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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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ist, eigentlich nur mit dem Beginne seiner Thätigkeit in die
Periode fällt, welche wir als die des Polygnot bezeichnet
haben.

Agatharchos,

Sohn des Eudemos, gebürtig von der Insel Samos, aber durch
seine Thätigkeit nach Athen gehörig, erlernte die Kunst ohne
Lehrer: Suid. Harpocr. s. v.; Olympiodor. ap. Bentley op.
phil. p. 349 ed. Lips. Für die Bestimmung seiner Zeit liegen
drei Angaben vor. Zuerst sagt Vitruv (VII. praef. §. 10),
dass er dem Aeschylos für eine Tragödie die Scene herrich-
tete (scenam fecit) und darüber einen Commentar zurückliess.
Sodann wissen wir aus Plutarch (Pericl. 13; de amic. mult.
p. 94F), dass er sich noch mit Zeuxis begegnete, indem dieser
auf die Prahlerei des erstern: er male schnell und leicht, er-
wiederte: er selbst aber in langer Zeit. Endlich wird mehr-
fach erzählt, dass Alkibiades den Agatharch, als dieser we-
gen anderer Bestellungen für ihn zu arbeiten sich weigerte,
bei sich einsperrte und zwang, sein Haus auszumalen. Nach
Plutarch (Alcib. 16.) entliess er ihn nach beendigter Arbeit
reich beschenkt. Nach Andokides (orat. c. Alcib. §. 17 ed.
Bekk.) entfloh Agatharch; und Alkibiades, ohne an sein eige-
nes Unrecht zu denken, machte ihm noch Vorwürfe, dass er
die Arbeit unvollendet verlassen (vgl. ausserdem Demosth.
in Mid. p. 562, mit den Scholien). Indem man nun einer Seits
annahm, dass Aeschylos seine letzten Tragödien in Athen
Ol. 76 oder 77 aufführte, und nach Aristoteles (poet. 4.) die
Skenographie, d. h. die kunstmässige Theatermalerei zu einer
Erfindung des Sophokles machte, anderer Seits dem Plinius
folgend die Blüthe des Zeuxis in Ol. 95 setzte, war es un-
möglich, die obigen Angaben auf eine einzige Person zu ver-
einigen. Doch hat schon Müller (zu Voelkel's arch. Nachlass,
S. 149.) einen Theil dieser chronologischen Schwierigkeiten
beseitigt. Die Oresteia des Aeschylos ward erst Ol. 80, 2
aufgeführt und der Dichter war in Athen gegenwärtig; da-
mals blühte aber auch schon Sophokles, und er mochte zu
der neuen Kunst etwas früher den ersten Anstoss gegeben
haben. Was nun Zeuxis anlangt, so werden wir unten nach-
weisen, dass wahrscheinlich schon Ol. 88, 3 ein Bild von ihm
in Athen vorhanden war. In dieselbe Zeit mag aber auch
das Zusammentreffen des Agatharch mit Alkibiades zu setzen

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ist, eigentlich nur mit dem Beginne seiner Thätigkeit in die
Periode fällt, welche wir als die des Polygnot bezeichnet
haben.

