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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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Sosocles.

Dieser Name [fremdsprachliches Material - fehlt] geschrieben, findet sich vor dem Halse
eines Medusenhauptes auf einem Chalcedon, welcher, nachdem
er sich früher im Besitz des Cardinals Ottoboni, dann Rondanini's
und des Grafen Carlisle befunden, jetzt der Blacas'schen Samm-
lung angehört: zuerst publicirt von Stephanoni, dann von Licetus
(Ant. schem. gemm. 44); Canini Iconogr. t. 97; Maffei III, 69;
Stosch t. 65; Natter Methode pl. 13; Worlidge gems 43; Bracci II,
t. 109; Winck. Descr. III, 146; Lippert II, 17; Raspe 8985; Cades
II, F, 65; C. I. 7263. Stosch giebt fälschlich die Inschrift [fremdsprachliches Material - fehlt]-
[fremdsprachliches Material - fehlt], Visconti (Op. var. II, p. 126 und 250) wollte sie in [fremdsprachliches Material - fehlt]-
[fremdsprachliches Material - fehlt] emendiren, wogegen der Stein spricht. An der Echtheit
dieses Werkes hat niemand bis auf Köhler gezweifelt. Er
sagt S. 132: "Die Arbeit des Chalcedons ist neuen Ursprungs,
dies folgt schon aus der Steinart, weil die Alten nie in un-
sern Chalcedon geschnitten. Uebrigens beweisen es zum
Ueberfluss die auffallenden Härten und der Mangel an Ge-
schmack in den Haaren." Es wird demnach als möglich
hingestellt, dass die Ottoboni'sche Gemme vielmehr einem frü-
her Strozzi'schen, jetzt ebenfalls Blacas'schen Medusenhaupte
(Gori Mus. flor. II, t. 100, 3) nachgeschnitten sei, als dass
sie mit letzterem von einem gemeinschaftlichen Vorbilde in
Marmor oder Erz abstamme. Weiter heisst es von der In-
schrift: "Sie ist aus neuerer Zeit: 1) weil sie sprachwidrig
ist und Sosikles, Saokles oder Sokles geschrieben sein würde,
rührte der Name von alter Hand her; 2) weil der Name ab-
gekürzt ist; 3) weil aus Unkunde der Bedeutung der griechi-
schen Buchstaben ein C für ein K geschrieben; 4) weil nur
in neuerer Zeit dem [fremdsprachliches Material - fehlt] die barbarische Gestalt [fremdsprachliches Material - fehlt] gegeben
werden konnte, worin diese Aufschrift mit der oben als neu
bewiesenen des vormals Riccardi'schen Mäcenas (mit Solons
Namen) zusammentrifft. Vier wesentliche Fehler, von denen
einer zureichen würde, die Neuheit dieser Aufschrift zu beur-
kunden." Trotz dieser gewichtigen Bedenken wage ich nicht
mich Köhler's Verdammungsurtheil ohne weiteres anzuschlies-
sen. Schon die Publicationen aus dem siebzehnten Jahrhun-
dert geben dem Steine wie der Inschrift eine gewisse Au-
ctorität. Trennen wir den letzten undeutlichen Buchstaben
von den übrigen, so erhalten wir den gut griechischen Na-
men Sosos. So wäre es immerhin möglich, dass sich auch

Sosocles.

