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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856.

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machos wiedererkennen. Denn, wie Welcker bemerkt: "so
häufig sind die Gemälde und Statuen nicht, die von den
Kunstkennern des Alterthums als ein Höchstes an ihrem Ort
oder in ihrer Art herausgestellt werden, dass sie sich in
derselben dargestellten Person, sei es die eines Gottes oder
eine heroische, begegnen sollten: und hier ist es nicht ein
einzelnes Werk, sondern ein Paar von Gegenstücken, ver-
einigt in Kyzikos, wie in Rom." Sollte aber selbst Plinius, 1)
wo er erzählt, dass Agrippa von der Stadt Kyzikos einen
Aias und eine Venus gekauft, aus Versehen eine Venus
statt der Medea genannt haben, und sollten daher diese
beiden Bilder mit den von Cicero genannten identisch sein,
so wird dadurch in der vorliegenden Frage nichts Wesent-
liches geändert, indem ja sehr wohl eine Wiederholung von
der Hand des Timomachos selbst vorhanden sein konnte,
welche Caesar kaufte. Auf keinen Fall werden wir das
Verdienst der Zusammenstellung des Aias und der Medea
dem Timomachos absprechen dürfen, und diese war bereits
zu Cicero's Zeit berühmt.

Damit ist allerdings scheinbar jeder Halt für eine Zeit-
bestimmung des Künstlers verschwunden: gewisse allgemeine
Grenzen werden sich jedoch immer noch nachweisen lassen.
Bei Cicero, Plinius, Quintilian, Lucian finden wir häufig meh-
rere Maler in Verbindung mit einander genannt, welche ge-
wissermaassen als Repräsentanten ihrer ganzen Kunst zu
gelten haben. Sie wechseln bei den verschiedenen Schrift-
stellern, so dass die Reihe ihrer Namen keine ganz kurze
ist; aber keiner der in dieselbe aufgenommenen Künstler ist
jünger als Apelles und Protogenes oder der Zeit nach als
Ol. 120. Wir haben hier also eine Art von Kanon, wie in
der Litteratur, vor uns, welcher bald nach dem angegebenen
Zeitpunkte sich festgestellt haben muss, was um so wahr-
scheinlicher ist, als ja damals neben den übrigen wissen-
schaftlichen auch die kunstgeschichtlichen Studien blühten.
In dieser kanonischen Reihe nun finden wir den Namen des
Timomachos nirgends angeführt: nur einmal, wo die unvollen-
det gebliebenen Werke berühmter Künstler zusammengestellt
werden, wird Timomachos neben Aristides, Nikomachos und

1) 35, 25.

machos wiedererkennen. Denn, wie Welcker bemerkt: „so
häufig sind die Gemälde und Statuen nicht, die von den
Kunstkennern des Alterthums als ein Höchstes an ihrem Ort
oder in ihrer Art herausgestellt werden, dass sie sich in
derselben dargestellten Person, sei es die eines Gottes oder
eine heroische, begegnen sollten: und hier ist es nicht ein
einzelnes Werk, sondern ein Paar von Gegenstücken, ver-
einigt in Kyzikos, wie in Rom.“ Sollte aber selbst Plinius, 1)
wo er erzählt, dass Agrippa von der Stadt Kyzikos einen
Aias und eine Venus gekauft, aus Versehen eine Venus
statt der Medea genannt haben, und sollten daher diese
beiden Bilder mit den von Cicero genannten identisch sein,
so wird dadurch in der vorliegenden Frage nichts Wesent-
liches geändert, indem ja sehr wohl eine Wiederholung von
der Hand des Timomachos selbst vorhanden sein konnte,
welche Caesar kaufte. Auf keinen Fall werden wir das
Verdienst der Zusammenstellung des Aias und der Medea
dem Timomachos absprechen dürfen, und diese war bereits
zu Cicero’s Zeit berühmt.

Damit ist allerdings scheinbar jeder Halt für eine Zeit-
bestimmung des Künstlers verschwunden: gewisse allgemeine
Grenzen werden sich jedoch immer noch nachweisen lassen.
Bei Cicero, Plinius, Quintilian, Lucian finden wir häufig meh-
rere Maler in Verbindung mit einander genannt, welche ge-
wissermaassen als Repräsentanten ihrer ganzen Kunst zu
gelten haben. Sie wechseln bei den verschiedenen Schrift-
stellern, so dass die Reihe ihrer Namen keine ganz kurze
ist; aber keiner der in dieselbe aufgenommenen Künstler ist
jünger als Apelles und Protogenes oder der Zeit nach als
Ol. 120. Wir haben hier also eine Art von Kanon, wie in
der Litteratur, vor uns, welcher bald nach dem angegebenen
Zeitpunkte sich festgestellt haben muss, was um so wahr-
scheinlicher ist, als ja damals neben den übrigen wissen-
schaftlichen auch die kunstgeschichtlichen Studien blühten.
In dieser kanonischen Reihe nun finden wir den Namen des
Timomachos nirgends angeführt: nur einmal, wo die unvollen-
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werden, wird Timomachos neben Aristides, Nikomachos und

1) 35, 25.
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[281/0289] machos wiedererkennen. Denn, wie Welcker bemerkt: „so häufig sind die Gemälde und Statuen nicht, die von den Kunstkennern des Alterthums als ein Höchstes an ihrem Ort oder in ihrer Art herausgestellt werden, dass sie sich in derselben dargestellten Person, sei es die eines Gottes oder eine heroische, begegnen sollten: und hier ist es nicht ein einzelnes Werk, sondern ein Paar von Gegenstücken, ver- einigt in Kyzikos, wie in Rom.“ Sollte aber selbst Plinius, 1) wo er erzählt, dass Agrippa von der Stadt Kyzikos einen Aias und eine Venus gekauft, aus Versehen eine Venus statt der Medea genannt haben, und sollten daher diese beiden Bilder mit den von Cicero genannten identisch sein, so wird dadurch in der vorliegenden Frage nichts Wesent- liches geändert, indem ja sehr wohl eine Wiederholung von der Hand des Timomachos selbst vorhanden sein konnte, welche Caesar kaufte. Auf keinen Fall werden wir das Verdienst der Zusammenstellung des Aias und der Medea dem Timomachos absprechen dürfen, und diese war bereits zu Cicero’s Zeit berühmt. Damit ist allerdings scheinbar jeder Halt für eine Zeit- bestimmung des Künstlers verschwunden: gewisse allgemeine Grenzen werden sich jedoch immer noch nachweisen lassen. Bei Cicero, Plinius, Quintilian, Lucian finden wir häufig meh- rere Maler in Verbindung mit einander genannt, welche ge- wissermaassen als Repräsentanten ihrer ganzen Kunst zu gelten haben. Sie wechseln bei den verschiedenen Schrift- stellern, so dass die Reihe ihrer Namen keine ganz kurze ist; aber keiner der in dieselbe aufgenommenen Künstler ist jünger als Apelles und Protogenes oder der Zeit nach als Ol. 120. Wir haben hier also eine Art von Kanon, wie in der Litteratur, vor uns, welcher bald nach dem angegebenen Zeitpunkte sich festgestellt haben muss, was um so wahr- scheinlicher ist, als ja damals neben den übrigen wissen- schaftlichen auch die kunstgeschichtlichen Studien blühten. In dieser kanonischen Reihe nun finden wir den Namen des Timomachos nirgends angeführt: nur einmal, wo die unvollen- det gebliebenen Werke berühmter Künstler zusammengestellt werden, wird Timomachos neben Aristides, Nikomachos und 1) 35, 25.

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/289>, abgerufen am 24.11.2024.