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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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Gemmen, welche Inschriften haben, ohne dieselben erschei-
nen. Am meisten täuscht sich jedoch Stephani über die Be-
schaffenheit der Inschrift selbst. Die Buchstaben sind keines-
wegs übertrieben klein, sondern auch mit blossem Auge voll-
kommen lesbar, und die Linien, durch Kugeln begrenzt, kei-
neswegs seicht eingeritzt; Stephani hat sich also zu seinem
Verdammungsurtheil offenbar durch einen mangelhaften Ab-
druck verleiten lassen. Im Uebrigen ist die Inschrift keines-
wegs ängstlich, sondern eher mit einer gewissen Sorglosig-
keit geschnitten.

Ein Stoschischer Schwefel mit dem Kopf des Laokoon bei
Raspe 9483 und Cades III, E, 302 ist schon durch die Or-
thographie des Namens [fremdsprachliches Material - fehlt] verdächtig und wird es
noch mehr durch den modernen Charakter der Arbeit. --
Modern ist nach Tölken (Sendschreiben S. 14) auch ein
Onyx-Camee in Berlin, darstellend Herakles neben der Hin-
din mit der vertieft geschnittenen Inschrift [fremdsprachliches Material - fehlt].
-- Die in grossen Buchstaben geschnittene lateinische In-
schrift AGATHOPI über zwei verschlungnen Händen auf
einem Carneol bei Winck. Descr. V, 221; Raspe 8120 kann
natürlich nicht auf den Künstler des ersten Steins bezogen
werden.

Apollonios.

Das Werk des Apollonios ist eines der wenigen, welche bei
Köhler volle Anerkennung finden. Er sagt darüber S. 210:
"Zu den ausgezeichnetsten tief geschnittenen Gemmen ist
mit Recht immer gerechnet worden ein Amethyst vormals in
der Farnesischen, jetzt Königlichen Sammlung zu Neapel,
auf dem Artemis von Felsen umgeben, im hoch gegürteten
Jagdkleide, den Köcher und Bogen auf dem Rücken, stehend
und ausruhend vorgestellt ist, indem sie sich mit den Händen,
von denen die Linke eine gesenkte Fackel hält, auf einen
Pfeiler stützt. Der längs der Fackel laufende Name des
Steinschneiders Apollonios, [fremdsprachliches Material - fehlt], ist sauber und
auf keine Weise ängstlich geschnitten. An den Enden der
Buchstaben befinden sich keine kleinen Kugeln. ... Die Stel-
lung und die Verhältnisse der Göttin sowohl, als die Zeich-
nung und Ausführung der einzelnen Theile, der treffliche
jungfräuliche Kopf, Arme, Füsse und ihr zweimal gegürtetes
Gewand ...... sind Beweise, dass diese Gemme das Werk

Gemmen, welche Inschriften haben, ohne dieselben erschei-
nen. Am meisten täuscht sich jedoch Stephani über die Be-
schaffenheit der Inschrift selbst. Die Buchstaben sind keines-
wegs übertrieben klein, sondern auch mit blossem Auge voll-
kommen lesbar, und die Linien, durch Kugeln begrenzt, kei-
neswegs seicht eingeritzt; Stephani hat sich also zu seinem
Verdammungsurtheil offenbar durch einen mangelhaften Ab-
druck verleiten lassen. Im Uebrigen ist die Inschrift keines-
wegs ängstlich, sondern eher mit einer gewissen Sorglosig-
keit geschnitten.

Ein Stoschischer Schwefel mit dem Kopf des Laokoon bei
Raspe 9483 und Cades III, E, 302 ist schon durch die Or-
thographie des Namens [fremdsprachliches Material – fehlt] verdächtig und wird es
noch mehr durch den modernen Charakter der Arbeit. —
Modern ist nach Tölken (Sendschreiben S. 14) auch ein
Onyx-Camee in Berlin, darstellend Herakles neben der Hin-
din mit der vertieft geschnittenen Inschrift [fremdsprachliches Material – fehlt].
— Die in grossen Buchstaben geschnittene lateinische In-
schrift AGATHOPI über zwei verschlungnen Händen auf
einem Carneol bei Winck. Descr. V, 221; Raspe 8120 kann
natürlich nicht auf den Künstler des ersten Steins bezogen
werden.

