als seiner Vaterstadt in einer spätern Handschrift wieder auf Rechnung der veroneser Inschrift setzen. -- Die Zeit des Vitruv ergiebt sich zuerst daraus, dass er dem Augustus sein Werk dedicirt bat und zwar nach der Schlacht bei Actium (723 d. St.), als seine Macht schon hinlänglich gesichert war und er den Werken des Friedens seine Aufmerksamkeit zuwenden konnte: I, praef. Bestätigt wird dies durch die Thatsache, dass Vitruv mit der von ihm erbauten Basilica zu Fano einen Tempel des Augustus verband (V, 1, 7), was vor der Alleinherrschaft desselben nicht hätte geschehen können. Zu genauerer Bestimmung dient sodann, dass Vitruv (III. 3, 2) das Theater des Pompeius kurzweg das steinerne nennt. Dies war nur möglich vor dem J. 741 d. St., indem damals zwei andere, das des Balbus und das des Marcellus, ebenfalls aus Stein vollendet waren. Als aber Vitruv dem Kaiser sein Werk dedicirte, war er ein ältlicher Mann (II, praef. 4). Früher mit M. Aurelius, P. Numisius und Cn. Cornelius bei der Verfertigung der Kriegsmaschinen angestellt hatte er auf Verwendung der Schwester des Kai- sers eine lebenslängliche Pension erhalten (I, praef. 2 u. 3). Sein Geburtsjahr wird sich demnach etwa zwischen 670 und 680 der Stadt ansetzen lassen, womit vollkommen überein- stimmt, dass er noch dem Caesar persönlich bekannt (l. praef. 2) und mit Varro, Cicero und Lucrez umgegangen war (1X, praef. 17), welcher letztere in den ersten Jahren des sieben- ten Jahrhunderts starb.
Auf Vitruv hat man auch eine bei Baiae gefundene In- schrift beziehen wollen:
VITRVVIO ONI. ARCH IIVS CLASSIC IIG. B. M
Mommsen J. R. N, 2665. Allein Mommsen bemerkt, dass hier nicht ARCHitectus, sondern ARCHigubernus zu er- gänzen ist.
L. Vitruvius Cerdo
war der Architekt des erst im Anfange dieses Jahrhunderts abgebrochenen "Arco de' Gavj" zu Verona, eines in Form eines Triumphbogens aufgeführten Grabmonuments der Fa-
als seiner Vaterstadt in einer spätern Handschrift wieder auf Rechnung der veroneser Inschrift setzen. — Die Zeit des Vitruv ergiebt sich zuerst daraus, dass er dem Augustus sein Werk dedicirt bat und zwar nach der Schlacht bei Actium (723 d. St.), als seine Macht schon hinlänglich gesichert war und er den Werken des Friedens seine Aufmerksamkeit zuwenden konnte: I, praef. Bestätigt wird dies durch die Thatsache, dass Vitruv mit der von ihm erbauten Basilica zu Fano einen Tempel des Augustus verband (V, 1, 7), was vor der Alleinherrschaft desselben nicht hätte geschehen können. Zu genauerer Bestimmung dient sodann, dass Vitruv (III. 3, 2) das Theater des Pompeius kurzweg das steinerne nennt. Dies war nur möglich vor dem J. 741 d. St., indem damals zwei andere, das des Balbus und das des Marcellus, ebenfalls aus Stein vollendet waren. Als aber Vitruv dem Kaiser sein Werk dedicirte, war er ein ältlicher Mann (II, praef. 4). Früher mit M. Aurelius, P. Numisius und Cn. Cornelius bei der Verfertigung der Kriegsmaschinen angestellt hatte er auf Verwendung der Schwester des Kai- sers eine lebenslängliche Pension erhalten (I, praef. 2 u. 3). Sein Geburtsjahr wird sich demnach etwa zwischen 670 und 680 der Stadt ansetzen lassen, womit vollkommen überein- stimmt, dass er noch dem Caesar persönlich bekannt (l. praef. 2) und mit Varro, Cicero und Lucrez umgegangen war (1X, praef. 17), welcher letztere in den ersten Jahren des sieben- ten Jahrhunderts starb.
Auf Vitruv hat man auch eine bei Baiae gefundene In- schrift beziehen wollen:
VITRVVIO ONI. ARCH IIVS CLASSIC IIG. B. M
Mommsen J. R. N, 2665. Allein Mommsen bemerkt, dass hier nicht ARCHitectus, sondern ARCHigubernus zu er- gänzen ist.
L. Vitruvius Cerdo
war der Architekt des erst im Anfange dieses Jahrhunderts abgebrochenen „Arco de’ Gavj‟ zu Verona, eines in Form eines Triumphbogens aufgeführten Grabmonuments der Fa-
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Vitruv ergiebt sich zuerst daraus, dass er dem Augustus sein
Werk dedicirt bat und zwar nach der Schlacht bei Actium
(723 d. St.), als seine Macht schon hinlänglich gesichert
war und er den Werken des Friedens seine Aufmerksamkeit
zuwenden konnte: I, praef. Bestätigt wird dies durch die
Thatsache, dass Vitruv mit der von ihm erbauten Basilica
zu Fano einen Tempel des Augustus verband (V, 1, 7), was
vor der Alleinherrschaft desselben nicht hätte geschehen
können. Zu genauerer Bestimmung dient sodann, dass
Vitruv (III. 3, 2) das Theater des Pompeius kurzweg das
steinerne nennt. Dies war nur möglich vor dem J. 741 d. St.,
indem damals zwei andere, das des Balbus und das des
Marcellus, ebenfalls aus Stein vollendet waren. Als aber
Vitruv dem Kaiser sein Werk dedicirte, war er ein ältlicher
Mann (II, praef. 4). Früher mit M. Aurelius, P. Numisius
und Cn. Cornelius bei der Verfertigung der Kriegsmaschinen
angestellt hatte er auf Verwendung der Schwester des Kai-
sers eine lebenslängliche Pension erhalten (I, praef. 2 u. 3).
Sein Geburtsjahr wird sich demnach etwa zwischen 670 und
680 der Stadt ansetzen lassen, womit vollkommen überein-
stimmt, dass er noch dem Caesar persönlich bekannt (l. praef. 2)
und mit Varro, Cicero und Lucrez umgegangen war (1X,
praef. 17), welcher letztere in den ersten Jahren des sieben-
ten Jahrhunderts starb.
Auf Vitruv hat man auch eine bei Baiae gefundene In-
schrift beziehen wollen:
VITRVVIO
ONI. ARCH
IIVS CLASSIC
IIG. B. M
Mommsen J. R. N, 2665. Allein Mommsen bemerkt, dass
hier nicht ARCHitectus, sondern ARCHigubernus zu er-
gänzen ist.
L. Vitruvius Cerdo
war der Architekt des erst im Anfange dieses Jahrhunderts
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen … [mehr]
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen Künstler" von Heinrich von Brunn enthält ebenfalls den "Zweiten Teil der ersten Abteilung", die im Deutschen Textarchiv als eigenständiges Werk verzeichnet ist.
Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/409>, abgerufen am 24.11.2024.
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