ihnen deren Bilder einzeln. Da wieherten sie aber nur dem Pferde des Apelles zu; und auch später geschah das immer, so dass man es als eine Probe der Kunst sehen liess." Nicht ganz damit übereinstimmend berichtet Aelian v. h. II, 3; h. a. IV, 50: das Pferd habe zu dem Portrait Alexan- ders in Ephesos gehört; und als Alexander das Gemälde nicht nach Gebühr gelobt, habe Apelles das gemalte Pferd von einem wirklichen anwiehern lassen und zu Alexander gesagt: Dieses Pferd scheint mehr Sinn für Malerei zu haben, als du. Welche Erzählung die richtigere sei, und wie weit wir überhaupt solchen Anekdoten Werth beilegen sollen, mag unentschieden bleiben; nur kann das Bild Alexanders in Ephesos nicht jener berühmte Blitzträger sein, der gewiss nicht zu Pferde dargestellt war. -- Ueber den Vorwurf des Aelian (h. a. IV, 50), dass Apelles fälschlich einem Pferde untere Augenwimpern gemalt habe, s. o. unter Mikon.
Von den Genossen und Feldherrn Alexanders malte Apelles:
Kleitos mit seinem Rosse in den Krieg eilend und einen Knappen, der ihm auf sein Verlangen den Helm reicht: Plin. 35, 93.
"Neoptolemum ex equo adversus Persas, [Arche- laum cum uxore et filia], Antigonum thoracatum cum equo incedentem:" Plin. 35, 96. Das Mangelhafte der Con- struction lässt sich dadurch beseitigen, dass man die von mir eingeklammerten Worte als der zweiten Redaction ange- hörig betrachtet. Was nun die Personen anlangt, so hat zwar Welcker (Ep. Cycl. S. 310) bei Neoptolemos an den Sohn des Achill und seinen Kampf mit Eurypylos, dem Sohne des Telephos, gedacht; doch würde es mindestens sehr auf- fällig sein, die Mysier von Plinius als Perser bezeichnet zu finden. Ich glaube daher vielmehr an den von Arrian (anab. I, 20, 10) als eine nicht unbedeutende Persönlichkeit erwähn- ten Neoptolemos erinnern zu müssen, einen Sohn des Arrha- baios und Bruder des auch von Plutarch (Alex. 20) er- wähnten Amyntas, welcher Ol. 111, 3 bei der Belagerung von Halikarnass fiel, freilich auf Seite der Perser, zu denen er übergegangen war. Das Bild hätte also, bevor er diesen Schritt that, gemalt sein müssen. -- Archelaos ist wahr- scheinlich einer der Heerführer Alexanders; entweder der
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ihnen deren Bilder einzeln. Da wieherten sie aber nur dem Pferde des Apelles zu; und auch später geschah das immer, so dass man es als eine Probe der Kunst sehen liess.“ Nicht ganz damit übereinstimmend berichtet Aelian v. h. II, 3; h. a. IV, 50: das Pferd habe zu dem Portrait Alexan- ders in Ephesos gehört; und als Alexander das Gemälde nicht nach Gebühr gelobt, habe Apelles das gemalte Pferd von einem wirklichen anwiehern lassen und zu Alexander gesagt: Dieses Pferd scheint mehr Sinn für Malerei zu haben, als du. Welche Erzählung die richtigere sei, und wie weit wir überhaupt solchen Anekdoten Werth beilegen sollen, mag unentschieden bleiben; nur kann das Bild Alexanders in Ephesos nicht jener berühmte Blitzträger sein, der gewiss nicht zu Pferde dargestellt war. — Ueber den Vorwurf des Aelian (h. a. IV, 50), dass Apelles fälschlich einem Pferde untere Augenwimpern gemalt habe, s. o. unter Mikon.
Von den Genossen und Feldherrn Alexanders malte Apelles:
Kleitos mit seinem Rosse in den Krieg eilend und einen Knappen, der ihm auf sein Verlangen den Helm reicht: Plin. 35, 93.