Agatharchos,

Sohn des Eudemos, gebürtig von der Insel Samos, aber durch
seine Thätigkeit nach Athen gehörig, erlernte die Kunst ohne
Lehrer: Suid. Harpocr. s. v.; Olympiodor. ap. Bentley op.
phil. p. 349 ed. Lips. Für die Bestimmung seiner Zeit liegen
drei Angaben vor. Zuerst sagt Vitruv (VII. praef. §. 10),
dass er dem Aeschylos für eine Tragödie die Scene herrich-
tete (scenam fecit) und darüber einen Commentar zurückliess.
Sodann wissen wir aus Plutarch (Pericl. 13; de amic. mult.
p. 94F), dass er sich noch mit Zeuxis begegnete, indem dieser
auf die Prahlerei des erstern: er male schnell und leicht, er-
wiederte: er selbst aber in langer Zeit. Endlich wird mehr-
fach erzählt, dass Alkibiades den Agatharch, als dieser we-
gen anderer Bestellungen für ihn zu arbeiten sich weigerte,
bei sich einsperrte und zwang, sein Haus auszumalen. Nach
Plutarch (Alcib. 16.) entliess er ihn nach beendigter Arbeit
reich beschenkt. Nach Andokides (orat. c. Alcib. §. 17 ed.
Bekk.) entfloh Agatharch; und Alkibiades, ohne an sein eige-
nes Unrecht zu denken, machte ihm noch Vorwürfe, dass er
die Arbeit unvollendet verlassen (vgl. ausserdem Demosth.
in Mid. p. 562, mit den Scholien). Indem man nun einer Seits
annahm, dass Aeschylos seine letzten Tragödien in Athen
Ol. 76 oder 77 aufführte, und nach Aristoteles (poet. 4.) die
Skenographie, d. h. die kunstmässige Theatermalerei zu einer
Erfindung des Sophokles machte, anderer Seits dem Plinius
folgend die Blüthe des Zeuxis in Ol. 95 setzte, war es un-
möglich, die obigen Angaben auf eine einzige Person zu ver-
einigen. Doch hat schon Müller (zu Voelkel’s arch. Nachlass,
S. 149.) einen Theil dieser chronologischen Schwierigkeiten
beseitigt. Die Oresteia des Aeschylos ward erst Ol. 80, 2
aufgeführt und der Dichter war in Athen gegenwärtig; da-
mals blühte aber auch schon Sophokles, und er mochte zu
der neuen Kunst etwas früher den ersten Anstoss gegeben
haben. Was nun Zeuxis anlangt, so werden wir unten nach-
weisen, dass wahrscheinlich schon Ol. 88, 3 ein Bild von ihm
in Athen vorhanden war. In dieselbe Zeit mag aber auch
das Zusammentreffen des Agatharch mit Alkibiades zu setzen

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[51/0068] ist, eigentlich nur mit dem Beginne seiner Thätigkeit in die Periode fällt, welche wir als die des Polygnot bezeichnet haben. Agatharchos, Sohn des Eudemos, gebürtig von der Insel Samos, aber durch seine Thätigkeit nach Athen gehörig, erlernte die Kunst ohne Lehrer: Suid. Harpocr. s. v.; Olympiodor. ap. Bentley op. phil. p. 349 ed. Lips. Für die Bestimmung seiner Zeit liegen drei Angaben vor. Zuerst sagt Vitruv (VII. praef. §. 10), dass er dem Aeschylos für eine Tragödie die Scene herrich- tete (scenam fecit) und darüber einen Commentar zurückliess. Sodann wissen wir aus Plutarch (Pericl. 13; de amic. mult. p. 94F), dass er sich noch mit Zeuxis begegnete, indem dieser auf die Prahlerei des erstern: er male schnell und leicht, er- wiederte: er selbst aber in langer Zeit. Endlich wird mehr- fach erzählt, dass Alkibiades den Agatharch, als dieser we- gen anderer Bestellungen für ihn zu arbeiten sich weigerte, bei sich einsperrte und zwang, sein Haus auszumalen. Nach Plutarch (Alcib. 16.) entliess er ihn nach beendigter Arbeit reich beschenkt. Nach Andokides (orat. c. Alcib. §. 17 ed. Bekk.) entfloh Agatharch; und Alkibiades, ohne an sein eige- nes Unrecht zu denken, machte ihm noch Vorwürfe, dass er die Arbeit unvollendet verlassen (vgl. ausserdem Demosth. in Mid. p. 562, mit den Scholien). Indem man nun einer Seits annahm, dass Aeschylos seine letzten Tragödien in Athen Ol. 76 oder 77 aufführte, und nach Aristoteles (poet. 4.) die Skenographie, d. h. die kunstmässige Theatermalerei zu einer Erfindung des Sophokles machte, anderer Seits dem Plinius folgend die Blüthe des Zeuxis in Ol. 95 setzte, war es un- möglich, die obigen Angaben auf eine einzige Person zu ver- einigen. Doch hat schon Müller (zu Voelkel’s arch. Nachlass, S. 149.) einen Theil dieser chronologischen Schwierigkeiten beseitigt. Die Oresteia des Aeschylos ward erst Ol. 80, 2 aufgeführt und der Dichter war in Athen gegenwärtig; da- mals blühte aber auch schon Sophokles, und er mochte zu der neuen Kunst etwas früher den ersten Anstoss gegeben haben. Was nun Zeuxis anlangt, so werden wir unten nach- weisen, dass wahrscheinlich schon Ol. 88, 3 ein Bild von ihm in Athen vorhanden war. In dieselbe Zeit mag aber auch das Zusammentreffen des Agatharch mit Alkibiades zu setzen 4*

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/68>, abgerufen am 21.11.2024.