vielmehr durchaus ähnliche Auffassung des Mittelpunktes der Handlung hinzudeuten: weshalb ich freilich noch weit ent- fernt bin, das athenische Gemälde für eine blosse Copie des delphischen erklären zu wollen.
Etwas ausführlicher sind die Nachrichten über die Dar- stellung der marathonischen Schlacht. Böttiger 1) wollte die- selbe in vier Hauptabtheilungen zerlegen; allein Pausanias unterscheidet offenbar nur drei Scenen: 1. Beginn des Kam- pfes: Plataeer und Athener gerathen ins Handgemenge mit den Barbaren; und hier ist der Kampf noch unentschieden; 2. Moment der Entscheidung im Mittelpunkte (to de eso tes makhes): die Barbaren fliehen und stossen einander in den Sumpf; 3. Folgen der Entscheidung als Schlussscene (eskhatai de tes graphes): die Barbaren, im Begriffe, in die Schiffe der Phönicier sich zu retten, werden von den Hellenen erschlagen. Die Götter und Dämonen, welche den Hellenen Hülfe brach- ten, in eine besondere Abtheilung zu versetzen, ist durch nichts gerechtfertigt, vielmehr werden sie im Momente der Entscheidung sichtbar geworden sein. Athene als Schutz- göttin des ganzen Landes, Theseus als Stammheros, und zwar so dargestellt, als ob er aus der Erde aufsteige; Mara- thon, als Heros Eponymos, und Herakles, als in Marathon vorzugsweise und zuerst göttlich verehrt. Sie waren vom Künstler wahrscheinlich nicht als eigentliche Kämpfer aufge- fasst, sondern als Gestalten, welche durch ihre blosse Er- scheinung Schrecken und Entsetzen unter den Feinden ver- breiteten. Dies scheint daraus hervorzugehen, dass Pausa- nias einen andern Heros, den Echetlos mit dem Pfluge aus- drücklich als unter den Kämpfenden sich hervorthuend be- zeichnet.
Wie die nach Plinius (35, 57) portraitähnlich gebildeten Haupthelden in dem Gemälde vertheilt waren, geht aus Pau- sanias nicht hervor. Möglich ist es sogar, dass sich einzelne Figuren in den verschiedenen Abtheilungen wiederholten. So abgeschmackt nun die Erzählungen der Rhetoren sind, dass Mil- tiades vom Volke die Ehre der Namensbeischrift nicht habe er- langen können, da doch das Bild erst lange nach seinem Tode gemalt wurde, so ergiebt sich doch aus ihnen, dass er in
1) Arch. d. Mal. S. 249.
vielmehr durchaus ähnliche Auffassung des Mittelpunktes der Handlung hinzudeuten: weshalb ich freilich noch weit ent- fernt bin, das athenische Gemälde für eine blosse Copie des delphischen erklären zu wollen.
Etwas ausführlicher sind die Nachrichten über die Dar- stellung der marathonischen Schlacht. Böttiger 1) wollte die- selbe in vier Hauptabtheilungen zerlegen; allein Pausanias unterscheidet offenbar nur drei Scenen: 1. Beginn des Kam- pfes: Plataeer und Athener gerathen ins Handgemenge mit den Barbaren; und hier ist der Kampf noch unentschieden; 2. Moment der Entscheidung im Mittelpunkte (τὸ δὲ ἔσω τῆς μάχης): die Barbaren fliehen und stossen einander in den Sumpf; 3. Folgen der Entscheidung als Schlussscene (ἔσχαται δὲ τῆς γϱαφῆς): die Barbaren, im Begriffe, in die Schiffe der Phönicier sich zu retten, werden von den Hellenen erschlagen. Die Götter und Dämonen, welche den Hellenen Hülfe brach- ten, in eine besondere Abtheilung zu versetzen, ist durch nichts gerechtfertigt, vielmehr werden sie im Momente der Entscheidung sichtbar geworden sein. Athene als Schutz- göttin des ganzen Landes, Theseus als Stammheros, und zwar so dargestellt, als ob er aus der Erde aufsteige; Mara- thon, als Heros Eponymos, und Herakles, als in Marathon vorzugsweise und zuerst göttlich verehrt. Sie waren vom Künstler wahrscheinlich nicht als eigentliche Kämpfer aufge- fasst, sondern als Gestalten, welche durch ihre blosse Er- scheinung Schrecken und Entsetzen unter den Feinden ver- breiteten. Dies scheint daraus hervorzugehen, dass Pausa- nias einen andern Heros, den Echetlos mit dem Pfluge aus- drücklich als unter den Kämpfenden sich hervorthuend be- zeichnet.
