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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856.

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auch Bücher schrieb er über Symmetrie und Farben;" und
Plinius selbst führt ihn deshalb unter den Quellen des 35sten
Buches an. Quintilian 1) aber vergleicht ihn eben wegen seiner
Vielseitigkeit mit Cicero als einer analogen Erscheinung auf
dem Gebiete der Litteratur. Trotzdem, ja vielleicht eben des-
wegen, ist es bei ihm schwieriger, sich aus den zerstreuten
Notizen des Alterthums ein einheitliches Bild von seinen
Bestrebungen und seinen Verdiensten zu entwerfen, als bei
manchen andern der bisher behandelten Meister. Schon bei
den Nachrichten über seine Werke zeigt sich die Unzuläng-
lichkeit unserer Quellen. Denn sehen wir von den statua-
rischen ab, so bleiben nur vier Gemälde, von denen sich
überhaupt Kunde erhalten hat; und von diesen gehören noch
dazu drei einer einzigen Localität und, wie es scheint, einer
und derselben Schöpfung an. Diese werden zuerst von Pli-
nius 2) in folgender Weise erwähnt: "Seine Werke sind
ein Reitertreffen, die zwölf Götter, Theseus, über
welchen er bemerkte, derselbe Heros sei bei Parrhasios mit
Rosen genährt, der seinige dagegen mit Fleisch." Dass
diese drei Werke sich an einem Orte befanden, nemlich in
einer Halle des Kerameikos zu Athen, erfahren wir durch
Pausanias, 3) welcher dieselben etwas ausführlicher be-
schreibt. Von dem Bilde der zwölf Götter giebt allerdings
auch er nur den Titel an; und auch anderwärts finden wir
nur Bemerkungen über einige Figuren desselben. So erzählt
Valerius Maximus: 4) Euphranor habe das Bild des Poseidon
in der höchsten Färbung der Majestät erfasst, gerade wie
das eines Zeus, nur dass er ihn etwas weniger erhaben dar-
zustellen gedachte. Aber da er den ganzen Drang seiner
Phantasie in dem ersteren Bilde erschöpft, so hätten seine
spätern Anstrengungen das vorgesteckte Ziel nicht zu er-
reichen vermocht. Dieser Erzählung unsern Glauben zu ver-
sagen haben wir keinen Grund; wohl aber klingt es durch-
aus verdächtig, wenn Eustathius 5) weiter berichtet: der
Künstler in seiner Verlegenheit um ein Vorbild für den Zeus
sei in eine Schule gegangen, habe sich aber bald, als er
zufällig die homerischen Worte vernommen: Ambrosiai dara

1) XII, 10, 12.
2) 35, 129.
3) I, 33; vgl. Schol. ad Iliad. a, 530.
4) VIII, 11, ext. 5.
5) ad Il. a. 529.

auch Bücher schrieb er über Symmetrie und Farben;“ und
Plinius selbst führt ihn deshalb unter den Quellen des 35sten
Buches an. Quintilian 1) aber vergleicht ihn eben wegen seiner
Vielseitigkeit mit Cicero als einer analogen Erscheinung auf
dem Gebiete der Litteratur. Trotzdem, ja vielleicht eben des-
wegen, ist es bei ihm schwieriger, sich aus den zerstreuten
Notizen des Alterthums ein einheitliches Bild von seinen
Bestrebungen und seinen Verdiensten zu entwerfen, als bei
manchen andern der bisher behandelten Meister. Schon bei
den Nachrichten über seine Werke zeigt sich die Unzuläng-
lichkeit unserer Quellen. Denn sehen wir von den statua-
rischen ab, so bleiben nur vier Gemälde, von denen sich
überhaupt Kunde erhalten hat; und von diesen gehören noch
dazu drei einer einzigen Localität und, wie es scheint, einer
und derselben Schöpfung an. Diese werden zuerst von Pli-
nius 2) in folgender Weise erwähnt: „Seine Werke sind
ein Reitertreffen, die zwölf Götter, Theseus, über
welchen er bemerkte, derselbe Heros sei bei Parrhasios mit
Rosen genährt, der seinige dagegen mit Fleisch.“ Dass
diese drei Werke sich an einem Orte befanden, nemlich in
einer Halle des Kerameikos zu Athen, erfahren wir durch
Pausanias, 3) welcher dieselben etwas ausführlicher be-
schreibt. Von dem Bilde der zwölf Götter giebt allerdings
auch er nur den Titel an; und auch anderwärts finden wir
nur Bemerkungen über einige Figuren desselben. So erzählt
Valerius Maximus: 4) Euphranor habe das Bild des Poseidon
in der höchsten Färbung der Majestät erfasst, gerade wie
das eines Zeus, nur dass er ihn etwas weniger erhaben dar-
zustellen gedachte. Aber da er den ganzen Drang seiner
Phantasie in dem ersteren Bilde erschöpft, so hätten seine
spätern Anstrengungen das vorgesteckte Ziel nicht zu er-
reichen vermocht. Dieser Erzählung unsern Glauben zu ver-
sagen haben wir keinen Grund; wohl aber klingt es durch-
aus verdächtig, wenn Eustathius 5) weiter berichtet: der
Künstler in seiner Verlegenheit um ein Vorbild für den Zeus
sei in eine Schule gegangen, habe sich aber bald, als er
zufällig die homerischen Worte vernommen: Ἀμβϱόσιαι δ̛ἄϱα

