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Brunner, Heinrich: Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 1. Leipzig, 1887.

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§ 30. Die Knechte.
als servi fiscales, servi fisci, in karolingischer samt den halbfreien
Kolonen als fiscalini zusammengefasst. Ihre Stellung ist eine erb-
liche 40; sie haben das Recht, an ihre Genossen zu veräussern 41.

Als Eigentum des Königs sind dessen Knechte durch höhere Busse
geschützt. Sie scheint zuerst das zweifache, später das dreifache der
normalen Busse betragen zu haben 42. Die pueri regis haben von
vornherein ein dem Liten gleichstehendes Wergeld 43. Ein höheres
Wergeld unbekannten Betrages besassen die Adelschalken des bairischen
Herzogs 44. In karolingischer Zeit haben auch die fiscalini das Wer-
geld des Liten 45. Wie in allen Fällen, wenn ein Knecht getötet
wurde, das Wergeld nicht an die Blutsverwandten, sondern an den
Herrn fiel, so hatte auch der Fiskus den vollen Anspruch auf das
Wergeld der Königsknechte. Doch findet sich selbst in dieser Be-
ziehung eine vereinzelte Ausnahme zu Gunsten der servi regis.
Der Langobardenkönig Liutprand gestattete, dass von dem Wer-
geld eines getöteten Königsknechtes dessen Verwandte ein Drittel
bezögen 46.

Vorzüge und Vorrechte genossen ferner die Knechte der Kirche 47.
Früher wie anderwärts scheinen auf den Kirchengütern die Leistungen
und Zinse der Unfreien fixiert worden zu sein 48. Wie die Knechte
des Königs erlangten auch die der Kirche mindestens in einzelnen
Stammesrechten den Schutz dreifacher Busse 49. Gleich jenen waren
sie nach dem ribuarischen Volksrechte befugt sich in eigener Person
vor dem öffentlichen Gerichte zu verantworten und auch sonst durch
prozessualische Privilegien begünstigt 50. In karolingischer Zeit werden

40 Waitz, VG IV 350.
41 Cap. miss. v. J. 803 c. 10, I 115: ut nec colonus nec fiscalinus foras mitio
possint aliubi traditiones facere. Vgl. Brunner, Mithio und Sperantes, in der
Festgabe für Beseler 1885, S 19.
42 Arg. Lex Sal. 25, 4. Lex Alam. 8: si quis servum ecclesiae occiderit, in
triplum componat; sicut solet servus regis ita componatur i. e. 45 solidis. Extrav.
zur Lex Salica A VI 4, Hessels col. 420: causae vero dominicae in triplo com-
ponuntur.
43 Lex Sal. 54, 2. 79. Lex. Rib. 53, 2.
44 S. oben Anm 39.
45 Cap. legi Rib. add. v. J. 803 c. 2, I 117.
46 Notitia Liutpr. de actoribus c. 3: hoc autem in diebus nostris et in tempore
regni nostri statuimus, quamvis lex nostra non sit.
47 Waitz, VG II 1 S 227, IV 351.
48 Lex Alam. 22, 1. Lex Baiuw. I 13.
49 Lex Alam. 8. Lex Baiuw. I 5 verlangt nur zweifachen Ersatz.
50 Lex Rib. 58, 20.

§ 30. Die Knechte.
als servi fiscales, servi fisci, in karolingischer samt den halbfreien
Kolonen als fiscalini zusammengefaſst. Ihre Stellung ist eine erb-
liche 40; sie haben das Recht, an ihre Genossen zu veräuſsern 41.

Als Eigentum des Königs sind dessen Knechte durch höhere Buſse
geschützt. Sie scheint zuerst das zweifache, später das dreifache der
normalen Buſse betragen zu haben 42. Die pueri regis haben von
vornherein ein dem Liten gleichstehendes Wergeld 43. Ein höheres
Wergeld unbekannten Betrages besaſsen die Adelschalken des bairischen
Herzogs 44. In karolingischer Zeit haben auch die fiscalini das Wer-
geld des Liten 45. Wie in allen Fällen, wenn ein Knecht getötet
wurde, das Wergeld nicht an die Blutsverwandten, sondern an den
Herrn fiel, so hatte auch der Fiskus den vollen Anspruch auf das
Wergeld der Königsknechte. Doch findet sich selbst in dieser Be-
ziehung eine vereinzelte Ausnahme zu Gunsten der servi regis.
Der Langobardenkönig Liutprand gestattete, daſs von dem Wer-
geld eines getöteten Königsknechtes dessen Verwandte ein Drittel
bezögen 46.

