Apollodoros aus Damaskos (Procop. de aedif. IV, 6) leitete die bedeu- tendsten Bauten des Kaisers Trajan. Cassius Dio (69, 4) führt als solche das Forum, das Odeum und das Gymnasium an; womit wir wohl eine Stelle des Pausanias (V, 12, 6) verbinden dürfen, obwohl in ihr ohne Nennung des Apollo- dor von trajanischen Werken die Rede ist; als die bedeu- tendsten werden nemlich daselbst bezeichnet: die nach Tra- jan benannten Thermen (vielleicht nicht verschieden von dem Gymnasium bei Dio), ein grosses rundes Theater (das Odeum), ein Circus für Pferderennen von zwei Stadien Länge, und das römische Forum des Trajan, sehenswerth sowohl wegen seines übrigen Schmuckes, als namentlich wegen des Bronzedaches (der Basilika). Ausserdem baute er auch die Brücke, welche Trajan in Dacien über die Do- nau schlagen liess (Procop. l. l.) und welche nach der An- nahme Canina's (Archit. rom. zu tav. 182) sich auf der Trajanssäule und auf Münzen dieses Kaisers abgebildet fin- det. So glänzend sich also seine Laufbahn unter Trajan gestaltet hatte, so unglücklich endete sie unter Hadrian, des- sen Einrede bei einer architektonischen Berathung mit Trajan er einst mit den Worten abgewiesen hatte: "Geh und male deine Kürbisse, denn hiervon verstehst Du nichts." Als ihm nun Hadrian nach seinem Regierungsantritte, auf seine Kenntnisse vertrauend und um ihn durch die That zu be- schämen, den Entwurf zum Tempel der Venus und Roma zuschickte, enthielt sich auch da Apollodor nicht, denselben einer scharfen Kritik zu unterwerfen, indem er meinte, der Tempel sei auf einem höheren Unterbau zu errichten, damit er von der Via sacra aus einen imposanteren Anblick ge- währe; ferner seien in dem Unterbau Gewölbe anzubringen, in welchem mechanische Vorrichtungen für die Spiele des benachbarten Amphitheaters Platz finden könnten; endlich seien die Götterbilder im Verhältnisse zum Tempel zu gross. Dieser Tadel, um so mehr als er durchaus begründet war, erbitterte den Kaiser dermassen, dass er den Apollodor hin- richten liess (Cass. Dio l. l.), obwohl er nach den noch vorhandenen Ruinen seine Bemerkungen nicht unberücksich- tigt gelassen zu haben scheint. Nicht ausgeführt wurde der Plan, welchen Apollodor nach Spartian (Hadr. 19) dem Kaiser
Apollodoros aus Damaskos (Procop. de aedif. IV, 6) leitete die bedeu- tendsten Bauten des Kaisers Trajan. Cassius Dio (69, 4) führt als solche das Forum, das Odeum und das Gymnasium an; womit wir wohl eine Stelle des Pausanias (V, 12, 6) verbinden dürfen, obwohl in ihr ohne Nennung des Apollo- dor von trajanischen Werken die Rede ist; als die bedeu- tendsten werden nemlich daselbst bezeichnet: die nach Tra- jan benannten Thermen (vielleicht nicht verschieden von dem Gymnasium bei Dio), ein grosses rundes Theater (das Odeum), ein Circus für Pferderennen von zwei Stadien Länge, und das römische Forum des Trajan, sehenswerth sowohl wegen seines übrigen Schmuckes, als namentlich wegen des Bronzedaches (der Basilika). Ausserdem baute er auch die Brücke, welche Trajan in Dacien über die Do- nau schlagen liess (Procop. l. l.) und welche nach der An- nahme Canina’s (Archit. rom. zu tav. 182) sich auf der Trajanssäule und auf Münzen dieses Kaisers abgebildet fin- det. So glänzend sich also seine Laufbahn unter Trajan gestaltet hatte, so unglücklich endete sie unter Hadrian, des- sen Einrede bei einer architektonischen Berathung mit Trajan er einst mit den Worten abgewiesen hatte: „Geh und male deine Kürbisse, denn hiervon verstehst Du nichts.