Apollonios.

Das Werk des Apollonios ist eines der wenigen, welche bei
Köhler volle Anerkennung finden. Er sagt darüber S. 210:
„Zu den ausgezeichnetsten tief geschnittenen Gemmen ist
mit Recht immer gerechnet worden ein Amethyst vormals in
der Farnesischen, jetzt Königlichen Sammlung zu Neapel,
auf dem Artemis von Felsen umgeben, im hoch gegürteten
Jagdkleide, den Köcher und Bogen auf dem Rücken, stehend
und ausruhend vorgestellt ist, indem sie sich mit den Händen,
von denen die Linke eine gesenkte Fackel hält, auf einen
Pfeiler stützt. Der längs der Fackel laufende Name des
Steinschneiders Apollonios, [fremdsprachliches Material – fehlt], ist sauber und
auf keine Weise ängstlich geschnitten. An den Enden der
Buchstaben befinden sich keine kleinen Kugeln. … Die Stel-
lung und die Verhältnisse der Göttin sowohl, als die Zeich-
nung und Ausführung der einzelnen Theile, der treffliche
jungfräuliche Kopf, Arme, Füsse und ihr zweimal gegürtetes
Gewand ...... sind Beweise, dass diese Gemme das Werk

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[472/0489] Gemmen, welche Inschriften haben, ohne dieselben erschei- nen. Am meisten täuscht sich jedoch Stephani über die Be- schaffenheit der Inschrift selbst. Die Buchstaben sind keines- wegs übertrieben klein, sondern auch mit blossem Auge voll- kommen lesbar, und die Linien, durch Kugeln begrenzt, kei- neswegs seicht eingeritzt; Stephani hat sich also zu seinem Verdammungsurtheil offenbar durch einen mangelhaften Ab- druck verleiten lassen. Im Uebrigen ist die Inschrift keines- wegs ängstlich, sondern eher mit einer gewissen Sorglosig- keit geschnitten. Ein Stoschischer Schwefel mit dem Kopf des Laokoon bei Raspe 9483 und Cades III, E, 302 ist schon durch die Or- thographie des Namens _ verdächtig und wird es noch mehr durch den modernen Charakter der Arbeit. — Modern ist nach Tölken (Sendschreiben S. 14) auch ein Onyx-Camee in Berlin, darstellend Herakles neben der Hin- din mit der vertieft geschnittenen Inschrift _ . — Die in grossen Buchstaben geschnittene lateinische In- schrift AGATHOPI über zwei verschlungnen Händen auf einem Carneol bei Winck. Descr. V, 221; Raspe 8120 kann natürlich nicht auf den Künstler des ersten Steins bezogen werden. Apollonios. Das Werk des Apollonios ist eines der wenigen, welche bei Köhler volle Anerkennung finden. Er sagt darüber S. 210: „Zu den ausgezeichnetsten tief geschnittenen Gemmen ist mit Recht immer gerechnet worden ein Amethyst vormals in der Farnesischen, jetzt Königlichen Sammlung zu Neapel, auf dem Artemis von Felsen umgeben, im hoch gegürteten Jagdkleide, den Köcher und Bogen auf dem Rücken, stehend und ausruhend vorgestellt ist, indem sie sich mit den Händen, von denen die Linke eine gesenkte Fackel hält, auf einen Pfeiler stützt. Der längs der Fackel laufende Name des Steinschneiders Apollonios, _ , ist sauber und auf keine Weise ängstlich geschnitten. An den Enden der Buchstaben befinden sich keine kleinen Kugeln. … Die Stel- lung und die Verhältnisse der Göttin sowohl, als die Zeich- nung und Ausführung der einzelnen Theile, der treffliche jungfräuliche Kopf, Arme, Füsse und ihr zweimal gegürtetes Gewand ...... sind Beweise, dass diese Gemme das Werk

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 472. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/489>, abgerufen am 29.06.2024.