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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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tung des Knäbchens etwas modern Spielendes; an dem Satyr
ist die Anordnung des Löwenfells in auffallender Weise der für
Herakles üblichen nachgebildet; und wenn auch Schritt und Hal-
tung als streng geregelt und gemessen durch die Wahl des Mo-
mentes bedingt erscheinen mögen, so liesse sich doch auch in
ihnen die innere Freiheit, die innere Frische und Lebendigkeit
einigermaassen vermissen. Je leichter indessen bei Arbeiten die-
ser Art das Mistrauen die Unbefangenheit des Blickes trübt,
um so weniger will ich durch die hier ausgesprochenen Bemer-
kungen eine bestimmte Entscheidung gegeben haben, die viel-
leicht nur durch Untersuchung des Originals oder wenigstens
eines recht guten Abdrucks überhaupt erst möglich wird.

Auf einem zuerst von Winckelmann (Descr. zu II, 1513)
als im Besitz der Gräfin Cheroffini befindlich erwähnten Car-
neol ist ein mit der Löwenhaut bedeckter Kopf des jugend-
lichen Herakles oder der Omphale gebildet und davor die In-
schrift [fremdsprachliches Material - fehlt], welche früher von Einigen fälschlich
Azeozas gelesen wurde: Lippert I, 626; Raspe 5515, t. 40;
Cades III, A, 84. Köhler nennt Inschrift und Arbeit neu;
und allerdings spricht die Wiederkehr einer verdächtigen Na-
mensform nicht zu Gunsten der Echtheit, zumal auch der
Kopf selbst eine auffallende Leere des geistigen Ausdruckes
zeigt.

Als durchaus unzuverlässig müssen endlich zwei Stücke
aus der berüchtigten de Thoms'schen Sammlung bezeichnet
werden: das erste ist ein Sardonyx: Perseus, der das Haupt
der Medusa in dem am Boden liegenden Schilde sich spiegeln
lässt; auf demselben (also in derselben ungebräuchlichen
Weise, wie [fremdsprachliches Material - fehlt] und APXIONOC der nämlichen Samm-
lung) liest man [fremdsprachliches Material - fehlt]: de Thoms VI, 6; de Jonge Notice,
p. 150, n. 10; Raspe 8864. Das zweite, eine Paste, zeigt
eine mit Thyrsus und Oenochoe einherschreitende rasende
Bacchantin und die nämliche in ihrer Abkürzung doppelt ver-
dächtige Inschrift [fremdsprachliches Material - fehlt]: de Thoms VI, 9. -- Der Achat
bei Beger Thes. Brand. III, p. 201 mit der noch nicht genü-
gend erklärten Inschrift [fremdsprachliches Material - fehlt] hat mit Axeochos sicher
nichts zu schaffen, sondern gehört zur Classe der Abraxas-
gemmen.

Caius s. Gaios.

tung des Knäbchens etwas modern Spielendes; an dem Satyr
ist die Anordnung des Löwenfells in auffallender Weise der für
Herakles üblichen nachgebildet; und wenn auch Schritt und Hal-
tung als streng geregelt und gemessen durch die Wahl des Mo-
mentes bedingt erscheinen mögen, so liesse sich doch auch in
ihnen die innere Freiheit, die innere Frische und Lebendigkeit
einigermaassen vermissen. Je leichter indessen bei Arbeiten die-
ser Art das Mistrauen die Unbefangenheit des Blickes trübt,
um so weniger will ich durch die hier ausgesprochenen Bemer-
kungen eine bestimmte Entscheidung gegeben haben, die viel-
leicht nur durch Untersuchung des Originals oder wenigstens
eines recht guten Abdrucks überhaupt erst möglich wird.

Auf einem zuerst von Winckelmann (Descr. zu II, 1513)
als im Besitz der Gräfin Cheroffini befindlich erwähnten Car-
neol ist ein mit der Löwenhaut bedeckter Kopf des jugend-
lichen Herakles oder der Omphale gebildet und davor die In-
schrift [fremdsprachliches Material – fehlt], welche früher von Einigen fälschlich
Azeozas gelesen wurde: Lippert I, 626; Raspe 5515, t. 40;
Cades III, A, 84. Köhler nennt Inschrift und Arbeit neu;
und allerdings spricht die Wiederkehr einer verdächtigen Na-
mensform nicht zu Gunsten der Echtheit, zumal auch der
Kopf selbst eine auffallende Leere des geistigen Ausdruckes
zeigt.

