sein. Dieser war beim Tode seines Vormundes Perikles (Ol. 87, 4) etwa zwanzig Jahre alt; und in die nächste Zeit fallen ohne Zweifel seine tollsten Jugendstreiche, also auch wohl die Geschichte mit Agatharch. Demnach lassen sich die drei verschiedenen Angaben sehr wohl auf eine und dieselbe Person beziehen, und wir setzen die Thätigkeit des Agatharch etwa zwischen Ol. 80 und 90.
Werke des Agatharch werden sonst nicht angeführt. Sehr begreiflich ist es, dass die Bühnen- und Zimmermalerei ihn zu perspectivischen Studien aufforderte und anregte; und es ist um so weniger Anstoss daran zu nehmen, wenn er in dieser verhältnissmässig frühen Zeit auch theoretisch in einer Schrift über Skenographie handelte, da unmittelbar nach ihm (ex eo moniti) Demokrit und Anaxagoras dieser Kunst eine weitere wissenschaftliche Begründung gaben, wie Vitruv aus- drücklich berichtet. Freilich musste ihn diese Malerei auch wieder zu einem flüchtigen Arbeiten verführen, dessen er sich sogar rühmte: denn sein Zweck, illusorischer Effekt für die Ferne, konnte dabei sehr wohl erreicht werden. "So stellt sich," um mit den Worten Müllers (S. 150) fortzufahren, "mit Agatharch der älteren Schule des Polygnot, welche in der Composition gelehrt und gedankenreich und in der Zeich- nung höchst sorgfältig, aber im Farbengebrauch äusserst schlicht und einfach und auf Täuschung der Augen wenig bedacht war, eine Schule entgegen, die, von ganz andern Principien ausgehend, die Augen der Menge durch den opti- schen Schein des Körperlichen und Wirklichen zu fesseln wusste. Das Urtheil des Publikums im Ganzen war diesen Alles; sie waren, wie die neueren Musiker Athens, eifrige Diener der Theatrokratie, der Demokratie in der Kunst, über deren verderbliche Wirkungen Platon so bittere Klagen führt: aber wenn sie auch in vielen Stücken von der Strenge der Kunst nachliessen, und daher die Skenographie oft als eine Malerei für die Ungebildeten dargestellt wird, so wur- den doch auch wieder wesentliche Theile der Malerei durch sie ausgebildet, und die höhere Stufe, welche Zeuxis und zuletzt Apelles erstiegen, wesentlich vorbereitet."
sein. Dieser war beim Tode seines Vormundes Perikles (Ol. 87, 4) etwa zwanzig Jahre alt; und in die nächste Zeit fallen ohne Zweifel seine tollsten Jugendstreiche, also auch wohl die Geschichte mit Agatharch. Demnach lassen sich die drei verschiedenen Angaben sehr wohl auf eine und dieselbe Person beziehen, und wir setzen die Thätigkeit des Agatharch etwa zwischen Ol. 80 und 90.
Werke des Agatharch werden sonst nicht angeführt. Sehr begreiflich ist es, dass die Bühnen- und Zimmermalerei ihn zu perspectivischen Studien aufforderte und anregte; und es ist um so weniger Anstoss daran zu nehmen, wenn er in dieser verhältnissmässig frühen Zeit auch theoretisch in einer Schrift über Skenographie handelte, da unmittelbar nach ihm (ex eo moniti) Demokrit und Anaxagoras dieser Kunst eine weitere wissenschaftliche Begründung gaben, wie Vitruv aus- drücklich berichtet. Freilich musste ihn diese Malerei auch wieder zu einem flüchtigen Arbeiten verführen, dessen er sich sogar rühmte: denn sein Zweck, illusorischer Effekt für die Ferne, konnte dabei sehr wohl erreicht werden. „So stellt sich,“ um mit den Worten Müllers (S. 150) fortzufahren, „mit Agatharch der älteren Schule des Polygnot, welche in der Composition gelehrt und gedankenreich und in der Zeich- nung höchst sorgfältig, aber im Farbengebrauch äusserst schlicht und einfach und auf Täuschung der Augen wenig bedacht war, eine Schule entgegen, die, von ganz andern Principien ausgehend, die Augen der Menge durch den opti- schen Schein des Körperlichen und Wirklichen zu fesseln wusste. Das Urtheil des Publikums im Ganzen war diesen Alles; sie waren, wie die neueren Musiker Athens, eifrige Diener der Theatrokratie, der Demokratie in der Kunst, über deren verderbliche Wirkungen Platon so bittere Klagen führt: aber wenn sie auch in vielen Stücken von der Strenge der Kunst nachliessen, und daher die Skenographie oft als eine Malerei für die Ungebildeten dargestellt wird, so wur- den doch auch wieder wesentliche Theile der Malerei durch sie ausgebildet, und die höhere Stufe, welche Zeuxis und zuletzt Apelles erstiegen, wesentlich vorbereitet.“
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sein. Dieser war beim Tode seines Vormundes Perikles (Ol.
87, 4) etwa zwanzig Jahre alt; und in die nächste Zeit fallen
ohne Zweifel seine tollsten Jugendstreiche, also auch wohl
die Geschichte mit Agatharch. Demnach lassen sich die drei
verschiedenen Angaben sehr wohl auf eine und dieselbe
Person beziehen, und wir setzen die Thätigkeit des Agatharch
etwa zwischen Ol. 80 und 90.
Werke des Agatharch werden sonst nicht angeführt.
Sehr begreiflich ist es, dass die Bühnen- und Zimmermalerei
ihn zu perspectivischen Studien aufforderte und anregte; und
es ist um so weniger Anstoss daran zu nehmen, wenn er in
dieser verhältnissmässig frühen Zeit auch theoretisch in einer
Schrift über Skenographie handelte, da unmittelbar nach ihm
(ex eo moniti) Demokrit und Anaxagoras dieser Kunst eine
weitere wissenschaftliche Begründung gaben, wie Vitruv aus-
drücklich berichtet. Freilich musste ihn diese Malerei auch
wieder zu einem flüchtigen Arbeiten verführen, dessen er sich
sogar rühmte: denn sein Zweck, illusorischer Effekt für die
Ferne, konnte dabei sehr wohl erreicht werden. „So stellt
sich,“ um mit den Worten Müllers (S. 150) fortzufahren,
„mit Agatharch der älteren Schule des Polygnot, welche in
der Composition gelehrt und gedankenreich und in der Zeich-
nung höchst sorgfältig, aber im Farbengebrauch äusserst
schlicht und einfach und auf Täuschung der Augen wenig
bedacht war, eine Schule entgegen, die, von ganz andern
Principien ausgehend, die Augen der Menge durch den opti-
schen Schein des Körperlichen und Wirklichen zu fesseln
wusste. Das Urtheil des Publikums im Ganzen war diesen
Alles; sie waren, wie die neueren Musiker Athens, eifrige
Diener der Theatrokratie, der Demokratie in der Kunst, über
deren verderbliche Wirkungen Platon so bittere Klagen
führt: aber wenn sie auch in vielen Stücken von der Strenge
der Kunst nachliessen, und daher die Skenographie oft als
eine Malerei für die Ungebildeten dargestellt wird, so wur-
den doch auch wieder wesentliche Theile der Malerei durch
sie ausgebildet, und die höhere Stufe, welche Zeuxis und
zuletzt Apelles erstiegen, wesentlich vorbereitet.“
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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/60>, abgerufen am 23.11.2024.
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