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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856.

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tungen hin in den einzelnen Vorzügen des speciell Male-
rischen auszubilden.


Aus dieser älteren Zeit der Anfänge sind uns ausser den
schon genannten keine Maler bekannt, es sei denn, dass wir
Mimnes Anspruch auf den Namen eines Künstlers gewäh-
ren wollen, obwohl er nur aus einigen Spottversen des um
Ol. 60 lebenden Chier's Hipponax 1) als Maler von Schiffsin-
signien bekannt ist, einer Gattung der Malerei, die freilich
deshalb noch nicht zur Kunst im höheren Sinne gezählt werden
darf, weil einmal ein Künstler, wie Protogenes, von ihr aus-
gehend sich zum höchsten Ruhme emporarbeitete. Nach einer
Emendation Bergk's2) wurde als Vater des Mimnes in jenen
Versen Hekatomnos genannt.

Ausnahmsweise mögen unter den Künstlern auch Akesas
und Helikon angeführt werden. Denn obwohl sie nur
Teppichweber waren, so werden sie doch vom Alterthume
als wahrhafte Künstler in ihrem Fache gefeiert; und "Werke
des Akesas und Helikon" war sogar eine sprüchwörtliche
Bezeichnung für bewunderungswürdige Leistungen gewor-
den3). Die Sitte aber, die heiligen Tempelgewänder und Vor-
hänge mit eingewebten oder gestickten Figuren zu schmücken,
bot für die Entfaltung wirklich künstlerischen Geschmackes
ein weites Feld. Von einem solchen einst in Delphi aufbe-
wahrten Werke ist uns durch Athenaeus4) die Inschrift auf-
bewahrt worden:

Teux' Elikon Akesa Salaminios, o eni khersi
Potnia thespesien Pallas eteuxe kharin.

Salamis, die Vaterstadt, wird von Athenäus noch näher
als die Kyprische bezeichnet; und dieser Ueberlieferung der
Inschrift gegenüber können wir nicht umhin, die Nachricht
der Parömiographen als ungenau zu betrachten, welcher zu-
folge Akesas aus Patara in Lykien, Helikon aus Karystos
auf Euböa stammen sollte. Wenn ihnen nun von demselben
die Verfertigung des ersten panathenäischen Peplos beigelegt
wird, so deutet diese Angabe auf eine sehr alte Zeit; und

1) Bei Tzetzes ad Lyk. 424.
2) Ztschr. f. Alterth. 1847, S. 174.
3) Vgl. die Parömiographen.
4) II, p. 48 C und nach ihm durch Eusta-
thius ad Odyss. A, 130, p. 1400, 12. R.; cf. Anall. III, 192, n. 206.

tungen hin in den einzelnen Vorzügen des speciell Male-
rischen auszubilden.


Aus dieser älteren Zeit der Anfänge sind uns ausser den
schon genannten keine Maler bekannt, es sei denn, dass wir
Mimnes Anspruch auf den Namen eines Künstlers gewäh-
ren wollen, obwohl er nur aus einigen Spottversen des um
Ol. 60 lebenden Chier’s Hipponax 1) als Maler von Schiffsin-
signien bekannt ist, einer Gattung der Malerei, die freilich
deshalb noch nicht zur Kunst im höheren Sinne gezählt werden
darf, weil einmal ein Künstler, wie Protogenes, von ihr aus-
gehend sich zum höchsten Ruhme emporarbeitete. Nach einer
Emendation Bergk’s2) wurde als Vater des Mimnes in jenen
Versen Hekatomnos genannt.

Ausnahmsweise mögen unter den Künstlern auch Akesas
und Helikon angeführt werden. Denn obwohl sie nur
Teppichweber waren, so werden sie doch vom Alterthume
als wahrhafte Künstler in ihrem Fache gefeiert; und „Werke
des Akesas und Helikon“ war sogar eine sprüchwörtliche
Bezeichnung für bewunderungswürdige Leistungen gewor-
den3). Die Sitte aber, die heiligen Tempelgewänder und Vor-
hänge mit eingewebten oder gestickten Figuren zu schmücken,
bot für die Entfaltung wirklich künstlerischen Geschmackes
ein weites Feld. Von einem solchen einst in Delphi aufbe-
wahrten Werke ist uns durch Athenaeus4) die Inschrift auf-
bewahrt worden:

Τεῦξ’ Ἑλικὼν Ἀκεσᾶ Σαλαμίνιος, ᾧ ἐνὶ χεϱσὶ
Πότνια ϑεσπεσίην Παλλὰς ἔτευξε χάϱιν.

