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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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ist, andererseits. Denn dieser zwar auf Münzen und an-
deren Kunstwerken häufige Gegenstand kommt doch auf Gem-
men, welche auf Alterthum Anspruch machen, ausser dem in
Rede stehenden Steine nicht vor und ein Fälscher würde da-
her eine Neuerung dieser Art gewiss nicht gewagt haben."
Sonach möchte nach Stephani die Gemme etwa der Siegel-
stein eines Arztes und die Uebereinstimmung des überdies
häufigen Namens mit einem als Künstlernamen vielfach ge-
misbrauchten nur zufällig sein. -- Copien bei Raspe 4084 ff.

Auf einem Hyacinth der Ludovisi'schen Sammlung ist ein
weibliches ideales Bildniss dargestellt mit entblösster linker
Brust, während die rechte von einem Fell bedeckt ist. Hin-
ter demselben liest man die Inschrift [fremdsprachliches Material - fehlt]. Von den vor-
geschlagenen Benennungen erscheinen die einer Diana oder
einer Amazone nicht passend, die einer Bacchantin wenigstens
einigermaassen annehmbar: Stosch t. 17; Bracci I, t. 42; Raspe
2119; Cades II, A, 452. Ueber diesen Stein äussert sich Köh-
ler S. 166 in folgender Weise: "Das Kupfer bei Stosch er-
regt einige Erwartung von der Darstellung und Ausführung
dieses weiblichen Brustbildes; betrachtet man aber den Stein
selbst oder einen Abdruck, so findet man eine so elende
und schülerhafte Arbeit, dass kein Liebhaber einen solchen
Stein in seiner Sammlung dulden würde. Für den plumpen
und dicken Hals ist der Kopf viel zu klein; die Brust ist
hässlich und hängt herab; und die Behandlung ist eben so
schlecht als die Zeichnung. ... Der Anblick dieses Brust-
bildes lehrt, dass der Künstler bei seiner Arbeit selbst nicht
gewusst hat, was er damit bilden wollte." Dieses harte Ur-
theil, dem auch Bracci p. 170 in so weit beistimmt, dass er
das Verdienst der Arbeit geringer achtet, als an anderen Stei-
nen mit dem Namen des Aulus, ist allerdings bis auf einen
gewissen Grad gerechtfertigt, und ich habe um so weniger
Ursache, ihm zu widersprechen, als die Betrachtung des Ori-
ginals, wie oben unter Dioskurides bemerkt ward, über den
modernen Ursprung der ganzen Arbeit keinen Zweifel lässt.

Ein vorwärts gewandter Satyrkopf mit der Inschrift
[fremdsprachliches Material - fehlt] auf einem Carneol oder Pras, einst dem Kunsthänd-
ler Jenkins gehörend, wird von Köhler S. 166 für eine Ar-
beit des vorigen Jahrhunderts erklärt; und dieses Urtheil
scheint mir durch die Betrachtung des Abdrucks bestätigt zu

ist, andererseits. Denn dieser zwar auf Münzen und an-
deren Kunstwerken häufige Gegenstand kommt doch auf Gem-
men, welche auf Alterthum Anspruch machen, ausser dem in
Rede stehenden Steine nicht vor und ein Fälscher würde da-
her eine Neuerung dieser Art gewiss nicht gewagt haben.‟
Sonach möchte nach Stephani die Gemme etwa der Siegel-
stein eines Arztes und die Uebereinstimmung des überdies
häufigen Namens mit einem als Künstlernamen vielfach ge-
misbrauchten nur zufällig sein. — Copien bei Raspe 4084 ff.

