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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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den Künstler schon damals und sogleich für diesen bestimm-
ten Zweck mit sich nach Athen geführt habe. Seine nahen
Beziehungen zu Kimon offenbaren sich dann ferner darin,
dass er in der peisianakteischen Halle malte, welche, wie
Jahn1) vermuthet, von einem Schwager des Kimon erbaut,
von dem Letzteren dagegen mit Gemälden geschmückt und
in Folge dessen Poekile genannt wurde. Dort stellte Po-
lygnot in dem Gemälde der Zerstörung Ilions die Laodike,
des Priamos Tochter, unter dem Bilde der Elpinike, der
Schwester des Kimon, dar2), worauf man in neuerer Zeit
auch deshalb Gewicht gelegt hat, weil man daraus den Zeit-
punkt der Entstehung des Werkes genauer bestimmen zu
können meinte, wenn auch, wie mir scheint, ohne Grund.
Als nemlich bald nach der Unterjochung von Thasos Kimon
angeklagt ward, versuchte Elpinike den Perikles als einen
der bedeutendsten unter seinen Gegnern durch ihre persön-
liche Verwendung günstiger zu stimmen. Da soll nun Peri-
kles, wie um zu zeigen, dass die Reize der Fürsprecherin
auf ihn keinen Eindruck hervorbrächten, geantwortet haben:
[fremdsprachliches Material - fehlt]3).
Elpinike war beim Tode ihres Vaters (Ol. 72, 4) ein junges
Mädchen ([fremdsprachliches Material - fehlt]) und unverheirathet, konnte also zur Zeit ihrer
Begegnung mit Perikles etwa vierzig Jahre alt und immer
noch eine schöne Frau sein; und in der That scheint sie
doch auch ihre Absicht nicht verfehlt zu haben: Perikles gab
seine, wie Sillig meint, "inurbane" Antwort lächelnd ([fremdsprachliches Material - fehlt]-
[fremdsprachliches Material - fehlt]), und zeigte sich im Verlaufe des Processes wirklich mil-
der, als zu erwarten gewesen war. Dass hieraus jedoch die
Zeit des Polygnotischen Gemäldes sich näher bestimmen
lasse, scheint mir auch deshalb nicht möglich, weil wir über
die besondere Art der Darstellung des Portraits nicht genau
unterrichtet sind. Laodike wird allerdings einmal bei Homer4)
[fremdsprachliches Material - fehlt] genannt; nach ihrer Stellung in der Familie des
Priamos durfte sie jedoch der Künstler nicht in zarter Jugend-
blüthe darstellen, sondern hatte volle Freiheit, sie selbst dem
Charakter einer Matrone nahe zu bringen. Ein Hauptzweck
des Künstlers war aber gewiss immer der, dem Bruder der

1) Arch. Zeit. 1847, S. 175.
2) Plut. Cim. 4.
3) Plut. Cim. 14.
4) II. III, 124.