Salamis, die Vaterstadt, wird von Athenäus noch näher
als die Kyprische bezeichnet; und dieser Ueberlieferung der
Inschrift gegenüber können wir nicht umhin, die Nachricht
der Parömiographen als ungenau zu betrachten, welcher zu-
folge Akesas aus Patara in Lykien, Helikon aus Karystos
auf Euböa stammen sollte. Wenn ihnen nun von demselben
die Verfertigung des ersten panathenäischen Peplos beigelegt
wird, so deutet diese Angabe auf eine sehr alte Zeit; und

1) Bei Tzetzes ad Lyk. 424.
2) Ztschr. f. Alterth. 1847, S. 174.
3) Vgl. die Parömiographen.
4) II, p. 48 C und nach ihm durch Eusta-
thius ad Odyss. A, 130, p. 1400, 12. R.; cf. Anall. III, 192, n. 206.
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[12/0020] tungen hin in den einzelnen Vorzügen des speciell Male- rischen auszubilden. Aus dieser älteren Zeit der Anfänge sind uns ausser den schon genannten keine Maler bekannt, es sei denn, dass wir Mimnes Anspruch auf den Namen eines Künstlers gewäh- ren wollen, obwohl er nur aus einigen Spottversen des um Ol. 60 lebenden Chier’s Hipponax 1) als Maler von Schiffsin- signien bekannt ist, einer Gattung der Malerei, die freilich deshalb noch nicht zur Kunst im höheren Sinne gezählt werden darf, weil einmal ein Künstler, wie Protogenes, von ihr aus- gehend sich zum höchsten Ruhme emporarbeitete. Nach einer Emendation Bergk’s 2) wurde als Vater des Mimnes in jenen Versen Hekatomnos genannt. Ausnahmsweise mögen unter den Künstlern auch Akesas und Helikon angeführt werden. Denn obwohl sie nur Teppichweber waren, so werden sie doch vom Alterthume als wahrhafte Künstler in ihrem Fache gefeiert; und „Werke des Akesas und Helikon“ war sogar eine sprüchwörtliche Bezeichnung für bewunderungswürdige Leistungen gewor- den 3). Die Sitte aber, die heiligen Tempelgewänder und Vor- hänge mit eingewebten oder gestickten Figuren zu schmücken, bot für die Entfaltung wirklich künstlerischen Geschmackes ein weites Feld. Von einem solchen einst in Delphi aufbe- wahrten Werke ist uns durch Athenaeus 4) die Inschrift auf- bewahrt worden: Τεῦξ’ Ἑλικὼν Ἀκεσᾶ Σαλαμίνιος, ᾧ ἐνὶ χεϱσὶ Πότνια ϑεσπεσίην Παλλὰς ἔτευξε χάϱιν. Salamis, die Vaterstadt, wird von Athenäus noch näher als die Kyprische bezeichnet; und dieser Ueberlieferung der Inschrift gegenüber können wir nicht umhin, die Nachricht der Parömiographen als ungenau zu betrachten, welcher zu- folge Akesas aus Patara in Lykien, Helikon aus Karystos auf Euböa stammen sollte. Wenn ihnen nun von demselben die Verfertigung des ersten panathenäischen Peplos beigelegt wird, so deutet diese Angabe auf eine sehr alte Zeit; und 1) Bei Tzetzes ad Lyk. 424. 2) Ztschr. f. Alterth. 1847, S. 174. 3) Vgl. die Parömiographen. 4) II, p. 48 C und nach ihm durch Eusta- thius ad Odyss. A, 130, p. 1400, 12. R.; cf. Anall. III, 192, n. 206.

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/20>, abgerufen am 21.11.2024.