Auf einem Hyacinth der Ludovisi’schen Sammlung ist ein
weibliches ideales Bildniss dargestellt mit entblösster linker
Brust, während die rechte von einem Fell bedeckt ist. Hin-
ter demselben liest man die Inschrift [fremdsprachliches Material – fehlt]. Von den vor-
geschlagenen Benennungen erscheinen die einer Diana oder
einer Amazone nicht passend, die einer Bacchantin wenigstens
einigermaassen annehmbar: Stosch t. 17; Bracci I, t. 42; Raspe
2119; Cades II, A, 452. Ueber diesen Stein äussert sich Köh-
ler S. 166 in folgender Weise: „Das Kupfer bei Stosch er-
regt einige Erwartung von der Darstellung und Ausführung
dieses weiblichen Brustbildes; betrachtet man aber den Stein
selbst oder einen Abdruck, so findet man eine so elende
und schülerhafte Arbeit, dass kein Liebhaber einen solchen
Stein in seiner Sammlung dulden würde. Für den plumpen
und dicken Hals ist der Kopf viel zu klein; die Brust ist
hässlich und hängt herab; und die Behandlung ist eben so
schlecht als die Zeichnung. … Der Anblick dieses Brust-
bildes lehrt, dass der Künstler bei seiner Arbeit selbst nicht
gewusst hat, was er damit bilden wollte.‟ Dieses harte Ur-
theil, dem auch Bracci p. 170 in so weit beistimmt, dass er
das Verdienst der Arbeit geringer achtet, als an anderen Stei-
nen mit dem Namen des Aulus, ist allerdings bis auf einen
gewissen Grad gerechtfertigt, und ich habe um so weniger
Ursache, ihm zu widersprechen, als die Betrachtung des Ori-
ginals, wie oben unter Dioskurides bemerkt ward, über den
modernen Ursprung der ganzen Arbeit keinen Zweifel lässt.

Ein vorwärts gewandter Satyrkopf mit der Inschrift
[fremdsprachliches Material – fehlt] auf einem Carneol oder Pras, einst dem Kunsthänd-
ler Jenkins gehörend, wird von Köhler S. 166 für eine Ar-
beit des vorigen Jahrhunderts erklärt; und dieses Urtheil
scheint mir durch die Betrachtung des Abdrucks bestätigt zu

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[551/0568] ist, andererseits. Denn dieser zwar auf Münzen und an- deren Kunstwerken häufige Gegenstand kommt doch auf Gem- men, welche auf Alterthum Anspruch machen, ausser dem in Rede stehenden Steine nicht vor und ein Fälscher würde da- her eine Neuerung dieser Art gewiss nicht gewagt haben.‟ Sonach möchte nach Stephani die Gemme etwa der Siegel- stein eines Arztes und die Uebereinstimmung des überdies häufigen Namens mit einem als Künstlernamen vielfach ge- misbrauchten nur zufällig sein. — Copien bei Raspe 4084 ff. Auf einem Hyacinth der Ludovisi’schen Sammlung ist ein weibliches ideales Bildniss dargestellt mit entblösster linker Brust, während die rechte von einem Fell bedeckt ist. Hin- ter demselben liest man die Inschrift _ . Von den vor- geschlagenen Benennungen erscheinen die einer Diana oder einer Amazone nicht passend, die einer Bacchantin wenigstens einigermaassen annehmbar: Stosch t. 17; Bracci I, t. 42; Raspe 2119; Cades II, A, 452. Ueber diesen Stein äussert sich Köh- ler S. 166 in folgender Weise: „Das Kupfer bei Stosch er- regt einige Erwartung von der Darstellung und Ausführung dieses weiblichen Brustbildes; betrachtet man aber den Stein selbst oder einen Abdruck, so findet man eine so elende und schülerhafte Arbeit, dass kein Liebhaber einen solchen Stein in seiner Sammlung dulden würde. Für den plumpen und dicken Hals ist der Kopf viel zu klein; die Brust ist hässlich und hängt herab; und die Behandlung ist eben so schlecht als die Zeichnung. … Der Anblick dieses Brust- bildes lehrt, dass der Künstler bei seiner Arbeit selbst nicht gewusst hat, was er damit bilden wollte.‟ Dieses harte Ur- theil, dem auch Bracci p. 170 in so weit beistimmt, dass er das Verdienst der Arbeit geringer achtet, als an anderen Stei- nen mit dem Namen des Aulus, ist allerdings bis auf einen gewissen Grad gerechtfertigt, und ich habe um so weniger Ursache, ihm zu widersprechen, als die Betrachtung des Ori- ginals, wie oben unter Dioskurides bemerkt ward, über den modernen Ursprung der ganzen Arbeit keinen Zweifel lässt. Ein vorwärts gewandter Satyrkopf mit der Inschrift _ auf einem Carneol oder Pras, einst dem Kunsthänd- ler Jenkins gehörend, wird von Köhler S. 166 für eine Ar- beit des vorigen Jahrhunderts erklärt; und dieses Urtheil scheint mir durch die Betrachtung des Abdrucks bestätigt zu

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 551. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/568>, abgerufen am 24.11.2024.