Als durchaus unzuverlässig müssen endlich zwei Stücke
aus der berüchtigten de Thoms’schen Sammlung bezeichnet
werden: das erste ist ein Sardonyx: Perseus, der das Haupt
der Medusa in dem am Boden liegenden Schilde sich spiegeln
lässt; auf demselben (also in derselben ungebräuchlichen
Weise, wie [fremdsprachliches Material – fehlt] und APXIONOC der nämlichen Samm-
lung) liest man [fremdsprachliches Material – fehlt]: de Thoms VI, 6; de Jonge Notice,
p. 150, n. 10; Raspe 8864. Das zweite, eine Paste, zeigt
eine mit Thyrsus und Oenochoe einherschreitende rasende
Bacchantin und die nämliche in ihrer Abkürzung doppelt ver-
dächtige Inschrift [fremdsprachliches Material – fehlt]: de Thoms VI, 9. — Der Achat
bei Beger Thes. Brand. III, p. 201 mit der noch nicht genü-
gend erklärten Inschrift [fremdsprachliches Material – fehlt] hat mit Axeochos sicher
nichts zu schaffen, sondern gehört zur Classe der Abraxas-
gemmen.

Caius s. Gaios.

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[557/0574] tung des Knäbchens etwas modern Spielendes; an dem Satyr ist die Anordnung des Löwenfells in auffallender Weise der für Herakles üblichen nachgebildet; und wenn auch Schritt und Hal- tung als streng geregelt und gemessen durch die Wahl des Mo- mentes bedingt erscheinen mögen, so liesse sich doch auch in ihnen die innere Freiheit, die innere Frische und Lebendigkeit einigermaassen vermissen. Je leichter indessen bei Arbeiten die- ser Art das Mistrauen die Unbefangenheit des Blickes trübt, um so weniger will ich durch die hier ausgesprochenen Bemer- kungen eine bestimmte Entscheidung gegeben haben, die viel- leicht nur durch Untersuchung des Originals oder wenigstens eines recht guten Abdrucks überhaupt erst möglich wird. Auf einem zuerst von Winckelmann (Descr. zu II, 1513) als im Besitz der Gräfin Cheroffini befindlich erwähnten Car- neol ist ein mit der Löwenhaut bedeckter Kopf des jugend- lichen Herakles oder der Omphale gebildet und davor die In- schrift _ , welche früher von Einigen fälschlich Azeozas gelesen wurde: Lippert I, 626; Raspe 5515, t. 40; Cades III, A, 84. Köhler nennt Inschrift und Arbeit neu; und allerdings spricht die Wiederkehr einer verdächtigen Na- mensform nicht zu Gunsten der Echtheit, zumal auch der Kopf selbst eine auffallende Leere des geistigen Ausdruckes zeigt. Als durchaus unzuverlässig müssen endlich zwei Stücke aus der berüchtigten de Thoms’schen Sammlung bezeichnet werden: das erste ist ein Sardonyx: Perseus, der das Haupt der Medusa in dem am Boden liegenden Schilde sich spiegeln lässt; auf demselben (also in derselben ungebräuchlichen Weise, wie _ und APXIONOC der nämlichen Samm- lung) liest man _ : de Thoms VI, 6; de Jonge Notice, p. 150, n. 10; Raspe 8864. Das zweite, eine Paste, zeigt eine mit Thyrsus und Oenochoe einherschreitende rasende Bacchantin und die nämliche in ihrer Abkürzung doppelt ver- dächtige Inschrift _ : de Thoms VI, 9. — Der Achat bei Beger Thes. Brand. III, p. 201 mit der noch nicht genü- gend erklärten Inschrift _ hat mit Axeochos sicher nichts zu schaffen, sondern gehört zur Classe der Abraxas- gemmen. Caius s. Gaios.

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 557. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/574>, abgerufen am 26.06.2024.