Dieser Name [fremdsprachliches Material – fehlt] geschrieben, findet sich vor dem Halse
eines Medusenhauptes auf einem Chalcedon, welcher, nachdem
er sich früher im Besitz des Cardinals Ottoboni, dann Rondanini’s
und des Grafen Carlisle befunden, jetzt der Blacas’schen Samm-
lung angehört: zuerst publicirt von Stephanoni, dann von Licetus
(Ant. schem. gemm. 44); Canini Iconogr. t. 97; Maffei III, 69;
Stosch t. 65; Natter Méthode pl. 13; Worlidge gems 43; Bracci II,
t. 109; Winck. Descr. III, 146; Lippert II, 17; Raspe 8985; Cades
II, F, 65; C. I. 7263. Stosch giebt fälschlich die Inschrift [fremdsprachliches Material – fehlt]-
[fremdsprachliches Material – fehlt], Visconti (Op. var. II, p. 126 und 250) wollte sie in [fremdsprachliches Material – fehlt]-
[fremdsprachliches Material – fehlt] emendiren, wogegen der Stein spricht. An der Echtheit
dieses Werkes hat niemand bis auf Köhler gezweifelt. Er
sagt S. 132: „Die Arbeit des Chalcedons ist neuen Ursprungs,
dies folgt schon aus der Steinart, weil die Alten nie in un-
sern Chalcedon geschnitten. Uebrigens beweisen es zum
Ueberfluss die auffallenden Härten und der Mangel an Ge-
schmack in den Haaren.‟ Es wird demnach als möglich
hingestellt, dass die Ottoboni’sche Gemme vielmehr einem frü-
her Strozzi’schen, jetzt ebenfalls Blacas’schen Medusenhaupte
(Gori Mus. flor. II, t. 100, 3) nachgeschnitten sei, als dass
sie mit letzterem von einem gemeinschaftlichen Vorbilde in
Marmor oder Erz abstamme. Weiter heisst es von der In-
schrift: „Sie ist aus neuerer Zeit: 1) weil sie sprachwidrig
ist und Sosikles, Saokles oder Sokles geschrieben sein würde,
rührte der Name von alter Hand her; 2) weil der Name ab-
gekürzt ist; 3) weil aus Unkunde der Bedeutung der griechi-
schen Buchstaben ein C für ein K geschrieben; 4) weil nur
in neuerer Zeit dem [fremdsprachliches Material – fehlt] die barbarische Gestalt [fremdsprachliches Material – fehlt] gegeben
werden konnte, worin diese Aufschrift mit der oben als neu
bewiesenen des vormals Riccardi’schen Mäcenas (mit Solons
Namen) zusammentrifft. Vier wesentliche Fehler, von denen
einer zureichen würde, die Neuheit dieser Aufschrift zu beur-
kunden.‟ Trotz dieser gewichtigen Bedenken wage ich nicht
mich Köhler’s Verdammungsurtheil ohne weiteres anzuschlies-
sen. Schon die Publicationen aus dem siebzehnten Jahrhun-
dert geben dem Steine wie der Inschrift eine gewisse Au-
ctorität. Trennen wir den letzten undeutlichen Buchstaben
von den übrigen, so erhalten wir den gut griechischen Na-
men Sosos. So wäre es immerhin möglich, dass sich auch

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[583/0600] Sosocles. Dieser Name _ geschrieben, findet sich vor dem Halse eines Medusenhauptes auf einem Chalcedon, welcher, nachdem er sich früher im Besitz des Cardinals Ottoboni, dann Rondanini’s und des Grafen Carlisle befunden, jetzt der Blacas’schen Samm- lung angehört: zuerst publicirt von Stephanoni, dann von Licetus (Ant. schem. gemm. 44); Canini Iconogr. t. 97; Maffei III, 69; Stosch t. 65; Natter Méthode pl. 13; Worlidge gems 43; Bracci II, t. 109; Winck. Descr. III, 146; Lippert II, 17; Raspe 8985; Cades II, F, 65; C. I. 7263. Stosch giebt fälschlich die Inschrift _ - _ , Visconti (Op. var. II, p. 126 und 250) wollte sie in _ - _ emendiren, wogegen der Stein spricht. An der Echtheit dieses Werkes hat niemand bis auf Köhler gezweifelt. Er sagt S. 132: „Die Arbeit des Chalcedons ist neuen Ursprungs, dies folgt schon aus der Steinart, weil die Alten nie in un- sern Chalcedon geschnitten. Uebrigens beweisen es zum Ueberfluss die auffallenden Härten und der Mangel an Ge- schmack in den Haaren.‟ Es wird demnach als möglich hingestellt, dass die Ottoboni’sche Gemme vielmehr einem frü- her Strozzi’schen, jetzt ebenfalls Blacas’schen Medusenhaupte (Gori Mus. flor. II, t. 100, 3) nachgeschnitten sei, als dass sie mit letzterem von einem gemeinschaftlichen Vorbilde in Marmor oder Erz abstamme. Weiter heisst es von der In- schrift: „Sie ist aus neuerer Zeit: 1) weil sie sprachwidrig ist und Sosikles, Saokles oder Sokles geschrieben sein würde, rührte der Name von alter Hand her; 2) weil der Name ab- gekürzt ist; 3) weil aus Unkunde der Bedeutung der griechi- schen Buchstaben ein C für ein K geschrieben; 4) weil nur in neuerer Zeit dem _ die barbarische Gestalt _ gegeben werden konnte, worin diese Aufschrift mit der oben als neu bewiesenen des vormals Riccardi’schen Mäcenas (mit Solons Namen) zusammentrifft. Vier wesentliche Fehler, von denen einer zureichen würde, die Neuheit dieser Aufschrift zu beur- kunden.‟ Trotz dieser gewichtigen Bedenken wage ich nicht mich Köhler’s Verdammungsurtheil ohne weiteres anzuschlies- sen. Schon die Publicationen aus dem siebzehnten Jahrhun- dert geben dem Steine wie der Inschrift eine gewisse Au- ctorität. Trennen wir den letzten undeutlichen Buchstaben von den übrigen, so erhalten wir den gut griechischen Na- men Sosos. So wäre es immerhin möglich, dass sich auch

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 583. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/600>, abgerufen am 24.11.2024.