“ Als ihm nun Hadrian nach seinem Regierungsantritte, auf seine Kenntnisse vertrauend und um ihn durch die That zu be- schämen, den Entwurf zum Tempel der Venus und Roma zuschickte, enthielt sich auch da Apollodor nicht, denselben einer scharfen Kritik zu unterwerfen, indem er meinte, der Tempel sei auf einem höheren Unterbau zu errichten, damit er von der Via sacra aus einen imposanteren Anblick ge- währe; ferner seien in dem Unterbau Gewölbe anzubringen, in welchem mechanische Vorrichtungen für die Spiele des benachbarten Amphitheaters Platz finden könnten; endlich seien die Götterbilder im Verhältnisse zum Tempel zu gross. Dieser Tadel, um so mehr als er durchaus begründet war, erbitterte den Kaiser dermassen, dass er den Apollodor hin- richten liess (Cass. Dio l. l.), obwohl er nach den noch vorhandenen Ruinen seine Bemerkungen nicht unberücksich- tigt gelassen zu haben scheint. Nicht ausgeführt wurde der Plan, welchen Apollodor nach Spartian (Hadr. 19) dem Kaiser
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Apollodoros
aus Damaskos (Procop. de aedif. IV, 6) leitete die bedeu-
tendsten Bauten des Kaisers Trajan. Cassius Dio (69, 4)
führt als solche das Forum, das Odeum und das Gymnasium
an; womit wir wohl eine Stelle des Pausanias (V, 12, 6)
verbinden dürfen, obwohl in ihr ohne Nennung des Apollo-
dor von trajanischen Werken die Rede ist; als die bedeu-
tendsten werden nemlich daselbst bezeichnet: die nach Tra-
jan benannten Thermen (vielleicht nicht verschieden von
dem Gymnasium bei Dio), ein grosses rundes Theater (das
Odeum), ein Circus für Pferderennen von zwei Stadien
Länge, und das römische Forum des Trajan, sehenswerth
sowohl wegen seines übrigen Schmuckes, als namentlich
wegen des Bronzedaches (der Basilika). Ausserdem baute
er auch die Brücke, welche Trajan in Dacien über die Do-
nau schlagen liess (Procop. l. l.) und welche nach der An-
nahme Canina’s (Archit. rom. zu tav. 182) sich auf der
Trajanssäule und auf Münzen dieses Kaisers abgebildet fin-
det. So glänzend sich also seine Laufbahn unter Trajan
gestaltet hatte, so unglücklich endete sie unter Hadrian, des-
sen Einrede bei einer architektonischen Berathung mit Trajan
er einst mit den Worten abgewiesen hatte: „Geh und male
deine Kürbisse, denn hiervon verstehst Du nichts.“ Als
ihm nun Hadrian nach seinem Regierungsantritte, auf seine
Kenntnisse vertrauend und um ihn durch die That zu be-
schämen, den Entwurf zum Tempel der Venus und Roma
zuschickte, enthielt sich auch da Apollodor nicht, denselben
einer scharfen Kritik zu unterwerfen, indem er meinte, der
Tempel sei auf einem höheren Unterbau zu errichten, damit
er von der Via sacra aus einen imposanteren Anblick ge-
währe; ferner seien in dem Unterbau Gewölbe anzubringen,
in welchem mechanische Vorrichtungen für die Spiele des
benachbarten Amphitheaters Platz finden könnten; endlich
seien die Götterbilder im Verhältnisse zum Tempel zu gross.
Dieser Tadel, um so mehr als er durchaus begründet war,
erbitterte den Kaiser dermassen, dass er den Apollodor hin-
richten liess (Cass. Dio l. l.), obwohl er nach den noch
vorhandenen Ruinen seine Bemerkungen nicht unberücksich-
tigt gelassen zu haben scheint. Nicht ausgeführt wurde der Plan,
welchen Apollodor nach Spartian (Hadr. 19) dem Kaiser
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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/348>, abgerufen am 28.11.2024.
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