Vorzüge und Vorrechte genossen ferner die Knechte der Kirche 47.
Früher wie anderwärts scheinen auf den Kirchengütern die Leistungen
und Zinse der Unfreien fixiert worden zu sein 48. Wie die Knechte
des Königs erlangten auch die der Kirche mindestens in einzelnen
Stammesrechten den Schutz dreifacher Buſse 49. Gleich jenen waren
sie nach dem ribuarischen Volksrechte befugt sich in eigener Person
vor dem öffentlichen Gerichte zu verantworten und auch sonst durch
prozessualische Privilegien begünstigt 50. In karolingischer Zeit werden

40 Waitz, VG IV 350.
41 Cap. miss. v. J. 803 c. 10, I 115: ut nec colonus nec fiscalinus foras mitio
possint aliubi traditiones facere. Vgl. Brunner, Mithio und Sperantes, in der
Festgabe für Beseler 1885, S 19.
42 Arg. Lex Sal. 25, 4. Lex Alam. 8: si quis servum ecclesiae occiderit, in
triplum componat; sicut solet servus regis ita componatur i. e. 45 solidis. Extrav.
zur Lex Salica A VI 4, Hessels col. 420: causae vero dominicae in triplo com-
ponuntur.
43 Lex Sal. 54, 2. 79. Lex. Rib. 53, 2.
44 S. oben Anm 39.
45 Cap. legi Rib. add. v. J. 803 c. 2, I 117.
46 Notitia Liutpr. de actoribus c. 3: hoc autem in diebus nostris et in tempore
regni nostri statuimus, quamvis lex nostra non sit.
47 Waitz, VG II 1 S 227, IV 351.
48 Lex Alam. 22, 1. Lex Baiuw. I 13.
49 Lex Alam. 8. Lex Baiuw. I 5 verlangt nur zweifachen Ersatz.
50 Lex Rib. 58, 20.
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[237/0255] § 30. Die Knechte. als servi fiscales, servi fisci, in karolingischer samt den halbfreien Kolonen als fiscalini zusammengefaſst. Ihre Stellung ist eine erb- liche 40; sie haben das Recht, an ihre Genossen zu veräuſsern 41. Als Eigentum des Königs sind dessen Knechte durch höhere Buſse geschützt. Sie scheint zuerst das zweifache, später das dreifache der normalen Buſse betragen zu haben 42. Die pueri regis haben von vornherein ein dem Liten gleichstehendes Wergeld 43. Ein höheres Wergeld unbekannten Betrages besaſsen die Adelschalken des bairischen Herzogs 44. In karolingischer Zeit haben auch die fiscalini das Wer- geld des Liten 45. Wie in allen Fällen, wenn ein Knecht getötet wurde, das Wergeld nicht an die Blutsverwandten, sondern an den Herrn fiel, so hatte auch der Fiskus den vollen Anspruch auf das Wergeld der Königsknechte. Doch findet sich selbst in dieser Be- ziehung eine vereinzelte Ausnahme zu Gunsten der servi regis. Der Langobardenkönig Liutprand gestattete, daſs von dem Wer- geld eines getöteten Königsknechtes dessen Verwandte ein Drittel bezögen 46. Vorzüge und Vorrechte genossen ferner die Knechte der Kirche 47. Früher wie anderwärts scheinen auf den Kirchengütern die Leistungen und Zinse der Unfreien fixiert worden zu sein 48. Wie die Knechte des Königs erlangten auch die der Kirche mindestens in einzelnen Stammesrechten den Schutz dreifacher Buſse 49. Gleich jenen waren sie nach dem ribuarischen Volksrechte befugt sich in eigener Person vor dem öffentlichen Gerichte zu verantworten und auch sonst durch prozessualische Privilegien begünstigt 50. In karolingischer Zeit werden 40 Waitz, VG IV 350. 41 Cap. miss. v. J. 803 c. 10, I 115: ut nec colonus nec fiscalinus foras mitio possint aliubi traditiones facere. Vgl. Brunner, Mithio und Sperantes, in der Festgabe für Beseler 1885, S 19. 42 Arg. Lex Sal. 25, 4. Lex Alam. 8: si quis servum ecclesiae occiderit, in triplum componat; sicut solet servus regis ita componatur i. e. 45 solidis. Extrav. zur Lex Salica A VI 4, Hessels col. 420: causae vero dominicae in triplo com- ponuntur. 43 Lex Sal. 54, 2. 79. Lex. Rib. 53, 2. 44 S. oben Anm 39. 45 Cap. legi Rib. add. v. J. 803 c. 2, I 117. 46 Notitia Liutpr. de actoribus c. 3: hoc autem in diebus nostris et in tempore regni nostri statuimus, quamvis lex nostra non sit. 47 Waitz, VG II 1 S 227, IV 351. 48 Lex Alam. 22, 1. Lex Baiuw. I 13. 49 Lex Alam. 8. Lex Baiuw. I 5 verlangt nur zweifachen Ersatz. 50 Lex Rib. 58, 20.

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Zitationshilfe: Brunner, Heinrich: Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 1. Leipzig, 1887, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunner_rechtsgeschichte01_1887/255>, abgerufen am 22.11.2024.