den Künstler schon damals und sogleich für diesen bestimm-
ten Zweck mit sich nach Athen geführt habe. Seine nahen
Beziehungen zu Kimon offenbaren sich dann ferner darin,
dass er in der peisianaktëischen Halle malte, welche, wie
Jahn1) vermuthet, von einem Schwager des Kimon erbaut,
von dem Letzteren dagegen mit Gemälden geschmückt und
in Folge dessen Poekile genannt wurde. Dort stellte Po-
lygnot in dem Gemälde der Zerstörung Ilions die Laodike,
des Priamos Tochter, unter dem Bilde der Elpinike, der
Schwester des Kimon, dar2), worauf man in neuerer Zeit
auch deshalb Gewicht gelegt hat, weil man daraus den Zeit-
punkt der Entstehung des Werkes genauer bestimmen zu
können meinte, wenn auch, wie mir scheint, ohne Grund.
Als nemlich bald nach der Unterjochung von Thasos Kimon
angeklagt ward, versuchte Elpinike den Perikles als einen
der bedeutendsten unter seinen Gegnern durch ihre persön-
liche Verwendung günstiger zu stimmen. Da soll nun Peri-
kles, wie um zu zeigen, dass die Reize der Fürsprecherin
auf ihn keinen Eindruck hervorbrächten, geantwortet haben:
[fremdsprachliches Material – fehlt]3).
Elpinike war beim Tode ihres Vaters (Ol. 72, 4) ein junges
Mädchen ([fremdsprachliches Material – fehlt]) und unverheirathet, konnte also zur Zeit ihrer
Begegnung mit Perikles etwa vierzig Jahre alt und immer
noch eine schöne Frau sein; und in der That scheint sie
doch auch ihre Absicht nicht verfehlt zu haben: Perikles gab
seine, wie Sillig meint, „inurbane‟ Antwort lächelnd ([fremdsprachliches Material – fehlt]-
[fremdsprachliches Material – fehlt]), und zeigte sich im Verlaufe des Processes wirklich mil-
der, als zu erwarten gewesen war. Dass hieraus jedoch die
Zeit des Polygnotischen Gemäldes sich näher bestimmen
lasse, scheint mir auch deshalb nicht möglich, weil wir über
die besondere Art der Darstellung des Portraits nicht genau
unterrichtet sind. Laodike wird allerdings einmal bei Homer4)
[fremdsprachliches Material – fehlt] genannt; nach ihrer Stellung in der Familie des
Priamos durfte sie jedoch der Künstler nicht in zarter Jugend-
blüthe darstellen, sondern hatte volle Freiheit, sie selbst dem
Charakter einer Matrone nahe zu bringen. Ein Hauptzweck
des Künstlers war aber gewiss immer der, dem Bruder der

1) Arch. Zeit. 1847, S. 175.
2) Plut. Cim. 4.
3) Plut. Cim. 14.
4) II. III, 124.
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[16/0033] den Künstler schon damals und sogleich für diesen bestimm- ten Zweck mit sich nach Athen geführt habe. Seine nahen Beziehungen zu Kimon offenbaren sich dann ferner darin, dass er in der peisianaktëischen Halle malte, welche, wie Jahn 1) vermuthet, von einem Schwager des Kimon erbaut, von dem Letzteren dagegen mit Gemälden geschmückt und in Folge dessen Poekile genannt wurde. Dort stellte Po- lygnot in dem Gemälde der Zerstörung Ilions die Laodike, des Priamos Tochter, unter dem Bilde der Elpinike, der Schwester des Kimon, dar 2), worauf man in neuerer Zeit auch deshalb Gewicht gelegt hat, weil man daraus den Zeit- punkt der Entstehung des Werkes genauer bestimmen zu können meinte, wenn auch, wie mir scheint, ohne Grund. Als nemlich bald nach der Unterjochung von Thasos Kimon angeklagt ward, versuchte Elpinike den Perikles als einen der bedeutendsten unter seinen Gegnern durch ihre persön- liche Verwendung günstiger zu stimmen. Da soll nun Peri- kles, wie um zu zeigen, dass die Reize der Fürsprecherin auf ihn keinen Eindruck hervorbrächten, geantwortet haben: _ 3). Elpinike war beim Tode ihres Vaters (Ol. 72, 4) ein junges Mädchen (_ ) und unverheirathet, konnte also zur Zeit ihrer Begegnung mit Perikles etwa vierzig Jahre alt und immer noch eine schöne Frau sein; und in der That scheint sie doch auch ihre Absicht nicht verfehlt zu haben: Perikles gab seine, wie Sillig meint, „inurbane‟ Antwort lächelnd (_ - _ ), und zeigte sich im Verlaufe des Processes wirklich mil- der, als zu erwarten gewesen war. Dass hieraus jedoch die Zeit des Polygnotischen Gemäldes sich näher bestimmen lasse, scheint mir auch deshalb nicht möglich, weil wir über die besondere Art der Darstellung des Portraits nicht genau unterrichtet sind. Laodike wird allerdings einmal bei Homer 4) _ genannt; nach ihrer Stellung in der Familie des Priamos durfte sie jedoch der Künstler nicht in zarter Jugend- blüthe darstellen, sondern hatte volle Freiheit, sie selbst dem Charakter einer Matrone nahe zu bringen. Ein Hauptzweck des Künstlers war aber gewiss immer der, dem Bruder der 1) Arch. Zeit. 1847, S. 175. 2) Plut. Cim. 4. 3) Plut. Cim. 14. 4) II. III, 124.

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/33>, abgerufen am 21.11.2024.