Wie die nach Plinius (35, 57) portraitähnlich gebildeten Haupthelden in dem Gemälde vertheilt waren, geht aus Pau- sanias nicht hervor. Möglich ist es sogar, dass sich einzelne Figuren in den verschiedenen Abtheilungen wiederholten. So abgeschmackt nun die Erzählungen der Rhetoren sind, dass Mil- tiades vom Volke die Ehre der Namensbeischrift nicht habe er- langen können, da doch das Bild erst lange nach seinem Tode gemalt wurde, so ergiebt sich doch aus ihnen, dass er in
1) Arch. d. Mal. S. 249.
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vielmehr durchaus ähnliche Auffassung des Mittelpunktes der
Handlung hinzudeuten: weshalb ich freilich noch weit ent-
fernt bin, das athenische Gemälde für eine blosse Copie des
delphischen erklären zu wollen.
Etwas ausführlicher sind die Nachrichten über die Dar-
stellung der marathonischen Schlacht. Böttiger 1) wollte die-
selbe in vier Hauptabtheilungen zerlegen; allein Pausanias
unterscheidet offenbar nur drei Scenen: 1. Beginn des Kam-
pfes: Plataeer und Athener gerathen ins Handgemenge mit
den Barbaren; und hier ist der Kampf noch unentschieden;
2. Moment der Entscheidung im Mittelpunkte (τὸ δὲ ἔσω τῆς
μάχης): die Barbaren fliehen und stossen einander in den
Sumpf; 3. Folgen der Entscheidung als Schlussscene (ἔσχαται
δὲ τῆς γϱαφῆς): die Barbaren, im Begriffe, in die Schiffe der
Phönicier sich zu retten, werden von den Hellenen erschlagen.
Die Götter und Dämonen, welche den Hellenen Hülfe brach-
ten, in eine besondere Abtheilung zu versetzen, ist durch
nichts gerechtfertigt, vielmehr werden sie im Momente der
Entscheidung sichtbar geworden sein. Athene als Schutz-
göttin des ganzen Landes, Theseus als Stammheros, und
zwar so dargestellt, als ob er aus der Erde aufsteige; Mara-
thon, als Heros Eponymos, und Herakles, als in Marathon
vorzugsweise und zuerst göttlich verehrt. Sie waren vom
Künstler wahrscheinlich nicht als eigentliche Kämpfer aufge-
fasst, sondern als Gestalten, welche durch ihre blosse Er-
scheinung Schrecken und Entsetzen unter den Feinden ver-
breiteten. Dies scheint daraus hervorzugehen, dass Pausa-
nias einen andern Heros, den Echetlos mit dem Pfluge aus-
drücklich als unter den Kämpfenden sich hervorthuend be-
zeichnet.
Wie die nach Plinius (35, 57) portraitähnlich gebildeten
Haupthelden in dem Gemälde vertheilt waren, geht aus Pau-
sanias nicht hervor. Möglich ist es sogar, dass sich einzelne
Figuren in den verschiedenen Abtheilungen wiederholten. So
abgeschmackt nun die Erzählungen der Rhetoren sind, dass Mil-
tiades vom Volke die Ehre der Namensbeischrift nicht habe er-
langen können, da doch das Bild erst lange nach seinem Tode
gemalt wurde, so ergiebt sich doch aus ihnen, dass er in
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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/29>, abgerufen am 03.12.2024.
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