1) XII, 10, 12.
2) 35, 129.
3) I, 33; vgl. Schol. ad Iliad. α, 530.
4) VIII, 11, ext. 5.
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[182/0190] auch Bücher schrieb er über Symmetrie und Farben;“ und Plinius selbst führt ihn deshalb unter den Quellen des 35sten Buches an. Quintilian 1) aber vergleicht ihn eben wegen seiner Vielseitigkeit mit Cicero als einer analogen Erscheinung auf dem Gebiete der Litteratur. Trotzdem, ja vielleicht eben des- wegen, ist es bei ihm schwieriger, sich aus den zerstreuten Notizen des Alterthums ein einheitliches Bild von seinen Bestrebungen und seinen Verdiensten zu entwerfen, als bei manchen andern der bisher behandelten Meister. Schon bei den Nachrichten über seine Werke zeigt sich die Unzuläng- lichkeit unserer Quellen. Denn sehen wir von den statua- rischen ab, so bleiben nur vier Gemälde, von denen sich überhaupt Kunde erhalten hat; und von diesen gehören noch dazu drei einer einzigen Localität und, wie es scheint, einer und derselben Schöpfung an. Diese werden zuerst von Pli- nius 2) in folgender Weise erwähnt: „Seine Werke sind ein Reitertreffen, die zwölf Götter, Theseus, über welchen er bemerkte, derselbe Heros sei bei Parrhasios mit Rosen genährt, der seinige dagegen mit Fleisch.“ Dass diese drei Werke sich an einem Orte befanden, nemlich in einer Halle des Kerameikos zu Athen, erfahren wir durch Pausanias, 3) welcher dieselben etwas ausführlicher be- schreibt. Von dem Bilde der zwölf Götter giebt allerdings auch er nur den Titel an; und auch anderwärts finden wir nur Bemerkungen über einige Figuren desselben. So erzählt Valerius Maximus: 4) Euphranor habe das Bild des Poseidon in der höchsten Färbung der Majestät erfasst, gerade wie das eines Zeus, nur dass er ihn etwas weniger erhaben dar- zustellen gedachte. Aber da er den ganzen Drang seiner Phantasie in dem ersteren Bilde erschöpft, so hätten seine spätern Anstrengungen das vorgesteckte Ziel nicht zu er- reichen vermocht. Dieser Erzählung unsern Glauben zu ver- sagen haben wir keinen Grund; wohl aber klingt es durch- aus verdächtig, wenn Eustathius 5) weiter berichtet: der Künstler in seiner Verlegenheit um ein Vorbild für den Zeus sei in eine Schule gegangen, habe sich aber bald, als er zufällig die homerischen Worte vernommen: Ἀμβϱόσιαι δ̛ἄϱα 1) XII, 10, 12. 2) 35, 129. 3) I, 33; vgl. Schol. ad Iliad. α, 530. 4) VIII, 11, ext. 5. 5) ad Il. α. 529.

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/190>, abgerufen am 21.11.2024.