zu Grunde gegangen sei, erzählt, dass Polybius bei der Zerstö- rung Korinths unter andern auf dem Boden herumgeworfenen Gemälden, auf welchen die Soldaten würfelten, auch den Dionysos des Aristides gesehen habe, auf den Einige das Sprüchwort ouden pros ton Dionuson angewendet haben sollen [was andere vom Dionysos des Parrhasios erzählen]. So entwürdigt, sollte aber das Kunstwerk bald zu neuen Ehren kommen. Denn wie Plinius (35, 24) berichtet, bot auf dasselbe Attalos bei der Versteigerung einen so hohen Preis, dass Mummius dadurch auf den Werth aufmerksam gemacht es ihm zu seinem grossen Bedauern nicht ausliefern wollte, sondern im Cerestempel zu Rom weihete, als das erste fremde Gemälde nach Plinius Meinung, welches in Rom öf- fentlich aufgestellt ward. Die Summe, welche Plinius hier angiebt, Xiv, d. i. 6000 Denare oder ein Talent, würde nicht so bedeutend gewesen sein, dass sie die Aufmerksamkeit des Mummius hätte erregen können. Wenn daher Plinius an zwei andern Stellen 7, 126 und 35, 100 erzählt, dass Attalos ein Gemälde des Aristides für hundert Talente gesteigert oder gekauft habe, so ist offenbar, dass wir nach Gronov's Vor- gange auch in der ersten Stelle statt 6000 Denare einen Preis von 600,000 Denaren annehmen müssen, welche gerade hun- dert Talente ausmachen.
"Ein tragischer Schauspieler im Tempel des Apollo zu Rom. Der Reiz dieses Bildes ging durch die Unkunde des Malers verloren, dem es der Prätor M. Junius um den Tag der apollinarischen Spiele zum Reinigen ge- schickt hatte."
"Im Tempel der Fides zu Rom sah man das Bild eines Greises, welcher einen Knaben auf der Leier unterweist."
"Er malte auch einen ohne Ende gepriesenen Kranken."
Als unvollendet, aber darum nicht minder berühmt führt Plinius an einer andern Stelle (35, 145) das Bild der Iris an.
scheiden, ob beide Figuren sich auf einem oder auf zwei Gemälden befanden. Gewiss aber war der Dionysos eines der berühmtesten Werke des Aristides und besonders auch durch seine späteren Schicksale interessant. Strabo (VIII, p. 381), der ihn noch im Tempel der Ceres sah, aber hinzu- fügt, dass er bald darauf bei dem Brande desselben zu Grunde gegangen sei, erzählt, dass Polybius bei der Zerstö- rung Korinths unter andern auf dem Boden herumgeworfenen Gemälden, auf welchen die Soldaten würfelten, auch den Dionysos des Aristides gesehen habe, auf den Einige das Sprüchwort οὐδὲν πϱὸς τὸν Διόνυσον angewendet haben sollen [was andere vom Dionysos des Parrhasios erzählen]. So entwürdigt, sollte aber das Kunstwerk bald zu neuen Ehren kommen. Denn wie Plinius (35, 24) berichtet, bot auf dasselbe Attalos bei der Versteigerung einen so hohen Preis, dass Mummius dadurch auf den Werth aufmerksam gemacht es ihm zu seinem grossen Bedauern nicht ausliefern wollte, sondern im Cerestempel zu Rom weihete, als das erste fremde Gemälde nach Plinius Meinung, welches in Rom öf- fentlich aufgestellt ward. Die Summe, welche Plinius hier angiebt, Xiv, d. i. 6000 Denare oder ein Talent, würde nicht so bedeutend gewesen sein, dass sie die Aufmerksamkeit des Mummius hätte erregen können. Wenn daher Plinius an zwei andern Stellen 7, 126 und 35, 100 erzählt, dass Attalos ein Gemälde des Aristides für hundert Talente gesteigert oder gekauft habe, so ist offenbar, dass wir nach Gronov’s Vor- gange auch in der ersten Stelle statt 6000 Denare einen Preis von 600,000 Denaren annehmen müssen, welche gerade hun- dert Talente ausmachen.
„Ein tragischer Schauspieler im Tempel des Apollo zu Rom. Der Reiz dieses Bildes ging durch die Unkunde des Malers verloren, dem es der Prätor M. Junius um den Tag der apollinarischen Spiele zum Reinigen ge- schickt hatte.“
„Im Tempel der Fides zu Rom sah man das Bild eines Greises, welcher einen Knaben auf der Leier unterweist.“
„Er malte auch einen ohne Ende gepriesenen Kranken.“
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p. 381), der ihn noch im Tempel der Ceres sah, aber hinzu-
fügt, dass er bald darauf bei dem Brande desselben zu
Grunde gegangen sei, erzählt, dass Polybius bei der Zerstö-
rung Korinths unter andern auf dem Boden herumgeworfenen
Gemälden, auf welchen die Soldaten würfelten, auch den
Dionysos des Aristides gesehen habe, auf den Einige
das Sprüchwort οὐδὲν πϱὸς τὸν Διόνυσον angewendet haben
sollen [was andere vom Dionysos des Parrhasios erzählen].
So entwürdigt, sollte aber das Kunstwerk bald zu neuen
Ehren kommen. Denn wie Plinius (35, 24) berichtet, bot auf
dasselbe Attalos bei der Versteigerung einen so hohen Preis,
dass Mummius dadurch auf den Werth aufmerksam gemacht
es ihm zu seinem grossen Bedauern nicht ausliefern wollte,
sondern im Cerestempel zu Rom weihete, als das erste
fremde Gemälde nach Plinius Meinung, welches in Rom öf-
fentlich aufgestellt ward. Die Summe, welche Plinius hier
angiebt, Xiv, d. i. 6000 Denare oder ein Talent, würde nicht
so bedeutend gewesen sein, dass sie die Aufmerksamkeit des
Mummius hätte erregen können. Wenn daher Plinius an
zwei andern Stellen 7, 126 und 35, 100 erzählt, dass Attalos
ein Gemälde des Aristides für hundert Talente gesteigert oder
gekauft habe, so ist offenbar, dass wir nach Gronov’s Vor-
gange auch in der ersten Stelle statt 6000 Denare einen Preis
von 600,000 Denaren annehmen müssen, welche gerade hun-
dert Talente ausmachen.
„Ein tragischer Schauspieler im Tempel des
Apollo zu Rom. Der Reiz dieses Bildes ging durch die
Unkunde des Malers verloren, dem es der Prätor M. Junius
um den Tag der apollinarischen Spiele zum Reinigen ge-
schickt hatte.“
„Im Tempel der Fides zu Rom sah man das Bild eines
Greises, welcher einen Knaben auf der Leier unterweist.“
„Er malte auch einen ohne Ende gepriesenen Kranken.“
Als unvollendet, aber darum nicht minder berühmt
führt Plinius an einer andern Stelle (35, 145) das Bild der
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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/181>, abgerufen am 21.11.2024.
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