„Neoptolemum ex equo adversus Persas, [Arche- laum cum uxore et filia], Antigonum thoracatum cum equo incedentem:“ Plin. 35, 96. Das Mangelhafte der Con- struction lässt sich dadurch beseitigen, dass man die von mir eingeklammerten Worte als der zweiten Redaction ange- hörig betrachtet. Was nun die Personen anlangt, so hat zwar Welcker (Ep. Cycl. S. 310) bei Neoptolemos an den Sohn des Achill und seinen Kampf mit Eurypylos, dem Sohne des Telephos, gedacht; doch würde es mindestens sehr auf- fällig sein, die Mysier von Plinius als Perser bezeichnet zu finden. Ich glaube daher vielmehr an den von Arrian (anab. I, 20, 10) als eine nicht unbedeutende Persönlichkeit erwähn- ten Neoptolemos erinnern zu müssen, einen Sohn des Arrha- baios und Bruder des auch von Plutarch (Alex. 20) er- wähnten Amyntas, welcher Ol. 111, 3 bei der Belagerung von Halikarnass fiel, freilich auf Seite der Perser, zu denen er übergegangen war. Das Bild hätte also, bevor er diesen Schritt that, gemalt sein müssen. — Archelaos ist wahr- scheinlich einer der Heerführer Alexanders; entweder der
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so dass man es als eine Probe der Kunst sehen liess.“
Nicht ganz damit übereinstimmend berichtet Aelian v. h. II,
3; h. a. IV, 50: das Pferd habe zu dem Portrait Alexan-
ders in Ephesos gehört; und als Alexander das Gemälde
nicht nach Gebühr gelobt, habe Apelles das gemalte Pferd
von einem wirklichen anwiehern lassen und zu Alexander
gesagt: Dieses Pferd scheint mehr Sinn für Malerei zu haben,
als du. Welche Erzählung die richtigere sei, und wie weit
wir überhaupt solchen Anekdoten Werth beilegen sollen,
mag unentschieden bleiben; nur kann das Bild Alexanders
in Ephesos nicht jener berühmte Blitzträger sein, der gewiss
nicht zu Pferde dargestellt war. — Ueber den Vorwurf des
Aelian (h. a. IV, 50), dass Apelles fälschlich einem Pferde
untere Augenwimpern gemalt habe, s. o. unter Mikon.
Von den Genossen und Feldherrn Alexanders malte
Apelles:
Kleitos mit seinem Rosse in den Krieg eilend und einen
Knappen, der ihm auf sein Verlangen den Helm reicht:
Plin. 35, 93.
„Neoptolemum ex equo adversus Persas, [Arche-
laum cum uxore et filia], Antigonum thoracatum cum
equo incedentem:“ Plin. 35, 96. Das Mangelhafte der Con-
struction lässt sich dadurch beseitigen, dass man die von
mir eingeklammerten Worte als der zweiten Redaction ange-
hörig betrachtet. Was nun die Personen anlangt, so hat
zwar Welcker (Ep. Cycl. S. 310) bei Neoptolemos an den
Sohn des Achill und seinen Kampf mit Eurypylos, dem Sohne
des Telephos, gedacht; doch würde es mindestens sehr auf-
fällig sein, die Mysier von Plinius als Perser bezeichnet zu
finden. Ich glaube daher vielmehr an den von Arrian (anab.
I, 20, 10) als eine nicht unbedeutende Persönlichkeit erwähn-
ten Neoptolemos erinnern zu müssen, einen Sohn des Arrha-
baios und Bruder des auch von Plutarch (Alex. 20) er-
wähnten Amyntas, welcher Ol. 111, 3 bei der Belagerung von
Halikarnass fiel, freilich auf Seite der Perser, zu denen er
übergegangen war. Das Bild hätte also, bevor er diesen
Schritt that, gemalt sein müssen. — Archelaos ist wahr-
scheinlich einer der Heerführer Alexanders; entweder der
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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/219>, abgerufen am 24.11.2024.
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