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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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hier dient er nur, gegen die Richtigkeit des ganzen Raison-
nements Verdacht zu erwecken. Erweisen sich demnach alle
Gründe gegen die Echtheit als unzulänglich, so muss dage-
gen der Umstand, dass die Inschrift zuerst falsch gelesen
ward, für dieselbe sprechen: denn ein Fälscher würde wenig-
stens für die Richtigkeit der Lesung gesorgt haben. Endlich
aber dürfen wir nicht übersehen, dass der Stein schon von
Maffei publicirt worden ist, also zu einer Zeit, in welcher
auch nach Köhler und Stephani die Fälschung von Künstler-
inschriften kaum noch begonnen hatte.

Mit der Inschrift KOINOY wird ausserdem nur noch
ein Augustuskopf auf einer Stoschischen Schwefelpaste von
Raspe 11053 (Cades V, 266) angeführt, für dessen Echtheit
ich nicht einstehen mag. Von vorn herein verdächtig sind
dagegen die Steine mit der Inschrift KOIMOY; denn dieser
Name ist, wie Letronne (Ann. dell' Inst. XVII, p. 266) nach-
weist, ungriechisch, und ausserdem liegt die Quelle der Fäl-
schung in der falschen Lesart des zuerst behandelten Steines
offen vor uns. Von dieser Art ist ein Sardonyx von ausser-
gewöhnlicher Kleinheit mit dem Bilde eines Satyrs in lebhaf-
ter Bewegung, den zuerst Natter als in seinem Besitz befind-
lich bekannt machte: Methode pl. 22; Bracci II, t. 55. Die
Lesung der Inschrift KOIMOY ist zwar zweifelhaft: "pour
moi je ne voudrais ni souscrire a cette conjecture, ni la com-
battre, parce que ces characteres sont si petits et si endom-
mages par le temps, qu'il est presque impossible de les
dechiffrer", sagt Natter, und so könnte, die Echtheit voraus-
gesetzt, auch wohl KOINOY auf dem Stein gestanden haben.
Aber die Figur, fast ganz dem Satyr des Pergamos entspre-
chend, gehört zu denen, die mehrfach zu Fälschungen be-
nutzt worden sind; und so mag der Verdacht, den schon
Bracci (II, p. 5) aussprach, dass die Inschrift ein moderner
Zusatz sei, wohl begründet sein. Ob das Ganze, wie Köhler
(S. 182) behauptet, ein Werk Natter's sei, der in geschmack-
voller Ausführung sehr kleiner Figuren eine grosse Geläufig-
keit besessen, wage ich nicht zu entscheiden. Natter leugnet
zwar nicht, dass er Gemmen mit griechischen Inschriften
selbst gefertigt, aber er stellt entschieden in Abrede, dass er
je eine dieser Arbeiten selbst für antik ausgegeben oder als
antik verkauft habe (Methode, pref. p. XXX). -- Endlich ist

hier dient er nur, gegen die Richtigkeit des ganzen Raison-
nements Verdacht zu erwecken. Erweisen sich demnach alle
Gründe gegen die Echtheit als unzulänglich, so muss dage-
gen der Umstand, dass die Inschrift zuerst falsch gelesen
ward, für dieselbe sprechen: denn ein Fälscher würde wenig-
stens für die Richtigkeit der Lesung gesorgt haben. Endlich
aber dürfen wir nicht übersehen, dass der Stein schon von
Maffei publicirt worden ist, also zu einer Zeit, in welcher
auch nach Köhler und Stephani die Fälschung von Künstler-
inschriften kaum noch begonnen hatte.

Mit der Inschrift KOINOY wird ausserdem nur noch
ein Augustuskopf auf einer Stoschischen Schwefelpaste von
Raspe 11053 (Cades V, 266) angeführt, für dessen Echtheit
ich nicht einstehen mag. Von vorn herein verdächtig sind
dagegen die Steine mit der Inschrift KOIMOY; denn dieser
Name ist, wie Letronne (Ann. dell’ Inst. XVII, p. 266) nach-
weist, ungriechisch, und ausserdem liegt die Quelle der Fäl-
schung in der falschen Lesart des zuerst behandelten Steines
offen vor uns. Von dieser Art ist ein Sardonyx von ausser-
gewöhnlicher Kleinheit mit dem Bilde eines Satyrs in lebhaf-
ter Bewegung, den zuerst Natter als in seinem Besitz befind-
lich bekannt machte: Méthode pl. 22; Bracci II, t. 55. Die
Lesung der Inschrift KOIMOY ist zwar zweifelhaft: „pour
moi je ne voudrais ni souscrire à cette conjecture, ni la com-
battre, parce que ces charactères sont si petits et si endom-
magés par le temps, qu’il est presque impossible de les
déchiffrer‟, sagt Natter, und so könnte, die Echtheit voraus-
gesetzt, auch wohl KOINOY auf dem Stein gestanden haben.
Aber die Figur, fast ganz dem Satyr des Pergamos entspre-
chend, gehört zu denen, die mehrfach zu Fälschungen be-
nutzt worden sind; und so mag der Verdacht, den schon
Bracci (II, p. 5) aussprach, dass die Inschrift ein moderner
Zusatz sei, wohl begründet sein. Ob das Ganze, wie Köhler
(S. 182) behauptet, ein Werk Natter’s sei, der in geschmack-
voller Ausführung sehr kleiner Figuren eine grosse Geläufig-
keit besessen, wage ich nicht zu entscheiden. Natter leugnet
zwar nicht, dass er Gemmen mit griechischen Inschriften
selbst gefertigt, aber er stellt entschieden in Abrede, dass er
je eine dieser Arbeiten selbst für antik ausgegeben oder als
antik verkauft habe (Méthode, préf. p. XXX). — Endlich ist

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[515/0532] hier dient er nur, gegen die Richtigkeit des ganzen Raison- nements Verdacht zu erwecken. Erweisen sich demnach alle Gründe gegen die Echtheit als unzulänglich, so muss dage- gen der Umstand, dass die Inschrift zuerst falsch gelesen ward, für dieselbe sprechen: denn ein Fälscher würde wenig- stens für die Richtigkeit der Lesung gesorgt haben. Endlich aber dürfen wir nicht übersehen, dass der Stein schon von Maffei publicirt worden ist, also zu einer Zeit, in welcher auch nach Köhler und Stephani die Fälschung von Künstler- inschriften kaum noch begonnen hatte. Mit der Inschrift KOINOY wird ausserdem nur noch ein Augustuskopf auf einer Stoschischen Schwefelpaste von Raspe 11053 (Cades V, 266) angeführt, für dessen Echtheit ich nicht einstehen mag. Von vorn herein verdächtig sind dagegen die Steine mit der Inschrift KOIMOY; denn dieser Name ist, wie Letronne (Ann. dell’ Inst. XVII, p. 266) nach- weist, ungriechisch, und ausserdem liegt die Quelle der Fäl- schung in der falschen Lesart des zuerst behandelten Steines offen vor uns. Von dieser Art ist ein Sardonyx von ausser- gewöhnlicher Kleinheit mit dem Bilde eines Satyrs in lebhaf- ter Bewegung, den zuerst Natter als in seinem Besitz befind- lich bekannt machte: Méthode pl. 22; Bracci II, t. 55. Die Lesung der Inschrift KOIMOY ist zwar zweifelhaft: „pour moi je ne voudrais ni souscrire à cette conjecture, ni la com- battre, parce que ces charactères sont si petits et si endom- magés par le temps, qu’il est presque impossible de les déchiffrer‟, sagt Natter, und so könnte, die Echtheit voraus- gesetzt, auch wohl KOINOY auf dem Stein gestanden haben. Aber die Figur, fast ganz dem Satyr des Pergamos entspre- chend, gehört zu denen, die mehrfach zu Fälschungen be- nutzt worden sind; und so mag der Verdacht, den schon Bracci (II, p. 5) aussprach, dass die Inschrift ein moderner Zusatz sei, wohl begründet sein. Ob das Ganze, wie Köhler (S. 182) behauptet, ein Werk Natter’s sei, der in geschmack- voller Ausführung sehr kleiner Figuren eine grosse Geläufig- keit besessen, wage ich nicht zu entscheiden. Natter leugnet zwar nicht, dass er Gemmen mit griechischen Inschriften selbst gefertigt, aber er stellt entschieden in Abrede, dass er je eine dieser Arbeiten selbst für antik ausgegeben oder als antik verkauft habe (Méthode, préf. p. XXX). — Endlich ist

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 515. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/532>, abgerufen am 24.11.2024.